Die Gerichtsprozesse der römisch-katholischen Kirche Die Inquisition Die Gerichtsprozesse der römisch-katholischen Kirche
Kurzer Überblick über die Inquisition Entstehung der Inquisition Anfang des 13. Jahrhunderts Instrument der röm.-kath. Kirche erleichterte Aufspürung, Bekehrung und Verurteilung von Häretikern Häresie, Magie oder Blasphemie waren die verfolgten Hauptverbrechen Besonderheiten des Verfahrens: Einsatz von Folter Bestrafungen bis zur Todesstrafe Vorsitzender: Inquisitor Bischöfe oder Ordensgeistliche Neuzeit: Protestanten wurden durch die Inquisition verfolgt Ende im späten 18. Jahrhundert Kurzer Überblick über die Inquisition
Darstellung eines Inquisitionsprozesses
Der Anwendungsbereich der Inquisition Mittelalterliche Inquisition Zentral- und Südeuropa Zeitlich und örtlich unterschiedliche Intervalle Häresie war der häufigste Grund einer Inquisition im MA Zentren: Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen Neuzeitliche Inquisition Territorium des Kirchenstaates (Italien) Spanische und portugiesische Herrscher Verfolgung von häretischen Gruppen Apostelbrüder, Protestanten etc. Auch einzelne Personen wurden verfolgt Jeanne d‘Arc und Giordano Bruno Der Anwendungsbereich der Inquisition
Jeanne d‘Arc am Scheiterhaufen
Der Anwendungsbereich der Inquisition Neuzeitliche spanische und portu- giesische Inquisition Verfolgung von konvertierten Juden (Conversos) und Muslime (Moriscos) Verfolgung in Glaubensfragen Wucher, Hexerei und Magie Sexualverbrechen oder Verbrechen gegen die Sittlichkeit Gotteslästerung Auch durch landesherrliche oder städtische Gerichte verfolgt wurde vor allem Sexualverbrechen Exzesse in der Spanischen und Römischen Inquisition Der Anwendungsbereich der Inquisition
Beispiel einer Feuerprobe
Der Umgang mit Ketzern in der kirchlichen Frühgeschichte Konsens im 2. und 3. Jahrhundert über die kirchliche Lehre Allgemeine christliche Lehre Einigkeit über die Varianten des Christentums Randgruppen Nur Bischöfe konnten gegen Häretiker vorgehen Das erste Konzil von Nicäa Beginn der Veränderung in der röm.-kath. Kirche Zahlreiche Abspaltungen von Gruppen aufgrund von Lehrentscheidungen Bis zum Konzil von Chalcedon war nur die Exkommunikation möglich Der Umgang mit Ketzern in der kirchlichen Frühgeschichte
Der Umgang mit Ketzern in der kirchlichen Frühgeschichte Herstellung einer Verbindung zwischen kirchlicher und weltlicher Macht Kaiser Konstantin I. Verfolgung der Häresie Christentum wird Staatsreligion Kaiser Theodosius I. Ab dem Jahr 380 nach Christus wurde die Häresie reichsgesetzlich verfolgt und mit Todesstrafe bestraft Erster zu Tode verurteilter Ketzer Priscillian im Jahr 385 nach Christus Bis zur Inquisition Ketzerverfolgung in ganz Europa Papst Alexander III. forderte zeitliche Strafen Der Umgang mit Ketzern in der kirchlichen Frühgeschichte
Die Inquisition während des Mittelalters – Entstehung Organisierte Ketzerbekämpfung Auftreten von Laien- und Randgruppen Vorwurf der Häresie 12. Jahrhundert nach Christus Große Menge von Ketzern im Abendland Bis dahin kein geballtes Auftreten Entstehung der kirchlichen Inquisition Reaktion auf gesellschafts-politische Erscheinungen (Häresie) Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Inquisition Drittes Laterankonzil (1179): Beginn der Inquisition Die Inquisition während des Mittelalters – Entstehung
Darstellung einer Inquisition – die bis dahin härteste Strafe
Die Inquisition während des Mittelalters - Etablierung Gleichsetzung der Häresie mit Majestäts- beleidigung Papst Innozenz III. Dekretale „Vergentis in senium“ Das Vierte Laterankonzil Erneute Massenexkommunikation von Häretikern Einheitliches Glaubensbekenntnis Edikt „Cum ad conservandum“ 1224 nach Christus von Kaiser Friedrich II. erlassen Gleichsetzung der Häresie und der Majestätsbeleidigung auf weltlicher Ebene Erstmals Erwähnung der Todesstrafe durch Verbrennen Die Inquisition während des Mittelalters - Etablierung
Darstellung von Papst Innozenz III.
Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung Papst Gregor IX. Ab 1227 nach Christus Päpstliche Sonderbeauftragte Inquisitoren übernahmen Aufgaben der Bischöfe Dominikaner wurden beauftragt Zumeist Inquisitoren des Papstes Vertraut mit der Ketzerverfolgung Bulle „Ille humanui generis“ Aufträge an Dominikaner Konvente in Deutschland, Österreich und Frankreich Bischöfe konnten auch Inquisitoren sein Eigeninitiative vom Heiligen Stuhl sehr gewünscht Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung
Heiliger Dominikus – Dominikanerordensgründer
Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung Verschärfung der Handhabung gegen Ketzer Nach Albingenserkreuzzug Synode von Toulouse unter Gregor IX. Toulouser Ketzer sollen aufgespürt werden und gefangen genommen werden Ausweitung der Verfolgung Mitwisser wurden bedroht das Vermögen oder das Leben zu verlieren Menschen waren Verdächtige wenn: sie mit Ketzern reden ihnen Almosen gaben Einladung zur Anhörung Wer kam wurde eingekerkert Wer nicht kam galt als schuldig Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung
Papst Gregor IX.
Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung Einsetzen von Visitationen in Toulouse Charakteristisch für die Inquisition Art der Bestands- oder Normenkontrolle Apostolische Visitatoren untersuchen Vorfälle, die sich gegen die Kirche richten Festlegung der strafrechtlichen Bestimmungen gegen Ketzer Papst Gregor IX. im Jahr 1231 Erlaubnis zur Folterung Mittel zur Wahrheitsfindung bei Inquisitions- prozessen Formale Einschränkungen der Folter Keine bleibenden körperliche Schäden sollten entstehen Die päpstliche Inquisition und Erlaubnis zur Folterung
Darstellung eines Inquisitionsprozesses
Die Wirkungsgeschichte der Inquisition - Deutschland Die ersten Ketzerprozesse Ketzerrichter und Inquisitor Konrad von Marburg Zahlreiche Hinrichtungen Inquisitionen in Deutschland Augsburg und Nürnberg ab 1300 nach Christus Entsendung zweier Inquisitoren Papst Urban V. 1367 nach Christus zwei Dominikanermönche Walter Kerlinger: besonders grausam Die Hexenbulle Inquisitor Heinrich Kramer Papst Innozenz VIII. bezeichnet Hexenwesen als real Reformation beendete Ketzerinquisition Die Wirkungsgeschichte der Inquisition - Deutschland
Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Österreich Die Inquisition zwischen dem Salzkammergut und dem Wienerwald Initiative des Passauers Bischofs Otto von Lonsdorf Steyr – die Waldenserhochburg Inquisitionen im Jahr 1311, 1365, 1370, 1391 bis 1402 und 1397 nach Christus 1397 wurden 100 Waldenser verbrannt Ende der Ketzerinquisition Letzter Prozess in Wien gegen Stephan von Basel im Jahr 1467 nach Christus Bedeutendes Mitglied der Böhmischen Brüder Wirken von Hexeninquisitor Heinrich Kramer in Innsbruck um 1480 nach Christus Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Österreich
Hexenverbrennung in Wien um 1320 nach Christus
Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Frankreich Netz inquisitorischer Untersuchungen nach Albigenserkreuzzug seit 1229 Größte Untersuchung Frankreichs Bernard de Caux und Jean de Saint-Paul Alle volljährigen Einwohner wurden verhört Unterteilung Frankreichs in 6 Inquisitionsbezirke Dominikaner und Franziskaner als Inquisitoren Politische Instrumentalisierung: Vernichtung des Templerordens 1431: Ketzerprozess gegen Jeanne d‘Arc Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Frankreich
Inquisitionsprozess in Frankreich
Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Italien Erste Hinrichtungen in Italien Dominikaner Johannes von Vicenza Ab 1233 nach Christus Unterteilung Italiens in acht Inquisitions- provinzen Dominikaner und Franziskaner als Inquisitoren Starkes Vorgehen gegen Häretiker Vorgehen gegen Katharer 1278 nach Christus in Sirmione 178 führende Katharer hingerichtet Vorgehen gegen Waldenser Diözese Turin zwischen 1312 und 1395 nach Christus Rund 13 Inquisitorin in Turin Die Wirkungsgeschichte der Inquisition – Italien
Ziele und Finanzierung der mittelalterlichen Inquisition Reinerhaltung des katholischen Glaubens Hauptziel der mittelalterlichen Inquisition Häretiker waren von ihrem Weg abzubringen Ihre Seelen dem eigen Heil zuzuführen Anstiftung zur Reue und Buße Auch physische Vernichtungen Finanzierung aus dem Vermögen der Verurteilten Bulle Ad Extirpanda aus dem Jahr 1252 nach Christus Vermögen aus Konfiszierungen und Geldstrafen Ein Drittel an die Stadtgemeinde Ein Drittel an die beteiligten Ortsbischöfe und Amtsträger Ein Drittel an die Inquisitionskommission Ziele und Finanzierung der mittelalterlichen Inquisition
Inquisitionsprozess gegen eine Katharer in Italien
Die Organisation der mittelalterlichen Inquisition Aufträge direkt vom Papst Inquisition besaß keine übergeordnete Behörde Aufträge an Bischöfe, Legaten oder Orden Aufträge von Bischöfen oder Orden Anregung weltlicher Herrscher Politische Interesse Einteilung in Frankreich und Italien Unterteilung in Inquisitionsbezirke Sonderfall Südfrankreich Eigene Struktur (Häuser, Archive) Großen Miterbeiterstab Deutschland und Österreich Keine Inquisitionsprovinzen Die Organisation der mittelalterlichen Inquisition
Der Papst uns sein Groß-Inquisitor
Ablauf einer mittelalterlichen Ketzerinquisition Voraussetzungen für eine Ketzer- inquisition Nennenswerte Zahl von Ketzern Aktivwerden einer zuständigen Kirchenstelle Unterstützung durch den Machthaber Bereitstellung von Exekutivpersonal und Gefängnissen Entsendung von Mönchen in das Gebiet Öffentliche Predigten und Ankündigung der Untersuchung Vorladung der Angeklagte Inquisitor und sein Mitarbeiterstab kommen in den betroffenen Ort Angeklagte werden an Zentralort gebracht Ablauf einer mittelalterlichen Ketzerinquisition
Ablauf einer mittelalterlichen Ketzerinquisition Heranziehen von Archivdaten Wenn schon Inquisitionsverfahren stattfanden Abgleichen und Aufdeckung von Ungereimtheiten Einvernahme der Angeklagten Auch gesamte volljährige Einwohnerschaft konnte ein-vernommen werden Einräumen einer Gnadenfrist Ab dem 13. Jahrhundert nach Christus Innerhalb der Gnadenfrist Strafnachlass bzw. Straffreiheit Verhöre in Gruppen üblich Auch Möglichkeit von Einzelverhören Urteile wurden schriftlich niedergelegt und verkündet Ablauf einer mittelalterlichen Ketzerinquisition
Einzelverhör während eines Inquisitionsprozzesses
Die übliche Verhörpraxis der mittelalterlichen Inquisition Entscheidung über Härte oblag dem Inquisitoren Schwache Verdachtsfälle Gütliches Gespräch Konfrontation mit Zeugenaussagen Rückgriff auf ältere Aktenvermerke Schwerwiegende Verdachtsfälle Gefängnisaufenthalt Androhung und Ausführung der Folter Die Folter als Verhörmittel Kirchliche und weltliche Strafverfahren Die Folter und die Inquisition Päpstlicher Erlass Ad Extirpanda erlaubt Folter Keine bleibenden, körperliche Schäden Inquisitoren gaben untereinander die Absolution Die übliche Verhörpraxis der mittelalterlichen Inquisition
Die Urteile der mittelalter-lichen Inquisition Erhalten der Absolution Abschwören der Häresie vor der Inquisition Buße und Tragen von gelben oder blauem Gewand mit Bußkreuzen Gefängnis oder Todesstrafe Bei Rückfälligen oder bei schweren Fällen Tod durch Verbrennen Todesurteile Von den Inquisitoren ausgesprochen Von weltlichen Herrschern umgesetzt Die Urteile der mittelalter-lichen Inquisition
Galilei vor der Heiligen Inquisition
Die Inquisition in der Neuzeit Der Protestantismus Neue Dimension religiösem Widerspruchs Herkömmliche Häresiebekämpfung reichte nicht mehr aus Agenden der Ketzerverfolgung übernommen von staatlichen Organen Die drei Herrschaftsbereiche der neuen Inquisition Spanische Inquisition Portugiesische Inquisition Römische Inquisition Die Inquisition in der Neuzeit
Zeichen für die Spanische Inquisition
Die Inquisition in der Gegenwart Das Ende der eigentlichen Inquisition: Umbenennung in Sacra congregatio Romanae et universalis Inquisitionis seu Sancti Officci oder Sandtum Officum durch Papst Pius X. im Jahr 1908 nach Christus Aufsichtsorgan der lokalen Inquisition Kardinal war Vorsitzender dieser Kongregation Die Kongregation für die Glaubenslehre = moderner Name des Sanctum Officium Präfekt dieser Einrichtung war der Kurienkardinal Josef Kardinal Ratzinger hatte diese Funktion inne Die Inquisition in der Gegenwart
Danke für Ihre Aufmerksamkeit Manuel H. Sanin, 2009 Die Inquisition