Personalentwicklung als Handlungsfeld für den Betriebsrat Klüger dank Informatik? Qualifikation in der informatisierten Arbeitswelt. Paderborn 5.12.2006
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Referenten Andrea Baukrowitz, Dipl. Volkswirtin, Selbständige Forscherin und Beraterin mit Schwerpunkt Mitbestimmung und Qualifizierung in der IT- Branche Karl-Heinz Hageni, Master of Arts HR Development, Berater für Mitbestimmung und Qualifizierung, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der Software AG 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Das Weiterbildungs-Paradoxon Wissensgesellschaft 21. Jahrhundert, doch Ausgaben in Weiterbildung gehen zurück Staat/Politik Unternehmen IT-Branche, Mitarbeiter unser wichtigstes Kapital, doch Engagement in Weiterbildung geht zurück Betriebsräte Bedeutung für Mitarbeiter hoch, gute rechtliche Voraussetzungen, doch wenig Vereinbarungen zu Weiterbildung / Qualifizierung 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Ja aber, Rechtliche Möglichkeiten? Alltagsgeschäft, keine Zeit Wenig Know-How vorhanden Arbeitgeber, Personalabteilung spielt nicht mit Andere Themen machen mehr Spaß Andere Themen sind dringlicher 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Qualifikation: Bedeutung für Beschäftigte und Unternehmen Qualifikation als kritischer Erfolgsfaktor in der individuellen beruflichen Orientierung von IT- Fachkräften angesichts Beschäftigungsabbau und Offshoring Qualifikation als Produktions- und Wettbewerbsfaktor für Unternehmen: Konzentration auf Kernkompetenzen Darstellung gegenüber Kunden (Zertifikate) 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Personalentwicklung und Weiterbildung auf der aktuellen Tagesordnung von Betriebsräten: PE und Weiterbildung: für viele Betriebsräte ein neues Thema Qualifikation als Bestandteil von Leistungsbeurteilung, Zielvereinbarungen, Zertifizierungen und Mitarbeitergesprächen (Kontext 10:80:10 Regel) 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Erosion der Personalentwicklung in der IT- Branche PE früher: In großen Unternehmen: große Bildungsbereiche mit Gestaltungskompetenz systematische Weiter-bildung aller Beschäftigten in (proprietären) Techno-logien u. Produktstrategien PE heute: PE/Trainingsbereiche = nachrangige Dienstleister in dezentralen Unterneh-mensstrukturen mit abnehmender Durchsetzungsfähigkeit Konzentration auf Führungs-kräftenachwuchs und „High Potentials“ Imageverlust durch Personalabbau Kompetenzverlust in der Fachkräfteentwicklung Fachliche Weiterbildung: Sache der Fachabteilung Fazit: Personalentwicklung im IT- Unternehmen erfolgt selektiv und mit z.T. geringer fachlicher Gestaltungskompetenz 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Die Rolle des Betriebsrats Defizite der Personalentwicklung neue Rolle des Betriebsrats! Anforderung: Wahrnehmung einer Gestaltungsfunktion in der Personalentwicklung Leitorientierung: Beschäftigungssicherung durch vorausschauende Weiterbildung Basis: Entwicklung einer eigenen PE- Expertise durch seinen Zugang zu den Interessen und Qualifikationsbedarfen der Beschäftigten und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Ziele des Betriebsrats im Handlungsfeld PE Qualifikationsbedarf bestimmen! Thema Weiterbildung ins Unternehmen tragen! Zugang für alle Beschäftigten schaffen! Förderung besonders bedrohter Beschäftigtengruppen! Beteiligung an Konzeptentwicklung und Qualitätssicherung! 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Eingesetzte Ressourcen und Instrumente Eigene Informationsquellen des Betriebsrats Informationen zur geplanten Unternehmensentwicklung, z.B. im Wirtschaftsausschuss, Informationen zur aktuellen Unternehmensentwicklung durch vorliegender Daten, z.B. zur Auslastung verschiedener Unternehmensbereiche Informationen zur Situation verschiedener Unternehmensbereiche und Beschäftigtengruppen Nutzung verschiedene formelle/informelle Zugänge zu Unternehmensleitung und Beschäftigten Z.B. Betriebsversammlungen, Abteilungsversammlungen, Befragungen etc. Informelle Netzwerke (Management und Beschäftigte) Neue Qualifizierungstarifverträge als betrieblicher Gestaltungsauftrag Betriebsverfassungsgesetz als Rückendeckung 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Schlüsselfrage Qualifikationsbedarf Beschäftigtenorientierte Analyse des Qualifikationsbedarfs als Grundlage einer tragfähigen Handlungsorientierung des BR Fokus der Bedarfsanalyse: Wandel des Geschäftsprozesses! wenig geeignet: Trendtechnologien/-methoden, zukunftsträchtige Expertenfelder (z.B. Security) und Zertifikate (z.B. ITIL) Anforderungen an die Bedarfsanalyse aus Sicht des Betriebsrats Bezug zu betrieblichen Produktstrategien und Geschäftsprozessen Bezug zu abgrenzbaren Beschäftigtengruppen und Unternehmensbereichen Beschreibung der Qualifikationsanforderungen mit Blick auf internen/externen Arbeitsmarkt Analyse des Qualifkationsbedarfs als Aufgabe des Betriebsrats Eigenständige Analyse des Qualifikationsbedarfs aus Beschäftigtensicht Besonderer Fokus auf Restrukturierung und bedrohte Beschäftigtengruppen 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Entwicklung geeigneter Weiterbildungskonzepte Problem: Wie kann ein erkannter Qualifikationsbedarf in konkreten Weiterbildungsangeboten umgesetzt werden? Aktuelle Situation des IT- Weiterbildungsmarktes: Hochgradig modularisiertes Angebot: Qualifikationsprofil als „Flickenteppich“ Technologie- und methodenorientierte Maßnahmen: keine systematische Integration der Lehrinhalte in umfassende Tätigkeitsprofile, kaum Prozessorientierung, Vernachlässigung nicht-technischer Kompetenzen Traditionelles Seminarangebot: keine Integration in den aktuellen Arbeitsprozess 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Potentiale des neue IT- Weiterbildungssystems als Instrument systematischer Personalentwicklung Geschäftsprozessorientierung Profile die den gesamten IT- Geschäftsprozess abdecken Kopplung von Qualifizierungsinhalten an Tätigkeitsprofile Ausrichtung der Qualifizierungsinhalte an Geschäftsprozessen Orientierungsrahmen für Anpassungs- und Umqualifizierung Arbeitsprozessorientierung Integration des Lernens in den eigenen Arbeitsprozess Orientierung an individuellen Lernbedarfen und –zeiten Zertifizierter Kompetenznachweis Überbetriebliche Darstellung und Anerkennung beruflich erworbener Kompetenzen (insbesondere bei Quereinsteigern ohne einschlägige Ausbildung und bei Absolventen dualer Berufsausbildung) durch Zertifikate Ein innovatives Konzept „Lebenslangen Lernens“ im IT- Bereich 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
IT- Weiterbildungssystem Strategische Professionals IT Technical Engineer IT Business Engineer Operative Professionals IT System Manager IT Business Manager IT Business Consultant IT Marketing Manager IT- Geschäftsprozess 29 Spezialisten in 6 Profilgruppen Solution Developer Administrator Software Developer Advisor Technician Coordinator 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Berufsprofile als Orientierung für Karriereentwicklung Fachinformatiker/in Software Developer IT Systems Manager IT Systems Analyst Referenz für Anpassungen und Entwicklungen 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Weiterbildungsmotive und Einsatzmöglichkeiten des ITWS Ziele Potentiale „APO-IT“ Erhaltungsqualifizierung „Life Long Learning“ Selbstlernkompetenz aufbauen Lernkultur fördern Anpassungsqualifizierung Anforderungen im Aufgabengebiet Den gesamten Prozess beherrschen, „State of the Art“ aneignen Zertifizierung beruflich erworbener Kompetenzen Umqualifizierung Bsp. bei Offshoring, Outsourcing z.B. vom Softwareentwickler zum IT-Projekt Coordinator vom Administrator zum IT Security Coordinator Entwicklungsqualifizierung Vom „Azubi zum Master“ Entwicklung der Fachinformatiker Vom „Spezialisten zum Professional“ Führungskompetenz, Budgetverantwortung, Projektleitung 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Rahmenbedingungen für Lernen im Arbeitsprozess gestalten Neue Rollen zur Unterstützung Reales Projekt Teilnehmer Dokumentation und Reflexion Individuelle Lernziele Mit den neuen Konzepten ergeben sich neue Rollen. Hier verstärkt auf die Aufgabe der PE abheben LPB kann eine interessante (Rolle) Aufgabe für PE werden Kasten unten eventuell einblenden. Ausblick Lernendes Unternehmen. Fachexperte Lernprozessbegleiter Zertifizierung 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Rückendeckung durch das Betriebsverfassungsgesetz Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes im Jahr 2001: Schwerpunkt Qualifizierung und Beschäftigungssicherung Erweiterte Initiativ- und Mitbestimmungsrechte für den Betriebsrat Aus Sicht des Gesetzgebers: Neue Rolle des Betriebsrats durch aktive Mitgestaltung der Personalentwicklung Neue Regelungen: Vorschläge zur Beschäftigungssicherung: §92 BetrVG Berufsbildungsbedarf ermitteln, Personalplanung beraten: §96 BetrVG Mitbestimmen bei Anpassungsqualifizierung im Kontext §97 BetrVG 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Qualifizierung als Prozess gestalten im Tarifvertrag: Beratung Beratung und Mitbestimmung Admin. Unternehmens- strategie/–planung Technische u. organisatorische. Änderungen Personal- entwicklungs- programme Qualifizierungs-maßnahmen: Anpassungs- Erhaltungs- Entwicklungs- qualifizierung u. Persönliche Weiterbildung Qualifizierungs- bedarf und - planung Evaluation Qualifizierungs- gespräche und - vereinbarungen in der Betriebsverfassung: § 90 Unterrichtung und Beratung § 92 Personal-planung § 92a Beschäfti-gungssicherung § 96 Förderung der Berufsbildung § 97 Einrichtungen und Maßnahmen der Berufsbildung § 81 Unterrichtungs- u. Erörterungspflicht des Arbeitgebers § 82 Anhörungs- u. Erörterungsrecht des Arbeitnehmers § 81 Unterrichtungs- u. Erörterungspflicht des Arbeitgebers § 98 Durchführung betriebl. Bildungs-maßnahmen 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
§ 92a BetrVG Vorschläge zur Sicherung und Förderung der Beschäftigung „Der Arbeitgeber hat die Vorschläge mit dem Betriebsrat zu beraten. Hält der Arbeitgeber die Vorschläge des Betriebsrats für ungeeignet, hat er dies zu begründen.“ Wichtig: Vorschläge müssen nicht an konkrete Maßnahmen wie an eine Betriebsänderung gebunden sein ! 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
§96 BetrVG Förderung und Maßnahmen der Berufsbildung Auf Verlangen des Betriebsrats muss der Arbeitgeber den Berufsbildungsbedarf ermitteln. Der Betriebsrat kann eine Personalplanung einfordern und den abgeleiten Qualifikationsbedarf beraten! Wichtig: Dies bietet Anlass, die Qualität der Personalplanung zur Diskussion zu stellen und Alternativen aufzuzeigen Andere Organe (Wirtschaftsausschuss , Personalausschuss) und Netzwerke mit einbeziehen! 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
§ 97 BetrVG Einrichtungen und Maßnahmen der Berufsbildung … „(2) Hat der Arbeitgeber Maßnahmen geplant oder durchgeführt, die dazu führen, dass sich die Tätigkeit der betroffenen Arbeitnehmer ändert und ihre beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Erfüllen ihrer Aufgaben nicht mehr ausreichen, so hat der Betriebsrat bei der Einführung von Maßnahmen der betrieblichen Berufsbildung mitzubestimmen. Kommt eine Einigung nicht zustande, so entscheidet die Einigungsstelle.“ Wichtig im Kontext Anpassungsqualifizierung Erhöht die Durchsetzungskraft 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Regelungsbedarfe in einer Betriebsvereinbarung Abzustimmen auf die konkreten betrieblichen Bedingungen und strategischen Ziele des Betriebsrats! Allgemeine Regelungspunkte: Geltungsbereich und Zugang der einzelnen Beschäftigtengruppen zur Qualifizierungsmaßnahme Lernzeiten und Regeldauer der Qualifizierung Finanzierung der Qualifizierung Kontext von Mitarbeiter- / Qualifizierungsgesprächen Einrichtung einer paritätische Kommission 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni Personalentwicklung Beratung Beratung und Mitbestimmung Admin. Unternehmens- strategie/–planung Change Mangagement Personal- entwicklungs- programme Kompetenzanalyse Qualifizierungs- bedarf und - planung Qualifizierungs- gespräche Zielvereinbarungen Evaluation Qualifizierungs-Maßnahmen Betriebsrat als Personalentwickler unterstützt die Beschäftigten in Ihrer beruflichen Entwicklungs- und Karriereplanung 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
Neue Perspektiven für Betriebsatsmitglieder „Betriebsräte als Personalentwickler“ Aufbau von Kompetenz zum Thema Personalentwicklung Bildung von Arbeitskreisen, Thema in das Gremium bringen Rolle von Lerncoachs einnehmen Vertrauensvolle Zusammenarbeit“ §74 (2) BetrVG Es besteht die Möglichkeit und auch die Verpflichtung sich erforderliche Fachkenntnisse anzueignen. Karriereperspektive für BR-Mitglieder Empfehlung: Erfahrungsaustausch, Aufbau von Kompetenzen und Nutzung externer Expertise 06.12.2006 Andrea Baukrowitz, Karl-Heinz Hageni
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