Akustische Verarbeitung von affektiv besetzten und neutralen Stimuli

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Untersuchung der Risikofaktoren Helicobacter-Infektion, Übergewicht, Geschlecht und Alter für die Cholecystolithiasis und das Gallenblasenkarzinom in Deutschland.
Advertisements

KOE MSM III 08/05-1 Institut für Diagnostische, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin Klinikum der Ruhr-Universität Bochum Knappschafts Krankenhaus.
III Interaktion biologischer und soziokultureller Faktoren bei der Entwicklung in verschiedenen Bereichen • Unterschiede im Denken • Motivationale Unterschiede.
Macht und Motivation II
1 Wiederholungsstunde Tests, Testauswahl. 2 Im folgenden finden Sie Fragestellungen aus der biometrischen Praxis. Geben Sie eine sachgerechte graphische.
Telefonnummer.
HSS scheinen sportliche Erfolge teilweise anders zu gewichten als Low Sensation Seeker. Insbesondere die im Vergleich zu den anderen Teilnehmer dieses.
Zum Zusammenhang zwischen Sensation Seeking, Sportmotiven und sportlichen Freizeitaktivitäten Jörg Hagenah Einleitung Zuckerman (1979) definiert Sensation.
Spezifische Motivdimensionen von Ausdauer- und Mannschaftssportlern im Vergleich zu Nichtsportlern Jörg Hagenah Druck: Universitätsrechenzentrum Leipzig.
Der Stimulus Kommentar scheint einen Einfluss auf die Bewertung sportlicher Leistungen durch die Rezipienten zu haben. Die Unterschiede zwischen den beiden.
Quantitative RT-PCR an nativen Prostatakarzinom-Biopsien: Etablierung der Technik und erste vergleichende Ergebnisse Medizinische Fakultät Universitätsklinikum.
EmPra Der Einfluss und die Verarbeitung von emotionalen Reizen
Gliederung Vertrauensintervalle Arten von Hypothesen
Adaptive Dispersion in der Wahrnehmung von Vokale
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Snyder, L. H., Batista, A. P., & Andersen, R. A. (1998) Change in Motor Plan, Without a Change in the Spatial Locus of Attention, Modulates Activity in.
Dissoziation zwischen Wahrnehmung und Greifen nach Objekten
Aufmerksamkeit und Konzentration
Betreuerin: Kathleen Jerchel
AC Analyse.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
A Study of Three Types of Group Psychotherapy with Hospitalized Male Inebriates Earl J. Ends, M. A. und Curtis W. Page, Ph. D. Personenzentrierte Beratung.
-> Sprachpsychologie -> Blickbewegungen
Einführendes Sprachpsychologie.
Vermeidung und erlernte Hilflosigkeit
Ein zentraler Flaschenhals
Aufgabe Der Zusammenhang zwischen einem traumatischen Erlebnis und der Entstehung einer PTBS wird von mehreren Variablen …………….: Copingstrategien, Kontrollüberzeigung,
Emotionale Intelligenz
Meta-Analyse Forschungsmethoden und Evaluation
Reflexhafte Aufmerksamkeit verändert die Verarbeitung von visuellen Reizen im menschlichen visuellen Kortex von Joseph B. Hopfinger und George R. Mangun.
Neurophysiologische Ansätze
Funktionelle Kernspintomographie mittels nicht schmerzhafter rektaler Stimulation bei Patienten mit Reizdarm-Syndrom und gesunden Kontrollen A.Förschler.
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Heinz Rüddel, Bad Kreuznach
Themen für Bachelor- und Masterarbeiten
bei Kindern im Vorschulalter (4-6 Jahre)
Wissenschaft der Meditation und Selbsterkenntnis, Kongress der SMMR am Benediktushof, Oktober 2013 Neuronale Mechanismen der verbesserten Emotionsregulation.
Gehirn, Sprache und mehr…
Ergebnisse der totalen Aponeurektomie bei 61 Patienten mit Morbus Dupuytren: eine retrospektive klinische Studie. Astrid Högemann 1; Ulrich Wolfhard 2;
Beurteilung der Effektivität der postoperativen Schmerztherapie durch Patientenbefragung Irene Wöhry Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH Leoben EINLEITUNG.
Wir üben die Malsätzchen
THE NEUROPHYSIOLOGY OF IMITATION AND INTERSUBJECTIVITY
„lack of personality integration“
MRT Diffusionstensor (DTI)- und BOLD-Bildgebung zur Beurteilung
Einfluss der NMDA-Antagonisten Ketamin und Memantin auf Symptome der zentralen Sensibilisierung Günter Mesaric Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH.
Fragestellung Interindividuelle Unterschiede der perioperativen Granulozyten und Monozyten Aktivierbarkeit bei Operationen unter extrakorporaler Zirkulation.
Neuro-, Psycho- und Klinische Linguistik
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen als Chance für die ganze Familie Bundesverband e.V, Mai 2007 Anna Hoffmann-Krupatz An der stationären Vorsorge-
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
MRT der experimentellen fokalen cerebralen Ischämie beim Schaf
Pilotprojekt PainDETECT 2008 in Österreich Teilnehmer: Patienten der Dres. Bitzan*, Breban*, Prof. Likar, Mittermayer*, Prenn* und Zahornitzky* * Universitätslehrgang.
M. van der Linden1, M. Pletz2 und M. Imöhl1
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Tutorium Statistik II Übung IV Philipp Schäpers Mi – 11.45
Neuropsychologische Diagnostik beim NPH: Ab wann kann nach einer Entlastungspunktion von diagnoserelevanter Verbesserung der Leistung gesprochen werden?
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
3) Fraunhofer MEVIS, Bremen (Deutschland),
Methoden Die klassische Methode der Psycholinguistik (genauso wie der experimentellen Psychologie im Allgemeinen) ist die Messung von Reaktionszeiten.
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
EEG-Korrelate der Aktivierung kortikaler Objektrepräsentationen-1
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich?
1 Proseminar : Modelling the Interaction of Attention and Emotion Gliederung : I. Einführung II. Aufmerksamkeit III. Die Kontrollmerkmale der Aufmerksamkeit.
European Patients’ Academy on Therapeutic Innovation Spezielle Bevölkerungsgruppen.
 Sprechtherapeut/-innen sind wichtige Ansprechpartner/-innen für HNO-Tumorpatient/-innen und stellen deren psychosoziale Grundversorgung sicher.  HNO-Tumor-Patient/-innen.
P5.17 Folie 1/2 Biofilmprävention durch akustische Nanowellen: Ein neuer Aspekt bei katheterassoziierten Harnwegsinfektionen? Simon Zillich, Christian.
► In einem Test werden 10 norwegische Verben gezeigt, wobei bei jedem Verb anstelle einer deutschen Übersetzung ein akustisches Signal oder ein Bild steht:
Die klinische und neuropsychologische Heterogenität bei Patienten mit semantischer Demenz – eine komparative Fallstudie Hansen, A., Vater, R., Ibach, B.
P 548 Der Pupillographische Schläfrigkeitstest bei neurologischen Erkrankungen Landwehr R, Endres B, Wittig C, Wössner R, Fink R, Treib J Neurologische.
 Präsentation transkript:

Akustische Verarbeitung von affektiv besetzten und neutralen Stimuli bei Patienten mit psychosomatischer Störung, Angstpatienten und Gesunden – eine Pilotstudie mit fMRI A.Förschler1), P. Georgiewa2) , C. Zrouya2), C. Zimmer1), B. Klapp2) 1) Abteilung Neuroradiologie, Zentrum für diagnostische Radiologie des Universitätsklinikums Leipzig 2) Medizinische Kliniken mit Schwerpunkt Psychosomatik des Universitätsklinikums Charité der HU-Berlin Einleitung: Eines der derzeit in Therapie und Forschungsansätzen gültigen neurophysiologischen Modelle betrachtet psychosomatische Störungen unabhängig vom Generator als eine Folge von Fehlschaltungen im neuronalen Netzwerk. Diese Annahmen hinsichtlich zentralnervöser veränderter Verarbeitung wurden in den letzten Jahren verstärkt mit bildgebenden Verfahren untersucht. In PET-Studien [1, 2] fanden sich dabei veränderte Aktivitäten u.a. im präfrontalen Kortex, temporal und parietal. Dies sind Zentren, die mit aufmerksamem und bewusstem Verhalten assoziiert sind. Damit könnten Faktoren wie Stress, Depressionen, Schlaflosigkeit, Angst oder Verkrampfungen verstärkenden Einfluss auf die psychosomatische Störung ausüben. Fragestellung: In dieser Pilotstudie soll geklärt werden, ob sich die psychosomatische Verarbeitung von Afferenzen bei Patienten von der Normalpopulation unterscheidet, oder ob bei verschiedenen Störungen möglicherweise ein einheitliches Korrelat veränderter Wahrnehmungs- und Verarbeitungssensitivität existiert. Hypothetisiert wird ein Zusammenhang von veränderter Perzeption und kognitiver Verarbeitung mit externaler Belastung/Stressoren und/oder eine im Vergleich zu gesunden Probanden veränderte emotionale Modulation der Informationsverarbeitungsprozesse Patienten und MR-Bildgebung: Es wurden 8 psychosomatische Patienten und 5 gesunde Kontrollen mittels fMRT untersucht (Abb. 1). Als Paradigma wurden vier unterschiedliche akustische Stimuli vorgegeben (Abb. 2): Töne (400Hz), die keinerlei kognitive, emotionale oder motivationale Bedeutungszuweisung erlauben Glockentöne , Hierbei kann bei den Probanden von einer hauptsächlichen Aktivierung primärer und sekundärer Areale des auditiven Kortex ausgegangen werden, wobei die zusätzliche Aktivierung emotionaler Informationen verarbeitender Netzwerke erwartet wird. neutrale Wörter, die beim Normalprobanden zwar eine Bedeutungsrepräsentation, aber keine emotionale Repräsentation haben, so dass hier Wortverarbeitungsprozesse mehr oder weniger ohne Beteiligung affektiver Verarbeitungsprozesse angeregt werden. affektiv besetzte Wörter sollten neben einer Aktivierung des auditiven Kortex und der sprachverarbeitenden Regionen die Beteiligung emotionaler Verarbeitung induzieren. Baselinebedingung waren Pausen, in denen nur das Scannergeräusch zu hören war. In der gleichen Sitzung wurde ein T1-gewichter 3D-Datensatz aufgenommen (MPRage). Auswertung: Die statistische Analyse der fMRT-Daten erfolgte mit dem Programmpaket Brain-Voyager: Einpassen der funktionellen Schichten in die morphologischen 3D-Daten (Abb. 3). Erstellung eines 4D-Datensatz aus den Einzelbildern einer funktionellen Messung und anschließende Bewegungskorrektur. Talairachisierung der morphologischen und funktionellen Daten (Abb. 4). Mittelung der funktionellen Datensätze aller Probanden und aller Patienten (Abb. 5). Auswertung des fMRI mittels Students t-Test anhand der gemittelten Daten und Überlagerung der Ergebnis-Maps mit dem talairachisierten 3D-Datensatz. Ergebnisse: Über alle vier Stimulusqualitäten zeigt sich eine Aktivierung primärer und sekundärer Areale des auditiven Kortex (Abb. 6), zusätzlich werden bei Wortverarbeitung frontale Areale links (Broca-Region) aktiv. Piep-Töne aktivieren den präfrontalen Kortex. Hier zeigen die Patienten eine deutlich stärkere Aktivierung (Abb. 7). Im periaqäduktalen Grau zeigte sich bisher nur bei den Patienten Aktivierung (Abb. 8). Weitere Aktivierungen fanden sich im occipitalen Kortex und in der frontomedianen Area 6 (Abb. 9). Diskussion: Die vorläufigen Befunde scheinen für eine veränderte Afferenzverarbeitung bei psychosomatischen Patienten zu sprechen. Insbesondere die von den Studienteilnehmern als aufdringlich beschriebenen Töne von 440 Hz aktivieren den präfrontalen Kortex, der mit emotionale Verarbeitung verbunden ist, bei Patienten deutlich stärker als bei Probanden. Die Bedeutung der nur bei Patienten nachzuweisende Aktivierung im periaquäduktalen Grau muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Literatur: [1] Sankaya A, Karasin E, Cermik TF, Abay E, Berkarda S. Evaluation of Dysthymic Disorder with Technetium-99m Hexamethypropylene Amine Oxime Brain Single Photon Emission Tomography. European Journal of Nuclear Medicine 1999; Vol 26; 3:260-264. [2] Thomas P, Vaiva G, Samaille E, Maron M, Alaix C, Steinling M Goudemann M. Cerebral Blood Flow in Major Depression and Dysthymia. J Affect Disord. 1993; Vol 29; 12:235-242 MR-Bildgebung und Stimulationsprotokoll (Abb. 1 und 2): Abb. 1: Sequenzparameter der funktionellen Messung und der 3D-Sequenz. = Töne 440 Hz = Glockenläuten = Neutrale Wörter = Affektiv bedeutsame Wörter = Pause 1 6 16 21 31 36 46 51 61 66 76 81 91 96 106 111 120 Abb. 2: Stimulationsprotokoll. Die Beschriftung zeigt die Messwiederholungen an. Auswertung (Abb. 3 - 5 ): Abb. 4 (li.): Die morphologischen und funktionellen Datensätze sind talairachisiert und mit dem Talairach-Koordi- natensystem überlagert. Abb. 3: Die Schichten des fMRI Datensatzes werden in den anatomischen 3D-Datensatz eingepasst. Abb. 5: Mittelung der einzelnen funktionellen Datensätze aller Probanden und aller Patienten. Ergebnisse (Abb.6 - 9): Probanden Abb. 6: Bei Patienten und Probanden zeigt sich gleichermaßen Aktivierung im primären und assoziativen auditorischen Kortex (Brodmann Areale 22, 41, 42) Patienten Probanden Abb. 7: Bei Testung der Bedingung Glockenläuten gegen Piepstöne findet sich für den Stimulus Glockenläuten Aktivierung im präfrontalen Kortex beidseits Diese ist bei Patienten deutlich stärker ausgeprägt. Patienten Patienten Abb. 8: Bei Stimulation mit Piepstönen und Glockenläuten zeigt sich bei Patienten zusätzlich eine Aktivierung im peri-aquäduktalen Grau. Abb. 9: Weitere beobachtete Aktivierungen.