Wirtschaftsformen und sozioökonomische Systeme in den Tropen

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Wirtschaftsformen und sozioökonomische Systeme in den Tropen Dritte Welt Begriffsdefinition Wirtschaftsformen und sozioökonomische Systeme in den Tropen

Begriffsdefinition Erste Welt: westliche Industrieländer Zweite Welt: kommunistische Länder mit zentraler Planwirtschaft Dritte Welt: rohstoffreiche Entwicklungsländer mit beginnender Industrialisierung Vierte Welt: rohstoffarme Entwicklungsländer mit geringer Industrialisierung, aber Ansätze einer wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung Fünfte Welt: Entwicklungsländer auf besonders niedriger Entwicklungsstufe und mit besonders ungünstigen Voraussetzungen

Allgemeines zum Begriff „Entwicklungsländer“ Erstes Auftauchen des Begriffs „underdeveloped countries“ im UNO-Programm von 1949 (Unterentwicklung vielfach nur im Hinblick auf die moderne Technologie) Durchsetzung des Begriffs „Entwicklungsländer“ in den 50er Jahren Maßstäbe: primär ökonomische Maßstäbe z.B. Bruttosozialprodukt (BSP); als Kriterium zur Zuordnung zu unterentwickelt/entwickelt = arm/reich Zunächst nur 2 „Welten“: „1. Welt“: westliche Industrieländer (einschl. Irland, Portugal, Griechenland, Spanien), Japan, Ostblockstaaten (SU, DDR, CSSR), Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien Übrige Länder unter der Bezeichnung „Entwicklungsländer“ zusammengefasst Später: Ostblockstaaten als eigene Gruppe namens „2. Welt“ ausgegliedert Entwicklungsländer liegen hauptsächlich in den Tropen und Subtropen, in den mediterranen und monsunalen Klimazonen  Gegensatz Industrie – Entwicklungsländer: Nord – Süd – Gefälle

Einteilung durch die Vereinten Nationen a) Least developed countries (LDC) BIP / Kopf < 355 US$ Anteil des Industriesektors am BIP < 10 % Alphabetisierungsquote über 15 Jahre < 20 % Betraf 1987 ca. 41 Entwicklungsländer (~ 380 Mio. Menschen = 10 % d. Bevölkerung der 3. Welt) b) Most seriously affected countries (MSAC) Hohe Auslandsverschuldung niedriges Pro-Kopf-Einkommen Starker Preisanstieg bei wichtigen Importen im Gegensatz zu Exporten Betraf 1987 ca. 1,5 Mrd. Menschen = 39 % der Bevölkerung der Dritten Welt

Schwellenländer Def.: Entwicklungsländer mit einem relativ vorgeschrittenen Entwicklungsstand (Englisch: take-off-countries oder NIC = newly industrializing countries) Die Beurteilung eines Entwicklungslandes als Schwellenland geht hauptsächlich von der Höhe des Pro-Kopf-Einkommens aus. Es gibt keine verbindliche Liste der Schwellenländer. Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) ordnet ca. 25-30 Staaten der Kategorie Schwellenländer zu. z.B.: Brasilien, Mexiko, Singapur, Portugal, Korea,…

Entwicklungsländer in den Tropen Entwicklungsländer sind keineswegs nur auf tropische Räume beschränkt, doch die Staaten der 5. Welt liegen fast ausschließlich in den Tropen. Sind naturräumliche Besonderheiten der Tropen an der Unterentwicklung ursächlich mitbeteiligt?!

Subsistenzwirtschaft = Wirtschaftsweise, bei der die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Erträge aus der Jagd und dem Sammeln ganz überwiegend selbst verbraucht und nicht vermarktet werden. Nachteile: einseitige Ernährung, geringe Möglichkeit zur Entwicklung und Veränderung, begrenzte Teilnahme am Wirtschafts- und Kulturleben Subsistenzwirtschaft wird als Ausdruck wenig entwickelter Lebensweise angefasst Reine Subsistenzwirtschaft ist eher die Ausnahme. Fast alle Menschen treiben nebenbei noch Tauschhandel und nehmen an lokalen Märkten teil.

Subsistenzproduktion = Wirtschaftsweise, die nicht nur zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln umfasst, sondern auch die Produktion jener Gegenstände, die für das tägliche Leben notwendig sind. z.B.: Bau von Hütten und Feuerstellen Wirtschaftsweise ändert sich von Jahr zu Jahr z.B.: Malaysia: 1 Jahr Plantage u. 1 Jahr Eigenversorgung Zunehmende Metropolisierung  Subsistenzwirtschaft auch in städtischen Zuwanderungsgebieten

Subsistenzwirtschaft hauptsächlich in den Tropen Afrikas, ohne Willen für Veränderung Subsistenzwirtschaftliche Organisation ist durch Mangel der Nahrungsreserven in der Trockenheit gekennzeichnet. Gemeinschaftsbesitz sind für Entwicklung ungünstig. Wichtigstes Kapital der Subsistenzwirtschaft: menschliche Körper  große Familie (zugleich Alters- und Sozialversicherung) Dieses Wertesystem ist für die Entwicklung der Agrarräume von Nachteil. Da der Bauer nicht nur für seine eigene Familie Land bewirtschaftet, sondern auch für die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung aufkommt, wird das Aufstocken von Nahrungsreserven erschwert.

Westsamoa Gilt, obwohl als armes Entwicklungsland zählend, als „wahrer Garten Eden“ Ganzjährig hohe Niederschläge: ganzjährige Vegetationsperiode gegeben  Vorratswirtschaft nicht notwendig Land- und Fischereigründe sind Eigentum des Dorfes. Dieses Dorfland wird unter den Familien aufgeteilt. Überschüsse werden wenig produziert  Handel und Märkte können nur in Ansätzen entstehen. Alle lebenswichtige Produkte werden innerhalb der Familie erzeugt, verteilt und verzehrt.

Typische Vegetation und Landnützung Heutzutage werden Metallwerkzeuge statt Steinwerkzeuge eingesetzt, aber: altes Wirtschaftssystem noch erhalten Neben der Subsistenzwirtschaft auch marktorientierte Produktionen  aber genau diese Produktionen erweisen sich als problematisch Subsistenzwirtschaft ist der wichtigste Teil in der Volkswirtschaft von Samoa u. hat das größte Entwicklungspotenzial Subsistenzwirtschaft wird vom marktorientierten Teil bedroht.

Produktion für den Weltmarkt

Plantagenwirtschaft = landwirtschaftliche Großbetriebe in Tropen und Subtropen Meistens mehrjährige Nutzpflanzen oder Dauerkultur  Weiterverarbeitung Sind/waren in Besitz nordamerikanischer bzw. europäischer Eigner (Manager aus Industriestaaten)

3 historische Phasen 16. – 19.Jh.: tropische Exportprodukte Arbeitskräfte: Sklaven Zweite Hälfte d. 19.Jhs.: Plantagen stark vergrößert, kürzere Schiffswege (Suez-Kanal), Nachfrage durch wachsende Bevölkerung und Rohstoffsbedarfs der Industrie stark angestiegen Gegenwart: Plantagen in ehemaligen Kolonien, Leitung in der Hand Einheimischer überwiegend für Export produziert

Plantagen sind hierarchisch gegliedert: Plantagen sind auf ein Anbauprodukt beschränkt (seit 20 Jahren, abgehend von der Monokultur) Plantagen sind hierarchisch gegliedert: Spitze: Manager Vorarbeiter Einfache Arbeiter Konsequenter Einsatz von Maschinen fehlt Viele Nachteile durch Gewinnabfluss in Industrieländer, aber auch viele Vorteile (z.B. Dauerkulturen besser auf ökologischer Sicht

Vorteile weil auf Weltmarkt  international konkurrenzfähig Handarbeit überwiegend  Vorteil für tropische Länder Plantagen mit Schulen, Sportplätzen und Sanitätseinrichtungen ausgestattet  überdurchschnittliche Infrastruktur Plantagenarbeiter sozial besser gesichert

Nachteile Durch cash crops (Pflanzen nur für Export produziert, nicht für Einheimische) Preis- und Gewinnschwankungen Plantagenarbeiter rasch entlassen, keine alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten Exportprodukte eigentlich für Bevölkerung benötigt Plantagen beliefern Weltmarkt

Beispiel: Bananenplantagen in Mittelamerika Bananen klassisches Plantagenprodukt, benötigen hohe Anforderungen (nährstoffreiche und tiefe Böden ohne Staunässe  Schwemmlandebenen Mittelamerikas und Ecuador  vulkanische Asche) Hohe Investitionen durch Empfindlichkeit der Bananen (Pflanzenkrankheiten, Schädlinge) Größere Chancen für Großbetriebe Exportsteuern erhöht durch UBEC (Union der Bananen produzierenden Staaten) Weniger als 30% Verkaufspreis an Erzeugerländer, weitere 30% für Fracht, Lagerung und Reifung Einzelhandel erhält mehr als Erzeugerländer

Beispiel: Kautschuk- und Kakaoplantagen in Malaysia Decken ein Drittel der Weltproduktion (genauso wie bei Palmöl) Kakaoproduktion steigt (Malaysia an 4. Stelle der Produzenten und Exportländer) Plantagenbevölkerungen = ländliches Proletariat, nicht Bauerntum Großplantagen (estates), mittlere und kleiner Betriebe unter 40 ha (smallholdings) Gemischter Anbau dient Eigenversorgung und regionalen Märkten Unterschied zwischen estates und smallholdings: Kapitalbedarf Kakaobäume zwischen Nutzpflanzen  mehr Ertrag Günstige Aussichten für Plantagen in Malysia (Produktionszahlen beweisen Erfolge)  mehr Finanzierung als in anderen Ländern

Tribalismus und Auswirkungen von Religionen Tribalismus: Definiton: eine durch die Vielzahl ethnischer Gruppen (Völker Stämme) geprägte Politik Einzelne Gruppen kämpfen um Vormacht im Staat Vielzahl der Sprachen und Dialekte  erschweren die politische und kulturelle Einheit sowie die wirtschaftliche Entwicklung Nur größere Stämme haben Chancen ihre Anliegen und politischen Vertreter durchzubringen Vor allem in Schwarzafrika führte der Tribalismus zu krigerischen Auseinandersetzungen (z.B. Biafrakrieg)  Er war Resultat der Auseinandersetzungen um die Vorherschaft und entstand aus dem Versuch des Südens und Südostens sich von Nigeria abzuspalten und einen eigenen Staat zu bilden

Religionen Entwicklungshemmender Faktor: bestimmte Religionen bzw. bestimmte Wertvorstellungen und Vorschriften  fehlende Innovationsbereitschaft lässt sich vielfach auf religiöse – ethnische Traditionen zurückführen (z.B. intensive und produktive Viehwirtschaft, Nahrungsversorgung der Bevölkerung kann durch die Tabuisierung bestimmte Tiere – heilige Kühe, Hinduismus- verhindern) Extreme Parzellierung des Landes durch Erbrecht (gerechte Aufteilung des Landes auf alle Erben innerhalb der Familie)  Etablieren kleiner Betriebe wird verhindert Kastensystem hemmt Veränderung der Wirtschaftsstrukturen im neuzeitlichen Sinne