Diskursmarker in der Jugendsprache

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 Präsentation transkript:

Diskursmarker in der Jugendsprache Nils Bahlo und Daniel Steckbauer FB Philosophie und Geisteswissenschaften Deutsche Philologie / Linguistik Münster, November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Inhalt 1. Das JuSpiL-Korpus 2005-2008 2. Definition Diskursmarker 3. Beispiele der „herkömmlichen“ Diskursmarker 4. Beispiele der „jugendsprachlichen“ Diskursmarker 5. Praxis und Diskussion Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 1. Das-Jugendsprache-im-Längsschnitt-Korpus - Von 2005 bis 2008 Sprachaufnahmen im Zeltlager der DSJ - Ein Freundeskreis von Jungen und Mädchen aus Berlin - ca. 150 Stunden Gesprächsaufnahmen: Verdeckte Aufnahmen in den Zelten, in verschiedenen Situationen am Tage, Spontan- aufnahmen, Handygespräche mittels Software, Fotografien von Briefen und Grüßen - Die Technik/Methodik in den Jahren 2005 - 2008 Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Definitionen 2.1a Lexikon der Sprachwissenschaft „Aus der angloamerikanischen Forschung übernommener Oberbegriff für sprachliche Ausdrücke, die zur Strukturierung von Diskurs verwendet werden, z.B. satzwertige Ausdrücke wie Interjektionen oder syntaktisch unselbständige Ausdrücke (etwa Konjunktionen, Adverbien). […] Es handelt sich um eine nicht klar abgegrenzte Klasse von Ausdrücken“. 2.1b Duden 2005 Die Gruppe der Gesprächspartikel (GP) umfasst Gliederungspartikel, Antwortpartikel sowie bestimmte Interjektionen und Onomatopoetika. GP kommen hauptsächlich in der gesprochenen Sprache vor. Sie dienen der Organisation und Aufrechterhaltung des Gesprächs, steuern die Sprecher-Hörer-Interaktion, heben Beginn und Ende von Redebeiträgen hervor, füllen Pausen oder binden den Hörer ein. GP sind nicht in den Satz eingebettet, d.h. sie stehen an Anfang oder Ende von Gesprächsbeiträgen oder sie stehen allein. Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Definitionen 2.2 Traugott „Diskursmarker [sind] metapragmatische sprachliche Zeichen (1997:3). Sie machen das sprachliche Handeln interpretierbar.“ Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Definitionen 2.3 Schiffrin - Schiffrin (1987:328) schreibt, dass DM syntaktisch unabhängig sind und dass sie deiktische Funktionen haben. - Schiffrin führt 1987 den Begriff „Discourse Marker“ in Deutschland ein. Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Definitionen 2.4 Krier Krier (2001:107) folgert: „Gliederungsmarkierer sind syntaktisch heterogen; semantisch gut ausgeprägt sind diejenigen mit temporaler Bedeutungskomponente; pragmatisch-kommunikativ fungieren sie als hervorhebende und thematisierende, in geringerem Maße bewertende Satzoperatoren […] Die Gliederungsmarkierer sichern formal Kohäsion zwischen Äußerungsabfolgen und heben inhaltlich die Entwicklungsstadien des Gesprächsbeitrags hervor.“ Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Definitionen 2.5 Günthner und Auer (2003) Diskursmarker sind: - topologisch durch ihre „periphere“ syntaktische Stellung gekennzeichnet. - sind selbständigen Syntagmen voran- oder nachgestellt - optional - DM erfüllen eine Reihe von unterschiedlichen diskursbezogenen Funktionen. - DM können prosodisch selbständig sein. - DM sind teilweise homophon mit Adverbien, Konjunktionen etc., unterscheiden sich aber im Bezug auf ihre syntaktische Rolle. Münster, 21. November 2008

Jugendsprache im Längsschnitt Definitionen 2.6 Dittmar (2008) Abhängig von der topologischen Position im Stellungsfeldermodell sind Diskursmarker stark oder weniger stark grammatikalisiert und haben eine unterschiedliche semantische und pragmatische Funktion. Münster, 21. November 2008

Jugendsprache im Längsschnitt Bsp. Für das Vorkommen von „also“ Vor-Vorfeld also (-) Peter hat das Buch gelesen. Vorfeld Also Peter hat das Buch gelesen. Nacherst Peter also hat das Buch gelesen. Mittelfeld Peter hat also das Buch gelesen. Peter hat das Buch also gelesen. Nachfeld Peter hat das Buch gelesen (-) also Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 3. Beispiele der „herkömmlichen“ Diskursmarker 3.1 UND Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 3.2 JA Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 3.3 Vom Imperativ zum Diskursmarker Beispiel aus: Auer/Günthner 2003: 13 Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 3.3a KOMM Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 3.3b KOMMEN in imperativischer Verwendung (Bewegungsverb) Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 4. Beispiele der jugendsprachlichen Diskursmarker 4.1 EY Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache Intonation: ey man Original Intonation ey man <<acc> geht mal von hinta unsa:m ZELT weg;> Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 4. Beispiele der jugendsprachlichen Diskursmarker 4.2 DINGS (HIER) Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 5. ICH SCHWÖRE [vallah] (Normalfall) Münster, 21. November 2008

Diskursmarker in der Jugendsprache 5. ICH SCHWÖRE (diskutieren) Münster, 21. November 2008

Fazit in Bezug auf Diskursmarker bedient sich Jugendsprache in vollem Umfang aus der Standartvarietät allerdings gehäufte Vorkommen von emphatischen Mitteln (krass, boah, abo, bombe, fett, (t)schüch [türk. çus], abüsch) ethnolektaler Einfluss besonders in Großstädten in Bezug auf DM: z.B. yani = also, vallah = ich schwöre, (t)schüch Münster, 21. November 2008

für die Aufmerksamkeit! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Münster, 21. November 2008