Flexibilisierungspotenziale heterogener regionaler Arbeitsmärkte durch räumliche Mobilität. Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung gering qualifizierter.

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 Präsentation transkript:

Flexibilisierungspotenziale heterogener regionaler Arbeitsmärkte durch räumliche Mobilität. Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung gering qualifizierter Arbeitskräfte DFG-Arbeitstreffen, Mannheim Prof. Dr. Horst Entorf und Melanie Arntz

1. Motivation des Themas Potenzielle Wohlfahrtsgewinne räumlicher Mobilität in Form –des Abbaus von Mismatcharbeitslosigkeit –des Ausgleichs regionaler Ungleichgewichte –einer verbesserten Matching-Qualität (Relative) räumliche Immobilität in Deutschland und Europa im Vergleich zu z.B. den USA (Relative) Immobilität bestimmter Personengruppen (z.B. Geringqualifizierte, ältere Arbeitnehmer), die auf dem Arbeitsmarkt Problemgruppen darstellen Frage des Einflusses institutioneller Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes auf die räumliche Mobilität von Arbeitslosen in Deutschland bisher wenig untersucht

2. Deskriptive Evidenz zur Mobilität von Arbeitslosen (IABS) Etwa 12 % aller Arbeitslosen, die einen Job finden, ziehen für diesen Job in eine andere, nicht benachbarte Arbeitsmarktregion Das intraregionale Abgangsrisiko ist etwa 10mal so hoch wie das interregionale Abgangsrisiko:

Im internationalen Vergleich: –Deutliche höhere Mobilität als in Finnland: etwa 3% der Arbeitslosen wechseln die Region (Kettunen, 2002) –Deutlich niedrigere Mobilität als in den USA: intraregionales Abgangsrisiko nur etwa viermal so groß wie das interregionale Abgangsrisiko; etwa 25% der Arbeitslosen wechseln den state of residence (Yankow, 2003)

Mobilität nach Bildungsgruppen Deutlich unterschiedlich mobile Arbeitsmarktsegmente

Wahrscheinlichkeit intraregionaler und interregionaler Abgänge innerhalb eines Jahres nach Arbeitsmarktregionen

3. Ziele des Forschungsvorhabens Analyse der Ursachen der geringen interregionalen Mobilität in Deutschland sowie Identifikation mobiler und weniger mobiler Segmente auf dem Arbeitsmarkt Analyse der spezifischen Anreizstrukturen für verschiedene Arbeitsmarktsegmente und somit Identifikation möglicher Flexibilisierungspotenziale Fokus auf den Anreizwirkungen der institutionellen Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes (z.B. passive und aktive Arbeitsmarktpolitik, Kündigungsschutz) sowie auf dem Einfluss der gesamtwirtschaftlichen und regionalen Arbeitsmarktlage Analyse der (negativen?) Folgen der Mobilität

4. Theoretischer Rahmen: Mehr-Regionen Suchmodell Der Arbeitssuchende sucht über verschiedene regionale Teilarbeitsmärkte. Mobilitäts- und Suchkosten variieren über Teilmärkte. Die Mobilitätswahrscheinlichkeit resultiert aus den Wahrscheinlichkeiten, –in einem anderen regionalen Arbeitsmarkt zu suchen (a), –dort ein (Lohn-) Angebot unterbreitet zu bekommen (b), –ein solches Angebot anzunehmen (c). (a) und (c) hängen von der Suchstrategie, d.h. dem teilmarktspezifischen Reservationslohn und der Such- intensität des Arbeitsuchenden auf dem Teilmarkt, ab.

Reservationslöhne und Suchintensitäten werden so gewählt, dass der erwartete Gegenwartswert einer fortgesetzten Suche auf dem Teilmarkt gerade dem erwarteten Gegenwartwert eines akzeptablen Stellenangebots entspricht. Die Allokation der Suchintensitäten über die Teilmärkte erfolgt so, dass der marginale Nutzen der Suche auf Teilmarkt A dem marginalen Nutzen der Suche auf Teilmarkt B entspricht. Regionale Arbeitsmarktbedingungen und institutionelle Rahmenbedingungen haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit intra- bzw. interregional einen Job zu suchen/finden.

5. Arbeitshypothesen Eine schlechte gesamtwirtschaftliche Lage reduziert interregionale Mobilität (vgl. Pissarides und Wadsworth, 1989). Ungünstige lokale Arbeitsmarktbedingungen z.B. in Form eines geringen Verhältnisses von offenen Stellen zu Arbeitssuchenden auf dem lokalen Arbeitsmarkt erhöht interregionale Mobilität (vgl. Jackman und Savouri, 1992). Eine geringe Arbeitsmarktdynamik infolge eines umfangreichen Kündigungsschutzes reduziert räumliche Mobilität (vgl. Jackman und Savouri, 1992).

Der Einfluss der Arbeitslosenunterstützung ist ambivalent (vgl. Goss und Paul, 1990; Hassler et al., 2001; Tatsiramos, 2002). Aktive Arbeitsmarktpolitik (z.B. ABM) führt zu einem Locking-in effect (vgl. schwedische Studien von Lindgren und Westerlund, 2003; Fredrikson und Johansson, 2003). Wohneigentum reduziert die Mobilitätsbereitschaft durch höhere Mobilitätskosten bzw. so genannte sunk costs (vgl. Cameron und Muellbauer, 1998). Staatlich subventionierter Wohnungsbau reduziert die Kosten einer fortgesetzten Arbeitssuche und führt somit zu einem Locking-in effect (vgl. Gregg et al., 2003).

6. Daten Regionale IAB-Beschäftigtenstichprobe (IABS): –1%-ige Stichprobe der sozialvers.-pflichtigen Arbeitnehmer sowie Informationen der Leistungsempfängerdatei (LED), –Tagesgenaue Erwerbsverläufe mit Arbeitsort auf Mikrozensusregionenebene seit 1980 –Relativ geringer Umfang von Variablen, aber Rekonstruktion der Erwerbshistorie möglich –Problematische Abgrenzung von Arbeitslosigkeit SOEP mit Geocodes (Kreisebene) –Deutlich kleinere Stichprobe, aber umfangreiche Individual- und Haushaltsinformationen –Auch Informationen über Arbeitslosenunterstützung, Wohneigentum etc.

7. Methodik und Vorarbeiten Discrete-Choice Ansätze Parametrische und semi-parametrische Verweildaueranalysen mit konkurrierenden Risken (intraregionaler versus interregionaler Abgang aus Arbeitslosigkeit/ Jobwechsel) Für SOEP-Daten auch diskrete Verweildauermodelle Vorarbeiten zur Zusammenführung des Mikrodatensatzes mit zusätzlichen Regionaldaten: Map Intersection Based Merging Schemes for Administrative Data Sources (Arntz und Wilke, 2004)

8. Nächste Schritte Analyse individueller Anreizstrukturen der Mobilität von Arbeitslosen mit der IABS –Wie beeinflussen gesamtwirtschaftliche, regionale und institutionelle Rahmenbedingungen die Suchstrategie von Arbeitslosen unterschiedlicher Arbeitsmarktsegmente? Mittelfristig: Analysen individueller Anreizstrukturen mit dem SOEP, insbesondere Einfluss des Wohneigentums, Arbeitslosenunterstützung, … Langfristig: –Analysen der Folgen räumlicher Mobilität