Fromkin und die Analyse von Versprechern. Gliederung 1.Definition 2.Einleitende Gedanken & Datenerhebung 3.Arten von Sprechfehlern 4.Eigenständige Einheiten.

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Fromkin und die Analyse von Versprechern

Gliederung 1.Definition 2.Einleitende Gedanken & Datenerhebung 3.Arten von Sprechfehlern 4.Eigenständige Einheiten in der linguistischen Performance und der Sprachproduktion 5.Phonologische & morphologische Beschränkungen 6.Betonung 7.Syntaktische Eigenschaften 8.Semantische Eigenschaften 9.Vokabelspeicher 10.Entstehung einer Äußerung - Utterance Generator

1. Definition: A slip of the tongue is practically always a phonetically possible noise (Wells, 1951) phonologically possible A slip of the tongue (hereinafter slip), is an involuntary deviation in performance from the speaker`s current phonological, grammatical or lexical intention (Boomer & Laver, 1968)

2. Einleitende Gedanken und Datenerhebung Sammeln von Daten mit Freunden und Kollegen wie Cohen (Holländisch) und Boomer & Laver (Englisch) Fromkin notierte die wahrgenommenen Fehler (mit Datum, Name und gg. mit Angabe des Sprechers, worüber er beim Sprechen nachgedacht hatte) Eingebauter Fehler bei der Datensammlung: viele Fehler wurden überhört oder waren nicht wahrnehmbar Methode von Boomer & Laver (1968) war fehlerfrei Fromkin möchte in Ihrer Analyse Erklärungen für die Regelmäßigkeit der immer wieder wahrgenommenen Sprechfehler finden

3. Arten von Sprechfehlern Substitution: Ersetzen Transposition (oder Metathesis): Umstellung (oder Lautumstellungen in einem Wort) Omission: Auslassung Addition: Hinzufügung innerhalb von Wörtern oder über Wortgrenzen hinweg

4. Eigenständige Einheiten in der linguistischen Performance und der Sprachproduktion Phone oder Segmente (1) z.B.: also share alsho share such observation sub such... Substitution eines Segments: [s] wird durch [sh] ersetzt [ch] wird durch [b] ersetzt z.B.: keep a tape teep a cape for far more for mar fore Transposition und Metathesis von zwei Segmenten

Phone oder Segmente (2) Spoonerism – bewusstes Wortspiel (Referend Spooner) = Schüttelreim: Reimform, bei der die Anfangskonsonanten der letzten beiden betonten Silben miteinander vertauscht werden z.B. light a fire fight a liar

Phone oder Segmente (3) z.B.: Kathy can type tathy Kathy can type correct class of collect correct… Bei Korrekturen durch den Sprecher keine Sicherheit darüber, ob Transposition oder Substitution z.B.: available for explanation avoilable for… fish and tackle fash and tickle Bisherige Fehler beinhalteten Konsonanten, jedoch auch Vokale spielen eine Rolle

4. Eigenständige Einheiten in der linguistischen Performance und der Sprachproduktion Cluster (1) z.B.: fish grotto frish gotto Hinzufügung von [r] in fish – Entstehung von Anfangscluster Cluster [gr] von grotto zerlegt in einzelne Segmente z.B.: two hundred drugs two hundred dugs Auslassung eines Segments der Clusters

Cluster (2) z.B.: great risk great rist Substitution eines Segments des Endclusters Bei Konsonatencluster meist nur ein Segment bei Sprechfehler betroffen keine Performance- Unit z.B.: little island in Brittany brittle island in litany throat cutting coat thrutting Transpositon von ganzen Clustern Jedoch kein Beweis für Cluster als unauflösbare Einheit

Cluster (3) Sonderfall: Affrikate z.B.: pretty chilly chitty pilly [tš] Nie eine Spaltung von [tš] und [dz] in die einzelnen Segmente

4. Eigenständige Einheiten in der linguistischen Performance und der Sprachproduktion Phonetische Eigenschaften (1) Kleinere Einheiten als Segmente Bestandteile und Eigenschaften von Lauten werden wahrgenommen unabhängige Elemente in der Sprachproduktion z.B.: bang the nail mang the mail Artikulationsmodus: Plosiv zu Nasal

Phonetische Eigenschaften (2) z.B.: clear blue sky glear plue sky define devine Phonation: stimmlos wird zu stimmhaft und umgekehrt z.B.: pedestrian tebestrian Artikulationsort: bilabial zu alveolar und umgekehrt Es können auch mehrere phonetische Eigenschaften in einen Versprecher involviert sein

4. Eigenständige Einheiten in der linguistischen Performance und der Sprachproduktion Silbe (1) Ebenfalls eigenständige Einheit in der Sprechleistung Segmente die vertauscht werden, behalten fast immer ihre Position in der Silbe (z.B. Nukleus ersetzt Nukleus) z.B.: ma-ga-zine ma-za-gine a-ni-mal a-mi-nal Silbe als Artikulationseinheit bezüglich einzelner Segmente

Silbe (2) z.B.: tremendously tremenly opacity and specificity opacity and specifity Silbe als Performance- Einheit, da ganze Silben in Sprechleistung involviert

5. Phonologische & morphologische Beschränkungen Fromkin hat festgestellt, das Versprecher von dem linguistischen System abhängig sein müssen: so werden nur Phone in Sprechfehlern gefunden, die auch in korrekten Sätzen vorgefunden werden Wells (1951): phonological possible noise Nachweis für diese Beschränkungen z.B.: play the victor flay the pictor ([v] wird zu [f]) Phonologische Beschränkungen, die man mit Sprache erwirbt, werden zu Einschränkungen im Verhalten, welche zum Vorschein kommen, nachdem segmentale Transpositions aufgetreten sind

6. Betonung Boomer & Laver folgern: Ursprungssilbe des Fehlers (Origin) und Zielsilbe (Target) in einem Versprecher sind metrisch ähnlich (beide Silben betont oder beide unbetont) Bei Tranpositions und Substitutions von Vokalen, Silben, Wörtern… keine Änderung der Betonung z.B.: how bád things were how thíngs bad were Hauptsächlich aufgetreten: - Betonung bleibt dem jeweiligen Wort erhalten - Tonverlauf eines Satzes bleibt erhalten

7. Syntaktische Eigenschaften (1) Fehlerwort meist aus der Wortklasse wie beabsichtigtes Wort (Verben mit Verben, Nomen mit Nomen,…) z.B.: boottom of page five bottle of page five syntaktische Struktur bleibt erhalten Vermutung: stored lexicon; adressing – system: Auflistung von Wörtern, Silben, etc. unter bestimmten Bereichen (z.B. phonologisch, semantisch, etc.)

Syntaktische Eigenschaften (2) z.B.: He´s far better than anyone here he´s a father man than anyone better here In der fehlerhaften Äußerung bleibt syntaktisch korrekte Struktur erhalten Vermutung: Existenz syntaktischer Eigenschaften/Verbindungen, die ebenfalls gespeichert sind Beispiel: Negation

Syntaktische Eigenschaften (3)

Syntaktische Eigenschaften (4) z.B.: grouping groupment intervening node intervenient – intervening node Komplexe Wörter als Kombinationen gespeichert, bestehend aus Wortstämmen und Affixen so können neue Wörter entstehen Affix als Untergruppe der Einheit Wort

8. Semantische Eigenschaften (1) z.B.: My data consists monly – maistly…(mainly/mostly) She´s a real swip chick (swinging / hip) Überlegung: Sprecher hat Gedanken, die er ausdrücken möchte, die dann den semantischen Eigenschaften angeglichen werden Mischformen zweier Wörter mit ähnlich semantischen Eigenschaften z.B.: blond hair blond eyes Existenz semantischer Felder: Wörter sind mit verschiedenen semantischen Informationen gespeichert

Semantische Eigenschaften (2) z.B.: I`m going to die young, but I`ll die less young … I`ll die yes lung Eindringen eines parallelen Gedanken (Freud: unbewusster Wunsch), der ausgedrückt wird Erkenntnisse zu den semantischen Eigenschaften liefern Beweis für die Existenz eines Vokabelspeichers mit u. a. semantischen Wortklassen (siehe: Spiel Stadt- Land-Fluss)

9. Vokabelspeicher (1) Vermutung: Existenz eines gespeicherten Lexikons, bestehend aus Wortstämmen, Affixen, ganzen Wörtern, etc., welche mit phonologischen Ausprägungen, syntaktischen und semantischen Eigenschaften abgespeichert sind

Vokabelspeicher (2) Ein Modell müsste bestehen aus: - komplette Liste aller Formulierungsmöglichkeiten - phonologische Auflistung in Bezug auf Silbenanzahl - Untergruppe phonologisch gruppierter Endsilben - Formulierungen gruppiert in syntaktische Kategorien - Formulierungen gruppiert in hierarchisch angeordnete semantische Klassen - Auflistung ganzer Wörter alphabetisch mit orthographischer Buchstabierung

10. Entstehung einer Äußerung Utterance generator von Viktoria Fromkin entwickelt, indem sie ihre Erkenntnisse mit einbezog: -Jeweilige Einheiten -Anordnung der Segmente -Ursprungsmorpheme und semantische Klassen -Intonationsverlauf -Morphologische und phonologische Beschränkungen -Nicht-zulässige Phone in der jeweiligen Sprache -Semantische Eigenschaften -Ähnlichkeit phonologischer Wortformen

Utterance generator (1)

Utterance generator (2) Hoch schematisches Modell für die sehr komplexe Sprachproduktion Ein Versuch die mögliche Anordnung der einzelnen Abläufe in der Produktion einer Äußerung zu zeigen Gilt sowohl für nichtabweichende als auch für abweichende Äußerungen Modell jedoch mangelhaft, da immer neue Fragen auftreten z.B.: Warum werden falsche Wörter gewählt? Weitere Forschung dazu wäre nötig