2. Bankenliquidität und Zinstender

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2. Bankenliquidität und Zinstender Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2007/08 F Fn z 2. Bankenliquidität und Zinstender Ende 2006: 2. Vorlesung

Pflichtlektüre: Jarchow, H.-J.: Theorie und Politik des Geldes, 11. überarb. und wesentl. erw. Aufl., Göttingen: UTB, 2003, S. 100-108; 140-143; 464-469.

Geschäftsbanken können sich auch auf eigene Initiative bei der Zentralbank Kredite besorgen. Hier stellt sich die Frage, ob die Zentralbank in diesem Fall noch vollständige Kontrolle über die monetäre Basis hat. Die Beantwortung dieser Frage ist insbesondere davon abhängig, in welcher Form die Kredite zugeteilt werden. Um den Einfluss der Kredite auf die Geldschöpfung zu behandeln, ist eine Betrachtung der Zentralbankbilanz notwendig.

Die folgende Bilanz der EZB listet die relevanten Positionen Die folgende Bilanz der EZB listet die relevanten Positionen. Stand: April 2006 (Werte grob gerundet und Positionen vereinfacht) Zentralbank Gold und Nettoauslandsford. (W) 342 Kredite an Geschäftsbanken (F) 400 Sonst. Aktiva 314 Banknotenumlauf 563 (C+CB) Mindestreserve (inkl. Überschuss-reserven) 157 (MR+ÜR) Sonst. Passiva 274 Kapital und Rücklagen 62 Ende 3. Vorlesung B (ohne Münzumlauf)

Der Banknotenumlauf beinhaltet denjenigen der Nichtbanken, C, sowie den von den Banken gehaltenen Bestand, CB. In früheren Bilanzen wurden immer noch Kredite an den öffentlichen Sektor aufgeführt. Da die Europäische Zentralbank keine solchen Kredite vergeben darf, kann auf diese Position verzichtet werden. Die Europäische Zentralbank akzeptiert aber Staatsanleihen von den Geschäftsbanken als Sicherheit für ausgegebene Kredite.

Die Bilanz lässt erkennen, dass die monetäre Basis auch von der „Entstehungsseite“ her definiert werden kann. Wird von sonstigen Aktiva, sonstigen Passiva und dem Reinvermögen der Zentralbank abgesehen, so besteht sie aus Nettoauslandsforderungen der Zentralbank (W) + Zentralbankkrediten an die Geschäftsbanken (F) + Münzumlauf. Eine Erhöhung der Kredite an die Geschäftsbanken oder ein Anstieg der Nettoauslandsforderungen erhöhen somit die monetäre Basis.

Dies verdeutlich die zwei Arten, mit denen die Zentralbank die Geschäftsbanken mit Liquidität versorgen kann. Entweder durch Kreditvergabe, oder dadurch, dass sie den Geschäftsbanken (oder den Nichtbanken) Auslandsforderungen abkauft. Datenquelle: www.ecb.int

Die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Zentralbankkrediten, F, ist um so höher, je höher der Zinssatz für Wertpapiere und Direktkredite, i, und um so niedriger, je höher die Refinanzierungskosten, z. Ein Anstieg der Nettoauslandsforderungen reduziert F, da dies eine Alternative darstellt, den Geschäftsbanken Liquidität zuzuführen. z Fn W↑ F

Analog zur Bilanz der Zentralbank lässt sich für den Geschäftsbankensektor folgende stark vereinfachte Bilanz aufstellen: Geschäftsbanken Kredite und Anleihen an das Ausland (WB) Mindestreserve (inkl. freiwillige Einl.) (MR+E) Wertpapiere von inl. Nichtbanken und Direktkredite (K) Sichteinlangen der Nichtbanken (D) Zentralbank-verschuldung (F) Dies ist auch die aggregierte Bilanz des gesamten Bankensystems.

Aus der Bilanz der Geschäftsbanken folgt nun WB+MR+E+K=D+F und wegen MR=rD: WB+rD+eD+K=D+F  K=(1-r-e)D+F-WB Banken vergeben Kredite an Nichtbanken und kaufen Wertpapiere im Ausmaß der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, also der Sichteinlagen (abzüglich der Mindestreserve und der freiwilligen Reserve) und der Kredite von der Zentralbank. Die Geschäftsbanken entscheiden immer simultan über die Höhe von K und F. Verkaufen Geschäftsbanken Auslandstitel an die Zentralbank, so können sie die frei werdenden Mittel für die inländische Kreditvergabe verwenden.

Für die gleichgewichtige Höhe der Zentralbankkredite ist die Beachtung der Angebotsseite notwendig. Beispiel: Hauptrefinanzierungsgeschäft im Rahmen eines Zinstenders. Dies ist eine wöchentlich stattfindende, liquiditätszuführende Transaktion mit Laufzeit von einer Woche (früher zwei Wochen). Oder das längerfristige Refinanzierungsgeschäft. Dies ist eine monatlich stattfindende Versteigerung von Liquidität mit einer Laufzeit von 3 Monaten. Die Zentralbank kündigt ein zu verteilendes Volumen an. Es findet eine Verteilung dieses Volumens durch Versteigerung statt. Die teilnehmenden Geschäftsbanken geben Gebote über Beträge und Zinssätze ab.

Beispielhafte Gebote von Banken, gemäß deren Nachfragefunktion, Fn: Zinssatz Bank A Bank B Bank C Gebote kumulativ 3,0 10 5 15 2,8 30 45 2,6 20 50 95 2,4 40 135 2,2 150 Summe 25 65 60

Wird von der Zentralbank ein Zuteilungsbetrag von 115 Mill Wird von der Zentralbank ein Zuteilungsbetrag von 115 Mill. EUR festgelegt, so ist der marginale Zuteilungssatz 2,4%. Die zu diesem marginalen Zuteilungssatz vorliegenden Gebote müssen „repartiert“ werden, d.h. sie werden nur anteilig erfüllt (hier zu 50%). Bei Zuteilung gemäß dem „holländischen“ Verfahren beträgt der Zinssatz für alle zugeteilten Beträge einheitlich 2,4%. Bei dem „amerikanischen“ Verfahren (multiple rate auction) richtet sich der Zinssatz nach dem individuellen Gebot. Bank A würde 5 Mill. EUR für 2,8%, 10 Mill. EUR für 2,6% und 5 Mill. EUR für 2,4% erhalten.

Die Zentralbank kann die zugeteilte Liquidität, , durch auslaufende Geschäfte und neue Zuteilung kontrollieren. Der Refinanzierungssatz ergibt sich dann im Gleichgewicht mit der Nachfragekurve. z Illustrieren, wie ein Mindestzinssatz die Vertikale ab diesem Zinssatz in eine Horizontale übergehen lässt. Fn F

Die Zentralbank könnte in diesem Fall also die Zentralbankgeldversorgung unter strikter Kontrolle halten. Eine exogene Verschiebung der Fn-Kurve, z. B. im Falle eines konjunkturbedingten Anstiegs des Zinsniveaus und einer daraus resultierenden, erhöhten Liquiditätsnachfrage der Banken, würde hierbei nicht zu einer Erhöhung der monetären Basis, B, führen. Die Zentralbank würde in diesem Fall automatisch verhindern, dass Liquiditätsengpässe der Banken durch eine erhöhte Kreditaufnahme bei der Zentralbank ausgeglichen werden.

Die Geschäftsbanken könnten versuchen, das Zuteilungsvolumen informell zu beeinflussen, indem sie ihre Liquiditätsbedürfnisse der Zentralbank vorweg signalisieren. Hier sind sie aber auf das Wohlwollen der Zentralbank angewiesen. Beharrt die Zentralbank auf einer konstanten Zuteilung von Liquidität, so sind die Banken einem Liquiditätsrisiko ausgesetzt. Zur Vermeidung dieses Risikos werden die Geschäftsbanken über die Mindestreserve hinausgehende, freiwillige Reserven (E) halten.

Formen der freiwilligen Reserven Geschäftsbanken haben verschiedene Möglichkeiten, Reserven, E, zu halten. Zum einen bietet die EZB die Möglichkeit, unbegrenzt Überschussreserven und eine Einlagenfazilität, ÜR, zu halten und bietet für letztere eine geringe Verzinsung von derzeit 1,5%. Daneben können Banken ihre Bestände an Noten und Münzen erhöhen, CB (vault cash). Ferner ist es auch möglich, zu viel Mindestreserve zu halten. Diese muss nur im Monatsdurchschnitt korrekt gehalten werden. Durch ein anfängliches Übererfüllen ergeben sich Reserven für die zweite Hälfte des Monats. Dies werden wir im Folgenden vernachlässigen. Für die Haltung von Noten und Münzen ergibt sich zunächst kein Zinsertrag. Im Rahmen der Mindestreservehaltung der FED wird die Haltung von Noten und Münzen der Banken jedoch angerechnet. Insofern ergibt sich hier doch ein Zinseinkommen aufgrund der reduzierten Mindestreserve.

Teile der den Banken zufließenden Mittel werden nicht zum Ankauf von Wertpapieren, sondern als freiwillige Reserve (Vorsichtskasse) gehalten. Die freiwillige Reserve wird um so eher gehalten, je kleiner die Rendite für Wertpapiere (i). Zusätzlich könnte noch der Habenzinssatz (ze) berücksichtigt werden, den die Zentralbank für die freiwillige Reserve (Einlagen) bezahlt. Von diesem Term wird hier aber abgesehen. Derzeit bezahlt die EZB keine Zinsen für über die Mindestreserve hinausgehenden Einlagen. Die EZB bietet aber eine Einlagenfazilität. In Kanada, Neuseeland und Australien wird diese sogar mit einem Zinsabschlag zu sonstigen Zentralbankkrediten von nur 0,25% verzinst.

Je höher die Sichteinlagen, um so eher würde ein plötzlicher Abzug von Sichteinlagen eine Liquiditätskrise induzieren. Freiwillige Einlagen werden daher proportional zu den Sichteinlagen gehalten: – – E=ÜR+CB=e(i, z)D. Alternativ zum Halten von Überschussreserven könnten Kredite an Nichtbanken vergeben werden oder die Zentralbankverschuldung reduziert werden. Beide Zinssätze wirken daher negativ auf die Haltung von E. Derzeit bezahlt die EZB keine Zinsen für über die Mindestreserve hinausgehenden Einlagen. Die EZB bietet aber eine Einlagenfazilität. In Kanada, Neuseeland und Australien wird diese sogar mit einem Zinsabschlag zu sonstigen Zentralbankkrediten von nur 0,25% verzinst.

Für die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Basisgeld, B, gilt: B=C+MR+E. Wird für E eingesetzt so wie für C=bD und MR=rD, so folgt: B=bD+rD+eD  B=(b+r+e)  D Da gilt M=C+D=(1+b)D, folgt für die Höhe der Geldschöpfung:

Eine Erhöhung der monetären Basis (im Falle eines Devisenankaufs von Nichtbanken) bewirkt den folgenden Multiplikatorprozess: E MR e r }M K C B b D

Eine expansive Geldpolitik kann einerseits durch Senkung des Einlagenzinssatzes vollzogen werden. Dies hatten wir im Modell vernachlässigt. Daneben kann auch die monetäre Basis erhöht werden, z.B. durch eine Erhöhung der Zentralbankkredite, , oder durch Dollarankäufe, W. Neben dieser Angebotsfunktion existiert eine Nachfrage der Nichtbanken nach Geld. Hierzu unterstellen wir einen positiven Einfluss des Inlandsprodukts, Y, und einen negativen Einfluss der Rendite für Wertpapiere, i: L=L(i,Y). Ein Gleichgewicht lässt sich in einem i/M-Diagramm abtragen.

Eine Erhöhung der monetären Basis, B, oder eine Verringerung der Bargeldquote, b, oder des Mindestreservesatzes, r verschieben nun die Ma-Kurve nach rechts/unten. i Ma1 L Ma2 2006 und 2005: Ende 3. Vorlesung! Der negative Einfluss von beta auf das Geldangebot zeigt sich schnell durch Umformung, indem der Zähler mit –r-e+r+e erweitert wird: M=[(1-r-e)/(beta+r+e)+1]B. Da 1>r+e ergibt sich der angenommene negative Einfluss. B, b, r P1 i1 P2 i2 M1 M2 Ma, L, M

Eine weitere Störung resultiert, wenn Banken mit wirtschaftlichen Krisen rechnen und autonom ihre Reserven erhöhen. In diesem Fall erhöht sich e bei zunächst konstanten Zinssätzen, e(). i L Ma2 Ma1 e P2 i2 i1 P1 M2 M1 Ma, L, M Eine verstärkte Reservehaltung der Banken kann somit eine realwirtschaftliche Krise auslösen; die Geldmenge sinkt und die Zinsen steigen.

Im Falle einer Erhöhung des Inlandsprodukts ergibt sich eine Verschiebung der Geldnachfragekurve. Ma1 Y P2 i2 P1 i1 M1 M2 Ma, L, M

Die Geldmenge hat sich im Gleichgewicht erhöht. Dies resultiert daraus, dass die Geschäftsbanken bei dem höheren Zinssatz mehr Wertpapiere kaufen und Direktkredite vergeben und im Gegenzug ihre freiwilligen Reserven reduzieren. Die Entwicklung der Geldmenge läuft parallel zum Konjunkturzyklus. Der aus der Makroökonomik bekannte Dämpfungseffekt des Geldmarktes fällt hier schwächer aus. Die pro-zyklische Entwicklung der Geldmenge sollte dabei nicht als aktive Unterstützung des Zyklus durch die Zentralbank interpretiert werden.

Statt einer Betrachtung von Geldangebot und –nachfrage können wir auch unmittelbar die Nachfrage nach Zentralbankkrediten bestimmen. Wird die Geldnachfragefunktion, L=L(i,Y), eingesetzt, so folgt: Es resultieren zwei negative Einflüsse des Zinssatzes auf die Nachfrage nach Basisgeld. Zum einen sinkt Basisgeld direkt, da weniger Einlagen gehalten und stattdessen höherverzinsliche Kredite zu vergeben werden. Zum anderen senken Nichtbanken bei hohen Zinsen ihre Geldnachfrage. In diesem Fall müssen Geschäftsbanken weniger Banknoten nachfragen und weniger Mindestreserve halten.

Ferner steigt die Nachfrage nach Basisgeld mit der Bargeldquote, b, dem Mindestreservesatz, r, und dem Inlandsprodukt. Der Grund für Letzteres besteht darin, dass eine erhöhte Transaktionskasse den Bedarf an Bargeld erhöht sowie Mindestreserve und freiwillige Reserven ansteigen lässt.

Eine steigende Nachfrage nach Basisgeld wird oftmals als Anzeichen einer steigenden oder stabilen Güternachfrage interpretiert. Dies kann aber ein fataler Fehler sein. Alternativ hierzu kann nämlich auch in Zeiten der Krise die Haltung von freiwilligen Reserven zunehmen. Je nach Ursache des Nachfrageanstiegs sollte die Reaktion der Zentralbank unterschiedlich ausfallen.

Betrachten wir nur die Nachfrage nach Zentralbankkrediten, so müssen von der gesamten Nachfrage nach Basisgeld noch Nettoauslandsforderungen abgezogen werden: Die Geschäftsbanken werden berücksichtigen, dass sie durch Verkauf von Devisen, ausländischen Wertpapieren und Gold an die Zentralbank Liquidität erhalten und entsprechend ihre Nachfrage nach Zentralbankkrediten reduzieren.

Der negative Verlauf der Nachfrage nach Zentralbankkrediten im z/F-Diagramm resultiert aus dem Einfluss des Refinanzierungssatzes auf die freiwilligen Einlagen, E. Ein Anstieg von z reduziert die freiwilligen Einlagen, wodurch auch der Bedarf and Zentralbankkrediten sinkt.

Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juni 2007. Tabelle II.3.