Hauptseminar Soziophonetik Prof. Dr. Harrington Marina Meixner

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Vorlesung Programmieren II
Advertisements

Inwiefern werden Formanten wegen der Telefonsprache unzuverlässig?
K ognitions- und I ngenieurpsychologie Wie ich einen Vortrag halte… Prof. Dr. Mark Vollrath Sommersemester
Kosten und Konsequenzen der Emotionsregulation
ein historisch neues Phänomen?
Sprache und Geschlecht Lingua e Sesso
Ziele der Analyse sozialer Netzwerke in den Sozialwissenschaften
Gliederung Begriffsklärung Systematische Evaluation
Die phonetischen Merkmale von Vokalen
Spektrogramm und Spektrum
Einführung in die Phonetik und Phonologie
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Geschlechtsspezifische Unterschiede und Sprachwandel
Wie wird die koartikulatorische Nasalisierung im Signal wahrgenommen?
Hauptseminar: Speaker Characteristics Venice International University
Tonale Kategorien, Synchronisierung und Nachahmung
Die Prosodie Jonathan Harrington Felicitas Kleber.
Intonationsunterschiede zwischen dem Nord- und Süddeutschen
Nach einem Artikel von William Labov
Welche Beweise gibt es, dass interne oder externe Faktoren die Dialektnivellierung der südostenglischen Vokale verursacht haben? Ludwig-Maximilians-Universität.
1 C.Fowler Analyse der Wahrnehmung von Koartikulierter Sprache LMU-München - IPSK WS 06/07 HS Modelle der Sprachproduktion und –perzeption Prof. J.M.
Das ‚Perceptual Magnet Model‘ von Patricia Kuhl
Die Normalisierung und Wahrnehmung eines fremden Akzents Datum: Referentin: Carolin Funk Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington Hauptseminar:
Dissimilation und ihre Bedeutung für den diachronen Lautwandel
Alkohol und die gesprochene Sprache im Falle der Exxon Valdez
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Die Wahrnehmung von Durchsichtigkeit von Fabio Metelli
Clipbank Ein neuer Schüler - eine neue Schule 9 Thesen MAGNATEL
Entstehung von Süchten und Drogenmissbrauch durch Modell-Lernen
Empfohlene Literatur Roach, P. (2000): English Phonetics and Phonology. A Practical Course. 3rd edition. Cambridge University Press. Eckert, H. & Barry,
Gradierte Grammatikalität SS 2003 Einheit 1. Quelle des Übels Klassische Linguistik Korpusorientiert (Tote Sprachen/ Literatur- sprachliche Norm) Dialektforschung.
Institut für Freiraumentwicklung Universität Hannover Dr. Annette Harth IF Gebrauchswert und Nutzungsfreundlichkeit – Gender-Kriterien für öffentliche.
Stefan Bugl IM07SMDS ~ SS Suchmaschinen Nutzung am häufigsten 2/3 nutzen Suchmaschine 50 % sehen Kinder-Seiten, Videos und Filme Fast 50 % Communities.
Direct Objects What are they?. Noun is the subject of the sentence der, die and das are the same –Der Hund ist laut. –Wo ist der Hund? –Das Auto ist laut.
Forschungsfragen -Welche Vorstellung verbindet die breite Bevölkerung mit dem Wort Bildung? -Was gehört nach Meinung der Bevölkerung zur Bildung? -Wozu.
by Chrissi Bruckner & Chrissi Lipp
Ergotherapie im Arbeitsfeld der forensischen Psychiatrie
Traditionelle Dialektologie
Die synchronen Grundlagen des Lautwandels Jonathan Harrington.
1 Gruppe 7 Die Gentechnologie als kontroverses Medienthema Eine Zeitungsinhaltsanalyse von 1997 bis 1999.
Medien-sozialisation SHELL-Studie
Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Zusammenfassung von Hombert et al (1979) und Löfqvist (1989)
Universität Düsseldorf SoSe Mai 2014 Linguistische Variation in den USA.
11. Juli 2014 | Fachbereich 03 | Institut für Sportwissenschaft | Tobias Beringer M. A.| 1.
Jonathan Harrington: "Die phonetischen Grundlagen des Lautwandels“
Sozialstruktur der Schweizer Lokalparteien Michael Sorg.
Humeruskopffraktur- operative Versorgung
Sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura
Armut in unterschiedlichen Lebensphasen: Kinder und junge Erwachsene
K3.1 Phonetik und Phonologie II 8. Sitzung Lautstatistik und Typologie.
DICKE DEUTSCHE.
Grundkompetenzen im Erwachsenenalter Zentrale Ergebnisse aus PIAAC
Evaluation: AV dual im Rems-Murr-Kreis
Programmiersprachen II Fortsetzung Datenstrukturen Balancierte Bäume 3 Prof. Dr. Reiner Güttler Fachbereich GIS HTW.
TH Köln Institut für Informationswissenschaft Prof. Seidler-de Alwis, MBA – Prof. Dr. Fühles-Ubach Kundenbefragung - Sonntagsöffnung Kundenbefragung der.
Funktionen als zentrales Werkzeug
1 DAS ÖSTERREICHISCHE GALLUP INSTITUT TV-Impacttest Marke „Sujet“ tt.mm.jjjj.
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Zeichenrand – Löschen! Titel.
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Titel.
K3.1 Phonetik und Phonologie II 8. Sitzung Lautstatistik und Typologie.
Was ist Varietätenlinguistik? *eine Teildisziplin der Soziolinguistik *ein wesentlicher Bestandteil soziolinguistischer Forschung *befasst sich mit den.
Identifying the effects of gendered language on economic behavior
Wie speziell sind Gesichter?
Phonetik Die Vokale.
Spektrogramm und Spektrum Sitzung 8 Spektrogramm und Spektrum Date ip003rb.wav laden Formantwerte (F1 und F2) vom /a:/ im ‘mal’ ablesen Formantwerte.
Inwiefern wird Sprecheridentifikation durch eine fremde Sprache und/oder einer Stimmenimitation beeinflusst? Referent: Manfred Pastätter Hauptseminar:
Welche Bedeutung haben Stereotype und Vorurteile heute noch?
Funktionen als zentrales Werkzeug
Phonetik Die Vokale.
 Präsentation transkript:

Hauptseminar Soziophonetik Prof. Dr. Harrington Marina Meixner Welche Beweise liegen vor, dass sich Frauen und Männer gegenüber stigmatisiertem und nicht stigmatisiertem Lautwandel anders verhalten? Hauptseminar Soziophonetik Prof. Dr. Harrington Marina Meixner

Gliederung Ziel der Studie Hintergrund Methode Ergebnisse

1. Ziel der Studie Labov: Junge Frauen führend Lautwandel an, die nicht stigmatisiert sind, aber sind konservativ bezüglich stigmatisiertem Lautwandel Ziel der Studie (MacLagan, Gordon & Lewis 1999): Untersuchung von Neu Seeland Sprechern im Bezug auf (nicht stigmatisiert) (stigmatisiert) Unterscheidung: konservativ, neutral, innovativ

2. Hintergrund Neu Seeland: Daten von geschriebener sowie gesprochener Sprache von früherem Englisch Schließende Diphtonge typisch für „colonial twang“ („Kolonial Slang“) ‚time‘  ‚toime‘; ‚flour‘  ‚fleour‘ Mobile Disc Recording Unit of the National Broadcasting Service

2. Hintergrund (2) Junge Frauen: (v.a. im Dienstleistungsbereich) geschlossene Vordervokale: bad bed, bed bead Junge Männer: nützen Diphtonge wie in NZ vor fast Hundert Jahren Lautwandel von NZE Weiterhin ansteigend: bleibt feststehend (Maclagan 1982, Watson, Harrington, & Evans, 1998)

2. Hintergrund (3) Diphtonge haben sich über lange Zeit etwas verschoben Auszug aus von der Wörterliste

3. Methode Zeitraum von 4 Jahren (1994 – 1997) 200 Sprecher

4. Ergebnisse – Vordervokale (1) Heutiges NZE: relativ zentral, halb geschlossen Konservativ: vor dem zentralen Neutral: zentral, annähernd halb geschlossen Innovativ: hinter dem zentralen oder unter dem zentral halb geschlossenem oder beides

4. Ergebnisse – Vordervokale (2)

4. Ergebnisse – Vordervokale (3)

4. Ergebnisse – Vordervokale (4) NZE: etwas angehoben: relativ nah an vorderen, halb geschlossenem Vokal (Kardinalvokal 2) Konservativ: unter dem Kardinalvokal Neutral: nahe dem Kardinalvokal Innovativ: über dem Kardinalvokal

4. Ergebnisse – Vordervokale (3)

4. Ergebnisse – Vordervokale (3)

4. Ergebnisse – Vordervokale (5) In NZE: geschlossenere Realisationen nah an Kardinalvokal 3 Konservativ: unter Kardinalvokal 3  (vorderer, halb zentraler Vokal) Neutral: nah an Kardinal 3  Innovativ: über Kardinal 3 

4. Ergebnisse – Vordervokale (6)

4. Ergebnisse – Vordervokale (7)

4. Ergebnisse – Diphtonge (1) In NZE: in unterer sozialer Schicht etwas 1. Element etwas mehr zurückgezogen und gerundet Konservativ: ungerundetes vorderes Element Neutral: gerundeter Onset Innovativ: gerundeter + angehobener Onset

4. Ergebnisse – Diphtonge (2)

4. Ergebnisse – Diphtonge (4)

4. Ergebnisse – Diphtonge (5) In NZE: 1. Element etwas weiter vorne und mehr angehoben in niedrigerer sozialer Schicht Konservativ: relativ weit geöffneter Vordervokal Neutral: Onset  Innovativ: Onset angehoben:

4. Ergebnisse – Diphtonge (6)

4. Ergebnisse – Diphtonge (7)

5. Zwischenergebnisse – Vokale Ältere sprechen mehr konservative Vordervokale, Jüngere mehr Innovative FYN  am häufigsten innovativ bzgl. aller Vordervokale Noch mehr unerwartet: Junge Männer zeigen ähnliche Muster wie ältere „professional“ Frauen  Sind Diphtonge nicht mehr stigmatisiert und auch keine „sozialen Marker“ mehr??

5. Zwischenergebnisse – Diphtonge Unerwartet war: Die jüngeren Frauen produzieren eher neutrale (anstatt konservative) Diphtonge

6. Individuelle Betrachtung der Sprecher/bzw. Sprechergruppen 2 von 3 Vordervokalen mussten bestimmter Kategorie zu zuordnen sein Beide Diphtonge mussten in eine Kategorie fallen

6. Individuelle Betrachtung der Sprecher/bzw. Sprechergruppen

6. Individuelle Betrachtung der Sprecher/bzw. Sprechergruppen

6. Individuelle Betrachtung der Sprecher/bzw. Sprechergruppen

5. Zusammenfassung der Ergebnisse Auch wenn sich per se Laute von Zeit zu Zeit verschieben  Alter ist kein Prädiktor Rolle der Diphtonge als „soziale Marker“? Relatives Verhältnis von Vokalen und Diphtongen zeigt: Diphtonge sind immer noch für „professional“ Frauen stigmatisiert  Labov‘s These wird unterstützt Nur „non-professional“ Männer (mehr ältere als jüngere)  innovative Diphtonge

5. Zusammenfassung der Ergebnisse Diphtonge variieren bezüglich dem Sozialen  Funktion als sozialer Indikator  eventuell auch als soziale Stereotypen? Professional Frauen meiden „extreme“ innovative Variante von Diphtongen  noch mehr Forschung erforderlich

Literatur Maclagan, M., Gordon, E., and Lewis, G. (1999). Women and sound change: conservative and innovative behavior by the same speakers. Language Variation and Change, 11, 19-41. maclagan99.lvc.pdf