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10. Gibt es quantitative Transmissionsmechanismen?

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Präsentation zum Thema: "10. Gibt es quantitative Transmissionsmechanismen?"—  Präsentation transkript:

1 10. Gibt es quantitative Transmissionsmechanismen?
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2007/08 F Fn z 10. Gibt es quantitative Transmissionsmechanismen?

2 Pflichtlektüre: Bindseil, U. (2004), Monetary Policy Implementation: Theory, Past and Present. Oxford University Press, S ,

3 Seitens der EZB wird als zweite Säule auf die Bedeutung der Geldmenge verwiesen.
Zum einen könnte dies dadurch begründet werden, dass andere Indikatoren unvollständig sind und die Entwicklung der Geldmenge somit als zusätzlicher Indikator für die Konjunktur oder die Auswirkung der Geldpolitik der Vergangenheit anzusehen ist. Auf dieses Argument wird das nächste Kapitel genauer eingehen. Eine andere Begründung liegt vor, wenn der Geldmenge selbst eine Rolle im Transmissionsmechanismus zugewiesen wird. Eine solche Rolle der Geldmenge wird explizit in einer Veröffentlichung der EZB angegeben. 2005: Ende 11. Vorlesung

4 Monetäre Transmission gemäß der Europäischen Zentralbank
Quelle: The Monetary Policy of the ECB (second edition, January 2004); Chart 3.1, S. 45

5 Tatsächlich wurde die Möglichkeit eines direkten Einflusses der Geldmenge auf die Güternachfrage und die Inflation über Jahrhunderte kontrovers diskutiert. Während für eine Gruppe von Ökonomen, die als „Bank rate school“ (u.a. Wicksell) bezeichnet werden kann, die Transmission nur über Zinsen und relative Vermögenspreise läuft, ist für Vertreter eines „quantitativen-Ansatzes“ die Geldmenge zentral (u.a. Fisher, Friedman aber auch Keynes). Während sich der quantitative Ansatz lange behaupten konnte, findet er derzeit kaum noch namhafte Anhänger. 2005: Ende 11. Vorlesung

6 Ein Ausgangspunkt dieses Ansatzes ist die Quantitätsgleichung
Ein Ausgangspunkt dieses Ansatzes ist die Quantitätsgleichung. Diese geht zurück auf Vorstellungen des 17ten Jahrhundert und wurde von Fisher (1911) formuliert. Für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V), das nominale Inlandsprodukt (P.Y) und das Geldangebot (M) gilt: V=P.Y/M Als „Quantitätsgleichung“ gilt daher: M.V=P.Y Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf relativ konstant ist, und dass auf eine Erhöhung der Geldmenge nur das Preisniveau reagiert.

7 Dies entspricht der klassischen Annahme der Neutralität des Geldes und der Dichotomie zwischen realen und nominalen Größen, eine Aussage die auf Hume zurückgeht: Die Geldmenge beeinflusst nur nominale Größen. Für reale Größen sind andere Einflussfaktoren relevant. Die klassische Dichotomie ist aber logisch inkonsistent. Änderungen von Preisen und Inflationsraten ergeben sich dadurch, dass sich auf dem Gütermarkt die Nachfrage vom Angebot unterscheidet.

8 Preisänderungen bedürfen somit realer Voraussetzungen, nämlich güterwirtschaftlicher Abweichungen vom Gleichgewicht. Bei einer Erhöhung der Geldmenge ergibt sich die Frage, wie diese zu einem erhöhten Preisniveau führen soll, denn gemäß der Dichotomie würden hierbei keine Änderungen der realen Güternachfrage und des realen Güterangebots eintreten. Diese Inkonsistenz wurde zumeist nur als kurzfristiges Problem angesehen und damit die langfristige Gültigkeit der Quantitätstheorie behauptet. Aber auch langfristig bleibt ein zentrales Defizit bestehen: Ein Einfluss des Zinssatzes wird vernachlässigt. 2006: Ende 8. Vorlesung!

9 Video der Europäischen Zentralbank: „Das Inflationsmonster“

10 Unter der Bezeichnung „Real-Balance-Effect“ finden sich ebenfalls oftmals auf Quantitäten abgestellte Argumentationsmuster (Patinkin 1965). Erhöhte Geldhaltung wird dabei direkt nachfragewirksam. Sofern zuviel Geld gehalten wird, ergibt sich der Wunsch, dies zu reduzieren und Güterkäufe zu tätigen. Dies erscheint uns einzelwirtschaftlich plausibel: Eine erhöhte Bargeldabhebung wird getätigt, um damit Güterkäufe durchzuführen. Es stellt sich die Frage, ob dieser uns vertraute Vorgang auch in der Makroökonomik auftreten kann. 2006: Ende 8. Vorlesung!

11 Eine klassische Illustration betrifft das sog. „Helikoptergeld“.
Hierbei wirft die Zentralbank Geld vom Hubschrauber ab und erzeugt so eine „Liquiditätsschwemme“, also eine über die Präferenzen der Wirtschaftssubjekte hinausgehende Geldhaltung. Die Güternachfrage steigt, sofern unmittelbar das zusätzliche Geld für Konsumzwecke verwendet wird. Der wesentliche Grund besteht in einem Vermögensanstieg des privaten Sektor. Kontrollfrage: was passiert, wenn die Zentralbank Goldbarren abwirft? 2005: Ende 11. Vorlesung Im Falle von Helikoptergeld ergäbe sich eine andere Zusammensetzung des Vermögens. Allerdings sollte dies primär dazu führen, dass die Wirtschaftssubjekte Geld gegen andere Vermögensobjekte tauschen. Banken werden dann von den Nichtbanken mit Bargeld versorgt und ihre Nachfrage nach Zentralbankkrediten sinkt. Dies führt zu sinkenden Zinsen, so lange, bis das zusätzliche Geld freiwillig gehalten wird. Ein direkter Einfluss auf den Konsum (neben dem indirekten Vermögenseffekt) ist somit nicht erkennbar.

12 Im Rahmen von Offenmarktpolitik wird Vermögen lediglich getauscht.
Allerdings ist ein solcher Vermögensanstieg niemals das praktische Resultat der Zentralbankpolitik. Im Rahmen von Offenmarktpolitik wird Vermögen lediglich getauscht. In diesem Fall gelangt Geld aber nur zu denjenigen Banken und Nichtbanken, die es freiwillig halten wollen. Diese wollen es danach aber nicht wieder loswerden und in Güter eintauschen. Der Anstieg an Liquidität impliziert dann keine „überschüssige Liquidität“. In der Folge können sich auch keine erhöhten Güterkäufe einstellen. 2005: Ende 11. Vorlesung

13 Ein weiterer quantitativer Ansatz ist der bank lending channel, der insbesondere auf Bernanke und Blinder AER (1988) zurückgeht. Ausgangspunkt ist die uns wohlvertraute Tatsache, dass Banken oftmals ihre Kredite rationieren. Liegen keine hinreichenden Sicherheiten, sondern nur ein überzeugender Geschäftsplan vor, so wollen die Banken für das Risiko der Zahlungsunfähigkeit entschädigt werden. Ein hoher Zinssatz als Risikoprämie könnte dieses Risiko aber selbst wieder erhöhen und adverse Selektion und moral hazard der Kreditnehmer bewirken. Statt einer Zinserhöhung könnten Banken restriktiv bei der Kreditvergabe sein. 2005: Ende 11. Vorlesung

14 2005: Ende 11. Vorlesung

15 Kann die Zentralbank Kreditrationierung verringern, um damit die Güternachfrage zu stimulieren?
Zum einen sind alle Maßnahmen, welche die Stabilität und Transparenz des Finanzsystems stärken, geeignet, auch Kreditrationierung zu verringern. Geringe Inflationsraten und Schwankungen der Inflationsraten wären z.B. geeignet, Bonitätsrisiken zu verringern und damit einer Kreditrationierung entgegen zu wirken. Kann die Zentralbank auch durch den expansiven Einsatz ihres geldpolitische Instrumentariums die Kreditrationierung verringern? Genau dies wird von Vertretern des bank lending channel behauptet. 2005: Ende 11. Vorlesung

16 Im Rahmen einer expansiven Offenmarktpolitik, so das Argument, ergibt sich ein Geld- und Kreditschöpfungsprozess, bei dem von einer Kreditrationierung abgerückt wird. Dies ist allerdings irreführend. Denn die zusätzlich vergebenen Kredite werden im Rahmen des Geldschöpfungsprozesses für einen Anstieg der Geldhaltung verwendet und stehen z.B. nicht für Investitionen in einen Maschinenpark zur Verfügung. Investoren sind zur Durchführung ihrer Projekte auf Ersparnisse angewiesen. Durch Offenmarktpolitik werden Vermögensdispositionen verändert, aber keine zusätzlichen Ersparnisse geschaffen. 2005: Ende 11. Vorlesung

17 Financial Times Deutschland, 13. März 2007

18 Korrigierte Übersicht der monetären Transmission

19 „es steht zusätzlich Geld für Konsumzwecke zur Verfügung“
Neben wissenschaftlichen Versuchen einer Fundierung quantitativer Transmissionsmechanismen finden sich vulgärökonomische Sprachgebräuche, mit denen ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Geld und Nachfrage nach (Vermögens-)Gütern impliziert wird. „es steht zusätzlich Geld für Konsumzwecke zur Verfügung“ „ Die Liquiditätsschwemme treibt die Vermögenspreise nach oben“ „excess liquidity sweeps into goods markets“ Typischerweise werden hierbei zwei Märkte, nämlich der Gütermarkt und der Geldmarkt, fehlerhaft miteinander verbunden. Konsumverzicht geht also nicht mit einer erhöhten Liquiditätspräferenz einher. In der Presse finden sich oftmals irreführende Formulierungen. Bei einer solchen Argumentation wird jedoch eine unzutreffende Budgetrestriktion unterstellt. Vielmehr muss einem Nachfrageüberschuss nach Geld ein Angebotsüberschuss auf einem anderen Bestandsmarkt gegenüber stehen, z.B. dem Bondmarkt oder dem Markt für Sachvermögen. Einem Nachfrageüberschuss nach Konsumgütern, also auf dem Strommarkt, muss demgegenüber ein Nachfragedefizit an Ersparnissen gegenüber stehen.

20 So ist es für den Kauf von Konsumgütern nicht erforderlich, gleichzeitig die Geldhaltung zu reduzieren. Stattdessen ist einzelwirtschaftlich eine Reduzierung der Ersparnis notwendig. Im Fall einer Geldhaltung, die das gewünschte Maß übersteigt, wird diese nicht durch Güterkäufe abgebaut (wo soll das Geld eigentlich hin?). Vielmehr muss die Haltung anderer Vermögensgüter unterhalb des gewünschten Niveaus sein. Eine Erhöhung der Geldnachfrage erfordert nicht ein Absenken des Konsums. Vielmehr muss die Haltung eines anderen Vermögensobjektes eingeschränkt werden. Konsumverzicht geht also nicht mit einer erhöhten Liquiditätspräferenz einher. In der Presse finden sich oftmals irreführende Formulierungen. Bei einer solchen Argumentation wird jedoch eine unzutreffende Budgetrestriktion unterstellt. Vielmehr muss einem Nachfrageüberschuss nach Geld ein Angebotsüberschuss auf einem anderen Bestandsmarkt gegenüber stehen, z.B. dem Bondmarkt oder dem Markt für Sachvermögen. Einem Nachfrageüberschuss nach Konsumgütern, also auf dem Strommarkt, muss demgegenüber ein Nachfragedefizit an Ersparnissen gegenüber stehen.


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