Modul B Sozialepidemiologie Theorie und Methoden

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Modul B Sozialepidemiologie 1.1 -- Theorie und Methoden Universitätslehrgang Public Health WBZ Schloss Hofen Modul B Sozialepidemiologie 1.1 -- Theorie und Methoden B 1.1 Sozialepidemiologie Horst Noack Universitätslehrgang Public Health Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie Medizinische Universität Graz 26./27.03.2009 H. Noack

Ausgewählte Literatur Berkman, L.F. and Kawachi, I.(Eds.) (2000): Social Epidemiology. Oxford University Press, Oxford. Marmot, M., Wilkinson, R. (eds.) (1999): Social determinants of health. Oxford University Press, New York – Oxford. Marmot, M (2004): The Status Syndrom. Reed Business Information, a division of Reed Elsevier Inc. Mielck, A. (2005): Soziale Ungleichheit und Gesundheit Einführung in die aktuelle Diskussion. Huber, Bern. Mielck, A., Bloomfield, K. (Hrsg.) (2001): Sozialepidemiologie Eine Einführung in die Grundlagen, Ergebnisse und Umsetzungsmöglichkeiten. Gesundheitsforchung Juventa, Weinheim und München. Schwartz,F.W., Badura, B., Busse, R. et al. (Hrsg.) (2003): Das Public Health Buch - Gesundheit und Gesundheitswesen, Urban & Fischer, München – Jena. (Kapitel 7 Siegrist/Möller-Leimkühler: Gesellschaftliche Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit, 8.1 Siegrist: Gesundheitsver-halten – psychosoziale Aspekte, 8.2 Boening/Walter: Ernährung, 8.3 Bös/Brehm: Bewegung) Siegrist, J. (2005): Medizinische Soziologie. 6. Auflage, Urban & Fischer, München. Weyers, S. (2006): Soziale Ungleichheit, soziale Beziehungen und Gesundheitsverhalten. Ergebnisse einer medizinsoziologischen Studie im Ruhrgebiet. LIT Verlag, Berlin 2006. Wilkinson, R. (2001): Kranke Gesellschaften. Springer, Wien – New York. Wilkinson, R. (2005): The impact of Inequality How to make Sick Societies Healthier, New York Press, London. B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

UPH Modul B SOZIALEPIDEMIOLOGIE ZIELE Erarbeitung der wissenschaftlichen (theoretischen und methodischen) Grundlagen sozialepidemio-logischer Forschung und sozialepidemiologisch fundierter Praxis und Politik; Anwendung und Diskussion sozialepidemiologischer Denkweisen, Ansätze und Methoden bei der Planung, Analyse und Bewertung wissenschaftlicher Studien; Erkundung und Diskussion der sozialepidemiolog-ischen Grundlagen von Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojekten und gesundheitspolitischen Prozessen. B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Modul B – Sozialepidemiologie UPH Schloss Hofen Modul B – Sozialepidemiologie Do. 26. 03. 2009 Fr 27. 03. 2009 17:00 - 18:30 1.1 – Einführung: Theorie und Methoden 08:30 – 10:00 1.3b – Sozialgradient, Sozialkapital und Bevölkerungsgesundheit: soziologische Aspekte. Studie von Kavanagh et al. (2006): Does area-based social capital matter for the health of Australiens? Kritik des Sozialkapital-Ansatzes (Kurzübung) 18:45 - 20:15 1.2 – Diskussion der Studie von Patussi et al.(2006):The potential impact of neighbourghood empow-erment on dental caries among adulds 10:30 – 12:00 1.4 – Soziale Umwelt, körperliche Aktivität und Gewalt. Von der Frage-stellung zum Plan einer sozialepi-demiologischen Studie: Präsentation und Diskussion der Ergebnisse. 20:45 - 21:30 1.3a – Sozialgradient, Sozialkapital und Bevölkerungsgesundheit: epidemio-logische Aspekte 13:00 – 14:30 2.1 –Übung: Konzipierung und Planung einer bedarfsorientierten sozialepidemiologischen Studie (analytische Studie oder Interventionsstudie) 15:00 – 18:00 2.2/2.3 – Fortsetzung und Abschluss der Studienplanung 18:30 – 20:00 2.4 – Ergebnisberichte, Diskussion, Klärung theoretischer und methodischer Fragen B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Was ist Sozialepidemiologie? Sozialepidemiologie befasst sich mit der Frage, wie Gesundheiten und Krankheiten in Bevölkerungen verteilt sind und welche sozialen Faktoren diese Verteilungsmuster beeinflussen oder bestimmen. (in Anlehnung an Leon Gordis, 2001, S.3) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Public Health heute: zwei große Trends und zwei Paradigmen Gesundheitsparadigma Gesundheitsverteilung in der Bevölkerung („Gesund-heitsepidemiologie“) Gesundheitsursachen/ Gesundheitsdeterminanten Gesundheitsschutz/ Gesundheitsförderung „New Public Health“ (The promotion of health) Krankheitsparadigma Krankheitsverteilung in der Bevölkerung (Krankheitsepidemiologie) Krankheitsursachen/ Risikofaktoren Krankenversorgung, Krankheitsprävention „Old Public Health“ (Public health medicine) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Rahmentheorie: Gesundheitsentwicklung und Systemintervention Rahmenbedingungen (Kontext) Historischer und gesellschaftlich Kontext: Ökologischer, ökonomischer, soziokultureller und politischer Raum Gesundheitsparadigma/Krankheitsparadigma Gesundheitsentwicklung Gesundheitsbilanz Verteilung und Trends von Gesundheit Gesundheitsentwicklung/ Krankheitsentwicklung (Salutogenese, Pathogenese) Einflussfaktoren (Gesundheits-determinanten/Risikofaktoren) Wechselwirkungen/Rückwirkungen (Interaktion/Feedback) Gesundheitsergebnisse (Health outcome) Nachhaltige Verbesserung/ Verschlechterung von Gesundheit Systemintervention Zielsystem/Zielfeld Gesellschaft/ Bevölkerung/ Gemeinde/Organisation/ Netzwerk/Gruppe Strategien/Maßnahmen Politische, soziale, präventive, therapeutische, pflegerische Interventionen: Bedarf, Zugang, Qualität, Partizipation) Wirkungen/Ergebnisse (Output, Health outcome) Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Nebenfolgen B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Theoretische Erklärungsansätze sozialer Ungleichheit Deprivationstheorien: materielle Deprivation: Absolute oder relative Armut soziale Deprivation: soziale Isolation, Einsamkeit Attachement-Theorie: emotionale soziale Bindungen Sozialisationstheorien: soziale Rollen: Gender, Schichtzugehörigkeit, Beruf kulturelle Muster: Wertüberzeugung, Lebensform, Lebensstil personale Ressourcen: Wissen, Kompetenz, Selbstvertrauen/ Hilflosigkeit (Di-)Stresstheorien: chronische psychosoziale Belastung pathogene oder salutogene Copingmuster Soziokulturelle Werte und Normen: Sense of Coherence Soziale Qualität des Lebens (Van der Maesen/Nujhuis) Komplexe soziologische Theorieansätze: Wilkinson-Modell (Einkommensverteilung) Sozialkapital-Modell (soziale Normen und Bindungen, Vertrauen) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Zuneigung, Liebe (Attachment) John Bowlby: Attachment (1969), Separation 1973) Attachment-Theorie: Menschen haben ein Grundbedürfnis nach engen sozioemotionalen Bindungen. Analog psychoanalytischem Denken wird Attachment als primäres Motivationssystem verstanden, das die Entwicklung des Menschen entscheidend beeinflusst. Stabile Zuneigung im Kindesalter gilt als Voraussetzung für die Entwicklung wirksamer sozio-emotionaler Bindungen im späteren Leben. Stabile sozioemotionale Kontakte und Bindungen sind für die physische und psychische Entwicklung und das gesundheitliche Befinden ebenso wichtig wie die interne (biologische und psychische) Homeostase. B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Soziale Integration Émile Dürkheim (1897): Suicide Erste empirische Erklärung stabiler Unterschiede in Ländern und Regionen. Dürkheim kam zu differenzierten Schlussfolgerungen: dass die am besten integrierten Gesellschaften die niedrigsten Suizidraten aufweisen. Zugehörigkeit zu einer religiösen oder kirchlichen Gemeinschaft kann die sozialen Bindungen und die psychosoziale Zuneigung festigen. Familienstatus: Verheiratete töten sich viel seltener als nicht verheiratete Personen , intergenerative Beziehungen innerhalb der Familie sind oft stärker als die „konjugale“ Bindung und Zuneigung in der Ehe. Gesellschaftliche Krisen infolge politischer und wirtschaftlicher Veränderungen schwächen soziale Bindungen und fördern suizidale Handlungen (sozialer /„anomischer“ Suizid) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Zur Entwicklung einer SOZIALEN NETZWERKTHEORIE der Gesundheit Mehr als 100 Jahre sozial- und humanwissen-schaftlicher Gesundheitsforschung und -praxis: Soziologie: sozioökonomischer Status, soziale Ungleichheit, soziale Integration, Vernetzung und Armut Medizin / Psychoanalyse / Psychologie: Vulnerabilität / Immunität, Attachment, physische und psychische Entwicklung Epidemiologie: sozioökonomische, soziale, kulturelle und verhaltensgebundene Deter-minanten von Krankheit und Gesundheit Gesundheitswissenschaften: Eustress / Distress, Coping, Salutogenese B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Professor Sir Michael Marmot The STATUS SYNDROME B 1.1 Sozialepidemiologie Professor Sir Michael Marmot The STATUS SYNDROME How social standing affects affects our health and longevity New York 2004 26./27.03.2009 H. Noack

Occupational class differences in life expectancy, England and Wales, 1997–1999 B 1.1 Sozialepidemiologie Social gradient 26./27.03.2009 H. Noack

Sozialschichtunterschiede der Kindersterblichkeit in Schweden im Vergleich mit England und Wales B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack Source: Leon et al., 1992

Horizontale soziale Ungleichheit Vertikale soziale Ungleichheit Unterschiede nach Einkommen, beruflicher Stellung, Bildung (sozioökonomischer Status) Horizontale soziale Ungleichheit Unterschiede nach Alter, Geschlecht, Familienstand, Nationalität, Region, Wohnort etc. B 1.1 Sozialepidemiologie vertikale und horizontale Ungleichheit Kombination von Merkmalen vertikaler und horizontaler Merkmale 26./27.03.2009 H. Noack

The Alamedy County Study (Berkman, L. and Breslow, L The Alamedy County Study (Berkman, L. and Breslow, L. (1983): health and Ways of Living, New York – Oxford) FRAGEBOGEN (1965, 1974) Soziodemographische Merkmale Sozioökonomische Merkmale Gesundheitszustand Psychologische Merkmale Partnerschaft Gruppenaktivitäten Lebensgewohnheiten Tod / Todesursache Soziales Netz SOCIAL NETWORK INDEX Familienstand (V, NV) Kontakte mit Freunden / Bekannten (H, M, N) Kirchenzugehörigkeit (J,N) Mitgliedschaft in Gruppen / Vereinen (J, N) HEALTH PRACTICES INDEX (Häufigkeit: z.B. Nie, Manchmal, Oft) Körperliche Aktivität Zigarettenrauchen Fettleibigkeit Alkoholkonsum Schlafmuster Ernährungsmuster B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack Eine „klassische“ Kohortenstudie

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack THE ALEMEDA COUNTY STUDY (Berkman, L. and Breslow, L., 1983)

Soziologische Anätze Social capital (De Silva, Mary J. et al. 2007) Consensus: „that social capital consists of cognitive (perseptions of the quality of social relationships suchas trust and social harmony), structural (the quantity of social relationships such as membership of networks), bridging (links between people of dissimilar status), and linking (links between different power levels) components… However, debate remains as to whether social capital is the property of individuals or groups (De Silva. 2006)“. B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Systemmodell der Gesundheit (Quelle: Sundin and Willner, 2007 and Bordieu‘s work) Gesundheitspotenzial (psychisch, physisch, sozial, z.B. Resilienz) Politische Geschichte, physische Umwelt, Technologie B 1.1 Sozialepidemiologie Ökonomisches Kapital Kulturelles Kapital Soziales Kapital Umfassende Gesundheitspolitik 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Stresstheoretische soziologische Ansätze B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Komplexe Ansätze Rahmentheorie der Gesundheitsentwicklung MAKRO: Gesellschaft MESO: Gemeinde, Schule, Betrieb, Kranken-haus . … MIKRO: Familie,Individuum Gesund- heit Materielle, ökonomische, institutitonlelle und soziokulturelle Umwelt Alter, Geschlecht, Erbanlagen Soziale & kommunale Netzwerke, Inanspruch-nahme, Partizipation Verhaltens- und Lebensweisen Wirkungskette der Gesundheitsfaktoren B 1.1 Sozialepidemiologie Lebens- & Arbeitswelten, Angebote und Qualität von Diensten, Produkten Gesundheitsdeterminanten Keine linearen Wirkungszusammenhänge Zwei Interventionsebenen: Makroebene: Politik Mesoebene: Gesundheitsförderung in Settings Medizinische, psychosoziale Beratung, Behandlung Gesundheitsförderung, Primärprävention, Versorgung 26./27.03.2009 H. Noack Lebens- und Gesundheitspolitik Interventionen

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack Wilkinson, 2005

Epidemiologische Studien im Vergleich Design einer Querschnittsstudie Definierte Population B 1.1 Sozialepidemiologie Datenerhebung zu Exposition und Krankheit Exponiert mit Krankheit Exponiert ohne Krankheit Nicht exponiert mit Krankheit Nicht exponiert ohne Krankheit Vier mögliche Fälle und zwei mögliche Wege zur Identifikation eines Zusammenhangs von Exposition und Krankheit 26./27.03.2009 H. Noack Quelle: Leon Gordis 2001

Epidemiologische Studien im Vergleich Design einer Fall-Kontroll-Studie B 1.1 Sozialepidemiologie Exponiert Nicht exponiert Exponiert Nicht exponiert Erkrankung Keine Erkrankung „Fälle“ „Kontrollen“ 26./27.03.2009 H. Noack Quelle: Leon Gordis 2001

Epidemiologische Grundlagen Studien im Vergleich Design einer Kohortenstudie Exponiert Nicht exponiert B 1.1 Sozialepidemiologie Erkranken Erkranken nicht Erkranken Erkranken nicht Quelle: Leon Gordis 2001 26./27.03.2009 H. Noack

Methoden der Datengewinnung Frage-dimension Antwortdimension vollständig geschlossen (Antwortvorgaben bei allen Fragen) teilweise offen (Antwortvorgaben nicht bei allen Fragen) vollständig offen (keine Antwortvor-gaben bei allen Fragen standardisiert Typ1 quantitatives Face-to-Face-Interview standardisiertes Telefoninternview strukturierte Beobacht-ung quantitative Doku-mentenanalyse Typ 2 Methoden wie unter Typ1 Typ 3 Methoden wie unter Typ 1 teilstandardisiert Typ 4 z.B. teilstandardisierte Telefoninterviews Typ 5 u.a. problemzentriertes Interview Typ 6 Experteninterview fokussiertes Interview unstandardisiert Typ 7 --- Typ 8 Typ 9 narratives Interview unstrukturierte Beob-achtung qualitative Dokumenten-analyse B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack Quelle: Pfaff / Benz 2003

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Epidemiologische Assoziatismaße (Schwartz et al 2003, S.398 f) Risikodifferenz (attributables Risiko) Differenz der Krankheitshäufigkeiten bei den Exponierten und Nich-Exponierten Relatives Risiko Quotient der Krankheitshäufigkeiten bei den Exponierten und Nich-Exponierten Attributable Fraktion Anteil der Krankheitshäufigkeit bei den Exponierten, der durch Einwirkung des Risikofaktors bedingt ist Odds Ratio (relative Chance, Quotenverhältnis) Odds Quote (Quote = P/[1 - P]) ist das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit P, die Krankheit zu haben, zur Wahrscheinlichkeit (1 – P), sie nicht zu haben. Odds Ratio ist das Verhältnis der Quote bei den Exponierten zur Quote bei den Nicht-Exponierten. B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Rahmentheorie der Systemsteuerung Rahmenbedingungen (Kontext) Tradition, Lebenskultur Chancengerechtigkeit Politische Willensbildung Gesetze, Regulierung Voraussetzungen Ziele Gesundheit-/-Krankheit (Paradigma) Bedarf (subjektiv/objektiv) Leistungsstruktur/-kultur Qualität (Struktur, Prozess, Ergebnis) Angebote (Versorgung, Förderung) Zugang (Kosten, „Komm-/Bring-Prinzip“) Kooperation (Verträge, Partnerschaften) Capacity building: Ausbildung, Forschung, System-entwicklung Finanzierung Mix (Steuer-Versicherungs-Privat) Einzel-/Pauschalleistungen (Leistungs-pakete, LKF) Partizipation Nutzekompetenz (Selbst-/Fremdhilfe) Empowerment (Versorgungskultur) Professionelle Unterstützung (Beratung, Schulung) Wirkung und Ergebnisse Wirksamkeit (Effektivität) Gesundheitspotential (Selbsthilfe) Gesundheitsgewinn/-verlust (Wohlbefinden, Autonomie, Betreuungsbedarf) Über-/Unter/Fehlversorgung Wirtschaftlichkeit (Effizienz) Kostenentwicklung (Steigerung, Gleichstand) Kosten-Wirksamkeit (Balance Über-/ Unterversorgung, „Return of investment“: Investition, Konsum) Nachhaltigkeit Intrapersonale/-intragenerationale/ intergenerationale Wirksamkeit (ohne weitere Aktivitäten, Kosten) Strukturelle Verankerung (Werte, Wissen, Kompetenzen, Organisation, Netzwerke: „Selbstläufer-Effekt“) B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

randomisiert / nicht randomisiert Definierte Bevölkerung randomisiert / nicht randomisiert B 1.1 Sozialepidemiologie Intervention keine/bisherige Intervention verbessert nicht verbessert verbessert nicht verbessert 26./27.03.2009 H. Noack Design einer Interventionsstudie Quelle: Leon Gordis 2001

„Die Philosophen haben die Welt lediglich verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.“ (Karl Marx) B 1.1 Sozialepidemiologie Public health is defined as “Collective action for sustained population-wide health improvement.” (Beaglehole et al. 2004) 26./27.03.2009 H. Noack

A N H A N G B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Integrierte Gesundheitspolitik (ca. 2000 - …) Paradigmata Fragestellungen Erklärungsfaktoren Sozialepidemiologie Gesundheits-systemwissenschaft Gesundheitspolitik-wissenschaft Wie können bevölkerungsweite Gesundheitsdeterminanten durch gesetzliche Regelungen und Anreize wirksam beeinflusst werden? Wie kann ein angemessenes Verhältnis von Krankenversorgung, Krankheitsprävention und bevölkerungsweiter Gesund-heitsförderung erreicht werden? Wie können die gesellschaftliche Will-lensbildung für eine alle Politikfelder umfassende Gesundheitspolitik (Health in All Policy) gestärkt und eine solche Politik umgesetzt werden? gesetzliche Regelung und Steuerung finanzielle und soziale Anreize evidenz-/ergebnisbasierte Steuerung Determinanten-orientierte Gesund-heitspolitik (Health in All Policy) Politik sozialer Gerechtigkeit B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Entwicklung neuzeitlicher öffentlicher Gesundheitssysteme Epoche Paradigma Wissenschaftlicher Zugang Erklärungsfaktoren Philosophie Deutung von Beobachtungen Gesundheitsbezogene Unterschiede, z.B. früher Tod, Armut I öffentliche Hygiene Beobachtung Laboruntersuchungen Qualitative und quantitative (statistische) Auswertung dokumentierter Daten soziale Deprivation, z.B. Armut, Mangelernährung, Umweltbelastung, mangelnde soziale Sicherung, mangelnde Umwelthygiene Mangelnde persönliche Hygiene Infektionserreger II Biomedizin psychosoziale Medizin Klinische Beobachtung Sekundärprävention Krankenbehandlung Tertiärprävention Umweltgebundene Risikofaktoren personale Risikofaktoren Verhaltensbezogene Risikofaktoren III Krankheitsprävention Gesundheitsförderung Primärprävention (Verhältnisse, Verhalten) Gesundheitserziehung Gesundheitsförderung in Settings individuelle Gesundheitsförderung Soziales Marketing individuelle und umweltgebundene Risikofaktoren Individuelle und soziale Verhaltens -faktoren Kollektive Gesundheitschancen kollektive Gesundheitskompetenzen Gesundheitsprojekte in Settings IV Integrierte bevölkerungs-bezogene Gesundheitspolitik Sozialepidemiologie und klinische Epidemiologie Management der Prävention und Krankenversorgung Integrierte Gesundheitsversorgungs- und Förderungspolitik gesetzliche Regelung und Steuerung finanzielle und soziale Anreize evidenz-/ergebnisbasierte Steuerung Determinantenorientierte Gesundheitspolitik (Health in All Policy) Politik sozialer Gerechtigkeit B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack

Zentrale Fragestellungen gesundheitswissenschaftlicher Fächer Phase Paradigma Wissenschaftliche Ansätze Fragestellungen Vorwissenschaftliche Phase Traditionelle Medizin, „Lebenskunde“ Wie kann die Gesundheit erhalten werden? Wie kann kranken Menschen geholfen werden? I öffentliche Hygiene (ca. 1800 - …) -Allgemeine Hygiene Sozialmedizin Wie können kranke und behinderte Menschen vor wirtschaftlicher Not bewahrt werden? Wie kann eine gesundheitsverträgliche Lebensumwelt geschaffen werden? Wie können angemessene materielle Lebensverhältnisse geschaffen werden? II Krankenversorgung (ca. 1920 - ...) Klinische Medizin Klinische Epidemiologie Versorgungswissenschaft Wie kann die Krankenversorgung möglichst vielen (allen?) Menschen zugänglich gemacht werden? Wie kann die Krankenversorgung bedarfs- und qualitätsgerecht gestaltet werden? Wie kann eine moderne Krankenversorgung organisiert und finanziert werden? III Krankheitsprävent-ion / Gesundheits-förderung (ca. 1970 - …) Präventivmedizin Umweltepidemiologie Sozialepidemiologie Gesundheitswissen-schaft Welche umweltgebundenen, sozialen und verhaltensbe-zogenen Krankheits- und Verletzungsrisiken existieren? Welche kollektiven und individuellen Gesundheits-chancen und –kompetenzen (Gesundheitsdeterminanten) sind vorhanden? Wie können Krankheits- und Verletzungsrisiken wirksam reduziert und Gesundheitschancen und –kompetenzen nachhaltig verbessert werden? IV Integrierte Gesundheitspolitik? (ca. 2000 - …) Gesundheitssystem-wissenschaft Politikwissenschaft Wie können bevölkerungsweite Gesundheitsdeterminan-ten durch gesetzliche Regelungen und Anreize wirksam beeinflusst werden? Wie kann ein angemessenes Verhältnis von Krankenver-sorgung, Krankheitsprävention und bevölkerungsweiter Gesundheitsförderung erreicht werden? Wie können die gesellschaftliche Willensbildung für eine alle Politikfelder umfassende Gesundheitspolitik (Health in All Policy) gestärkt werden? Wie kann ein gesellschaftsweite Gesundheitspolitik umgesetzt werden? B 1.1 Sozialepidemiologie 26./27.03.2009 H. Noack