Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise auf Frauen Stand: April 2019 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik www.wipo.verdi.de.

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 Präsentation transkript:

Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise auf Frauen Stand: April 2019 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik

Exportländer besonders betroffen exportorientierte Industrieländer: Maschinenbau, Automobil- und chemische Industrie, Arbeitslosigkeit überwiegend männlich (z.B. USA: 80% Männer) Exportorientierte Branchen in Ländern des Südens: z:B. Textilindustrie, Blumen, Arbeitslosigkeit trifft oft mehr Frauen (z.B. Kambodscha: 90% Frauen)

Exportweltmeister Deutschland Exporte und Investitionen minus 20 Prozent Bruttoinlandsprodukt 2009 minus 5 Prozent, Frankreich und USA etwa die Hälfte registrierte Arbeitslosigkeit steigt moderat von 7,5 (2008) auf 7,8 Prozent (2009/2010) Arbeitslosenquote Männer im Schnitt rund 7 Prozent, Zunahme um Prozent Arbeitslosenquote Frauen im Schnitt rund 8 Prozent, bis Herbst 2009 sogar leichte Abnahme deutsches Jobwunder

Durch Sonderfaktoren sank Arbeits- volumen stärker als Erwerbstätigkeit Ohne Sonderfaktoren würde Arbeitslosigkeit um über eine Million höher liegen Zeitweise 1,4 Millionen Kurzarbeiter, umgerechnet rund eine halbe Mio. Erwerbstätige Betriebsrätebefragung: Abbau von Arbeitszeitkonten in jedem dritten Betrieb Bevölkerungsrückgang: je weniger Arbeitsuchende 2009 und 2010 Zunahme Teilzeit , Vollzeit (2009 gegenüber 2008, sozialvers. Beschäftigung, Schätzung laut Monatsbericht der BA, Feb. 2010)

Die Krise wird zu Recht als große Krise bezeichnet, sie markiert den mit Abstand tiefsten Einschnitt seit der Weltwirtschaftskrise ab Der Shareholder-Value-Kapitalismus hat bereits vor Ausbruch der Krise die Gesellschaft polarisiert. Er geht mit einer systematischen Geringschätzung der menschlichen Arbeitskraft gegenüber Kapitalein- kommen einher. Immer mehr gesellschaftliche Bereiche wurden der Gewinnlogik unterworfen. Öffentliche Haushalte gerieten unter Druck. Öffentliche Angebote und Leistungen wurden zunehmend privatisiert, ebenso wie soziale Risiken. Aufgefangen werden muss vieles durch unbezahlte Arbeit im Care-Bereich. Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten.

Die Ursachen der Krise werden im vorherrschenden Diskurs vor allem auf den Finanzmärkten und deren mangelnder Regulierung verortet. Im Hintergrund bleibt die in den letzten Jahren stark zunehmende Umverteilung von unten nach oben weltweit und innerhalb einzelner Länder. Dabei hatten überwiegend Frauen das Nachsehen. Im Hintergrund bleiben auch Handelsungleich- gewichte zwischen den Ländern, lediglich Defizitländer werden häufig an den Pranger gestellt. Umverteilung und Ungleichgewichte haben immer mehr Geld auf die Finanzmärkte gespült und den Druck, hohe Renditen zu erwirtschaften, verstärkt.

Niedrig- und Hungerlöhne: insgesamt bereits mehr als jede/r fünfte Beschäftigte 14 Prozent aller beschäftigten Männer und 30 Prozent aller beschäftigten Frauen 80 Prozent haben eine berufliche Qualifikation Niedriglohnschwelle: 9,19 Euro (9,62 West, 7,18 Ost) 2,2 Millionen arbeiten für unter 6, 1,2 Millionen für unter 5 brutto durchschnittlicher Niedriglohn: 5,60 Ost, 6,88 West, sinkend seit 2004, im Osten schwankend Quelle: IAQ-Report

Deutschland hat in den vergangenen Jahren deutlich mehr exportiert als aus andern Ländern importiert. Dauerhafte Exportüberschüsse sind nur möglich, wenn andere Länder Defizite aufweisen weis sie ständig mehr importieren als exportieren. Sie müssen sich bei den Ländern mit Exportüberschüssen verschulden um die Importe finanzieren zu können. Dauerhaft mehr Importe als Exporte bedeuten, dass diese Länder sich immer weiter verschulden. Mit der Krise und dem Platzen der Finanzblase brach die schuldenfinanzierte Nachfrage aus den Defizitländern ein

Quelle: Flassbeck/Spiecker, Wirtschaftsdienst März 2010

Die Konjunkturpakete in Deutschland sind hinsichtlich der Konjunkturstabilisierung nur mäßig effektiv. Sie stützen vor allem die stark von der Krise getroffenen Branchen, in denen überwiegend Männer arbeiten, und gehen dabei davon aus, dass nach der vorübergehend notwendigen Stützung die betreffenden Branchen wieder auf einen stabilen Entwicklungspfad gelangen. Die Steuer- und Abgabensenkungen begünstigen obere Einkommen stärker, sind daher ebenfalls in sozialer und geschlechtlicher Hinsicht unausgewogen.

Die Ausgaben zur Stabilisierung der Finanzmärkte (Bankenrettungsschirme) und der Konjunktur belasten die öffentlichen Haushalte in bisher ungekannten Dimensionen. In Zusammenhang mit der im Herbst 2009 beschlossenen Schuldenbremse schränken sie in Deutschland die Handlungsspielräume bei öffentlichen Ausgaben und Leistungen künftig stark ein. Darunter werden Frauen und Kinder und vor allem sozial Schwache besonders leiden.

Die Konsolidierung droht überwiegend auf die Aus- gabeseite beschränkt zu werden, es wird sogar über weitere Steuersenkungen diskutiert. Immerhin führt der politische Druck momentan dazu, dass Vorschläge zur Beteiligung des Finanzsektors durch spezielle Steuern diskutiert werden. Eine wieder stärkere Beteiligung der Vermögenden und Gutverdiener/-innen und Korrektur der Verteilungsverhältnisse fordern nur wenige. Als Einstieg in ein sozial-ökologisches Umsteuern schlägt ver.di ein Antikrisenprogramm vor: Ausweitung öffentlicher Investitionen in Beton und Köpfe, Verbesserung der Einkommenssituation für Geringverdiener/-innen und Empfänger/-innen sozialer Leistungen, Finanzierung durch ein gerechtes Steuersystem.

Antikrisenprogramm - ver.di-Vorschlag 75 Milliarden Euro für öffentliche Investitionen für Sachausgaben und Personal 25 Milliarden Euro für ein arbeitsmarktpolitisches Sofortprogramm Beteiligungsfonds zur Stabilisierung gefährdeter Unternehmen Reform der Einkommensteuer zur Stärkung der Kaufkraft Gesetzlicher Mindestlohn Plus zwei Millionen Arbeitsplätze!

Solidarisch finanzieren Konzept Steuergerechtigkeit von ver.di

Zukunftsprogramm Antikrisenpolitik als Einstieg in ein sozialökologisches Umsteuern Menschen in den Mittelpunkt, nicht Markt und Gewinninteresse von Wenigen Umverteilung stoppen und umkehren, solidarische Finanzierung, Niedriglohnsektor zurückdrängen Kurze Vollzeit als Leitbild für alle Wie wollen wir leben? Gesellschaftlichen Diskussionsprozess in Gang setzen