Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP)

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ökolandbau in den Transformationsländern
Advertisements

Die Eifel: Raum mit Zukunft
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Tank oder Teller Chancen und Risiken von Agrosprit
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Kommentare zur Studie Alternativen des Zuckerrübenanbaus.
EU-Agrarpolitik und ihr Beitrag zur Ernährungskrise
Reformvorschläge im Rahmen der Halbzeitbewertung der Agenda 2000.
Bio- Trend in Deutschland
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Internet facts 2006-III Graphiken zum Berichtsband AGOF e.V. März 2007.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
ELER-Programmierung 2014 – 2020 Vorbereitungsworkshop der WiSo-Partner
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt 1 Konstituierende Sitzung des Begleitausschusses.
Begleitausschusssitzung FILET am Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt TOP 6 GAP Gesundheits-check Auswirkungen.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Der Spendenmarkt in Deutschland
Folie 1 Wie kann sich die Land- und Forstwirtschaft am besten auf die Zeit nach 2013 vorbereiten? 6. Sächsische Umweltmanagement-Konferenz am 6. November.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Plädoyer für eine zeitgemäße Gemeinsame Agrarpolitik Der Vorschlag des SRU Bilder sollen Spannbreite einer ökonomisch gesunden aber mit Ökologischen Aspekten.
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Entwicklung in der Landwirtschaft
Perspektiven für die Gemeinsame Agrarpolitik
Biodiversität und Landwirtschaft
20:00.
Agrarpolitik in Deutschland
„schlaue Früchtchen“ Obst und Gemüse für die Pause Interpädagogica, Graz 15. November 2013 DI Michaela Schwaiger.
4 GB flat surfen & mailen mit LTE bis zu 100 MBit/s Telefon-Flat in alle dt. Netze SMS-Flat in alle dt. Netze 1 GB flat surfen & mailen mit LTE bis zu.
DKB –Eliteforum Milch, Schloss Liebenberg, Prof. Dr. Bernhard Brümmer
Die Charta für Landwirtschaft und Verbraucher
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q4 2013: Entertainment Basis: internet facts / mobile facts 2013-II.
Im Schul-Shop. das Englisches Wörterbuch Das kostet 10,00 Euro. L 12,00 $
Eine Einführung in die CD-ROM
Prof. E. Wüst 9 Millionen ambivalente Nichtnutzer warten auf die Angebote der Besonnungsbranche Speakers Corner – Solaria 2005.
Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Dokumentation der Umfrage
Grün Gewachsen: Bilanz
Lutz Ribbe (Umweltstiftung Euronatur)
1 Die EU – Zerstört sie unsere Natur, unsere Heimat, unsere Bauern? Lutz Ribbe (Umweltstiftung Euronatur) am bei der BN KG Schweinfurt.
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
Wir üben die Malsätzchen
PROCAM Score Alter (Jahre)
Vortrag auf der Herbsttagung der Agrarsozialen Gesellschaft e. V.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Mitteilung über die Gemeinsame Agrarpolitik bis 2020: „Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen und ländliche Gebiete – die künftigen Herausforderungen“
Anliegen der Bauern an Molkereien und Handel
VLI - Vorstandssitzung 20. Februar 2013 in Berlin
Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik – Perspektiven für den Strukturwandel in der Landwirtschaft Dr. Achim Lampe Niedersächsisches Ministerium für.
Bioland, Neuland und Euronatur
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Mustertext Architektur der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013
Globalisierung und Internationale Verantwortung
Die Finanzausstattung der Kommunen – liberale Forderungen von Dr
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Die Finanzielle Vorausschau der EU 2007 – 2013 Ländliche Entwicklung 11. Januar
PERUANISCHER BERGBAU 2006.
Dr. Gerhard Zahler-Treiber ATTAC Österreich
Technische Frage Technische Frage Bitte löse die folgende Gleichung:
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q2 2014: Parfum & Kosmetik Basis: internet facts / mobile facts 2014-I.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
ÖGB BÜRO CHANCEN NUTZEN
Lohnforderung für 2015: 150 Franken für alle Der Bauwirtschaft geht es ausgezeichnet: 150 Franken mehr sind für die Betriebe möglich und für.
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q4 2014: Unterhaltungselektronik Basis: internet facts / mobile facts 2014-III.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
6. Landwirtschaft in der EU
Friends of the Earth Germany Warum zur Demo am ? Reinhild Benning BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland November 2010.
 Präsentation transkript:

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) Chancen und Herausforderungen des Gesundheits-Checks der GAP Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz Verantwortung BUND

Ländliche Entwicklung Die zwei Säulen der GAP 1. Säule Direktzahlungen bis 1992: Garantiepreise 1992 – 2003: Preisausgleichs-zahlungen Seit 2003: entkoppelte Direktzahlungen für Umwelt- und Tierschutz ca. 40 Mrd €/a 2. Säule: Ländliche Entwicklung Investitionshilfen Agrarumweltprogramme Öklandbauförderung Regionale Verarbeitung/ Vermarktung 2. Säule: Ländliche Entwicklung ca. 10 Mrd €/a

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU Neue Regeln der GAP seit der Reform Entkopplung Cross-Compliance Modulation Freiwillige Modulation Änderung der Marktstützung

Details der GAP-Reform Entkopplung Produktionsunabhängige einzelbetriebliche Direktzahlungen bis auf einige Produkte, die in begrenztem Maße weiter gezielt gefördert werden dürfen Cross-Compliance Überprüfung der Mindestanforderungen - Die Zahlungen aus dem EU-Agrarhaushalt sind mit der Einhaltung von Standards in den Bereichen Umwelt, Lebensmittelsicherheit, Tier-/Pflanzengesundheit und Tierschutz sowie Arbeitssicherheit und darüber hinaus mit der Verpflichtung, die Landwirtschaftsflächen in gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand zu erhalten Modulation Umwidmung eines kleinen Teils der Direktzahlungen Bis zu 5 % der Direktzahlungen stehen für die ländliche Entwicklung zur Verfügung Freiwillige Modulation Mitgliedsstaaten können bis zu 20 % der Ausgaben für die 1. Säule für die ländliche Entwicklung (2. Säule) umwidmen Änderung der Marktstützung Senkung des Interventionspreises für Butter und Magermilchpulver Kürzung der monatlichen Zuschläge im Getreidesektor um die Hälfte. Der derzeitige Interventionspreis wird beibehalten. Reformen in den Sektoren Reis, Hartweizen, Schalenfrüchte, Kartoffelstärke und Trockenfutter.

Agrarhaushalt der EU 2006 (EU 25) Gesamtbetrag 54.771,9 Mio. €

Vorteile der GAP Entkopplung reduziert Anreize zur Überproduktion Einhaltung der Mindeststandards wird überprüft Ländliche Entwicklung kann besser gefördert werden Exportsubventionen sollen auslaufen Direktzahlungen endlich auch für Grünland

Sehr kritisch aus Umweltsicht Deutschland 2007 – 2013 1. Säule (Direktzahlungen):  wird weiter ansteigen von 4,3 Mrd € in 2004 auf 5,7 Mrd € in 2013 2. Säule (Ländliche Entwicklung): wird um 2 Mrd € gekürzt (= - 300 Mio € p.a.) 2007 - 2013: ca. - 7,2 Mrd € (+ Inflationsausgleich + Modulation von 5%)

Verteilung der Direktzahlungen in der EU25 (in 2005) Direktzahlung pro Betrieb Anzahl Zahlungen Durchschnitt total in% in % Bis 1.250 € 4.359.240 62,79% 1.595.300 € 4,91% 366 € 1.250 - 5.000 € 1.295.700 18,66% 3.405.494 € 10,48% 2.628 € 5.000 - 20.000 € 902.690 13,00% 9.121.762 € 28,06% 10.105 € 20.000 - 100.000 € 361.710 5,21% 13.720.741 € 42,21% 37.933 € über 100.000 € 23.500 0,34% 4.661.619 € 14,34% 198.367 €   6.942.840 100,00% 32.504.916 € 4.682 € 5,6 % der Bauern: je über 20.000 €; zusammen: and 56 % aller Zahlungen 81 % der Bauern: je weniger als 5.000 €, zusammen 15 % aller Zahlungen

Verteilung der Direktzahlungen Deutschland 2005   Betriebe D Zahlungen in D Anzahl in % in Mio € bis 1.250 € 63.350 18,9% 37,09 € 0,7% 1.250 - 5.000 € 92.190 27,9% 265,44 € 5,3% 5.000 - 20.000 € 117.540 35,6% 1.257,19 € 25,4% 20.000 - 100.000 € 53.200 16,1% 1.892,75 € 38,2% über 100.000 € 5.310 1,6% 1.508,34 € 30,4% Summe 330.590 100,0% 4.960,81 € Über 80 % der Betriebe erhalten nur ca. 30 % aller Direktzahlungen Knapp 20 % der Betriebe erhalten zusammen fast 70 % aller Direktzahlungen Quelle: EU Finanzstatistik

Ungelöste Herausforderungen Agrarpolitik setzt weiter darauf, Wettbewerbsfähigkeit durch „Kostenführerschaft“ zu schaffen. Dies aber… belastet Natur und Umwelt (bei Einhaltung der Mindestanforderungen in Cross Compliance) führt zu Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau fördert Ausbau intensiver Massentierhaltung gegen Willen der EU-VerbraucherInnen fördert Konzentration, entleert den ländlichen Raum zentralisiert Vorleistung, Verarbeitung und Vermarktung treibt Bauern/ Bäuerinnen in problematische Abhängigkeiten führt zu Uniformität beim Angebot schreibt Exportsubventionen fort kostet extrem viel Geld

Alternative zum Modell „Kostenführerschaft“: Wettbewerbsfähigkeit herstellen durch: Diversifizierung Ökologisierung Qualitätsproduktion Große Teile der 2. Säule, z.B. die Agrarumweltprogramme, unterstützen diesen Weg

Modulation – Umschichten des Geldes von der 1. in die 2. Säule Verpflichtende Modulation (5%) beschlossen 2003 „Art. 69“ der Agrarreform ließ mehr zu Dez. 2005: Mitgliedstaaten dürften weitere Mittel (bis zu 20%) umschichten Portugal und UK machen davon Gebrauch -Deutschland nicht

Gesundheits-Check der GAP Hintergründe Überprüfung der Agrarpolitik bereits 2005 beschlossen Bei Ende der Milchquote 2015: Existenz von 50% der Milchviehbetriebe bedroht – besonders in Bergregionen Verhandlungen über Haushalt der EU nach 2013 - Legitimation der heutigen Agrarzahlungen steht in Frage Skandale um ungerechte Verteilung der Direktzahlungen an Großbetriebe und Adel Ungelöste Umwelt- und Tierschutzprobleme Verbraucherschutz nicht gesichert (Gammelfleisch, Pestizide auf Lebensmitteln, Nitrat in Gewässern) Ökolandbau entwickelt sich nicht entsprechend der Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher Steigende Preise für Agrarprodukte

Gesundheits-Check – Analyse der KOM Neue Herausforderungen: Klimaschutz Artenschutz Wassermanagement Was wird aus den Milchbauern? Energie vom Acker Risikomanagement

Gesundheits-Check Vorschläge der KOM Mindesanforderungen (Cross Compliance) einerseits vereinfachen, andererseits wirksam nachbessern für Klimaschutz und besseres Wassermanagement Bis 2013 schrittweise bis zu 13 % der Direktzahlungen in die 2. Säule umschichten. Zudem Kürzungen bei Großempfängern von Subventionen (oberhalb 100 000 €/ Jahr: -10%; > 200 000 €/a: -25%; > 300 000 €/a: -45 %). Umwidmung des Geldet für Artenschutz, Bioenergie, Milchmarktreform, Risikomanagement

Alle Modulationsvorschläge – EU25 zusätzlich 2,1 Mrd € Daten von 2005

Alle Modulationsvorschläge – Deutschland zusätzlich etwa 480 Mio. € Daten von 2005

Modulation pro Betrieb – Deutschland Daten von 2005

Konsequenzen für Deutschland - durch die Anhebung der obligatorischen Modulation von 5% auf 13%: 303 Mio € - durch die degressive Staffelung bei den Betrieben mit hohen Direktzahlungen über 100.000 €: 181 Mio € Das Geld fließt in Deutschland in die 2. Säule

BUND- Bewertung Positiv: Gesundheits-Check ist Schritt in die richtige Richtung! Bessere Standards bei Klima-, Arten-, Gewässerschutz angedeutet Umschichtung der Direktzahlungen in 2. Säule (Modulation) Kürzung bei Großbetrieben Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit (aber nur in Fußnote erwähnt) Überlegung, Subventionen an Arbeitskräfte auf Betrieb zu koppeln Abschaffung der Energiepflanzenprämie

BUND-Bewertung Negativ: Vorschläge gehen nicht weit genug! Modulation zu gering! Viele neue Aufgaben bei zu wenig Geld für 2. Säule 50 % der Milchbetriebe gefährdet! Keine Vorschläge für aktives Mengenmanagement bei Milch >> Berg- und Grünlandregionen ohne Kühe oder „am Tropf“ Export-) Subventionen an Konzerne nicht gestoppt Höhere Umweltbelastungen wegen Vereinfachung von CC möglich Verbraucherschutz nicht im Focus! Förderung für qualitatives Wachstum durch z.B. Ökolandbau, Regionalität und Tierschutz zu gering; „wachsen oder weichen“ nicht gestoppt Arbeitsplatz-Bezug zu vage Konkretisierung fehlt bei Klima-, Arten-, Gewässerschutz Kein Ausschluss von GVO-Anbau Hintertür für wettbewerbsverzerrende Subventionen an exportorientierte Betriebe durch „Risikomanagement“

Es geht um Intensivierung…

Oder Ökologisierung…

BUND fordert zukunftsfähige Agrarpolitik Vorschläge der Kommission für Erhöhung der Modulation uneingeschränkt umsetzen Mindeststandards (CC) deutlich anheben für wirksamen Klima-, Arten und Gewässerschutz Bindung der Direktzahlungen an Zahl der Arbeitsplätze Verbesserung der Ökolandbau-Förderung Milchmenge nicht ausweiten und Mengenbegrenzung nach 2015 behalten Flächenstilllegung nur aufheben, wenn Kompensation durch mehr Mittel für Agrarumwelt-Programme Biomasse-Förderung nicht für Pflanzentreibstoffe Keine Förderung für GVO-Anbau Ende der Exportsubventionen fixieren und Mittel in 2. Säule umschichten

Fazit Gesundheits-Check offenbart krankhaftes Fördersystem: 50 Milliarden Euro brauchen eine neue Legitimation. Therapie dringend geboten zum Schutz von VerbraucherInnen für bäuerliche Landwirtschaft für wirksamen Klimaschutz!