Rollenbegriff Ein konstistentes Bündel normativer Erwartungen, die sich an den Inhaber bestimmter sozialer Positionen richten. Bsp. Von einem Lehrer erwartet.

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Rollenbegriff Ein konstistentes Bündel normativer Erwartungen, die sich an den Inhaber bestimmter sozialer Positionen richten. Bsp. Von einem Lehrer erwartet man, dass er die Schüler nach didaktisch erfolgreichen Methoden unterrichtet.

Funktionalistische Perspektive Linton: fasst Rolle als Rechte und Pflichten auf, die sich um bestimmte soziale Positionen ranken Die Rechte einer Position A ist die Pflicht einer Position B, d.h. Rechte und Pflichten gleichen sich bilanzmäßig in einem Interaktionssystem aus.

Funktionalistische Perspektive Parsons: hier ist die Rolle eine Verzahnungsbegriff, der personales und soziales System miteinander verbindet Rolle als Verbindungsglied zwischen System und Verhalten Rollen erfüllen eine selegierende Funktion

Funktionalistische Perspektive Es werden nur Rollen sozial zugelassen, die bestimmten gesellschaftlichen Erwartungsmustern entsprechen. Rollen können auch Verhalten erzeugen, indem sie bestimmte Verhaltensweisen von Menschen stimulieren. Rollen können Ambivalenzen hervorrufen, z.B. sie könne sie auf die einen belastende wirken und bei anderen Freude hervorrufen.

Funktionalistische Perspektive In der funktionalistischen Perspektive wird Rolle als vorgegebene Strukturierung aufgefasst Es wird nicht thematisiert wie soziale Rollen entstehen und in welcher Weise sie das Handeln der Akteure bestimmen. Es wird eine Determinismus sozialer Strukturen auf das menschliche Handeln angenommen.

Symbolischer Interaktionismus Geht im wesentlichen auf Mead und Turner zurück. Rollen werden in Interaktionsprozessen eingespielt, angeeignet, ausgehandelt bestätigt und ständig verändert. Sie unterliegen Interpretationen und Deutungen Man spricht hier auch vom interpretativen Rollenbegriff.

Symbolischer Interaktionismus Reflektiert stärker auf Prozesse der Rollenentstehung und Veränderung sowie auf Wahrnehmungs- und Interpretationsvorgänge der beteiligten Interaktionspartner Turner unterscheidet hier zwischen Role-making und Role-taking

Symbolischer Interaktionismus Role-taking: passive Übernahme einer fremden Rolle Role-making: aktive gestaltende Komponente des Rollenspiels. Rollenübernahme: ein Sich-Hinein-Versetzen in die Person eines anderen (siehe Mead)

Symbolischer Interaktionismus Rollen können unterschiedlich stark formalisiert sein und damit unterschiedliche Bewegungsfreiheit für die Inhaber gewährleisten Soziale Rolle entspricht eher einem sozialen Typisierungsschema Allerdings ist der Übergang von normativ akzentuierten Rollen (die Rolle des Mannes) hin zu bloßen Rollenstereotypen („typisch Mann“) durchaus fließend.

Rollenbegriffe bei Merton Rolle: zu jeder Position gibt es ein „Reihe von Rollen“ (Rollenset) Rollenset: „Kombination von Rollenbeziehungen, in die eine Person aufgrund ihrer Inhaberschaft eines bestimmten Status verwickelt ist“. Status: ist das Ergebnis einer Reihe von Rollen Status-Set: Kombination von sozialen Positionen (mit den Rollen-Sets), die eine Person innen hat

Rollendifferenzierung Rollendifferenzierung ist umso höher, je größer die Zahl verschiedenartiger Handlungen, die Mitglieder eines sozialen Systems untereinander zu bestimmten Zeitpunkten erwarten. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Handlungsspezialisierung Bsp. Die Arbeitsteilung, die zu einer Spezialisierung auf bestimmte Aufgaben oder Aufgabentypen führt.

Rollendruck Wenn der Rollenträger, die Übernahme oder Ausübung einer oder mehrerer Rollen als zeitweilig oder dauernde Belastung ansieht Strategien der Entlastung: Selektion des Rollenhandelns in wichtige und unwichtige Rollenverpflichtungen

Rollendruck Abschirmung: des Rollenhandelns in Bezug auf soziale Sichtbarkeit bzw. gegenseitige Abschottung Delegation oder Abgeben von Rollenverpflichtungen, sofern damit keine Kontroll- und Machtverluste verbunden sind Solidarisierung und Unterstützung mit ähnlich belasteten Personen Abbruch bzw. Verzicht der Rollenbeziehungen, solange dies zu keiner Einbuße wertvoller Ressourcen führt.

Rollenkonflikt Interrollenkonflikt: Konflikt zwischen zwei verpflichtenden, unvereinbaren Rollen Intrarollenkonflikt: Konflikt zwischen zwei unvereinbaren Anweisungen bezüglich derselben Rolle Intrasender-Konflikt: eine Person lässt einem Empfänger widersprüchliche Botschaften zukommen Person-Rolle-Konflikt: es bestehen unvereinbare Widersprüche zwischen der Person und ihren Überzeugungen und der Arbeitsrolle

Aushandeln sozialer Rollen Für das Aushandeln sozialer Rollen (role negotiation, role bargaining) gibt es zwei Forschungstraditionen: ein nutzentheoretischer Ansatz (z.B. Goode) in eine soziale Rolle nicht mehr investiert werden, als die Rolle abwirft symbolisch-interaktionistischen Ansatz (z.B. Strauss) die Regeln des Austausches sowie Inhalte der Rolle werden auf dem Wege von Verhandlungen erst festgestellt und von Interaktionsbeziehung zu Interaktionsbeziehung stets aufs Neue ausgehandelt werden.

Theorie der Rollenbilanz Theorie der Rollenbilanz befaßt sich mit folgenden Fragestellungen: Unter welchen Bedingungen übernehmen Individuen eine soziale Rolle? Wie gestalten Individuen eine soziale Rolle zu ihren Gunsten? Unter welchen Bedingungen versuchen Individuen eine soziale Rolle beizubehalten oder abzulegen?

Theorie der Rollenbilanz Die Wahrscheinlichkeit, dass P eine soziale Rolle anstrebt ist eine Funktion von drei Faktoren: Dem normativen Druck, die Rolle anzunehmen oder zu verweigern Die Fähigkeit zur Erlangung oder Ausübung der Rolle (Effizenz-Erwartung) Die Differenz zwischen Rollenträgern und Rollenkosten, wobei Kosten und Erträge an verschiedenen Vergleichsniveaus bemessen werden

Theorie der Rollenbilanz Rolleninhaber werden versuchen, ihre Rollenbilanz möglichst günstig zu gestalten. Möglichkeiten dafür: Senkung der Rollenkosten Erhöhung der Rollenerträge Veränderung der Kognitionen über Erträge und Kosten

Einfluss der Rolle auf das Selbst Nimmt man das Selbstkonzept als Ausdruck der individuellen Sozialisationsbiographie des Rollenträgers, ist das Selbst ein Sediment der Gesamtheit vergangener Sozialisationsprozesse bei geringer Rollenbilanz bzw. Hoher Rollenidentifikation neigen Individuen dazu, in ihrer Rolle "aufzugehen", so dass Persönlichkeit und Rolle verschmelzen. Ein so definiertes Rollenselbst wird stets mit jeweils aktuellen und konkreten Rollenanforderungen konfrontiert werden. -> erhöhtes Konfliktpotential (misfit) zwischen Rolle und Selbst (Identität).

Einfluss der Rolle auf das Selbst dialektischer Prozess: Das Individuum beweist seine Identität, indem es zwischen eigenen Vorstellungen und Wünschen und den Anforderungen der Gesellschaft (Interaktionspartner) zu balancieren versucht. Ein zentraler Aspekt = Übernahme stereotyper Rollenmuster in das eigene Repertoire. Mädchen werden bereits in frühkindlichen Sozialisationsprozessen mit geschlechtsspezifischen Verhaltensschemata konfrontiert, was zur Folge haben kann, dass sie ein Selbstbild entwickeln, das durch die Annahme solcher Rollenstereotype geprägt wird.

Rollendistanz Gründe für Rollendistanz: Negativbilanz der Rolle (z.B. das Spielen der Rolle ist zu kostspielig) Kritische Einschätzung der Rolle (z. B. Überdenken der moralischen Implikationen) Expressive Entlastung in Bezug auf Rollendruck (z.B. Witzelei eines Chirurgen bei einer schwierigen OP)

Einfluss des Selbst auf die Rolle Die Wahrnehmung und die Ausführung einer sozialen Rolle wird wesentlich von Aspekten des Selbst gesteuert. Dies betrifft vor allem solche Rollen, die noch wenig festgelegt sind und weitgehend Gestaltungsmöglichkeiten lassen. Rollen sind selten so vorstrukturiert, dass keinerlei Gestaltungsraum bleibt.

Einfluss des Selbst auf die Rolle Zumindest sind gewisse expressive Elemente des Rollenspiels Zonen individueller Prägung und Gestaltung. Besonders die interpretativen Komponenten von Rollenbeziehungen können manchmal durchaus im Vordergrund stehen, z.B. im Rahmen informeller, emotional geprägter Gruppen- und Paarbeziehungen. Hingegen im organisationalen Raum oder in stark asymetrischen Rollenbeziehungen bleibt wenig oder nichts zu interpretieren und zu gestalten.

Geschlechtsrollenstereotype Ein wesentlicher Grund für die tatsächliche oder erlebte Diskriminierung der Frauen, gegenüber den Männern, liegt darin, dass "Kompetenz" und erfolgsorientierte Leistungsmotivation eher als zentraler Bestandteil des männlichen Geschlechtsrollen-Stereotyps aufgefasst werden. Ein "typischer Mann" ist demnach: dominant, aktiv, selbstbewusst etc. Eine "typische Frau" dagegen: anpassungsfähig, passiv, empfindsam etc. Je stärker das jeweilige Stereotyp verbreitet ist und je mehr Sanktionen für rollendiskrepantes Verhalten bereitstehen, desto eher ist zu erwarten, dass sich das Selbstkonzept der Betroffenen am Rollenstereotyp orientiert. Dazu kommt noch, dass Massenmedien diese Geschlechtsrollen-Stereotypen verfestigen.

Wandel der Geschlechtsrolle Veränderungen der Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau leiten auch einen Wandel von Geschlechtsrollen-Stereotypen ein auch wenn sie als "verkrustete" Verhaltensmuster weiter wirken. Es zeigt sich nach wie vor, dass Jungen und Mädchen bestimmte Berufskategorien zugeordnet werden, allerdings zeigt sich auch, dass der Anteil der Berufsangaben, die ausschließlich einer Geschlechtsgruppe zugeordnet werden, in den letzten Jahrzehnten sinkt. Zahlreiche Ergebnisse von Untersuchungen deuten an, dass eine Entkoppelung von Geschlecht und Art der Berufstätigkeit zur Aufweichung von Geschlechtsrollen-Stereotypen beitragen kann. Der Aufweichungsprozess bedeutet jedoch zugleich, eine verstärkte Rollenambiguität: Frauen sehen sich diffusen und manchmal konfliktären Rollenerwartungen gegenüber, insbesondere dem Rollenkonflikt zwischen Hausfrauen- und Mutterrolle auf der einen Seite und Berufs- und Karrierevorstellungen auf der anderen Seite.