Seminar: Inszenierung der Information: Realität und Fiktion, Vorschrift oder Verbot Dozentin: Monique Jucquois-Delpierre Referentin: Irem Özgökçeler Datum:

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 Präsentation transkript:

Seminar: Inszenierung der Information: Realität und Fiktion, Vorschrift oder Verbot Dozentin: Monique Jucquois-Delpierre Referentin: Irem Özgökçeler Datum: 08.07.2009 BLOW-UP EIN FILM VON MICHELANGELO ANTONIONI

BLOW-UP Wirklichkeit und Fiktion - Wahrheit und Illusion BLOW-UP England - 1966 - 111 min. Produktion: Pierre Rouve, Carlo Ponti Regie: Michelangelo Antonioni Buch: Michelangelo Antonioni Tonino Guerra Edward Bond Vorlage: nach einer Kurzgeschichte von Julio Cortazar Kamera: Carlo Di Palma Musik: Herbie Hancock The Yardbirds   Darsteller: David Hemmings (Thomas) Vanessa Redgrave (Jane) Sarah Miles (Patricia) Jane Birkin (Teenager) The Yardbirds (The Yardbirds) Peter Bowles (Ron) Veruschka (Veruschka)                                              BLOW-UP Wirklichkeit und Fiktion - Wahrheit und Illusion

BLOW-UP Antonionis Film versucht mittels der Visualität und Faszination von Bildern den Kontrast zwischen Illusion und Realität zu verdeutlichen, die Möglichkeiten der Manipulation aufzuzeigen und zugleich ein Porträt der Londoner Beat-Generation der 60er Jahre zu zeichnen, deren Leben von Sex, Drugs und Rock’n’Roll geprägt war.

Um drei Themen kreist Antonionis Film Gegenbewegung Entfremdung des Menschen von sich selbst. Selbsthinterfragung des Mediums Film und die Realität von Bildern.

Entfremdung des Charakters Protagonist, eindrucksvoll gespielt von David Hemmings, hinterlässt einen alles andere als sympathischen Eindruck. Er terrorisiert und instrumentalisiert seine Models. Er wirkt arrogant, unterkühlt und selbstverliebt. Seinen Job erledigt er absolut professionell, aber ohne Herz. Er ist ein Künstler, hat aber keinen Bezug zu seinen Objekten und zu seinem Werk .

Das Erzählelement Ikonographische Codes Das Erzählelement ,das im Film - und in der Kritik, der er unterzogen wird - das Gewicht eines Verweises auf die Wirklichkeit und auf die erbarmungslose Allsichtigkeit des Fotoobjektivs erhält, funktioniert wenn der ikonische Code mit der Erzählfunktion in Verbindung tritt. Die Kraft des Erzählkontextes. Kontext als Idiolekt Der ikonische Code steht im Einklang mit der Erzählfunktion

Erzählfunktion Wenn man jemandem, der den Filmkontext nicht gesehen hat, die Vergrößerung zeigen würde, so wären auf den undeutlichen Flecken, die "ausgestreckter Mann" und "Hand mit Revolver" denotieren sollten, nur schwer diese spezifischen Referenten erkennbar.

Codes und Wahrnehmungen Anthropologisch- kulturelle Codes Die man mit der Erziehung aufnimmt, die man von der Geburt ab erhält (wie die Wahrnehmungscodes, die Erkennungscodes und die ikonischen Codes mit ihren Regeln für eine graphische Transkription der Erfahrungsdaten) Technisch komplexere und spezialisiertere Codes welche die Kombination der Bilder regeln (ikonographische Codes, Grammatiken der Einstellung, Montageregeln, Codes der Erzählfunktionen), die man nur in bestimmten Fällen erwirbt.

Umberto Eco: Erkenntnisse: Žižek : Die Interpretation Zizeks bewegt sich im Kontext einer Erläuterung von Metasprachen und von Objekt und Referent. Theoretisch gesehen gibt es keine Sprache ohne Objekt. *Schlussszene Umberto Eco: Erkenntnisse: Die Kultur beeinflusst Strukturen der Semiotik, jedoch vermögen diese Strukturen und Prozesse auch die Kultur zu beeinflussen.

Schlussszene Den Schlüssel zum Film liefert uns die letzte Szene. Tennisplatz im selben Park . Gruppe von Hippies dieTennis spielen. Ohne Ball simulieren sie die Schläge, laufen und springen herum. Der imaginäre Ball springt durch den Zaun des Platzes und bleibt in der Nähe des Fotografen liegen. Dieser zögert zunächst, dann akzeptiert er das Spiel und tut so, als würde er den Ball aufheben und auf den Platz zurückwerfen. Diese Szene hat eine metaphorische Funktion für das Ganze des Films. Sie bringt den Fotografen dazu, sich damit abzufinden, daß "das Spiel ohne Objekt abläuft": die Hippies benötigen für ihr Spiel keinen Ball, genauso wie sein eigenes Erlebnis ohne Körper auskommt.* *(ZIZEK, SLAVOJ. Liebe dein Symptom wie dich selbst. Merve Verlag, Berlin, 1991: 96-97. )

Schlussszene Ende - Die letzte Einstellung zeigt den Fotografen verloren und isoliert auf der Parkwiese. Die Pantomimengruppe wird nicht mehr gezeigt, und mit dem Ausblenden des Fotografen kurz vor den Schlusstiteln endet der Prozess des Verschwindenlassens.

Konstruktion vs. Dekonstruktion Einführung des Fotografen => Gespräch mit Maler=>Parkszene1: Schießen der Aufnahmen=>Entwickeln und Vergößern der Aufnahmen, Finden der Story=>Parkszene2: Finden der Leiche Dekonstruktion Verschwinden der Fotos=> Gespräch mit der Frau des Malers=> Parkszene3: Verschwinden der Leiche=>Verschwinden des Fotografen

Blow-Up Antonionis Film versucht mittels der Visualität und Faszination von Bildern den Kontrast zwischen Illusion und Realität zu verdeutlichen und die Möglichkeiten der Manipulation aufzuzeigen. “Blow-Up” spielt mit Realität und Einbildung, mit dem, was wir in Bilder hineininterpretieren und eben dem, was wir zu sehen glauben.

Blow-Up Es ist ein Film der Bedeutungen und Bedeutungslosigkeiten. Annäherungsversuche an die Wirklichkeit, durch das angeblich dokumentarische Foto und die Kunst. bewusst Verfremdende und das unfreiwillig Verfremdete Die Wahrheit ist etwas Verschwommenes

Wo verbirgt sich die Wahrheit? Viel Zeit wird in "Blow-Up" auf den Entstehungsprozeß und das Betrachten der Fotos verwendet. Können wir den Bildern trauen oder können wir unseren Sinnen trauen?

Wirklichkeit und Fiktion Vermischung von Wirklichkeit und Illusion in der Schlussszene Antonioni führt damit Thomas gleichzeitig zurück in die Welt des Scheins. Die Wahrheit ergibt sich aus der Verbindung von Wirklichkeit und Imagination. Blow-Up ist ein Film der uns zeigt ,dass wir alles so sehen wie wir wollen und dass es eigentlich keine Realität gibt, sondern nur unsere Vorstellung von ihr.

Bildersprache und Bildmanipulation Vor der Sprache ist in der Entwicklung des Menschen zunächst die visuelle Wahrnehmung ausgeprägt.

Bildersprache und Bildmanipulation Bildfunktionen Informationsfunktion: Bilder liefern zusätzliche oder ergänzende Informationen zum Textteil Erlebnisfunktion: Bilder vermitteln das Gefühl, ein Ereignis miterleben zu können Emotionalisierungsfunktion: Bilder können Gefühle und Stimmungen eindringlicher produzieren als Texte Dekorierende Funktion: Bilder können zur Steigerung der Attraktivität von Texten beitragen Repräsentative Funktion: Sie erfolgt durch die Abbildung von relevanten Hauptpersonen und Objekten Erläuterungsfunktion: Hier dienen Bilder der Veranschaulichung von Inhalten

Bildersprache und Bildmanipulation “Fotos machen eine Vielzahl von Dingen sichtbar, die wir ohne sie nicht sehen würden.” Susan Sonntag*

Bildersprache und Bildmanipulation Bilder haben die rhetorischen Übermacht auch ohne rationale Prüfung der Informationen und Argumente zu überzeugen. Bilder sind Momentaufnahmen. Durch sie werden Gegenstände festgehalten und gebannt. Sie fangen einen Augenblick in Zeit und Raum ein, der unwiederbringlich verloren ist.

Bildersprache und Bildmanipulation Bis heute wird behauptet, dass die Bilder von der Mondlandung der Amerikaner ebenfalls gefälscht sein sollen und der erste Schritt von Neil Armstrong im Juli 1969 nur im Fernsehstudio stattgefunden haben soll.

Bildersprache und Bildmanipulation Die Aufnahmen der einstürzenden Hochhäuser in New York am 11.9.2001 wurden in Endlosschleifen immer und immer wieder gezeigt. Dabei waren z.T. auch die Buchstaben „LIVE“ eingeblendet, obwohl das schreckliche Ereignis bereits lange zurücklag. Die Einblendung von Musik (etwa durch einen Titel der Sängerin Enya) erzeugte zusätzliche Emotionen, die über die Wirkung der lautlosen Bilder weit hinausging.

Bildersprache und Bildmanipulation Gefälschte Babybilder: Stéphanie von Monaco mit verschiedenen Babys auf den Covern verschiedener Illustrierter. Die Montagen entstanden teils Wochen vor der Geburt.

Bildersprache und Bildmanipulation "Hot Lips": "The Mirror" montierte Dodi Al-Fayeds Kopf so um, dass er in Dianas Richtung schaut, statt, wie im Original, von ihr weg. Mit diesem manipulierten Titelblatt vom 9. August 1997 lieferte die englische Tageszeitung "das Bild, das alle wollten".

Bildersprache und Bildmanipulation Dodi und Diana: Dodi hatte im Originalphoto rechts den Kopf gedreht. Das Foto von Dodi Al-Fayed und Diana stammt aus dem Jahre 1997. Quelle: Wanderausstellung "X für U - Bilder, die lügen" und Spiegel.

Bildersprache und Bildmanipulation Mehr Rauch: Kurz nach der Bombardierung von Beirut durch die israelische Luftwaffe Anfang August 2006 verbreitete die Agentur Reuters die linke Aufnahme. Sie zeigt dichten, schwarzen Rauch über den Dächern der Stadt - mehr, als zum Zeitpunkt der Aufnahme vor Ort zu sehen war, wie die Original-Aufnahme beweist. Nachdem Blogger aufgedeckt hatten, dass die Wolken per Bildbearbeitung hineinretuschiert worden waren, tauschte Reuters das Bild aus und beendete die Zusammenarbeit mit dem Fotografen.

Bildersprache und Bildmanipulation Irakischer Soldat: Das farbige Originalbild in der Mitte zeigt einen irakischen Soldaten umgeben von US-Soldaten während des Irak-Kriegs 2003. In der Presse wurde sowohl der linke als auch der rechte Bildausschnitt veröffentlicht. Die Gegenüberstellung der drei Versionen verdeutlicht die unterschiedlichen Wirkungen, die durch das beschneiden eines Fotos erzielt werden können. Auch dies ist Bildmanipulation.

Bildersprache und Bildmanipulation Eine weiteres Beispiel für eine Bildmanipulation Islamdarstellung auf einem Titelbild des FOCUS vom 1.Oktober 2001

Fragen: Kann man den Traum von der Wirklichkeit, das Erfundene von dem Erlebten unterscheiden oder trennen? Müssen wir es? Kann es eine getreue Abbildung der „Wirklichkeit“ im Verständnis einer Kopie überhaupt geben? Was würde man auf dem letzten Foto erkennen, wenn man den Prozess der Fotoentwicklung nicht mitgemacht hätte? Ist nicht die subjektiv gewählte Perspektive des Fotografen eine Form der Manipulation? Was geben Bilder wieder, sind sie realer als die Welt? Wie wenig verlässlich sind deren Deutungen?

Quellen Slavoj Žižek: Liebe dein Symptom wie dich selbst, Merve Verlag, Berlin 1991 Thomas Christen: Das Ende im Spielfilm, Schüren Verlag, Marburg 2002 Michael Töteberg (Hrsg.): Metzler Filmlexikon. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart/Weimar 1995. Umberto Eco, Einführung in die Semiotik, Fink, München 2002 Medienpädagogik und Medienkultur – Portal zur Medienbildung: http://www.mediaculture-online.de/Blow- up.66.0.html(letzter Zugriff 07.07.2009) Antonioni's Blow Up And The Chiasmus Of Memory von Colin Gardner : http://www.artbrain.org/journal2/gardner.html (letzter Zugriff 07.07.2009)  Filmrezension-de / Online Magazin für Filmkritik: http://www.filmrezension.de/filme/blow_up.shtml (letzter Zugriff 07.07.2009) Was bei der Filminterpretation auf dem Spiel steht : http://www.phil-fak.uni- duesseldorf.de/infowiss/frames/lehrangebot/mythen21199.html#_Toc466133434 (letzter Zugriff 07.07.2009) Moodle= Bildmanipulation, Bibliographische Referenzen und Beispiele: http://app.phil-fak.uni-duesseldorf.de/moodle/mod/data/view.php?id=3659 (letzter Zugriff 07.07.2009)