Eindrucksbildung: die Experimente von Asch

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 Präsentation transkript:

Eindrucksbildung: die Experimente von Asch Zum Seminar Experimente in der Sozialpsychologie Leiter: Rainer Roth Referentinnen: Duygu Öztürk, Jenia Hoffmann WS 2005/2006

Inhalt Allgemeine Modelle der Eindrucksbildung Zentrale Eigenschaften einer Person: Experiment I-II Kontextveränderungen: Experiment III-IV Reihenfolgeneffekte: Experiment VI Tendenz zur Komplettierung: Experiment IX-IXa Zusammenfassung Diskussion

1. Allgemeine Modelle der Eindrucksbildung

1. Allgemeine Modelle der Eindrucksbildung I. Summenmodell: Impression = a + b + c + d + e I.a) Summenmodell mit globalen Faktor: Impression = a + b + c + d + e + G

Allgemeine Modelle der Eindrucksbildung Konfigurales Modell: G G d a c b G G

Grundannahme Aschs Aschs Grundannahme : Der Gesamteindruck ist nicht lediglich die Summe der Einzelinformationen. Viel mehr werden diese in ihrem Kontext gesehen und ergeben ein organisiertes Ganzes im Sinne der Gestalttheorie (konfiguralen Theorie)

2. Zentrale Eigenschaften einer Person Experiment I -II

Experiment I Liste mit 7 Eigenschaften: -intelligent, geschickt, fleißig, entschlossen, praktisch, vorsichtig + „WARM“ oder „KALT“ an vierter Stelle → die Person die u. a. als warm bezeichnet wurde, wird viel positiver beurteilt

Tabelle 2 -Auswahl der zur Person angemessenen Eigenschaften- warm kalt 1. großzügig 2. klug 3. glücklich 4. gutmütig 5. humorvoll 6. gesellig 7. beliebt 8. zuverlässig 9. wichtig 10. menschlich 11. hübsch 12. hartnäckig 13. ernst 14. zurückhaltend 15. selbstlos 16. phantasievoll 17. stark 18. ehrlich 91 65 90 94 77 84 88 86 100 69 51 98 8 25 34 17 13 38 28 99 31 69 97 89 18 19 95 94

Experiment II Vorgabe der 6 genannten Begriffe ohne „WARM“ und „KALT“ → Gesamteindruck ist Durchschnitt der Eindrucksbildung zw. den beiden Bedingungen der ersten Untersuchung

3. Kontextveränderung Experiment III-IV

Experiment III Ersetzung bei identischem Aufbau der Listen, die Begriffe „warm“ und „kalt“ durch „höflich“ und „plump“ Variation erbrachte wesentlich geringere Eindrucksbildungsunterschiede „höflich/plump“ keine zentralen, sondern nebensächliche/ „periphere“ Eigenschaften

Ausschnitt aus Tabelle 2 höflich plump großzügig 56 58 glücklich 75 65 phantasievoll 33 31

Frage: Bleiben zentrale Eigenschaften zentral Frage: Bleiben zentrale Eigenschaften zentral? Oder hängt ihre Zentralität vom Kontext ab?  Ob eine zentrale Eigenschaft in Abhängigkeit vom Kontext, in dem sie steht, auch zu einer peripheren Eigenschaft werden kann

Experiment IV „warm“ zusammen mit anderen Eigenschaften : gehorsam - schwach - oberflächlich – anspruchslos – eitel ; oder eitel – schlau – skrupellos – oberflächlich – neidisch - vorgegeben Falls „warm“ immer eine zentrale Eigenschaft  geringfügige Unterschiede in den gebildeten Gesamteindrücken Falls Zentralität kontextabhängig  sind Unterschiede zu erwarten

Beispiel: Beschreibungen der Vpn „kalt“ Gruppe A: intelligent – geschickt - fleißig – kalt- entschlossen – praktisch veranlagt - vorsichtig Gruppe B: intelligent – geschickt – ehrlich – kalt – gewissenhaft – hilfsbereit – bescheiden

Ergebnisse: Letztere Annahme wurde bestätigt  „kalt“ wird in Gruppe A mehr als skrupellos ( sowohl innerliche als auch äußerliche Kälte) und in Gruppe B wird „kalt“ lediglich als kühle Umgangsform ( oberflächliche Kälte) angesehen  Wandlung der zentralen -> peripheren Eigenschaft

Experiment VI Reihenfolgeeffekte Reihenfolge der Darbietung ist ein weiteres Organisationsprinzip der Eindrucksbildung Liste mit 7 identischen Begriffen intelligent – fleißig – impulsiv – kritisch – stur – neidisch Man achtet auf die Auswahl der Eigenschaften : 2 positive Eigs. ( intelligent – fleißig) 3 Eigs. die sowohl pos. als auch neg. interpretiert werden können ( impulsiv – kritisch – stur) 1 negative Eig. ( neidisch)

Gruppe A: Liste beginnt mit „intelligent“ und „fleißig“ Gruppe B: Liste endet mit „intelligent“ und „fleißig“ Eindrucksbildung entwickeln sich unterschiedlich, trotz identischer Eigenschaften

Gruppe A beschreibt Person , als fähige Person, welche durchaus Schwächen habe, die aber dennoch NICHT seine Vorzüge überschatten (intelligent/fleißig -> neidisch) Gruppe B beschreibt Person, als jdn. mit ernsthaften Problemen, dessen positive Eigenschaften durch die negativen gehindert würden Eigenschaften wie „kritisch“ und „impulsiv“ werden mehrheitlich in Gruppe A positiv interpretiert, während diese in Gruppe B eine negative Färbung erfahren

Ergebnis: Primacy Effekt (Anfangseffekt), bedeutet, Gesamteindruck (sowohl in der freien Beschreibung als auch in der Reaktionsliste) wesentlich positiver, wenn  am Anfang der Liste die positiven (intelligent/ fleißig) und negativer, wenn  am Anfang der Liste neg. Eigenschaften (neidisch) vorgelesen wurden

Experiment VIII Zwei Listen, eine mit positiven, eine mit negativen Charaktereigenschaften werden den Vpn vorgelegt Von den Vpn zunächst als zwei verschiedene Personen angesehen Vpn haben große Probleme aus den beiden Listen einen Eindruck über eine einzige Person zu bilden

Erklärung Reihenfolge der Darbietung wichtig Anfangsinformationen werden besonders gewichtet Einmal vorgenommene separate Eindrucksbildungen lassen sich schlecht intergrieren

4. Tendenz zur Komplettierung Experiment IX und IXa

Experiment IX untersucht globale Einbildungsprozesse, wenn nur wenige Informationen vorgegeben werden Wird den Vpn „intelligent, geschickt, warm“ vorgegeben, dann entsteht ein ausschließlich positiver Eindruck

Experiment IXa Selbst wenn den Vpn lediglich „warm“ od. „kalt“ vorgegeben wird, sind die Vpn in der Lage mit dieser minimalen Information sich einen Gesamteindruck zu bilden

Table 10 - choise of fitting qualities Intelligent Geschickt warm Intelligent Geschickt warm warm kalt warm kalt großzügig Klug Glücklich gutmütig Humorvoll Gesellig Beliebt Zuverlässig wichtig 100 97 84 100 95 68 12 11 10 8 9 6 87 54 10. Menschlich 11. Hübsch 12. Hartnäckig 13. Ernst 14. Zurückhaltend 15. Selbstlos 16. Phantasievoll 17. Stark 18. ehrlich 97 72 100 66 82 100 95 78 68 41 91 74 17 57 97 3 9 87 81

Erklärung Bei geringer Information entsteht ein Gesamteindruck, der die Einschätzung emotionaler Qualität, soz. Eigenschaften („warme“ Person: sozialer, emotionaler), physischer Qualität („warme“ Person: kleiner, stämmiger) und von Persönlichkeitscharakteristika („warme“ Person: leichtlebiger, wechselhafter) umfasst.

Interpretation von Asch Es gibt die Tendenz, einen Eindruck zu „komplettieren“ Dies geschieht, indem das zum „Teileindruck“ passende „Stereotyp“ aktualisiert wird

5. Zusammenfassung

Zusammenfassung Personen in der Lage sind, aus einer begrenzten Anzahl von Eigenschaftsbegriffen einen Gesamteindruck über eine Person zu bilden Folgende Organisationsprozesse spielen eine wichtige Rolle bei der Eindrucksbildung: 1) Hierarchienbildung ( zentrale vs. periphere Eigenschaft) 2) Zeitliche Strukturierung (Anfangsinformationen verändern die Bedeutung später folgender Informationen) 3) Und auf kontextuelle Strukturierungen (Bedeutungsunterschiede einzelner Eigenschaften in Abhängigkeit von anderen vorhandenen Eigenschaften vgl. den Begriff des „Stereotyps“ in Experiment IXa)

Zusammenfassung Auf alltägliche Eindrucksbildung übertragen heißt das, dass dem sog. „ersten Eindruck“ offensichtlich besondere Bedeutung zukommt Dass man auf bestimmte Eigenschaften besonders achtet (hier Eigenschaften, die die sozial- emotionale Bewertung betreffen) Und dass man bestimmte bereits vorhandene „Hypothesen“ darüber hat, mit welchen Inhalten ein Eindruck zu komplettieren ist

DANKE FÜR EURE AUFMERKSAMKEIT!