Grammatiktheorie und Grammatikographie (Italienisch)

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Grammatiktheorie und Grammatikographie (Italienisch) 10.11.2008 Grammatiktheorie und Grammatikographie (Italienisch)

Die lateinischen Grammatiken der Neuzeit Grammatik und Semantik

Die Grammatik-Theorie der Neuzeit Die humanistische Latein-Grammatik Zunächst eine starke semasiologische Tendenz Inhaltsbezogene Erklärungen der Wortarten gegenüber formalen bevorzugt Nomina: Redeteile, welche Dinge ausdrücken Verben: Ausdruck der Handlung In der antiken Grammatikographie überwogen formale Kriterien (z.B. die Deklinierbarkeit)

Die Grammatik-Theorie der Neuzeit Philipp Melanchton Grammatica latina (1525) Stark an der Semantik orientiert

Die Grammatik-Theorie der Neuzeit Orthographie Prosodie Etymologie Syntax

Die Grammatik-Theorie der Neuzeit „Nomen, est pars orationis que rem significat, non actionem“ „Verbum est vox significans agere aut pati“

Die Lateingrammatik der frühen Neuzeit Petrus Ramus (Pierre de la Ramée) (1515-1572) Scholae in liberales artes (1559) Grammatica (1559) Grammaire (1562) Trennung von Rhetorik, Grammatik und Logik/Dialektik Unterscheidungskriterium der Wortarten: die Morphologie

Die Lateingrammatik der frühen Neuzeit Tommaso Campanella (1568-1639) Philosophiae rationalis quinque (1638) Exegetische und philosophische Unterteilung der Grammatik Exegetisch: Orientierung an vorbildlichen Autoren Philosophisch: das Nomen bezeichnet Essenz in zehn versch. Modi das Verb bezeichnet fließende Dinge Das Phänomen der Derivation wird ebenfalls semantisch erklärt

Die „Grammatik von Port-Royal“ Logik und Grammatikographie

Der soziokulturelle Kontext Jansenismus Der Jansenismus, benannt nach dem Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), ist eine Bewegung in der katholischen Kirche des 17./18. Jahrhunderts, die sich auf die Gnadenlehre des Augustinus gründet. Das Schicksal der Jansenisten ist eng verbunden mit der Geschichte der Opposition gegen Ludwig XIV. Das Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal nahe Versailles.

Der soziokulturelle Kontext Jansenismus Das Schicksal der Jansenisten ist eng verbunden mit der Geschichte der Opposition gegen Ludwig XIV. Das Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal nahe Versailles.

Der soziokulturelle Kontext Der Jansenismus, benannt nach dem Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), ist eine Bewegung in der katholischen Kirche des 17./18. Jahrhunderts, die sich auf die Gnadenlehre des Augustinus gründet.

Der soziokulturelle Kontext Jansenismus Aus dem geistigen Umfeld dieses Klosters stammen viele französische Berühmtheiten, wie Jean Racine, Blaise Pascal oder François de La Rochefoucauld und Antoine Arnauld. Das Kloster wurde 1709 auf Befehl von Ludwig XIV. zerstört, der Jansenismus 1719 vom Papst verboten.

Der soziokulturelle Kontext Port-Royal-des-Champs - Maison des Solitaires Les Solitaires sont les hommes qui, au cours du XVIIe siècle, ont choisi de vivre une vie retirée et humble à Port-Royal-des-Champs. Quelle: Wikipedia

Die Grammatik von Port-Royal Die Ruinen von Port-Royal des Champs

Die Grammatik von Port-Royal Zunächst anonym veröffentlicht Die Autoren Claude Lancelot (1615-95): Grammatiker Antoine Arnauld (1612-94): Theologe

Die Grammatik von Port Royal Grammaire générale et raisonnée [1660] Von Anauld und Lancelot im Sinne des frz. Rationalismus verfasste Grammatik, so benannt nach der Pariser Abtei und Schule von Port Royal. Nach ihr haben die grammatischen Regeln der Logik zu entsprechen. Sie ist allgemein verbindlich (universalistisch). N. Chomsky greift darauf in seiner GenerativenTransformationsgrammatik zurück.

Die Grammatik von Port-Royal Philosophiegeschichtliche Einordnung Einfluss des Rationalismus auf das Studium der Sprache. Auf Basis der Sprachen Griechisch, Latein und Französisch (sowie sporadisch Italienisch , Spanisch, Deutsch) versucht die Grammatik von Port Royal, der Logik gehorchende, allgemeingültige Strukturen aller Sprachen zu entwickeln (universalistischen Anspruch. Wo die untersuchten natürlichen Sprachen vom logischen (d.h. regelmässigen) Aufbau abweichen, werden sie kritisiert.

Die Grammatik von Port-Royal Die Theorie der Grammatik Sprechen bedeutet Gedanken ausdrücken Dazu bedient sich der Mensch von ihm erfundener geschriebener und gesprochener Zeichen. Die Zeichen haben zwei Seiten: die äußere Seite (das, was die Zeichen ihrer Natur nach sind) die innere Seite (die Art, in der der Mensch mit ihrer Hilfe seine Gedanken ausdrückt) Die Grammatik von Port-Royal ist ein sehr umfangreiches und ausführliches Werk, sämtliche grammatische Erscheinungen wie Genus, Numerus, Kasus, Artikel, Adverb, Verb und Verbformen werden behandelt sowie die Syntax, unter anderem verschiedene Konstruktionstypen und allgemeine syntaktische Regeln für sämtliche Sprachen. Zu Punkt 3:  Tiefen- und Oberflächenstruktur  Chomsky

Die Grammatik von Port-Royal Die Theorie der Grammatik Auseinandersetzung mit dem, was im Geiste passiert, als Grundlage für das Verstehen von grammatischen Strukturen Mit einem begrenzten System an Zeichen können unbegrenzt viele Wörter gebildet werden. Zu Punkt 2: kreative Natur von Sprache

Die Grammatik von Port-Royal Theorie Zwei Gruppen von Wörtern Wörter, die Gegenstände des Denkens bezeichnen (Substantive, Artikel, Pronomina, Partizipien, Präpositionen und Adverbien) Wörter, die die Art und Weise bezeichnen, in der die Gedanken dargelegt werden (Verben, Konjunktionen und Interjektionen)

Die Grammatik von Port-Royal Theorie In der Beschreibung der Kasus als Ausdruck der Beziehungen unter Nomen klingt an, dass die Konzepte der Beziehungen für alle Menschen gleich sind, aber ihre sprachliche Realisierung unterschiedlich ist. Interpretation nach Maria Tsiapera und Garon Wheeler

Die Grammatik von Port Royal Syntax Unterscheidung zwischen convenance In allen Sprachen gleich régime In den einzelnen Sprachen unterschiedlich geregelt

Die Grammatik von Port Royal Identifikation der it. Präposition da mit dem Ablativ

Die Grammatik von Port-Royal Die Bedeutung der Grammatik aus linguistischer Sicht Die Grammatik enthält eine ansatzweise Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur, die an die Unterscheidung in der Generativen Grammatik erinnern. Die Tiefenstruktur ist dabei mit den oben angesprochenen, der Logik gehorchenden allgemeingültigen sprachlichen Gesetzen zu identifizieren. Noam Chomsky selbst zitiert die Grammatik von Port Royal als Vorläufer und frühen Verwandten seiner eigenen Theorien.

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie Claude Lancelot, Nouvelle méthode pour apprendre facilement et en peu temps la langue italienne, Paris 1659 http://books.google.de/books?hl=de&id=dwUUAAAAQAAJ&dq=Claude+Lancelot,+ Nouvelle+m%C3%A9thode+pour+apprendre+facilement+et+en+peu+temps+la+langue+italienne&printsec=f rontcover&source=web&ots=1HwNLHyUXC&sig=BPkkyJxHWkMwKo_Gk8zKjvj94xc&sa=X&oi=book_result&resnum=5&ct=result#PPP3,M1

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Relevanz von Port-Royal für die ital. Grammatikographie

Die Unterscheidung der Wortarten Von der Antike bis zur Neuzeit

Die Unterscheidung der Wortarten Die bis heute übliche Einteilung der Wortarten geht auf den griechischen Grammatiker Dionysios Thrax zurück, der im 2. Jahrhundert v.Chr. lebte. Er unterschied insgesamt acht Kategorien, und zwar Nomen (inklusive Adjektive) Verb Partizip Artikel Pronomen Präposition Adverb Konjunktion

Die Unterscheidung der Wortarten An dieser Klassifizierung hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig geändert...

Die Unterscheidung der Wortarten Der im 5. Jahrhundert n.Chr. lebende spätlateinische Grammatiker Priscian passte das Acht-Wortarten-Model, indem die Wortart Interjektion die Wortart Artikel ersetzte, an das System der klassischen lateinischen Sprache an (die zu jenem Zeitpunkt nur noch geschrieben, aber nicht mehr gesprochen wurde).

Die Unterscheidung der Wortarten Leon Battista Alberti unterschied in seiner um 1435 entstandenen Grammatichetta die Wortarten Nomen Artikel Pronomen Verben Präpositionen Adverbien Interjektionen Konjunktionen

Die Unterscheidung der Wortarten Benedetto Buonmattei (1643), einer wichtigsten Grammatiker seiner Zeit (und darüber hinaus) unterscheidet nicht weniger als zwölf grammatische Kategorien (Parti dell’Orazione):

Die Unterscheidung der Wortarten Originalbezeichnung Deutsche Entsprechung Nome Nomen, Substantiv Segnacaso Präpositionen, die den Kasus ausdrücken Articolo Artikel Pronome Indefinitpronomen Verbo Verb Participio Partizip Gerundio Gerundium Proposizione (Preposizione) Präposition Avverbio Adverb Congiunzione Konjunktion Interposto Interjektion Ripieno Personalpronomen

Die Unterscheidung der Wortarten Agostini Lampugnani kritisiert in seinen Lumi della lingua italiana (1652) die Vielzahl der Wortarten und beruft sich dabei auf die Tradition der lateinischen Grammatikographie mit ihren acht Kategorien. Er unterscheidet lediglich zwischen vier veränderlichen und vier unveränderlichen Wortarten (Quattro Variabili, e Quattro Invariabili):

Die Unterscheidung der Wortarten Variabili Invariabili Nome Propositione (Präposition) Verbo Auuerbio Pronome Interiettione (Interjektion) Participio Congiuntione

Die Unterscheidung der Wortarten Auffällig in allen (italienischen) Grammatiken des 15. bis 18. Jahrhunderts ist das Fehlen der selbständigen Wortart Adjektiv (aggettivo, im 19. Jahrhundert teilweise auch aggiuntivo).

Die Unterscheidung der Wortarten Erst die Grammatiken des 19. Jahrhunderts enthalten eigene Kapitel, in denen die Wortart Adjektiv behandelt wird. Doch selbst Piazza (1897) subsumiert Substantiv und Adjektiv unter dem Oberbegriff nome, wobei zwischen einem nome sostantivo und einem nome aggettivo unterschieden wird.

Die Unterscheidung der Wortarten In der Grammatiktradition ist eine gewisse Variationsbreite in Bezug auf die Klassifizierung der Wortarten zu beobachten. Immer wieder hat es Versuche gegeben, die von der lateinischen Grammatikographie übernommenen Kategorien abzuändern oder gar aufzubrechen.

Die Unterscheidung der Wortarten Diese Tendenz hat sich seit der Etablierung der strukturalistischen Linguistik im 20. Jahrhundert noch verstärkt. In besonders radikaler Art und Weise hat sich der französische Strukturalist Lucien Tesnière von der traditionellen Einteilung der Wortarten getrennt.

Die Unterscheidung der Wortarten Andere Linguisten haben die Kategorien lediglich nach bestimmten Kriterien reduziert, wie z.B. der Schweizer Hans Glinz (*1913) mit seiner Fünf-Wort-Arten-Lehre (it. teoria delle cinque parti del discorso).

Die Unterscheidung der Wortarten

Linguistische Grammatiktheorien des 19./20. Jahrhunderts Diachrone Perspektive

Linguistische Grammatiktheorien des 19./20. Jahrhunderts Historisch-vergleichende Grammatik (it. grammatica storico-comparativa) Sie entstand im Zusammenhang mit der Entstehung der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert, im Rahmen derer mithilfe des Sprachvergleichs wurden Ursprung und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen einzelnen Sprachen untersucht und Sprachfamilien erstellt wurden (z.B. die indoeuropäischen Sprachen).

Linguistische Grammatiktheorien des 19./20. Jahrhunderts Historisch-vergleichende Grammatik Im Bereich der diachronen Italianistik wurden in der Regel die Strukturen des Italienischen sowie der italienischen Dialekte auf die des Lateinischen zurückgeführt und miteinander verglichen.

Linguistische Grammatiktheorien des 19./20. Jahrhunderts Historisch-vergleichende Grammatik Auf diesem Prinzip basieren beispielsweise die Grammatica storica della lingua e dei dialetti italiani (1906) von Francesco D'Ovidio und Wilhelm Meyer Lübke oder die Historische Grammatik der italienischen Sprache und ihrer Mundarten (1949-54) von Gerhard Rohlfs.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Synchrone Perspektive

Typologie Aus linguistischer Sicht kann man die Grammatik z.B. nach dem Kriterium der Zielsetzung (vorschreiben oder beschreiben) unterscheiden.

Typologie Normative bzw. präskriptive Grammatik (it. grammatica normativa/ grammatica prescrittiva) Eine auf Unterweisung über den korrekten und verbindlichen Sprachgebrauch ausgerichtete Form grammatischer Beschreibung, die sich an historisch gewachsenen und durch Konvention festgelegten morphosyntaktischen Formen orientiert.

Normative bzw. präskriptive Grammatik Typologie Normative bzw. präskriptive Grammatik So schreibt die normative Grammatik die Syntagmen mi piace und a me piace gegenüber *a me mi piace vor, während sich die deskriptive Grammatik sich auf die Beschreibung einer sprachlichen Varietät unabhängig von der Korrektheit beschränkt. Ihr genügt der Hinweis auf die umgangssprachlich weit verbreitete Form *a me mi piace ohne auf die Konvention Rücksicht nehmen zu müssen.

Dependenz- und Valenzgrammatik Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik (it. grammatica delle dipendenze / valenze / valenziale) Sie wurde von dem französischen Sprachwissenschaftler Lucien Tesnière (1893-1954) entwickelt und durch dessen posthum erschienenes Werk Eléments de syntaxe structurale (1959) international bekannt, wobei Ansätze dieser Theorie bereits bei dem mittelalterlichen Gelehrten Thomas von Erfurt anzutreffen sind.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Sie spezifiziert die fakultativen und obligatorischen Ergänzungen der lexikalischen Einheiten, die in einem Satz auftreten. Das Werk erschien 2001 unter dem Titel Elementi di sintassi strutturale in erstmals italienischer Übersetzung.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Im Modell der Dependenzgrammatik wird die hierarchische Struktur von Sätzen in Abhängigkeit vom Verb beschrieben. Gemäß seiner Valenz (it. valenza), d.h. seiner Wertigkeit, verlangt das Verb eine gewisse Zahl von Ergänzungen.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Die Ergänzungen werden von Tesnière in Aktanten (frz. actants – it. attanti), Zirkumstanten (frz. circonstances – it. circonstanti) und Indices (frz. index – it. indici) eingeteilt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Die Ergänzungen werden von Tesnière in Aktanten (frz. actants – it. attanti), Zirkumstanten (frz. circonstances – it. circonstanti) und Indices (frz. index – it. indici) eingeteilt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Unter Aktanten sind alle durch Substantive oder Pronomina zum Ausdruck gebrachte Wesen, Gegenstände oder Sachverhalte zu verstehen, die aktiv oder passiv an dem vom Verb angegebenen Vorgang (frz. procès – it. processo) beteiligt sind.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Aktanten entsprechen in traditioneller Terminologie dem Subjekt sowie dem direkten und indirekten Objekt. Tesniére unterscheidet drei Arten von Aktanten

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Erstaktant (frz. prime actant – it. primo attante) Zweitaktant (frz. seconde actant – it. secondo attante) Drittaktant (frz. tiers actant – it. terzo attante), Die Aktanten entsprechen im Großen und Ganzen den traditionellen Fällen Nominativ, Akkusativ und Dativ.

Aktanten: Beispiele Francesca dorme. Lorenzo cerca il suo portafolio. Erstaktant (it. primo attante) = Subjekt Zweitaktant (it. secondo attante) = direktes Objekt Drittaktant (it. terzo attante) = indirektes Objekt Francesca dorme. Lorenzo cerca il suo portafolio. Marco presta il suo zaino al suo amico.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Die Valenz des Verbs und die von ihr abhängigen Kernsatzstrukturen 

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Nullwertig (0) nevicare Nevica. (V) Einwertig (1) …dormire Tiberio sta dormendo. (N-V) Zweiwertig(2) … guardare … Lorenzo guarda la TV. (N-V-N) Dreiwertig (3) … dare… a … Lorenzo da il libro a Tiberio. (N-V-N-P-N)

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik Zirkumstanten sind Umstandsangaben, d.h. Adverbien oder adverbiale Bestimmungen. Modale Adverbien Luigi corre come un pazzo. Temporale Adverbien Carlo non torna prima di sabato prossimo. Ort oder Richtung Lorenzo va a teatro. Prädikatsnomen Maurizio è medico.

Indices: Beispiele Die Indices sind dem Verb indirekt untergeordnet, denn sie stehen in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu Aktanten und Zirkumstanten. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Artikel, Demonstrativa, Possessiva und Adjektive.

Semantische Rollen Die Valenzgrammatik beschränkt sich nicht auf die syntaktische Analyse, sondern bezieht die Bedeutungsebene mit ein, die sich in Form von sogenannten semantischen Rollen manifestiert.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Dependenz- / Valenzgrammatik In dem Satz la ragazza legge il fumetto ist das Syntagma il ragazzo Agens (it. agente) des Prozesses, il fumetto hingegen Patiens (it. paziente).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Aktant nicht Agens ist, sondern Auslöser oder Veranlasser eines Prozesses, und nicht Patiens, sondern Nutznießer (frz. bénéficaire – it. beneficario). Einen solchen Fall haben wir beispielsweise in dem Satz il mio amico fa rinnovare l’appartamento per suo figlio, wobei il mio amico als Veranlasser fungiert, l’appartamento als Patiens. Ein expliziter Agens ist nicht vorhanden.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Projektion semantischer Rollen auf syntaktische Rollen nennt man Diathese (gr. διάθεσις ‚Aufstellung’ – it. diatesi) oder Genus Verbi.

Die Diathese Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il bambino mangia un gelato. Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf, während der Agens fehlt oder als Drittaktant in Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur Valenzreduzierung. Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in dem Satz si parla italiano.

Die Diathese Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il bambino mangia un gelato. Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf, während der Agens fehlt oder als Drittaktant in Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur Valenzreduzierung. Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in dem Satz si parla italiano.

Die Satzstruktur Die Konnexionen (frz. connexions - it. connessioni) werden durch Striche markiert. Sowohl segnale als auch via hängen von indica ab. Die regierenden Elemente (d.h. im vorliegenden Fall indica, segnale und via) werden auch als Knoten (fr. nœud – it. nodo) bezeichnet, wobei das Prädikat indica den Zentralknoten (fr. nœud central – it. nodo centrale) darstellt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Symbole der vollen und leeren Wörter Voll O = Substantiv A = Adjektiv I = Verb E = Adverb Leer j = Junktive t = Translative   Tesnière unterscheidet zwischen vollen (parole piene) und leeren (parole vuote) Wörtern. Zur ersten Gruppe gehören Verben, Substantive, Adjektive und Adverbien, während er bei den leeren Wörtern zwischen Indices (it. indici), Junktiven (it. giuntivi) und Translativen (it. traslativi) differenziert, wobei die Indices eine Untergruppe der Translativen bilden.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Junktive und Translative Den Junktiven (Junktoren) fällt die Aufgabe zu, die vollen Wörter oder die Knoten, die sie bilden, miteinander verknüpfen, während die Translative dafür sorgen, dass ein volles Wort oder sein Knoten in eine andere Kategorie überführt wird. Die Translation betrifft alle syntaktischen Grundkategorien.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Junktive und Translative In einem substantivischen Knoten (Nominaphrase) wie il blu di Prussia oder lo stupido del/di paese fungieren die Artikel il und lo sowie die Präposition di als Translative. Der erste verwandelt ein Adjektiv (blu, stupido) in ein Substantiv, während der zweite ein Substantiv (Prussia, paese) in einen Ausdruck mit adjektivischer Bedeutung verwandelt (di Prussia ≈ prussiano, di paese ≈ paesano).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Junktive und Translative Damit Substantive oder Adjektive die prädikative Funktion von Verben übernehmen können, müssen sie die Verbindung mit einer Copula eingehen. Diese stellt folglich ein Translativ dar, der Substantive und Adjektive in Verben umwandelt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Junktive und Translative Die Indices sind Translative für die Ausgangs- und Zielkategorie gleich sind. Sie beschränken sich darauf, die Kategorie des Knotens anzuzeigen. Hierzu gehören z.B. der bestimmte Artikel vor einem Substantiv, Flexionsendungen und klitsche Pronomina, während die betonten Pronomina von Tesniére zu den Substantiven gezählt werden.

Die grafische Darstellung der Translation

Übereinelsprachliche Eigenschaften bien bene parle parla loquitur Mithilfe eines virtuellen Stemmas lassen sich übereinzelsprachlich die strukturellen Eigenschaften eines Satzes repräsentieren, z.B. frz. Paul parle bien it. Paolo parla bene lat. Paulus bene loquitur Paul Paolo Paulus O = Substantiv I = Verb E = Adverb

Die Generative Grammatik Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Generative Grammatik (it. grammatica generativa): Der Begriff geht auf den amerikanischen Linguisten Noam Chomsky (*1928) zurück Er wird oft im Sinne von generativer Transformationsgrammatik (it. grammatica generativa trasformazionale) gebraucht. Sie geht von den angeborenen Prinzipien in Sprachfähigkeit des Menschen aus (Universalgrammatik).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Generative Grammatik In Bezug auf die Generative Grammatik werden drei Entwicklungsphasen unterschieden, und zwar Standardtheorie Die Government-Binding-Theorie Minimanistische Grammatik / minimalistisches Programm

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Entwicklungsphasen: Standardtheorie In den 60er Jahren entwickelte Chomsky die sogenannte Standardtheorie (it. teoria standard), die sich in eine syntaktische, eine semantische sowie eine phonologische Komponente gliedert, wobei der syntaktischen, die ihrerseits zwischen einer Oberflächen- (it. strutture superficiali) sowie einer Tiefenstruktur (it. strutture profonde) unterscheidet, die größte Bedeutung zufällt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Entwicklungsphasen: GBT Im Jahre 1979 hielt Chomsky eine Reihe von Vorlesungen an der Scuola Normale in Pisa, die 1981 unter dem Titel Lectures on Government and Binding veröffentlicht wurden . Bei der Government-Binding-Theorie (it. teoria della reggenza e del legamento) handelt es sich um eine eine Weiterentwicklung der Transformationsgrammatik.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Entwicklungsphasen Die minimanistische Grammatik / minimalistisches Programm (engl. core grammar; it. programma minimalista) aus den 90er Jahren stellte eine Abkehr von vielen Prinzipien der Government-Binding-Theorie dar, da nur noch zwei Faktoren als notwendig erachtet werden.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Generative Grammatik Die generative Grammatik ist in der Lage, mithilfe rekursiver Regeln aus einer endlichen Zahl von Wörtern eine unendliche Zahl an Sätzen hervorzubringen, d.h. zu generieren.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Generative Grammatik Die Rezeption in Italien erfolgte in den späten 60er Jahren: Norma Costabile, Le strutture della lingua italiana: grammatica generativo-trasformativa (1967) Mario Saltarelli, La grammatica generativa trasformazionale: con introduzione alla fonologia, sintassi e dialettologia italiana (1970).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Italienische Übersetzungen der Werke Chomskys L’analisi formale del linguaggio (1969), Le strutture della sintassi (1970) La grammatica generativa trasformazionale (1970) La grammatica trasformazionale (1975)

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Rezeption der Generativistik in Italien In den 70er Jahren erschienen weitere Interpretationen der GTG durch italienische Linguisten Franco Lo Piparo, Linguaggi, macchine e formalizzazione. Sugli aspetti logico-matematici della grammatica generativo-trasformazionale di Noam Chomsky (1974) Giorgio Graffi / Luigi Rizzi, La sintassi generativo-trasformazionale (1979)

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Rezeption der Generativistik in Italien Andrew Redford, La sintassi trasformazionale: introduzione alla teoria standard estesa di Chomsky (1983) Giorgio Graffi, Noam Chomsky e la grammatica generativa (1988).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Einfacher Satz (it. frase semplice) F = Satz (it. frase) Det = Artikel / Determinator (it. determinante) N = Nomen (it. sostantivo, nome) V = Verb (it. verbo) SN = Nominalphrase (it. sintagma nominale SV = Verbalphrase (it. sintagma verbale) Die Struktur des Satzes lässt sich auch etwas weniger übersichtlich mithilfe eckiger Klammern darstellen : [F [SN [Det la ] [N polizia ] ] [SV [V arresta ] [SN [Det il ] [N ladro ] ] ] ].

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Die Verbindungslinien des Baumdiagramms werden Zweige (it. rami; engl. branches) genannt. Die Schnittpunkte zweier Zweige bezeichnet man als Knoten (it. nodo; engl. knot).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Kategorien, die von gleichen Knoten dominiert werden, bezeichnet man als Schwesterknoten (it. nodi-sorelle), während der sie dominierende Knoten als Mutterknoten (it. nodo-madre) bezeichnet wird. Die Schwesterknoten wiederum fungieren gegenüber dem Mutterknoten als sogenannte Tochterknoten (it. nodi-sorelle).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Es existieren verzweigende und nichtverzweigende Knoten. Letztere werden auch als Terminalsymbole (it. simboli terminali; engl. terminal symbols) bezeichnet. Eine Kette von Terminalsymbolen, die ausschließlich von einem gleichen Knoten dominiert wird, wird als Konstituente (it. costituente) bezeichnet.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Wortketten und Konstituenten Syntaktische Prozesse betreffen nur Konstituenten, niemals Wortketten. Für die Identifizierung von Konstituenten gibt es mehrere Möglichkeiten …

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Die Identifizierung von Konstituenten Topikalisierung (it. topicalizzazione). Hierunter ist die Voranstellung von Konstituenten aus Gründen der besonderen Hervorhebung zu nennen (z.B.Vado spesso a Genova  A Genova vado spesso).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Die Identifizierung von Konstituenten Koordination (it. coordinazione). Sie ist nur in Bezug auf Konstituenten möglich: Prendo un cappuccino e un’acqua minerale.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Die Identifizierung von Konstituenten Parenthese (it. parentesi). Parenthetische Ausdrücke (z.B. penso, credo) können nur an den Grenzen zwischen einzelnen Konstituenten eingeschoben werden (z.B. Lorenzo va – credo – a Genova).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Strukturbaum (albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico) Die Identifizierung von Konstituenten Pronominalisierung (it. pronominalizzazione). Sie ist ebenfalls nur bei Konstituenten möglich (z.B. Lorenzo vede un uomo strano e anche Tiberio lo vede).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Die Begriffe Argument (it. argomento) und Prädikat (it. predicato) werden in der generativen Syntaxtheorie im Sinne der formalen Logik verstanden. Einfache Sätze bestehen aus einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Einfache Sätze bestehen aus einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten. Letztere sind sogenannte referierende Ausdrücke, deren Aufgabe darin besteht, eine Entität, Person oder Objekt auszuwählen, über die gesprochen wird.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Einfache Sätze bestehen aus einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten. Letztere sind sogenannte referierende Ausdrücke, deren Aufgabe darin besteht, eine Entität, Person oder Objekt auszuwählen, über die gesprochen wird.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Die traditionelle Grammatik unterteilt die Wörter in Kategorien wie Nomen, Verb, Adjektiv, Adverb etc., wobei der Terminus Prädikat ausschließlich auf das Verb angewandt wird.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate In der Logik spielen diese grammatischen Kategorien keine so große Rolle. Hier werden Ausdrücke, welche Relationen zwischen referierenden Ausdrücken (Argumenten) definieren als Prädikate bezeichnet.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Diese Relationen können ein- oder mehrstellig sein. Intransitive Verben (z.B. dormire) sind einstellige Prädikate, da sie nur über ein Argument verfügen. Transitive Verben (z.B. trovare) haben zwei Argumente und werden daher als zweistellig bezeichnet.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Ditransitive Verben (z.B. dare) schließlich sind dreistellig und verfügen über drei Argumente. Jedes Prädikat hat somit seine eigene Argumentenstruktur. Diese sagt nichts darüber aus, wie die Prädikate syntaktisch realisiert werden, sondern gibt lediglich Auskunft über die Anzahl der notwendigen Konstituenten.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Nicht alle Argumente, die in der Argumentenstruktur eines Verbs existieren, werden realisiert, da sie automatisch mitverstanden werden. Man spricht in diesem Fall auch von implizieten Argumenten (it. argomenti impliciti). So muss beispielsweise das Subjekt im Passivsatz nicht unbedingt erscheinen (z.B. Gesù è stato tradito [da Giuda]).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Argumente und Prädikate Nicht nur Verben verfügen über eine Argumentenstruktur, sondern auch Substantive, Adjektive oder Präpositionen.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die X-Bar-Theorie Ausgangspunkt der von Chomsky entwickelten X-Bar-Theorie (it. teoria X-barra) ist die Annahme, dass alle syntaktischen Strukturen aller natürlicher Sprachen gemeinsamen, universellen Bauprinzipien unterliegen, d.h. dass die Kategorien Verbalphrase (VP), Nominalphrase (NP), Adjektivphrase (AP) und Präpositionalphrase (PP) nach universellen Strukturprinzipien aufgebaut sind.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die X-Bar-Theorie Phrasenkopf (it. testa del sintagma; dargestellt durch X): Ein obligatorisches Element, dessen Argumentenstruktur den weiteren Aufbau der Phrase bestimmt.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die X-Bar-Theorie Komplement (it. complemento): Hierunter versteht man obligatorische verbalphraseninterne Konstituenten. Es hängt von der Argumentenstruktur des jeweiligen Phrasenkopfes ab: X′ → X, (complemento...).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die X-Bar-Theorie Adjunkt (it. aggiunto): Hierunter versteht man optionale phrasale Konstituenten. Er ist fakultativ und rekursiv, denn er ist nicht von der Argumentenstruktur abhängig und außerdem uneingeschränkt wiederholbar: X′ → X′, aggiunto.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Spezifikator (engl. specifier; it. specificatore): Durch den Spezifikator wird die maximale Projektion XP abgeschlossen: XP → (specificatore), X′.

Die Funktionale Grammatik Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Bezeichnung „Funktionale Grammatik“ wird für verschiedene linguistische Theorien verwendet: Die Theorie der Funktionalen Grammatik (Functional Grammar, FG) nach Simon C. Dik. Lexikalisch-funktionale Grammatik (LFG) [it. Grammatica lessico-funzionale] nach Joan Bresnan und Ronald Kaplan Systemisch-funktionale Grammatik [it. Grammatica sistemica-funzionale] nach Halliday.

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Funktionale Grammatik (it. grammatica funzionale) Entwickelt von Simon C. Dik (1978) Geht zurück auf die Funktionale Linguistik begründet in der Prager Schule Verhältnis von Form und Funktion („Je mehr Funktion desto weniger Form“) Funktion: durch sprachliche Äußerung hervorgerufene außersprachliche Wirkung Kommunikative Funktion von Sprache

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Beschreibung und Erklärung sprachlicher Phänomene durch deren Funktion Topik vs. Prädikation Thema vs. Rhema Definitheit/Belebtheit Syntaktische Funktionen (LFG/Relationale Grammatik) Semantische Rollen (Kasusgrammatik)

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Die Funktionale Grammatik nach Simon C. Dik Ihr Ziel besteht darin, die grammatischen Regeln und Prinzipien von Einzelsprachen auf die Regeln und Prinzipien der sozialen und kommunikativen Interaktion zurückzuführen. http://www.functionalgrammar.com/

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Funktionale Grammatik Rezeption in Italien Die Theorie wurde in Italien in den 70er Jahren rezipiert und bis heute angewendet Edoardo Lombardi Vallauri, Grammatica funzionale delle avverbiali italiane (2000) Vittorio Vinay, Come si analizza il testo musicale: grammatica funzionale, analisi sintagmatica (2002).

Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts Epestemisch kognitiv objektiv Sozial interpersonal Kommunikativ subjektiv

Die funktionale Grammatik http://www.uni-erfurt.de/sprachwissenschaft/personal/lehmann/ling/lg_system/grammar/morph&syn/Funkt_Grammatik_Grundbegriffe.html

Die Kasusgrammatik (engl. case grammar) Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

Kasusgrammatik (it. grammatica dei casi): Die Kasusgrammatik Kasusgrammatik (it. grammatica dei casi): Sie wurde 1968 durch Charles J. Fillmores (*1929) Aufsatz „The Case for Case“ bekannt und stellt gewissermaßen einen Gegenentwurf zur generativen Transformationsgrammatik dar, in der grammatische Relationen wie Subjekt und Objekt formal repräsentiert werden.

Die Kasusgrammatik Sätze werden in der Kasusgrammatik (engl. case grammar) als Kombination aus einem Verb und einem oder mehreren Tiefenkasus aufgefasst, welche semantische Rollen bzw. Kasusrollen übernehmen.

Sie unterscheidet zwischen Die Kasusgrammatik Sie unterscheidet zwischen Oberflächenkasus (it. casi superficiali) Nominativ Akkusativ Genitiv Dativ

Tiefenkasus (it. casi profondi) Die Kasusgrammatik Tiefenkasus (it. casi profondi) Agentiv - agentivo Instrumental - strumentale Dativ - dativo Faktiv - fattivo Lokativ – locativo Objektiv - oggettivo

Die Kasusgrammatik Die Tiefenkasus charakterisieren die semantischen Beziehungen der verschiedenen Nominalphrasen die hauptsächlich durch ein Verb vorgegeben sind.

Die Kasusgrammatik

Die Kasusgrammatik Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf

Die Kasusgrammatik Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf

Fortsetzung folgt…