Industriegesellschaft wird bei uns immer mehr zur Wissensgesellschaft

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Industriegesellschaft wird bei uns immer mehr zur Wissensgesellschaft Die Wissensgesellschaft löst die derzeitige Industriegesellschaft, die von der industriellen Massenproduktion und dem Massen-Konsum geprägt ist, ab. Der Prozess ist schon im Gange. Wir sehen, dass im Gefolge des technologischen Wandels (Informationstechnologien) und der Globalisierung bei uns zunehmend Wissens-verarbeiterInnen tätig sind Führungskräfte, WissenschafterInnen und ForscherInnen, DesignerInnen, Medienspezialisten, BeraterInnen etc. und eine schrumpfende Zahl von Fach- und HilfsarbeiterInnen. Die Produktion standardisierter Konsum- und Industriegüter findet immer weniger bei uns statt sondern in anderen Länder, fern und nah (Multinationalisierung der Produktion). Konsum und Produktion fallen räumlich immer mehr auseinander.

Charakteristika der Wissensgesellschaft Flexibilisierung und Spezialisierung der Arbeit zieht eine Flexibilisierung und Spezialisierung der Aus- und Weiterbildung nach sich. In der Folge gewinnen Suchprozesse nach passenden Arbeitsplätzen und Arbeitskräften an Bedeutung und bedürfen komplexer Instrumente und Technologien (Netzwerkgesellschaft). Der Suchprozess an sich (Google-Mania), das Zusammenführen einer differenzierten Qualifikationsstruktur von Arbeitskräften (Arbeitsangebot) mit einer ebenfalls komplexen Struktur von Arbeitsmöglichkeiten (Nachfrage) wird selbst zu einem Ziel der Informations- und Wissensgesellschaft.

Vision über die zukünftige Rolle Länder, die es schaffen, die Entwicklungen von Angebot und Nachfrage transparent zu machen, Visionen über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zu entwickeln und dafür die Unterstützung der Gesellschaft zu erlangen (gesellschaftliche Akzeptanz), sind für die Herausforderungen einer Wissensgesellschaft gerüstet. Wissen für alle zugänglich machen, unter Nutzung aller Möglichkeiten der modernen Technologien, ist ein wesentliches Kriterium der Wissensgesellschaft. Wissen “ermächtigt“ die Individuen, sich selbst zu organisieren in einer Welt, die zunehmend international arbeitsteilig ist und wo jeder/jede eine passende Aufgabe sucht.

Bildungsplanung wird zur Herausforderung Die Planung der Ausbildung für eine zunehmend fragmentierte Produktion von Gütern und Dienstleistungen wird immer mehr zur Herausforderung der Bildungsplanung. Bildung und Bildungssysteme stehen demzufolge im Zentrum des Interesses, wenn es um die Umgestaltung unserer Gesellschaft und Wirtschaft in Richtung Wissensgesellschaft geht. Bildung wird wieder weit gefasst und geht über die Erstausbildung und die Weiterbildung am Arbeitsplatz hinaus. Die Bildungspolitik ist angehalten, von der Einmaligkeit und Unumkehrbarkeit der indi­viduellen Bildungsbiographie wegzukommen, und die kontinuierliche Weiterbildung und Höherqualifizierung im Rahmen eines Systems lebenslangen Lernens zu ermöglichen.

Internationalisierung der Bildung Die Bildung ist nicht mehr auf die nationale Planung zu reduzieren, sondern in einen weiteren internationalen Rahmen zu stellen. In Europa hat die EU spätestens seit 1995 (EC 1995) erkannt, dass nicht nur die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik auf breiter Ebene zu koordinieren ist, sondern auch die Bildungspolitik. Die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft, der rasche technische Fortschritt und die steigende Mobilität der Arbeitskräfte macht eine gewisse Anpassung der Bildungssysteme und eine Koordination der Bildungspolitik innerhalb eines gemeinsamen Arbeits-, Bildungs- und Sozialraums erforderlich.

Ein europäischer Wirtschafts-, Arbeits- und Bildungsraum Derzeit ist die Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb der EU noch relativ gering und beschränkt sich auf hochqualifizierte Arbeitskräfte - gerade 2% der Arbeitskräfte der EU arbeiten in einem anderen als dem eigenen EU-Land. Das ist ein Indiz dafür, dass die gegenseitige Anerkennung der nationalen Bildungs- und Berufsnachweise nicht ausreicht, um Beschäftigungsmöglichkeiten in anderen Ländern der EU wahrnehmen zu können. Um die Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb der EU zu erleichtern, versuchte die Europäische Kommission daher, in einem ersten Schritt, ein gegenseitiges Verständnis für die Kenntnisse und Qualifikationen, die in den einzelnen Stufen der Bildungssysteme in den einzelnen Mitgliedsländern vermittelt werden, zu schaffen (EK 1995, 1996, EK/Eurydice 2001). In weiterer Folge ist eine Koordination der Bildungs- und Qualifizierungspolitik vorgesehen, die zu einer Vertiefung der Integration Europas, die über Güter- und Kapitalmärkte hinausgeht, beitragen soll (Systeme des lebensbegleitenden Lernens).

Spannungsfeld der Bildung zwischen Konsum- und Investitionsgut Aufgabe des Bildungssystems ist es, einerseits der bildungsinteressierten Bevölkerung ein entsprechendes inhaltliches und quantitatives Bildungsangebot zu liefern, andererseits soll sie der Wirtschaft ein adäquat ausgebildetes Arbeitsangebot sichern. Es herrscht somit ein Spannungsfeld zwischen dem wirtschaftlichen und individuellen Bildungsbedarf in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Bildung wird einerseits mit dem Ziel der Selbstentfaltungsmöglichkeit und der Erhöhung des Selbstwertgefühls von den Individuen gewählt (Bildung als Konsum), andererseits hat Bildung einen Investitionscharakter sowohl für das Individuum als auch für die Gesamtwirtschaft. Sie schafft mündige Bürger und setzt sie in die Lage, sich gegenüber politischer Bevormundung zu wehren.

Wissensvermittlung als herausforderung für die Gesellschaft und die Individuen Die Herausforderungen einer komplexen Wissensvermittlung für alle sind vielseitig und bedürfen einer Kombination von Instrumenten, einer institutionellen Vernetzung und neuer Formen der Finanzierung (Public-Private Partnerships). Finanzielle Anreize zur Weiterbildung sind allerdings nur ein Weg zur kontinuierlichen Wissensanpassung der Bevölkerung Neue Instrumente sind zu entwickeln, die lernferne Bevölkerungsschichten von der Notwendigkeit der Weiterbildung überzeugen. Die Barrieren einer Weiterbildung sind nämlich nicht nur Geldmangel, sondern vor allem auch Zeitmangel, keine positive Erwartungshaltung in Bezug auf den finanziellen Ertrag einer Weiterbildungsmaßnahme und ein geringes Selbstvertrauen bezüglich der Lernfähigkeit.

Komponenten einer Wissensgesellschaft Resümierend ist zu sagen, dass die Bildungs-, Qualifikations- und Innovationspolitik eine wichtige Rolle in der Umsetzung einer Wissensgesellschaft spielen. Wenn sie nicht mit der allgemeinen Wirtschafts- und Strukturpolitik koordiniert werden, und keine alternativen Finanzierungsmodelle für Aus- und Weiterbildung entwickelt werden, kann ein Zurückfallen der österreichischen Wirtschaft und damit der Wohlfahrt der Gesellschaft in einer Wissensgesellschaft die Folge sein.

Lebensbegleitendes Lernen Fachwissen ist laufend zu adaptieren, nicht nur wegen dem raschen technologischen und wirtschaftlichen Wandel, sondern auch weil wir immer älter werden (Berufswandel und Generationenwandel fallen auseinander) Laufende Weiterbildung für alle trägt auch dazu bei, dass alle in den Genuss verbesserter Lebens- und Arbeitsbedingungen kommen; sie sichert damit die soziale Kohäsion Die Organisation des kontinuierliche Lernens stellt eine gesellschaftspolitische Innovation dar, in der die technologischen und sozialen Potenziale in einem Land genutzt und vernetzt werden, mit der Welt verglichen werden und weiter entwickelt werden. Das stellt insbesondere infolge der Unvorhersehbarkeit des Wandels (Bedeutungsgewinn von Berufsswitching gegenüber aufbauendem Wissen) eine besondere Herausforderung für Mensch und Gesellschaft dar.