Aufsuchende Jugendarbeit

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 Präsentation transkript:

Aufsuchende Jugendarbeit Prof. Dr. Franz Josef Krafeld, Hochschule Bremen

Gliederung: Aufsuchende Jugendarbeit – worum geht's? Spezifische Qualitäten Aufsuchender Arbeit Zentrale Handlungsansätze Essentials für gutes Gelingen

Vorab zur Begriffsklärung: Entscheidend für Streetwork sind: extrem anstößig wirkende Zielgruppe Deren Unerreichbarkeit durch andere Angebote Entscheidend für Aufsuchende Arbeit sind dagegen: Reaktion auf entstandardisierte Lebensverläufe Anspruch der Lebensweltorientierung (statt Problemorientierung oder Freizeitorientierung) Ernst nehmen gängiger Verdrängung junger Menschen aus öffentlichen Territorien

Grundmerkmal aufsuchender Ansätze Gehstruktur: Hineingehen (und Einmischen) in die Lebenswelten der AdressatInnen statt ausschließliche(!) Kommstruktur: Anbieten von Leistungen, die innerhalb spezieller Einrichtungen angeboten werden

Das Entscheidende an aufsuchender Jugendarbeit Jugendarbeit findet grundsätzlich in den Lebenswelten Jugendlicher und in speziellen Jugendeinrichtungen statt, statt nur in speziellen Jugendeinrichtungen, oder nur "auf der Straße" (es sei denn, entsprechende Zielgruppen wünschen das)

Zum Wesen aufsuchender Arbeit Konkrete praktische Umsetzung von Lebensweltorientierung – mehr als irgendwo sonst ! Unterstützung der (Wieder-)aneignung von Umwelt durch junge Menschen Reaktion auf verändertes Aufwachsen insbesondere durch: Entstrukturierung der Lebensphase Jugend Entstandardisierung von Lebenskonzepten Aufwachsen in einer Welt der Unübersichtlichkeit Aufwachsen in einer junge Menschen ausgrenzenden Umwelt

Tradierte Erwartungen an Jugendarbeit junge Menschen zu organisieren (Gruppenzentrierung), junge Menschen in Jugendeinrichtungen zu holen (Einrichtungszentrierung), junge Menschen ("sinnvoll") zu beschäftigen (Aktivitätenzentrierung) junge Menschen in pädagogisch definierte Randzonen abzuschieben ("Staubsauger- pädagogik ").

Ausgangspunkte aufsuchender Arbeit Konzeptionell: "Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung …" (§1,Abs.1KJHG). (Und das Recht kann man auch nicht verwirken!) Faktisch: Am Anfang fast aller Projekte aufsuchender Arbeit stehen inzwischen eskalierte Konflikte um soziale Räume.

Zentrale Handlungsebenen Beziehungsarbeit cliquen- und szenenorientierte Arbeit raumbietende und raumschützende Arbeit Einmischungen in die Bedingungen des Aufwachsens strukturell einzelfallbezogen durch gemeinwesenbezogene Konfliktberatung

Strategien wirksamer Einmischungen Kooperationen mit engagierten Personen Kooperation auf Augenhöhe Anderen keine Zuständigkeiten abnehmen Kein Verhandeln ohne die Betroffenen Sich Einbringen als Experten statt als Bittsteller Prioritäten setzen – und durchhalten Effektivität statt Problemdruck als Leitkriterium Leistungen nur für Anspruchsberechtigte

Killerphrasen gegen aufsuchende Jugendarbeit (Wer etwas ändern will sucht Wege; wer nichts ändern will, sucht Gründe) Dafür haben wir viel zu wenig Personal ! Wir müssen doch im Haus die Aufsichtspflicht aufrecht erhalten ! Dann könnten wir das Haus ja noch weniger aufmachen ! Wir sind schließlich für das Haus verantwortlich ! Wir haben das Haus immer voll ! Unsere Jugendlichen brauchen uns ! So lange wir nicht wenigstens ......... geschafft haben, ........ So lange wir nicht wenigstens ........ zusätzlich bekommen, ........ Momentan geht das schon gar nicht, weil ......... Wir bieten Jugendarbeit für alle an, nicht Jugendsozialarbeit für besondere Problemgruppen ! Dann denken die Politiker noch, das Haus könnte eingespart werden.

Essentials aufsuchender Arbeit aufsuchende Arbeit geht immer jede Arbeit braucht fachlich begründete Prioritäten jede Prioritätensetzung muss aufgabenbezogen und ressourcenbezogen erfolgen Jugendarbeit ist für junge Menschen da – (nicht für Erwachsene und deren Interessen!)