Herkunftssprachlicher Unterricht (HSU) in der Schweiz Aktuelle Rahmenbedingungen und Herausforderungen im Hinblick auf eine Förderung der Erst-, Zweit-

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Herkunftssprachlicher Unterricht (HSU) in der Schweiz Aktuelle Rahmenbedingungen und Herausforderungen im Hinblick auf eine Förderung der Erst-, Zweit- und Interkultur Regina Bühlmann, EDK-Beauftragte für Migrationsfragen NEZI-Tagung | PH ZH | 8. Mai 2015

Wie ist das öffentliche Bildungssystem in der Schweiz organisiert? 26 Kantone mit je einem eigenen Bildungsministerium 11 Jahre obligatorische Schule: 2 Jahre Kindergarten plus 6 Jahre Primarstufe plus 3 Jahre Sekundarsstufe I Postobligatorisch (Sekundar- stufe II): Berufliche Grundbildung (mit schweizerisch anerkanntem Berufs- abschluss), Gymnasium, Fachmittelschule Postobligatorisch (Tertiärstufe): höhere berufliche Bildung, Universitäten, Fachhochschulen Koordination zwischen den Kantonen durch die EDK (politische Aushandlung von gemein- samen Eckwerten)

Wie ist der HSU in der Schweiz organisiert? HSU wird heute in der Schweiz insgesamt in über 40 Herkunftssprachen angeboten. HSU gilt als zusätzliches Bildungsangebot für Schülerinnnen und Schüler mit einer an- deren Herkunftssprache als der Schulsprache (je nach Region sind dies in der Schweiz Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch). Das heisst: HSU wird grundsätzlich nicht durch die schweizerischen Bildungsbehörden organisiert und finanziert. Die Kantone unterstützen den HSU auf organisatorischer Ebene (rechtliche Grundlagen und Empfehlungen auf interkantonaler und kantonaler Ebene). Trägerschaften von HSU in der Schweiz sind privatrechtlich organisierte Vereinigungen (lokal, regional oder gesamtschweizerisch, wie z. B. Naim Frashëri), Herkunftsstaaten (traditionelle Einwanderungsländer, wie Italien, Spanien, Portugal und die Türkei, früher auch Ex-Jugoslawien) oder auch Einzelpersonen und schweizerische Hilfswerke.

Was sind die Grundlagen für HSU in der Schweiz? Auf gesamtschweizerischer Ebene (EDK-Empfehlungen von 1991): z. B. kostenlose Nutzung von Schulräumen und Infrastruktur durch HSU, Förderung der Zusammenarbeit HSU – Regelschule sowie Wertschätzung der erstsprachlichen Kompetenzen der Schü- lerinnen und Schüler (Ausweis HSU-Besuch bzw. Note im schulischen Zeugnis, Berück- sichtigung der Mehrsprachigkeit bei Selektionsentscheiden). Dieselbe Stossrichtung in der nationalen Sprachenstrategie (2004) und im interkantonalen Konkordat von 2007 mit der Präzisierung, dass die organisatorische Unterstützung durch die Kantone an die politische und religiöse Neutralität des HSU-Unterrichts gebunden ist. Seit 2011 unterstützt der Bund Projekte zur Zusammenarbeit HSU – Regelschule und zur Entwicklung von Weiterbildungsangeboten und Materialien zu Gunsten HSU finanziell. Auf Ebene der kantonalen Bildungsministerien gelten unterschiedliche Bestimmungen und die Zusammenarbeit auf kantonaler und kommunaler Ebene ist unterschiedlich ausgeprägt.

HSU im Hinblick auf Fragen der Erst-, Zweit- und Transkultur (1): politisch-gesellschaftliche Verortung Traditionell wurde HSU als Vorbereitung auf eine allfällige Rückkehr in den Herkunftsstaat wahrgenommen (sowohl von den Emigrations- wie von den Immigrationsländern). Heute: Politische Anerkennung von HSU als wertvollem Beitrag zur Förderung der mehrsprachigen und transkulturellen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülerern mit Migrationshinter- grund. Relativ schwache Einbindung an die öffentliche Schule (auf Ebene Schulorganisation und auf pädagogisch-didaktischer Ebene) und teilweise wenig gesellschaftliche Reputation Schwierig für HSU-Trägerschaften und -Lehrpersonen: … finanzielle Ausgangslage, mehr oder weniger professionelle Voraussetzungen, (fehlende) Zusammenarbeit, Koordination, Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten, Lehrmittel usw. und unterschiedliche Rahmenbedingungen je Kanton.

HSU im Hinblick auf Fragen der Erst-, Zweit- und Transkultur (2): Verortung im wissenschaftlichen Kontext (inkl. pädagogische Lehre) Seit vielen Jahren gibt es in Europa und in der Schweiz intensive wissenschaftliche Aus- einandersetzungen mit der Schulung von Schülerinnen und Schülern mit Migrations- hintergrund. Verschiedene Konzeptionen: Ausländerpädagogik, Interkulturelle Pädagogik, Pädagogik der Vielfalt, Diversity-Konzept, auch die Mehrsprachigkeitsdidaktik usw. Diese Konzepte zeugen von angeregten Diskussionen, die den HSU und damit die Rolle der Erstsprachen mit ihren sprachlichen und transkulturellen Aspekten implizieren. Die wissenschaftliche Reflexion findet sehr stark in den Netzwerken der Expertinnen und Experten der Lehrerinnen- und Lehrerbldungsinstitutionen statt und hat Einfluss auf die Ausbildung von künftigen Lehrpersonen.

Perspektiven Auf gesamtschweizerischer Ebene eröffnen seit 2011 Projektgelder des Bundes neue Ent- wicklungsmöglichkeiten, welche den Einbezug des HSU im Sinne der angestrebten Mehr- sprachigkeitsdidaktik im schweizerischen Bildungssystem und die Förderung der inter- bzw. transkulturellen Dimension unterstützen. Beispiele: «Bausteine für den HSU-Unterricht» der Pädagogischen Hochschule Zürich (in Erarbeitung) Zürcher HSK-(HSU)-Rahmenlehrplan: Weiterbildungen für HSU-Lehrpersonen in den Ostschweizer Nachbarkantonen Naim Frashëri: Weiterbildungen für die albanischsprachigen HSU-Lehrpersonen Handbuch mit praktischen Tipps für den professionellen Aufbau von HSU-Trägerschaften (HEKS/AKEP beider Basel) Zudem entwickelten mit Hilfe der Projektfinanzierung des Bundes 6 Lehrerinnen- und Lehrer- bildungsinstutionen spezifische Weiterbildungen für HSU-Lehrpersonen und 6 Bildungs- direktionen lancierten Projekte hinsichtlich einer besseren Zusammenarbeit HSU – Regel- schulen.