5.3. Neuklassische Konjunkturtheorie Typische Merkmale: Exogene Konjunkturerklärung (Geldpolitik) Annahme rationaler Erwartungen Extremposition: Geldpolitik und Fiskalpolitik völlig wirkungslos Geschichtliche Einordnung: Entstanden aus Kritik an Phillipskurve Extremversion rationaler Erwartungen inzwischen weitgehend widerlegt Trotzdem interessante Einsichten zur Rolle der Erwartungen im Konjunkturverlauf U. van Suntum KuB 6 1 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Kernelement neuklassischer Theorie: Lucas-Angebotsfunktion *) Robert E. Lucas jr. geb.1937 Nobelpreis 1995 Für p > pe => Ausweitung der Produktion über Y* hinaus Für diskrete Modelle ist obige Form bequemer, inhaltlich gleiche Auswirkung U. van Suntum KuB 6 2 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Interpretation der Lucas-Angebotsfunktion: Unternehmer (miß-)interpretieren Inflation zunächst als steigende relative Preise auf ihrem Markt (realer Nachfrageanstieg) => Signal zur Produktionsausweitung Es steigen aber alle Preise und somit auch die Kosten => Irrtum wird bemerkt, Produktionsausweitung wird korrigiert Unternehmer unterliegen somit zunächst Geldillusion => Lucas-Angebotsfunktion U. van Suntum KuB 6 3 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Monetaristisches Konjunkturmodell mit Lucas-Angebotsfunktion (Quantitätsgleichung) (Hawtrey-Effekt, 0 < a < 1) (Preisniveau) (Nominales Sozialprodukt) (Lucas-Angebotsfunktion) (Preisniveau endogen U. van Suntum KuB 6 4 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Entscheidend für den Phillipskurvenverlauf sind die Erwartungen, hier speziell das erwartete Preisniveau pe der Unternehmer: a) Statische Erwartungen ( = keynesianische Variante): b) Adaptive Erwartungen ( = monetaristische Variante): Für den Spezialfall folgt: c) Rationale Erwartungen (= neuklassische Variante): U. van Suntum KuB 6 5 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Kombination mit drei Varianten der Geldpolitik: Einmalige Erhöhung von M Ständige Erhöhung von M mit gleicher Wachstumsrate gM Akzelerierende Geldmengenerhöhung (ständig steigendes gM) Geldmengenerhöhung a) Statische Erwartungen b) Adaptive Erwartungen c) Rationale Erwartungen A) Einmaliger, aber dauerhafter Zuwachs Aa B) Erhöhung um gleiche Zuwachsrate in jeder Periode Ba Bb C) Erhöhung mit akzelerierender Zuwachsrate Cb Cc Keynesianische Phillipskurve Monetaristische Phillipskurve Neuklassische Phillipskurve U. van Suntum KuB 6 6 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Phillipskurvenverlauf der 9 Modellvarianten in Überblick: a) Statische Erwartungen b) Adaptive Erwartungen c) Rationale Erwartungen A) dM einmalig B) gM const. C) gM akzel. Keynesianische Phillipskurve Monetaristische Phillipskurve Neuklassische Phillipskurve (aber dauerhaft) U. van Suntum KuB 6 7 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Zahlenbeispiel Modell Ab: Einmalige, wenn auch dauerhafte Geldmengenerhöhung bei adaptiven Erwartungen*) U. van Suntum KuB 6 8 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Phillipskurve im Modell Ab: U. van Suntum KuB 6 9 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Zahlenbeispiel Modell Bb: Geldmengenerhöhung mit konstanter Rate bei adaptiven Erwartungen*) U. van Suntum KuB 6 10 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Phillipskurve im Modell Bb: U. van Suntum KuB 6 11 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung Empirischer Befund: Phillipskurve für Deutschland U. van Suntum KuB 6 12 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung U. van Suntum KuB 6 13 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung U. van Suntum KuB 6 14 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Konjunktur und Beschäftigung 70er Jahre 80er Jahre 90er Jahre U. van Suntum KuB 6 15 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Zusammenfassende Kritik der neuklassischen Konjunkturtheorie Positiv: Rolle der Erwartungen für die Konjunktur wird deutlich Widerlegung des simplen Phillips-Theorems Simultane Erklärung von Inflation und Konjunkturzyklen Realistische Erklärung des Phillipskurven-Verlaufs Negativ: Annahme rationaler Erwartungen übertrieben Exogenität der Geldmenge fraglich Vernachlässigung anderer Konjunkturursachen und -verstärker U. van Suntum KuB 6 16 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung
Lernziele/Kontrollfragen Wie lautet die Lucas-Angebotsfunktion? Welche Form nimmt die Phillipskurve für die verschiedenen Kombinationen von Geldpolitik und Erwartungshypothesen an? Wie lassen sich die verschiedenen Erwartungshypothesen hinsichtlich der Preisniveauentwicklung formulieren? Was versteht man unter der Phillipskurve und wie sieht sie in neuklassischer (monetaristischer/keynesianischer) Interpretation aus? Was versteht man unter dem Hawtrey-Effekt? U. van Suntum KuB 6 17 U. van Suntum Konjunktur und Beschäftigung