Die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit von Fabio Metelli

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 Präsentation transkript:

Die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit von Fabio Metelli Seminar: Visuelle Wahrnehmung Dozent: Dipl. Psych. Kai Hamburger Referentin: Rebecca Kernert 21.06.2005

„Ein Mosaik aus undurchsichtigen Farbflächen kann den Eindruck von Durchsichtigkeit hervorrufen“

Gliederung 1. Lichtdurchlässigkeit und anschauliche Durchsichtigkeit 2. Entwicklung der Forschung 3. Die drei grundlegenden Formbedingungen 4. Die Aufspaltung in durchsichtige und undurchsichtige Schicht 5. Die Farbbedingungen für die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit 6. Einschränkungen

1. Lichtdurchlässigkeit und anschauliche Durchsichtigkeit Es gibt zwei Bedeutungen von Durchsichtigkeit: Licht kann durch einen Gegenstand oder ein Medium hindurchtreten → Aussage über eine physikalische Eigenschaft des Gegenstands (=Lichtdurchlässigkeit) man kann durch etwas hindurchsehen → Aussage über ein Wahrnehmungsphänomen => diese Unterscheidung ist wichtig, da physikalische und wahrgenommene Durchsichtigkeit nicht immer zusammen auftreten

Definition für die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit: „Durchsichtigkeit wird nur dann wahrgenommen, wenn man nicht nur die Oberfläche hinter dem durchsichtigen Medium oder Gegenstand sieht, sondern auch das Medium oder den durchsichtigen Gegenstand selbst.“

→ Lichtdurchlässigkeit geht nicht immer mit Durchsichtigkeit einher

→ Es gibt Durchsichtigkeit ohne Lichtdurchlässigkeit

Fazit: Lichtdurchlässigkeit ist weder eine hinreichende noch eine notwendige Bedingung für die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit. =>Durchsichtigkeit kann also nicht mit Lichtdurchlässigkeit erklärt werden

Warum nehmen wir Durchsichtigkeit wahr? - Durchsichtigkeit wird im Zentralnervensystem aufgrund bestimmter Helligkeitsverteilungen über die Netzhaut hervorgerufen. - Die Durchsichtigkeitswahrnehmung hängt von räumlichen Beziehungen und Intensitäten des Lichts ab, das aus einem großen Teil des Gesichtsfeldes reflektiert wird.

→ Quadrate erscheinen einzeln betrachtet undurchsichtig, aber nebeneinander durchsichtig, dabei hat sich die Intensität des reflektierten Lichts nicht geändert

2. Die Entwicklung der Forschung 19. Jh.: Helmholtz vs. Hering - H. von Helmholtz: man kann zwei Farben hintereinander wahrnehmen (farbige Papierstreifen) - E. Hering: Wahrnehmung einer Mischfarbe, bei zwei Farben auf gleicher Netzhautstelle 1923: W. Fuchs - Bei unabhängiger Wahrnehmung beider Objekte: beide Farben. - Bei isolierter Betrachtung: Mischfarbe Tudor-Hart: - Durchsichtigkeit ist vor einem vollkommen homogenen Hintergrund nicht möglich

1955: G. Kanisza - Durchsichtigkeit einer Fläche wird auch wahrgenommen, wenn man dahinter den Hintergrund (unhomogen) sehen kann zur Durchsichtigkeitsforschung zog man nun vielfach einen Episkotister heran

Episkotister:

F. Metelli benutzte für seine Untersuchungen die Mosaik-Technik von Wolfgang Metzger, dadurch ist das beliebige Verändern von Form, Farbe und Größe möglich → damit lässt sich zeigen, dass Durchsichtigkeit von Farbe und Form abhängt

3. Die drei grundlegenden Formbedingungen 1. Figurale Einheit der durchsichtigen Schicht 2. Kontinuität der Grenzlinien 3. Adäquate Schichtung

1. Figurale Einheit der durchsichtigen Schicht:

2. Kontinuität der Grenzlinien:

3. Adäquate Schichtung:

4. Die Aufspaltung in durchsichtige und undurchsichtige Schicht

Wie kommt es, dass zwei verschieden Grautöne als ein Grauton in der durchsichtigen Schicht wahrgenommen werden können? - bei der Farbspaltung wird das ursprüngliche Grau (Reizfarbe) in zwei verschieden Farben, die Spaltfarben zerlegt: eine für die durchsichtige Schicht und eine für die darunter liegende Oberfläche - Grace Moore(1933): Gemischt ergeben die Spaltfarben wieder die Reizfarbe - Farbspaltung ist also die Umkehrung der Verschmelzung von Farben

Studie beschränkt sich allerdings auf die unbunten Farben: weiß, grau und schwarz sie variieren nur in der Helligkeit und lassen sich über ihren Reflexionsgrad (Albedo) definieren: über das Verhältnis von reflektierter zu einfallenden Lichtintensität Die Farbverschmelzung lässt sich mit einem Farbkreisel untersuchen: Scheibe mit Sektoren in zwei oder mehr verschiedenen Farben.

5. Die Farbbedingungen für die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit Durchsichtigkeit tritt in umso geringerem Maße auf, je größer der Farbanteil auf der durchsichtigen Schicht ist. Umgekehrt ist es bei der undurchsichtigen Schicht. Durchsichtigkeit kann nur wahrgenommen werden, wenn sich die Reizfarbe auf die beiden Schichten verteilt Für ähnliche Graustufen in den benachbarten Bereichen dürfte gewöhnlich keine Durchsichtigkeit wahrgenommen werden.

5. Die Farbbedingungen für die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit Durchsichtigkeit kommt nur dann zustande, wenn das hellere Quadrat über der helleren Grundfläche und das dunklere Quadrat über der dunkleren Fläche liegt. Der Reflexionsgrad bei den Farbflächen in der durchsichtigen Schicht darf nicht so stark abweichen wie innerhalb der Unterlage. → die Differenz des Reflexionsgrades muss in der durchsichtigen Schicht stets kleiner sein

6. Einschränkungen Text geht nur über Form- Farbbedingungen für Durchsichtigkeit aus rein theoretischen Überlegungen und nur für unbunte Farbflächen die theoretischen Schlussfolgerungen beschreiben nur einige Bedingungen der Durchsichtigkeitswahrnehmung Häufig spielen beim Phänomen der Durchsichtigkeit auch andere Faktoren, wie Bewegung und Dreidimensionalität eine wichtige Rolle → aber die wichtigsten Bedingungen der Durchsichtigkeitswahrnehmung sind in den Form- und Farbbedingungen zu finden, wie beschrieben

Danke für eure Aufmerksamkeit! Literatur: Metelli F.: Die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit. In: Sektrum der Wissenschaft: Wahrnehmung und visuelles System. Heidelberg, 1986.

Fragen: Wie lauten die zwei Bedeutungen von Durchsichtigkeit? Nenne die drei grundlegenden Formbedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Durchsichtigkeit wahrgenommen wird.