Lyrik im 17. Jahrhundert Vorlesung am

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Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die.
1.
wer die Bäume, wer die Flüsse, die in das Meer fliessen, Wer schuf die Berge, wer die Bäume, wer die Flüsse, die in das Meer fliessen, und wer schickt.
Gott beeinträchtigt unsere Freiheit
Ich habe für Dich gebetet
Wenn wir auf uns schauen, erfüllen sich unvernünftige Wünsche
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..
1.
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kann wunderschön sein –
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Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir.
[SMU 69] Du meine Seele, singe
[RG 98] Du meine Seele singe
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
 Präsentation transkript:

Lyrik im 17. Jahrhundert Vorlesung am 30.4.2010 Texte zur Musik Lyrik im 17. Jahrhundert Vorlesung am 30.4.2010

Das Lied im 16. 17. Jh. Vielstrophig Lange Strophen Senkungsfreiheit Silbenzählende Metrik (Länge), „Tonbeugungen“ Polyphonie Besetzungsfreiheit Begrenzte Strophenzahl Bevorzugt 4- und 6zeiler Festes Strophenmuster Hebungsorientierte Metrik Variation der Metren Variation der lyrischen Gattungen Generalbaßsololied Instrumentencharakteristik

Martin Opitz Corydon der ging betrübet An der kalten Cimbersee Wegen seiner Galathee, Die er vor so sehr geliebet, Die ihm vor so sehr behagt, Eh' er ward von ihr verjagt.

Martin Opitz Wol dem, der weit von hohen Dingen Den Fuß stellt auff der Einfalt Bahn; Wer seinen Muth zu hoch wil schwingen, Der stöst gar leichtlich oben an. Ein Jeder lobe seinen Sinn, Ich liebe meine Schäfferinn. Ein hohes Schloß wird von den Schlägen Deß starcken Donners mehr berührt; Wer weit wil, fellt offt auß den Wegen Und wird durch seinen Stoltz verführt. u.s.w.

Martin Opitz Tugend ist der beste Freundt, Die uns allzeit pflegt zu lieben, Wann die schöne Sonne scheint Und die Wolcken uns betrüben; Reisen wir gleich hin und her, Ueber Land und über Meer, Es ist ihr kein Beschwer. Sie weiß nichts von Menschen Gunst, Wie es zwar manch Freund hier machet, Der auß falscher Liebesbrunst Frölich klagt und kläglich lachet, Der zwar gut ist vom Gesicht Und sich aller Treu verspricht; Das Hertze meint es nicht. Als das leichte Glücke mich Schien' ein wenig zu erheben, Wolte der und jener sich In den Todt auch für mich geben; Nun ein kleiner rauer Wind Nur zu wittern sich beginnt, Ist niemand, der sich findt. Doch will ich von meinem Muth' Auch das minste noch nicht schreiten Und gedencken, daß mein Guth Wären wird zu allen Zeiten; Dann mein Trost in Glück und Noth, Hier und da, in Ehr' und Spott, Ist Tugend und ist Gott.

Martin Opitz Tugend ist der beste Freundt, troch 4am Die uns allzeit pflegt zu lieben, 4bw Wann die schöne Sonne scheint 4am Und die Wolcken uns betrüben; 4bw Reisen wir gleich hin und her, 4cm Ueber Land und über Meer, 4cm Es ist ihr kein Beschwer. jamb 4cm

Synkope Martin Opitz/ Johann Erasmus Kindermann. Opitianischer Orpheus II (1642) Nr. 6

Paul Fleming: Elsgens treues Herz Ein getreues Herze wissen hat des höchsten Schatzes Preis. Der ist selig zu begrüßen, der ein treues Herze weiß. Mir ist wol bei höchstem Schmerze, denn ich weiß ein treues Herze. Läuft das Glücke gleich zu Zeiten anders, als man will und meint, ein getreues Herz' hilft streiten wider Alles, was ist Feind. Sein Vergnügen steht alleine in des andern Redligkeit, hält des Andern Not für seine, weicht nicht auch bei böser Zeit. Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke, Geld und Reichtum, das zerstäubt, Schönheit läßt uns bald zurücke, ein getreues Herze bleibt. Mir ist wol bei höchstem Schmerze, denn ich weiß ein treues Herze. Eins ist da sein und geschieden. Ein getreues Herze hält, giebt sich allezeit zufrieden, steht auf, wenn es niederfällt. Ich bin froh bei höchstem Schmerze, Nichts ist süßers, als zwei Treue, wenn sie eines worden sein. Diß ists, das ich mich erfreue, und sie giebt ihr ja auch drein.

Simon Dach: Perpetui coelum tempora veris habet => Albert, Arien III,1 1. Der Mey, des Jahres Hertz, beginnt Durch Krafft der SonnenStrahlen Feld, Berg vnd Thal zu mahlen, Daß alles newen Schmuck gewinnt: Der Baum, ein Speisemarckt der Bienen, Trägt Laub und edlen Safft, Der Artzte Wissenschafft, Die Feld= vnd Gärten=Kräuter grünen. 2. Und du, mein Hertz, bist träg und kalt, Giebst noch dich zu verstecken Der faulen Winter=decken, Der Wollust Schirm und Auffenthalt? Mein, laß dich die Natur bewegen! Deß Höchsten Gnaden=Schein Wird deine Sonne seyn, Sein thewres Wort dein güldner Regen. 3. Verjünge dich und brich herfür Mit deinem Tugendt=Kleide Als Gottes Seelen=weide, Nimm an die Lielien=weisse Zier Der Heiligkeit, recht fromm zu leben! Wo nicht, so wird der Baum Deß Lebens keinen Raum, Sein Zweig hinfort zu seyn, dir geben.

Enjambements: Rot Komposita: Blau 1. Der Mey, des Jahres Hertz, beginnt Durch Krafft der SonnenStrahlen Feld, Berg vnd Thal zu mahlen, Daß alles newen Schmuck gewinnt: Der Baum, ein Speisemarckt der Bienen, Trägt Laub und edlen Safft, Der Artzte Wissenschafft, Die Feld= vnd Gärten=Kräuter grünen. 2. Und du, mein Hertz, bist träg und kalt, Giebst noch dich zu verstecken Der faulen Winter=decken, Der Wollust Schirm und Auffenthalt? Mein, laß dich die Natur bewegen! Deß Höchsten Gnaden=Schein Wird deine Sonne seyn, Sein thewres Wort dein güldner Regen. 3. Verjünge dich und brich herfür Mit deinem Tugendt=Kleide Als Gottes Seelen=weide, Nimm an die Lielien=weisse Zier Der Heiligkeit, recht fromm zu leben! Wo nicht, so wird der Baum Deß Lebens keinen Raum, Sein Zweig hinfort zu seyn, dir geben.

Vorjahrsliedchen Fassung A

Albert, Arien II,18 O der rauhen Grausamkeit! Die nur Seufzen jederzeit Mit viel Seufzen häuft; O des Lebens ohne Leben, das zum Tode läuft; das in Zittern stets muß schweben, Trübsal, Kummer, Herzensglut Solche Liebe geben tut.

Geistliche Liederbücher (evangelisch) Johann Heermann: Devoti musica cordis. Haus- und Hertz-Musica. 1630. Johann Rist: Himlische Lieder. 1641-43. Paul Gerhardt: In dem Gesangbuch: Praxis Pietatis Melica. Hg. v. Johann Crüger. 1647ff. Und in: Geistliche Andachten. Hg. v. Johann Georg Ebeling. 1666/67 Vgl. die Anthologie: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts. Von Albert Fischer. Nach dessen Tode vollendet u. hg. von Wilhelm Tümpel. 6 Bde. Gütersloh 1904-1916. Repr. Nachdruck Hildesheim: Olms 1964.

Paul Gerhardt: Abendlied. Auf die Weise: O Welt ich muß dich lassen 1. Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Felder, Es schläft die ganze Welt; Ihr aber, meine Sinnen, Auf auf, ihr sollt beginnen, Was eurem Schöpfer wohlgefällt. 2. Wo bist du, Sonne, blieben? Die Nacht hat dich vertrieben, Die Nacht, des Tages Feind; Fahr hin! Ein ander Sonne, Mein Jesus, meine Wonne, Gar hell in meinem Herzen scheint. 3. Der Tag ist nun vergangen, Die güldnen Sterne prangen Am blauen Himmelssaal; Also werd ich auch stehen, Wenn mich wird heißen gehen Mein Gott aus diesem Jammertal. 4. Der Leib eilt nun zur Ruhe, Legt ab das Kleid und Schuhe, Das Bild der Sterblichkeit; Die zieh ich aus. Dagegen Wird Christus mir anlegen Den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

5. Das Haupt, die Füß und Hände Sind froh, daß nun zu Ende Die Arbeit kommen sei; Herz, freu dich, du sollst werden Vom Elend dieser Erden Und von der Sünden Arbeit frei. 6. Nun geht, ihr matten Glieder, Geht hin und legt euch nieder, Der Betten ihr begehrt; Es kommen Stund und Zeiten, Da man euch wird bereiten Zur Ruh ein Bettlein in der Erd. 7. Mein Augen stehn verdrossen, Im Hui sind sie geschlossen, Wo bleibt denn Leib und Seel? Nimm sie zu deinen Gnaden, Sei gut für allem Schaden, Du Aug und Wächter Israel. 8. Breit aus die Flügel beide, O Jesu, meine Freude, Und nimm dein Küchlein ein! Will Satan mich verschlingen, So laß die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein. 9. Auch euch, ihr meine Lieben, Soll heinte nicht betrüben Ein Unfall noch Gefahr. Gott laß euch selig schlafen, Stell euch die güldnen Waffen Ums Bett und seiner Engel Schar.

Besonderheiten der oberdeutschen Dichtung Selig der in dem Sünder Rhat/ Tonbeugung, Orthographie Sein Lebtag nie kein Fuß gsetzt hat/ Doppelte Verneinung Noch in dem braiten Weeg will stehn Den gwissenlose Menschen gehn. Apokopierung Biß daß du last/ fehlender Umlaut (bairisch) In deim Pallast/ Synkopierung Mich einlogieret werden. Fremdwort (aus: Albert Curtz: Harpffen Davids. Augsburg 1659)

Geistliche Liederbücher (katholisch) Friedrich Spee: Trutz=Nachtigal oder Geistliches Poetisch Lustwäldlein. Köln 1649. Angelus Silesius (d. i. Johannes Scheffler): Heilige Seelen=Lust oder Geistliche Hirten=Lieder. Breslau 1657. Verm. 1668 Laurentius von Schnüffis: Mirantisches Flötlein. Konstanz 1682

Friedrich Spee: Die gesponß Jesu lobet jhren geliebten mit einem Liebgesang 1. Die reine Stirn der Morgenröth War nie so fast gezieret/ Der Frühling nach dem Winter öd War nie so schön muntiret/ Die weiche brust der Schwanen weiß War nie so wohl gebleichet/ Die gülden Pfeil der Sonnen heiß Nie so mit glantz bereichet: 2. Alß Jesu Wangen/ stirn/ vnd mundt Mit gnad sein vbergossen; Lieb hat auß seinen äuglein rundt Fast tausent Pfeil verschossen; Hat mir mein Hertz verwundet sehr/ O wee der süssen peine! Für Lieb ich kaum kan rasten mehr/ Ohn vnderlaß Ich weine. 3. Wie Perlen klar auß Orient Mir Zähr von Augen schiessen: Wie Rosenwässer wolgebrent Mir Thränen vberfliessen. O keusche Lieb/ Cupido rein/ Alda dein hitz erkühle; Da dunck dein heisse flüttig ein/ Daß dich so starck nit fühle. 5. O Arm vnd Hände JESV weiß/ Ihr Schwesterlein der Schwanen/ Vmbfasset mich nit lind/ noch leiß/ Darff euch der griff ermahnen. Starck hefftet mich an seine Brust/ Vnd satt mich lasset weinen: Ich ihn erweich/ ist mir bewust/ Vnd wär daß Hertz von steinen. U.s.w.

Laurentius von SChnüffis: Mirantisches Flötlein 1682

Liederbücher des 17. Jahrhunderts Heinrich Albert: Arien. 8 Bde. (1638-50) [Hg.: Komponist]. Andreas Hammerschmidt: Weltliche Oden oder Liebes=Gesänge. 3 Tle. (1642-49). [Hg: Komponist]. Johann Rist: Des Daphnis aus Cimbrien Galathee. 1642 Gabriel Voigtländer: Erster Theil Allerhand Oden unnd Lieder, welche auf allerley als Italianische, Frantzösische, Englische und anderer Teutschen guten Componisten Melodien unnd Arien gerichtet, Hohen und Nieder Stands Persohnen zu sonderlicher Ergetzligkeit in vornehmen Conviviis vnd Zusammenkunfften bey Clavi Cimbalen, Lauten, Tiorben, Pandorn, Violen di Gamba gantz bequemlich zu gebrauchen und zu singen. Sohra (Sorø) 1642. [Autor: Trompeter und Dichter. Anpassung an Tanzmelodien] Venus-Gärtlein (1656) [Liebhabersammlung] Dedekind, Constantin Christian: Aelbanische Musen=Lust (1657) [Hg.: Komponist, teilweise Dichter] [Kaspar Stieler:] Die Geharnischte Venus (1660) [Dichter, verschiedene Komponisten] Das Liederbuch des Studenten Clodius (zw.1665 u. 1669) [Liebhabersammlung] Adam Krieger: Arien. Neue Arien. (1657. 1667)

Auf Wiedersehen in einer Woche!