Graz, Corinna Ter-Nedden/Dipl.psych.

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 Präsentation transkript:

Graz, 10.3.2011 Corinna Ter-Nedden/Dipl.psych. Gefährlichkeitseinschätzung und psychologisches Bedrohungsmanagement im Hinblick auf familiäre Strukturen Graz, 10.3.2011 Corinna Ter-Nedden/Dipl.psych.

Morsal

Zugangsschwellen ins Hilfesystem Eingeschränkter Bewegungsspielraum Loyalität gegenüber der Familie Angst Mangelnde Kenntnis ihrer Rechte und möglicher Hilfsangebote Kein Vertrauen

Zugangsschwellen ins Hilfesystem auf Seiten der Behörden Schwierige Erreichbarkeit Identifikation mit den Eltern Rücksicht auf mit der Kultur begründete Erziehungsvorstellungen bei Minderjährigen: mangelndes Vorverständnis, Missinterpretation als Pubertätskonflikt, bei jungen Volljährigen: Erklärung der Nicht-Zuständigkeit des Jugendamtes Aufenthaltsrechtliche Probleme/Residenzpflicht

Was ist anders als bei häuslicher Gewalt? u. U. große Verwandtschafts / Bekannt-schaftsnetze, die sich betroffen fühlen Flucht = Ehrverletzung hat Folgen für das Ansehen aller Familienmitglieder Sanktionen als „Notwehr“ keine Solidarität , stattdessen Schuldgefühle mögliche Verschleppung außer Landes

Besonderer Schutzbedarf resultiert in der Regel aus der Bedeutung, die die Familienehre für die Familie hat und den damit verbundenen Geschlechtsrollennormen für Mädchen und Frauen, insbesondere der Bedeutung der (sozialen) Jungfräulichkeit dem Einfluss der Familie auf die Partnerwahl bis hin zur Zwangsverheiratung dem Verbot, unverheiratet getrennt von der Familie zu leben

Mädchen über Ehre: Ehre ist, was man zwischen den Beinen hat, Jungfräulichkeit. Wenn die Ehre kaputt ist, muss man den umbringen, der sie kaputt gemacht hat und sie so wieder herstellen. Wenn man abhaut, ist man automatisch keine Jungfrau mehr, weil du hast ja dann deine Freiheit. Die wissen ja nicht, was du machst.

Mädchen über Ehre: Weil ich abgehauen bin, können sie nicht mehr stolz herumlaufen. Es wäre für sie eine Schande. Die Ehre der Familie ist erhalten, wenn andere, außerhalb der Familie gut über uns reden.

Schutz zwischen Selbstbestimmung und Bevormundung Angst muss ernst genommen werden: erst schützen, dann klären! Schutz funktioniert nur freiwillig und im Konsens mit der Betroffenen Gefährdungsanalyse ist ein kontinuierlicher Prozess bei dem die mögliche Ambivalenz der Betroffenen beachtet werden muss Schutz muss flexibel angepasst werden 100 %iger Schutz ist nicht möglich!

Anonyme Kriseneinrichtung für junge Migrantinnen c/o Jugendnotdienst Mindener Str. 14 10589 Berlin Tel: 030/ 61 00 62 www.papatya.org

8 Plätze 13 - 21 -jährige Mädchen rund-um-die Uhr-Betreuung kurzfristige Aufnahme nach § 42 KJHG interkulturelles Mitarbeiterinnenteam ca. 60 Aufnahmen/Jahr 1986 gegründet, bisher ca. 1500 Mädchen

(und auch Telefonnummer) in Kooperation mit dem Jugendnotdienst und am wichtigsten: !!!GESCHÜTZTE ADRESSE!!! (und auch Telefonnummer) in Kooperation mit dem Jugendnotdienst

Regeln Handy für die Dauer des Aufenthalts abgeben Ausgang nur zwischen 14 und 19 Uhr nach Absprache Telefonate absprechen Geregelter Tagesablauf mit gemeinsamen Mahlzeiten, Aufsteh- und Schlafenszeiten Das Setting kommt den Moralvorstellungen und Ängsten der Eltern entgegen…

Ausschnitt bei Papatya Mädchen, die weglaufen müssen und die weglaufen können Mädchen und junge Frauen, die überwiegend in Deutschland aufgewachsen sind Kontext von familiärer Gewalt, „Multi-problemfamilien“

Interkulturelle Onlineberatung SIBEL seit April 2004 zuletzt gefördert vom

Vorteile der Onlineberatung niedrigschwelliger Zugang hohe Anonymität weitgehende Selbstbestimmung

Typische Eskalationsszenarien das Mädchen soll verheiratet werden die Familie entdeckt Kontakte zu einem Jungen bzw. vermutet sie

Gefährdungsanalyse richtet sich meist auf den Gefährder muss sich hier aber auch auf die Gefährdete richten und auf ihr Verhältnis zu ihrer Familie

Gefährdungsanalyse Sich in den Täter hineinversetzen zur Einschätzung individueller Gewaltpotentiale hier zusätzlich: Einschätzung des Statusmanagements einer Großfamilie/Herkunftsgruppe

Gefährdungsanalyse Vier Hindernisse auf dem Weg zu Gewalt (nach Gavin de Becker) Subjektive Rechtfertigung der Gewalt Wegfall von Alternativen zu Gewalt Akzeptanz der Konsequenzen Glaube an die Befähigung

Subjektive Rechtfertigung der Gewalt Das Mädchen/die Frau wird als Angreiferin gesehen, die Familie behauptet eine Notwehrsituation für sich Kollektive Wunde Solidarität aller Familienmitglieder kein Unrechtsbewusstsein: Die Ehre zu „reinigen“ ist ehrenhaft Gewaltanwendung als moralische Verpflichtung?

Wegfall von Alternativen zu Gewalt Sanktioniert wird vor allem dann, wenn Verstösse gegen die Ehre öffentlich sichtbar geworden sind Gerüchte können genauso fatale Auswirkungen haben wie Fakten

Wegfall von Alternativen zu Gewalt Ungreifbarkeit der Tochter verhindert gewalttätige Sanktionen! Zufällige Begegnungen sind risikoreich, vor allem im Wohnumfeld der Familie

Akzeptanz der Konsequenzen Gewalt im Namen der Ehre bleibt u.U. in der Familie und damit straffrei der Ehrenmord rechnet mit Konsequenzen und versucht, sie zu kalkulieren Gesichtsverlust bei Nichtstun angesichts von einer Verletzung der Ehre kann als gravierender empfunden werden als staatliche Sanktionen

Glaube an die Befähigung Täter können auf breite familiäre Unterstützung rechnen zwischen Herkunftsland und Wohnort können rechtsfreie Räume entstehen

Typische Fragen an Mädchen zum Gewaltpotential Wer wird dich wo suchen? Fragen zum Bezug der Familie zum Herkunftsland und zu Verwandtschaftsnetzen in Deutschland Wer schlägt/sanktioniert zu Hause wen? Von wem lässt der-/diejenige sich etwas sagen? Gibt es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen Verboten und Strafen für dich? Weißt du etwas über verschleppte /zwangsverheiratete /ausgestoßene/ermordete Familienmitglieder oder über Suizide? Welche Zukunft wünscht sich deine Familie für dich?

Einige Risikofaktoren Große Familie mit vielen erwachsenen Männern Gewaltbereitschaft, Zugang zu Waffen Kriegserfahrungen geschlossene Community mit starkem Zusammenhalt fragiler sozialer Status

Zentrale Bedeutung von Ehre (nach Clementine van Eck) Enges Netzwerk, wenig Privatheit mehrschichtige Beziehungen: Verwandte=Freunde=Kollegen= Nachbarn Angewiesenheit auf diese sozialen Kontakte wenig Möglichkeiten, sich der Gruppe zu entziehen Klatsch als Mittel sozialer Kontrolle Homogenität der Gruppe: alle vertreten gleiche Normen Kultur der Gastfreundlichkeit mit vielen unangemeldeten Besuchen Normenverstösse werden mit Lächerlichmachen und Ausschluss sanktioniert

Vier grundsätzliche Haltungen in Bezug auf Ehre Universität Amsterdam 2008 Gewalt, die ausgeübt wird, um die Ehre zu schützen, ist manchmal ein notwendiges Übel (kleine Gruppe) Ehre ist wichtig, aber Gewalt kommt nicht infrage (größte Gruppe) Der Ehrbegriff muss revidiert werden Der traditionelle Ehrbegriff muss abgeschafft werden (kleine Gruppe)

Psychische Verfassung Intensives Nachgrübeln darüber, was richtig und was falsch ist Schuldgefühle den Eltern gegenüber Angst vor der Zukunft Angst, vom Weg abzukommen und „Fehler zu machen“ Enttäuschung, wenn die Mutter nicht zu einem hält Enttäuschung, wenn die Geschwister nicht zu einem halten Einsamkeits- und Verlassenheitsgefühle Angst vor Bestrafung

Strategien der Eltern gegenüber den Mädchen Appell an Schuldgefühle/Gefühle Vortäuschen von Krankheiten/Unfällen/Todesfällen Instrumentalisieren von geliebten Familienmitgliedern(Großeltern, kleinen Geschwistern) Versprechen, alles zu ändern Angst machen und bedrohen

Autonomie-Abhängigkeitskonflikt ist „normale“ Entwicklungsaufgabe im Jugendalter: die alten Bindungen müssen gelöst/verändert werden, auch, damit neue eingegangen werden können ist hier aber geprägt durch emotionale Mangelsituation in der Herkunftsfamilie, meist auch Gewalterfahrung und zusätzlich durch kulturell/traditionell andere Vorstellungen der Herkunftscommunity von Ablösung: Ablösung für Mädchen = Heirat und anschließende Zugehörigkeit zur Familie des Mannes, damit verbunden oft auch: räumliche und emotionale Trennung, nicht aber Individuation und Autonomie….

Elemente von Ambivalenz: Bleiben Widersprüchliche Beziehung zum/zu den Misshandler/n („es gibt/gab auch gute Zeiten“) Bindungen an Familienmitglieder Sorge um Familienmitglieder (bes. Kleinere) Loyalität gegenüber der Familie („ich will sie nicht bestrafen“) Moralische Selbstbewertung/Schuld- und Schamgefühle Mangel an Alternativen Angst (vor Bestrafung, vor dem Alleinsein …) Hoffnung auf Veränderung

Elemente von Ambivalenz: Gehen Erleichterung, sich der Gewalt zu entziehen Selbstbestimmung Freiräume werden größer (Schule, Ausbildung, Freunde) Stolz, sich gewehrt zu haben Vorbildfunktion/Rettungsideen für Geschwister/Mutter Mangel an Alternativen

Eine unterstützende Haltung Interkultureller Ansatz, der um die Relativität und Mehrdimensionalität der eigenen Position weiß, aber gleichzeitig die Menschenrechte als Bezugspunkt nimmt Individueller Ansatz, der die Einzigartigkeit jeder Biographie und Lebensperspektive beachtet Emanzipatorischer Ansatz, der auf Erweiterung des Handlungsspielraums jeder Betroffenen gerichtet ist, ohne sie dabei zu bevormunden

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Handreichung des BMFSFJ

BMFSFJ/Literatur Forschungsband: Zwangsverheiratung in Deutschland zu bestellen unter: publikationen@bundesregierung.de

Terre des Femmes Im Namen der Ehre misshandelt zwangsverheiratet Hilfsleitfaden zum Download: Im Namen der Ehre misshandelt zwangsverheiratet ermordet www.frauenrechte.de

Gibt es Zahlen? In Bezug auf Gewalt? In Bezug auf Zwangsverheiratung? In Bezug auf Ehrenmorde?

Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland (BMFSFJ, 2004) Nebenerhebung mit etwa 150 Frauen türkischer Herkunft: Sie sind häufiger von Gewalt durch aktuelle oder ehemalige Beziehungspartner betroffen (38 % gegenüber 25 % der Hauptuntersuchung) Körperliche Gewalt ist häufiger und nimmt schwerere Formen an: Im Vergleich mit der von körperlicher Gewalt betroffenen Gruppe der Hauptuntersuchung wurden doppelt so viele Frauen verprügelt, gewürgt, mit einer Waffe bedroht oder mit Ermordung bedroht Massive Formen von sexueller Gewalt sind häufiger und häufiger mit Verletzungsfolgen verbunden

Studien zu Zwangsverheiratung mehrere regionale Erhebungen (Berlin, Hamburg, Niedersachsen) zum Vorkommen nicht repräsentativ: Nebenerhebung des BMFSFJ mit ca. 150 Frauen türkischer Herkunft 2004: 50 % der Befragten leben in einer arrangierten Ehe, 17 % davon fühlten sich zur Ehe gezwungen.

Ehrenmorde Bund-Länder-Abfrage des BKA: Zeitraum 1.1.96 - 18.7.05 55 Fälle von Ehrenmorden insgesamt 70 Opfer 48 vollendete, 22 versuchte Tötungs-handlungen

Definition BKA Bei Ehrenmorden handelt es sich um Tötungsdelikte, die aus vermeintlich kultureller Verpflichtung heraus innerhalb des eigenen Familienverbandes verübt werden, um der Familienehre gerecht zu werden.

Bundesgerichtshof, 2004 Bei der Gesamtwürdigung, ob ein Tatmotiv als niedrig einzuschätzen ist, kommt es nicht auf die Herkunft des Angeklagten an. Der Maßstab für die objektive Bewertung eines Beweggrunds ist den Vorstellungen der Rechtsgemeinschaft der Bundesrepublik Deutschland zu entnehmen, in der der Angeklagte lebt und nicht den Anschauungen einer Volksgruppe, die sich den sittlichen und rechtlichen Werten dieser Rechtsgemeinschaft nicht in vollem Umfang verbunden fühlt.