Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Bevölkerungsentwicklung in Rudolstadt
Advertisements

Herausforderungen für die Berliner Wohnungspolitik
Gemeinsam für eine soziale Stadt
UCEF Unabhängiges Centrum für empirische Markt- und Sozialforschung GmbH DVGW Nord, Teterow, Zu hören ist das Grollen eines demografischen.
Außereuropäische Stadttypen
Der Fremde in der Stadt: Die Großstadt als Integrationsmaschine ?
Segregation in einer westdeutschen Stadt
Heinrich-von-Stephan-Oberschule Berlin Bezirk Mitte
- 1 - Kleinstädte in ländlichen Räumen Projektziele: Untersuchung von deutschen Kleinstädten (bis 7000 Einwohner) in unterschiedlichen Typen ländlicher.
Neue Tendenzen in der Stadtentwicklung und Stadtentwicklungsplanung
Familien mit Kindern in den Frankfurter Stadtteilen
Spaltung der Städte Der Fall Berlin.
Sozialstruktur von Vermögen und Schulden
Orientalische Stadt.
Armut Arme, hungrige und hilflose Menschen
Fachgespräch: Kein Platz für Familie? Inklusion am Beispiel Wohnen Inklusion und Wohnen Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Wohnumgebung und der.
zur Arbeitsmarktpolitik
Gliederung des Vortrags
Entwicklung der Bildungschancen von Migrantenkindern in Deutschland
Die Struktur der Arbeitslosigkeit M25,26 von Sina Auberg.
Putbus, den Marketing – Chancen und Herausforderungen für die BA Aktuelle Fachkräftesituation vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.
Prekäre Beschäftigung in Europa
MOZAMBIQUE.
Mo.Ki Monheim für Kinder Prävention von Armutsfolgen bei Kindern und Familien Annette Berg, Stadt Monheim am Rhein.
Wirtschaft Technologie Umwelt Vorstand Wilfried Kurtzke Konjunktur: Aufschwung ohne breite Grundlage Einkommen, Nachfrage, Arbeitsplätze Kollektive Arbeitszeitverkürzung.
Einkommenspolarisierung und Armut in Bremen
Appelt Geschlechterpolitik unter Stress Armut und Ungleichheit in Österreich.
IHK I August 2008I Folie: 1 Der Mittlere Niederrhein im Regionenvergleich.
DISPARITÄTEN Disparität = räumliche Ungleichheit innerhalb einer Volkswirtschaft, „unausgeglichene Raumstruktur“ Ebenen: ökonomisch, sozial, kulturell,
Die demographische Herausforderung der lokalen Politik
„Die orientalische Stadt“
Die Geschichte von Berlin – Lauriane GUNTHER 3ème3
Bevölkerung Münchens 2004 Bevölkerung Münchens 2015
Schulen auf dem Weg in Marzahn-Hellersdorf
Dr. Julia Brennecke Heiner Brülle
demographischer Wandel
Berlin.
Anerkannt! Tagung Graz, Anerkennung und Gesellschaft August Gächter.
Büro für Stadtentwicklungsplanung Demographische Entwicklung und Migration in Iserlohn Bündnis für Familie, , Senator-Pütter-Saal.
eine vielfältige und starke Lebensform
DIE DARSTELLUNG VON AUßEN- UND SICHERHEITSPOLITIK IN PRESSEKOMMENTAREN SPANISCHER TAGESZEITUNGEN Julia Belke, Vera Freitag, Lena Jung, Sarah Wendle Hauptseminar:
Michael Böniger, Statistik Stadt Zürich
Catherine Comte Statistisches Amt des Kantons Basel-Stadt
Generation 50plus - „Frisch, Fröhlich, Alt“
Bevölkerungsentwicklung und –struktur der Stadt Bozen und ihrer Stadtviertel 21. Mai 2009 Amt für Statistik und Zeiten der Stadt.
Das Amt für Planung, Statistik und Zeiten der Stadt und die Generaldirektion – Bereich Qualität Erhebung über den Zufriedenheitsgrad des Dienstes Kinderferien/Kinderferien.
Neubau Feuerwehrmagazin Riedenberg Dokumentation der einzelnen Bauabschnitte –
Bevölkerungsentwicklung und –struktur der Stadt Bozen
Bevölkerungsentwicklung und –struktur der Stadt Bozen
Arbeitsmarkt und Personenfreizügigkeit Was sind die ökonomischen Folgen? George Sheldon Forschungsstelle für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomik, Universität.
Ausgangssituation am Arbeitsmarkt
Zur Sozial- und Kulturgeschichte der DDR Freies Tutorat im Wintersemester 2005 / Einführungsveranstaltung Einleitung.
Die Schweiz.
Zur ökonomischen Situation der Frauen in Österreich Gudrun Biffl
Statistische Analysen zur Situation von Frauen in Österreich
Sozialpolitik Präsentation für das GPA-djp Seminar am
Öffentliche Internet-Zugangs- und Lernorte als Bestandteil der sozialen Stadtteilentwicklung Olaf Schroth TU Hamburg-Harburg.
Zur Zukunftsfestigkeit der Europäischen Sozialstaaten
Wandel am Arbeitsmarkt und in der Arbeitswelt Gespräch Kirche – Gewerkschaft in der Prälatur Heilbronn Löwenstein
USA – Der amerikanische Traum ?
Demographische Entwicklungen und Herausforderungen in
1. 2 Lothar Bertels Zur Wahrnehmung von Umbauprozessen in einer Großsiedlung in Gotha. Befunde einer explorativen Studie.
Deutschland.
Preisbereinigte Veränderung des BIP in Prozent
Menschen gewinnen, Migration ermöglichen, demografischen Wandel in Sachsen-Anhalt gestalten. Kommunaler Dialog und Zuwanderung internationaler Fachkräfte.
Demografie, Arbeitsmarkt und Beschäftigung von Migranten
Stadtsoziologie Viviane Stutz, Mara Todisco, Mirjam Wendel
Sozialräumliche Typisierung der Agglomeration Ausgangslage ist der sozialgeografische Raum  Abbildung von Einkommen/Bildung & unterschiedlichen Lebensstilen/Einstellungen.
Demographie, Sozialstruktur und Schule als Treiber der Regionalentwicklung Vortrag im Rahmen der Sitzung des Hauptausschusses des Städte- und Gemeindebundes.
Wandel städtischer Strukturen unter dem Einfluss der Tertiärisierung
 Präsentation transkript:

Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt? Sozialräumlicher Wandel seit 1990 Veranstaltung: Aktuelle Probleme der Stadtentwicklung Dozent: Dr. Norbert Gestring Sitzung vom 08.06.06 Referentin: Kathrin Tacke

Gliederung Einleitung Soziale Segregation und deren Ursachen in Berlin Exemplarische Darstellung verschiedener Quartiere Fazit und Diskussion

1. Einleitung Analyse des sozialräumlichen Wandels in Berlin in den 90er Jahren Wird die politische Teilung durch eine sozialräumliche Spaltung abgelöst?

1. Einleitung – Berlin bis zum 2. WK Jahrhundertwende Sozialräumliche Struktur: ‚Dreiviertel-Ring‘: Arbeiterquartiere in der Nähe zur Industrie (Mietskasernen) Villenkolonien, Wohngegenden des Bürgertums Weimarer Republik Errichtung neuer öffentlich geförderter Wohnsiedlungen in Außengebieten

1. Einleitung – Berlin nach 1945 Ost-Berlin vom Staat geplante Stadt Umbau zum sozialistischen Zentrum Entstehung neuer Großsiedlungen Vernachlässigung der Altstadt Ausmaße soz. Segregation: Privilegierte Bevölkerung – ‚sozialistische Mittelschicht‘ – Diskriminierte, Nicht-Angepasste

1. Einleitung – Berlin nach 1945 West-Berlin Entstehung von Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus Ziel für Innenstadtgebiete: Flächensanierung (später ‚behutsame Stadterneuerung‘) Parallele zum Ostteil: Großsiedlungen: ‚deutsche (untere) Mittelschicht Innenstadtquartiere: Randgruppen (Ausländer, Arme, Alte) keine Suburbanisierung

2. Soziale Segregation in Berlin Ausmaße sozialer Segregation höchste Arbeitslosenanteile in innerstädtischen Quartieren (Kreuzberg, Neukölln, Wedding) und Großsiedlungen

2. Soziale Segregation in Berlin Ausmaße sozialer Segregation Anteil der Erwerbstätigen mit Einkommen über 3000 DM: 1991 1998 Berlin 17% 28% Neukölln 21% 25% Wedding 14% 19% Marzahn 2% Zehlendorf 48% 50%

2. Soziale Segregation in Berlin Ausmaße sozialer Segregation Sozialhilfedichte (1998): Berlin: 8,3% Kreuzberg: 16,5% Wedding: 14,4% Neukölln: 13% Zehlendorf: 2,5%

2. Soziale Segregation in Berlin Statistisches Landesamt Berlin, 2003

2. Soziale Segregation in Berlin Statistisches Landesamt Berlin, 2001

2. Soziale Segregation in Berlin Ursachen der sozialen Segregation wachsende Heterogenität in Innenstadtgebieten (Zuwanderer, zunehmende Armut) mangelhafte Qualität / Verwahrlosung des öffentlichen Raumes Ausweitung des Wohnungsangebot im Umland

2. Soziale Segregation in Berlin Ursachen der sozialen Segregation Suburbanisierung / Randwanderung  selektive Wanderung: hauptsächlich (deutsche) Erwerbstätige und (deutsche) Familien mit Kindern verlassen Innenstadtgebiete und Großsiedlungen

2. Soziale Segregation in Berlin  Soziale Distanz wird immer häufiger in räumliche Distanz umgesetzt.

3. Berliner Quartiere Großsiedlungen - West: Gropiusstadt / Neukölln - Ost: Marzahn-Nord/West Innenstadtgebiete - West: Neukölln-Nord - Ost: Prenzlauer Berg

Marzahn-Nord/West

3. Berliner Quartiere Marzahn-Nord/West Entstehung zwischen 1976 und 1989 Bevölkerung: ca. 25.700 Einwohner 40% unter 25 Jahren, 5% im Rentenalter geringer Ausländeranteil (ca. 3,9%) hoher Anteil von Aussiedlern Zunahme von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern

3. Berliner Quartiere Marzahn-Nord/West Bevölkerungsrückgang: Fortzüge von mittleren und höheren Einkommensgruppen Zuzüge überwiegend von Sanierungsvertriebenen und Aussiedlern  selektiver Bevölkerungsaustausch starke rechtsradikale Jugendszene Entstehung ethnisch segregierter Jugendmillieus

3. Berliner Quartiere Marzahn-Nord/West Probleme des Quartiers: monofunktionale Struktur  aktuelle Bedürfnisse der Bewohner werden nicht mehr befriedigt Hohe Fluktuation bes. in Hochhäusern  kaum integrative Wirkung

Neukölln (Nord)

3. Berliner Quartiere Neukölln (Nord) ca. 150.000 Einwohner Altbauten + Sozialwohnungsquartiere Ausländeranteil: >30% höchste Arbeitslosenquote Berlins (23,5% für Neukölln 08/2003) steigende Sozialhilfedichte

3. Berliner Quartiere Neukölln (Nord) Selektive Abwanderung: starke Fluktuation von (deutschen) Mittelschichtfamilien Nachzug von ausländischen und geringverdienenden Haushalten

3. Berliner Quartiere Neukölln / Nord Öffentliche Räume stark von Kinder- und Jugendgruppen belebt Folge zu kleiner Wohnungen und fehlender Lehr-/Arbeitsstellen  Entstehung bedrohlichen Klimas durch sich rivalisierende Jugendgruppen; Verwahrlosung des öffentlichen Raums

4. Fazit Zunehmende Konzentration von sozial schwachen Haushalten in Innenstadtgebieten und Großsiedlungen Aber auch: ‚Inseln der Aufwertung‘

4. Fazit Ende der politischen Teilung aber: neue Spaltung der Stadt ‚innen‘ und ‚außen‘ Spaltung auf dem Arbeitsmarkt zwischen ‚drinnen‘ und ‚draußen‘

Was ist eigentlich das Problem an sozialer Segregation? Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Quartier in dem man lebt und (abweichendem) sozialen Verhalten?