Das Verfahren auf nationaler und europäischer Ebene Normenentstehung Das Verfahren auf nationaler und europäischer Ebene Dipl. Ing. Fritz SEDA Bundesimmobiliengesellschaft Experte bei Austrian Standards
Übersicht Normen allgemein weltweite Verflechtung (ISO) europäische Normung (CEN) Normung in Österreich (ÖNORM)
Was ist eine Norm? Ist eine qualifizierte Empfehlung – kein Gesetz Ist öffentlich zugänglich Wird im Konsens nach international anerkannten Verfahren erstellt Beruht auf abgestimmten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Praxis Zielt auf größtmöglichen Nutzen für alle Wird von einer anerkannten Normungsorganisation zur allgemeinen und wiederkehrenden Anwendung angenommen
Grundprinzipien der Normung Konsens – Überzeugen statt Überstimmen (Einstimmigkeit in Österreich, qualifizierte Mehrheit in Europa) Kohärenz – national und auf europäischer Ebene (Widerspruchsfreiheit, Einheitlichkeit) Publizität (Stellungnahme durch die Öffentlichkeit, stets öffentlich zugänglich)
Normen – schaffen Klarheit Normen legen allgemein anerkannt den aktuellen technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Stand in vielen Themen fest Auf sie wird fallweise in Gesetzen Bezug genommen Sie können in Aufträgen, insbesondere der öffentlichen Hand, als verbindlich vereinbart werden In Gerichtsverfahren werden sie – auch wenn nicht vereinbart – sehr oft vom Richter zur Beweiswürdigung zugelassen Sie beenden sehr oft strittige Diskussionen unter Experten
Normen – helfen der Wirtschaft Bauen Handelshemmnisse ab Sorgen für Kompatibilität von Produkten und Dienstleistungen Vereinfachen die Kommunikation Fördern Chancengleichheit in Wettbewerb Stellen die Zweckdienlichkeit von Produkten und Verfahren unter festgelegten Bedingungen sicher
Die verschiedenen Arten an Normen Grundnormen schaffen die Basis Terminologienormen definieren Fachausdrücke Prüfnormen legen Prüfverfahren fest Produktnormen Eigenschaften von Erzeugnissen Verfahrensnormen Management-Normen Vertragsnormen normen Vertragsbestimmungen Dienstleistungsnormen für Dienstleistungsanforderungen Schnittstellennormen legen Kompatibilität an Verbindungs- stellen fest
Internationale Verflechtung
Normung weltweit Europa International CEN Europäisches Komitee für Normung www.cen.eu CENELEC Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung www.cenelec.eu ETSI Europäische Normungsorganisation für Telekommunikation www.etsi.org International ISO Internationale Organisation für Normung www.iso.org IEC Internationale Elektrotechnische Kommission www.iec.ch ITU International Telecommunications Union www.itu.int
Internationale Koordination Gemäß „Wiener Abkommen“ aus 1991 europaweit 33 Mitglieder Europäische Norm (EN ISO) gewichtete Stimmen MUSS übernommen werden: ÖNORM EN ISO weltweit 163 Mitglieder Internationale Norm (ISO) ein Land, eine Stimme muss nicht übernommen werden (ÖNORM ISO)
Weitere Kooperationen von ISO
Internationale Komitees PASC Pacific Area Standards Congress www.pascnet.org COPANT Pan American Standards Commission www.copant.org CEN Europäisches Komitee für Normung www.cen.eu AIDMO Arab Industrial Development and Mining Organization www.aidmo.org ARSO African Organisation for Standardisation www.arso-oran.org EASC Euro-Asian Council for Standardization, Metrology and Certification www.easc.org.by ACCSQ ASEAN Consultative Committee for Standards and Quality www.aseansec.org
Wie eine EN entsteht - Entwurf
Wie eine EN entsteht - Stellungnahmen
Wie eine EN entsteht - Beschluss
Gewichtete Abstimmung bei CEN Bei Annahme eines neuen Normungsvorhabens Bei der Schlussabstimmung Kriterien: Mehr Länder dafür als dagegen und 71% der abgegebenen gewichteten Stimmen dafür Land Stimmen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Türkei 29 Polen, Spanien 27 Rumänien 14 Niederlande 13 Belgien, Griechenland, Portugal, Tschechische Republik, Ungarn 12 Bulgarien, Österreich, Schweiz, Schweden 10 Dänemark, Finnland, Irland, Kroatien, Litauen, Norwegen, Slowakei 7 Estland, Lettland, Luxemburg, Mazedonien, Slowenien, Zypern 4 Island, Malta 3 , Türkei
Normung in Österreich Art 10 Bundes Verfassungsgesetz (Normenwesen ist Bundeskompetenz) Normengesetz 1971 (erstmals 1954) Austrian Standard Institute (früher Österreichisches Normungsinstitut) ist ein gemeinnütziger Verein, gegründet 1920 Normen werden in Arbeitsgruppen von Experten erstellt und in paritätisch nach Interessensgruppen zusammengesetzten Komitees beschlossen Jedes europäische Normungskomitee (CEN TC) hat ein nationales Spiegelgremium (ON-K)
Freiwillige Übernahme von Normen ÖNORM ISO: Internationale Norm, die in das österr. Normenwerk übernommen wurde ÖNORM DIN: Deutsche Norm, die in das Normenwerk übernommen wurde Die Übernahme ist freiwillig Wenn Übernahme, dann unverändert. Falls Änderungen notwendig sind, dann Herausgabe als nationale ÖNORM mit den Hinweisen, dass sie auf Grundlage der ISO oder DIN erstellt wurde und wo Änderungen vorliegen
Verpflichtete Übernahme von Normen ÖNORM EN: Europäische Norm, die in das österr. Normenwerk übernommen wurde ÖNORM EN ISO: Internationale Norm, die in das Europäische Normenwerk und somit auch in das Österr. Normenwerk übernommen wurde Die Übernahme ist verpflichtend Keine Änderung der Europäischen Norm erlaubt
Veröffentlichte österreichische Normen
ON-Komitee Ca. 200 ON-Komitees Unternehmen (Hersteller, Dienstleister) Behörden Wissenschaft Prüf- und Überwachungsstellen Konsumenten Nichtregierungsorganisationen (Umweltschutzverbände) Jedes europäische TC hat ein nationales Spiegelkomitee
Vorschlag für eine neue Ö-Norm
Erarbeitung einer neuen Ö-Norm
Normenbereiche in Österreich ÖNORM A bis Z: National erstellte ÖNORM Den Buchstaben sind Themen zugeordnet, z. B. ÖNORM A … Allgemeines ÖNORM B … Bauwesen ÖNORM D … Dienstleistungen ÖNORM F … Feuerlöschwesen ÖNORM H … Haustechnik ÖNORM M … Maschinenbau ÖNORM V … Verkehrswesen ÖNORM Z … Arbeitssicherheitstechnik
Ich hoffe, Sie haben etwas Einblick in das Normenwesen bekommen Ich hoffe, Sie haben etwas Einblick in das Normenwesen bekommen. Die für Sie relevanten Normen werden im nächsten Vortrag vorgestellt.