4. Kapitel In diesem Kapitel wird Kinder- bzw. Jugendliteratur für die Jahrgangstufen 7 und 8 vorgestellt. Theoretisch erfahren Sie etwas darüber, wie.

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4. Kapitel In diesem Kapitel wird Kinder- bzw. Jugendliteratur für die Jahrgangstufen 7 und 8 vorgestellt. Theoretisch erfahren Sie etwas darüber, wie die Literatur „Kinderbilder“ (bzw. Jugendbilder) entwirft, wie also Kindheit und Adoleszenz in der Literatur modelliert werden.

Zugänglichkeit durch Weltwissen betreffend Lese- und Literaturunterricht in Kl. 7/8: (Vorüberlegung) Dreifache Erweiterung des KJL-Angebots thematisch Zugänglichkeit durch Weltwissen betreffend Es kommen Themen wie Liebe/ Sexualität, Identität und Rolle, Ablösung vom Elternhaus, Sucht und Drogen usw. hinzu. formal und strukturell Der Rezeptions-prozess ist zunehmend weniger belastet durch notwendige „Sacherklärungen“. Es werden jetzt formale Denkoperationen möglich, die Perspektivenwechsel, Symboldeutung und uneigentliche Rede, Inhalt-Form-Interdependenz in den Horizont der LeserInnen rücken.

4.1 Klasse 7 / 8 Louis Sacher: Löcher (B,H,F) Annika Thor: Ich hätte nein sagen können (B) Kirsten Boie: Erwachsene reden. Marco hat was getan (B)

Unterrichtsvorschläge: 1. Löcher: - Medienintegration: Auch das Hörbuch und den Film einsetzen und nur ausgewählte Kapitel zu Hause lesen lassen. - Szenische Interpretation: z.B. der Statushierarchie während des Anstehens bei der Wasserausgabe. Figurencharakteristiken erarbeiten: vgl. Albert 2008. Produktionsorientierte Medienarbeit: eine Website zu dem Roman gestalten (http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/sachar/ )  

Unterrichtsvorschläge: 2. Marco hat was getan: - Schreibunterricht: Arbeitsteilig einzelne Figuren analysieren und über sie eine Beschreibung mit „persönlicher Stellungnahme“ verfassen. - Szenische Verfahren: Figuren szenisch erarbeiten (d.h. die Interviews nachstellen): Habitus, Haltung, Sprechweise ... - Schreiben im projektorientierten Unterricht: Das gesamte „Material“ für eine Reportage über den Vorfall auswerten und diese schreiben - Medienintegration: Eine Hörspielfassung erarbeiten und umsetzen.

Unterrichtsvorschläge: 3. Ich hätte nein sagen können: Exemplarisch: Unterrichtsvorbereitung mit Hilfe der CD-Rom Interpretationen und Modelle, z.B. a) Inhaltsangabe (enthält auch ausgewählte Zitate) b) Interpretation (von H. Hoppe) c) Kontextmaterial (hier: Nr. 2) Rezension (K 1 = bibliogr. Nachweis eines Lehrerbegleitheftes)

weitere AutorInnen für Kl. 7 / 8: Realistisch-problemorientierter Jugendroman: Leonie Ossowski, Die große Flatter (B,F: Marianne Lüdcke, BRD 1979) Jean C. George, Julie von den Wölfen (B) Mirjam Pressler, Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen (B) Jan de Zanger, Dann eben mit Gewalt (B) Peter Pohl, Jan, mein Freund (B,F) Mats Wahl, Emma und Daniel (B) Historischer Jugendroman: Michail Krausnick, Der Räuberlehrling (B) Eva-Maria Zimmermann, z.B. Gefangen im Packeis (B,B) Fantastischer Jugendroman: Isabel Allende, Im Tal der wilden Götter (B) Eoin Colfer, Artemis Fowl (B,H) Realistisch-komischer Jugendroman: Christine Nöstlinger, z.B. Gretchen hat Hänschenkummer (B)

4.2 Kinderbilder. Kindheit und Adoleszenz in der Literatur Kinderliteratur bildet nicht Kindheit ab, Jugendliteratur nicht Jugend! Zur Einführung: Abraham, Ulf: Übergänge. Literatur, Sozialisation und literarisches Lernen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998, Kap. 2 u. 4 Zur realen Geschichte der Kindheit vgl. Philippe Ariès (1975)

Thomas Gainsborough, Dorfmädchen mit Hund und Henkelkrug (1785)

Illustriertenwerbung für Kinderkleidung (2001)

Quelle:

„Zwei Dinge nahm sie vom Schiff mit „Zwei Dinge nahm sie vom Schiff mit. Einen kleinen Affen, der Herr Nilsson hieß, und einen großen Handkoffer, voll mit Gold-stücken, den hatte sie von ihrem Vater bekommen. Die Matrose standen an der Reling und schauten Pippi nach, solange sie sie sehen konnten. Sie ging mit festen Schritten, ohne sich umzudrehen, mit Herrn Nilsson auf der Schulter und dem Koffer in der Hand. „Ein merkwürdiges Kind“, sagte einer der Matrosen und wischte sich eine Träne aus dem Auge, als Pippi in der Ferne verschwun-den war.“ Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf

Das Motiv des „ranghohen Kindes“ (vgl. Lypp 2000, 115 ff.) Janusz Korzcak: König Hänschen A. de St. Exupéry: Der kleine Prinz E.H. Burnett: Der kleine Lord G. Solotareff: Ich groß und du klein.

KL in ihrem weitesten, auch nicht-intentionalen Sinn, also Literatur über Kinder und Kindheiten, hat allererst die Funktion, Kindheitsentwürfe und – insofern keine Gesellschaft ohne Kinder lebensfähig ist – Gesellschaftsentwürfe zur Diskussion zu stellen … und zwar zwischen erfasster Realität und entworfener Utopie.

Kindheitsbilder in der Literatur verschiedener Epochen: Aufklärung: das „progrediente“ Bild eines Kindes, das das Weltwissen der Erwachsenen in sich aufsaugt, wodurch die Dunkelheit ins einem Kopf sich allmählich erhellt und es an der „Welt der Großen“ teilhat Romantik: „regredient“ das kindliche Bewusstsein als das von der Zivilisation noch unberührte, dem Urgrund des Seins, z.B. der „Volkspoesie“ noch nähere Bewusstsein. Wende zum 20. Jahrhundert: Idealisierung des Kindes als „Künstler“

Kindheitsbilder in der Literatur verschiedener Epochen: Weimarer Republik: Kästners Kinderromane, in denen respektlose, neugierige, aufgeweckte Kinder die Schwächen der Erwachsenen aufdecken (vgl. Kaminski 1987, 24 f.). Kriegs- und Nachkriegszeit: Kästner in Deutschland und Lindgren in Schweden entwerfen starke Kinderfiguren, in denen die Utopie richtigen Handelns und in Korrektur schwacher und haltloser Erwachsener Gestalt annahm. Gegenwart: Kinderromane, in denen Voll- oder Halbwaisen mit verschiedenen Mitteln familiale Geborgenheit wiederherstellen bzw. Ersatzfamilien bekommen (Cornelia Funke, Joanne Rowling, Roald Dahl, Iva Procházková).

Nachdenken über Kindheitsbilder in der KJl – Konsequenzen für deren Einsatz im Unterricht Geschmacks- und Werturteile über Bücher, die von Lehrenden und Lernenden geäußert werden, haben ihren Grund sehr häufig im von den Texten formulierten Kindheits- oder Jugendbild. Thematisch, d.h. beim Sprechen und Schreiben über KJL im Unterricht, wird auf allen Stufen und sowohl in Bezug auf realistische wie fantastische Texte das Thema „Kindheit“ bzw. „Jugend“ eine Rolle spielen.

Es ist ein Elch entsprungen. Hamburg: Carlsen 1995; … und das Buch zum Anlass: Andreas Steinhöfel: Es ist ein Elch entsprungen. Hamburg: Carlsen 1995; Taschenbuchausg. München: dtv junior 1997

Literatur zu Kap. 4 Abraham, Ulf: Übergänge. Literatur, Sozialisation und literarisches Lernen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998. Ewers, Hans-Heino: Kinderliteratur als Medium der Entdeckung von Kindheit. In: Behncken, Imke/ Zinnecker, Jörg (Hrsg.): Kinder – Kindheit – Lebensgeschichte. Velber: Kallmeyer 2001, 47-62. Kaulen, Heinrich: Patchwork-Familie und Bastel-Identität. Zur Identitätssuche in neuen Adoleszenzromanen. In: DU 49 (1997), H. 6, 84-89. Lehnert, Gertrud (Hrsg.): Inszenierungen von Weiblichkeit. Weibliche Kindheit und Adoleszenz in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Opladen: Westdeutscher Verlag 1996. Schindler, Stephan K.: Das Subjekt als Kind. Die Erfindung der Kindheit im Roman des 18. Jahr­hunderts. Berlin: Schmidt 1994.