Bildung Augustinus: Er bemüht sich nicht mehr um philosophische Glückstechniken für das Diesseits, sondern um das Verhältnis zur Transzendenz Gottes.

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Bildung Augustinus: Er bemüht sich nicht mehr um philosophische Glückstechniken für das Diesseits, sondern um das Verhältnis zur Transzendenz Gottes.

Bildung Augustinus: Brief von 414. Augustin äußert sich über das törichte Unterfangen der heidnischen Philosophen, Glückseligkeit schon in diesem Leben und auch noch aus eigener Kraft erlangen zu wollen. Die Philosophie, die von Gott nichts wissen konnte oder wollte, ist am Ende.

Bildung „Jene aber, die in diesem trübseligen Leben, in diesem sterblichen Leibe, unter dieser Last des verweslichen Fleisches die Urheber ihrer Glückseligkeit und gleichsam deren Schöpfer sein wollen - meinen sie doch, sie aus ei­genen Kräften erlangen zu können und gleichsam schon zu besitzen, ohne sie von jener Tugendquelle zu erbitten und zu hoffen -, konnten von Gott nichts merken, da er dem Stolze widersteht.“

Bildung Die Bedingungen für das Christsein änderten sich in der Spätantike grundlegend. Mit der Hinwendung der römischen Kaiser zum Christentum und der Förderung der Kirche verbreitete sich die christliche Religion in einem zuvor ungekanntem Tempo und Ausmaß. Christliches und Nichtchristliches verschmolzen - und es wurde immer schwieriger zu bestimmen, was überhaupt das Christsein ausmacht.

Bildung Entscheidende und bedeutende Phase von der konstantinischen Zeit bis zum Tod Augustinus‘. Eine Epoche, in der "the most crucial changes in the way Christians viewed their place in the world".

Bildung Grundlegend: Frage nach Verhältnis d. Christen zu ihrer weltlichen Umgebung = Konfrontation und Assimilation.

Bildung Mittelpunkt d. patristischen Literatur: Diskussionen, Reflexionen über d. inneren Zustand der Kirche und ihrer Mitglieder. Prägungen: dogmatische Kontroversen, asketische Gegenmodelle. Versuch vieler christlicher Autoren, eine drohende Säkularisierung d. Kirche zu verhindern. Lösung: Distanz u. Abgrenzung. Gesteigertes Bedürfnis, sich mit der Frage nach christlicher Identität auseinanderzusetzen.

Bildung Zentrale Themengebiete: - Hinwendung zum Christentum bzw. d. Phänomen christlicher conversio, - Frage nach d. Zugehörigkeit zur Kirche, - Zugehörigkeit von Christen zu verschiedenen Gemeinschaften (Normen- und Rollenkonflikte), - Auseinandersetzung mit d. paganen Religion, - Beziehung von Christen zur klassisch-antiken Bildung, Philosophie und Rhetorik.

Bildung Spätantike Christen aus d. Oberschichten (v.a. im städtischen Milieu): die Inhalte der traditionellen Bildung bleiben für sie weiterhin unverzichtbar. Nähe bestimmter philosophischer Richtungen zur christlichen Lehre (Akademie, Neuplatonismus, Stoa) wirkt teilweise integrativ. Entscheidend bleibt d. Kriterium der Nutzanwendung.

Bildung Was Christentum ausmacht: Gehorsam und Demut. Sie verbinden sich in d. christl. Erziehungslehre zu einer einheitlichen Formel. Augustinus nennt Gehorsam "das Kennzeichen der Demütigen". Benedikt von Nursia formuliert in seiner Ordensregel: "Die höchste Stufe der Demut ist der Gehorsam ohne Zögern."

Bildung Gottesfurcht, Verzicht auf den eigenen Willen, vollkommener Gehorsam gegenüber Oberen, Standhaftigkeit u. Ausdauer im Gehorsam, Offenbarung aller bösen Gedanken u. Taten gegenüber d. Abt, Zufriedenheit mit allem Geringen u. Letzten u. sich als e. schlechten u. unwürdigen Arbeiter betrachten, sich als den niedrigsten und geringsten von allen bekennen u. dies im tiefsten Herzensgrund glauben, im Tun der Regel d. Klosters u. d. Beispiel der Älteren folgen, im Schweigen verharren u. nicht ungefragt reden, nicht leicht u. gern zum Lachen bereit sein, wenig u. wohlbedacht u. nicht laut sprechen, Demut durch geneigtes Haupt u. gesenkten Blick auch in der Körperhaltung zeigen.

Bildung Benedikt von Nursia

Bildung Voraussetzung für d. Rigorismus: Verschärfung d. christl. Bewußtseins v. d. Unausweichlichkeit menschlicher Sündhaftigkeit seit Adams Fall u. d. Unmöglichkeit ihrer Aufhebung aus eigener Kraft. Gregor von Nazianz (gest. um 390) bleibt in der ungebrochenen Selbstsicherheit hellenistischen Erzieherselbstverständnisses, wenn er vom Erzieher nur die Annäherung an d. Tugendideal fordert.

Bildung Augustinus ("de ordine„): „Die menschliche Autorität ist (...) meist trügerisch.“ Dennoch hält er d. Ausübung von Autorität in der Erziehung für unverzichtbar. Vernünftiges Überlegen (ratio) steht höher, zeitlich geht ihm d. Autorität (auctoritas) voran. Verständig wird man nur aus d. Unverständigsein heraus, d. Unverständige muß überhaupt erst einmal belehrbar (docilis) werden. Er ist dies nicht von sich aus.

Bildung Wahre und sichere Autorität ist nur die göttliche. Diese vermittelt sich für Augustinus kollektiv durch die katholische Kirche und ihre Tradition.

Weisheit und heidnische Bildung Gehorsamspostulat ► Das Christentum mußte auch im Unterricht und d. Bildung eine Lösung finden. ► 1. Überlegung: Göttliche Offenbarung steht höher als weltliches Denken und Wissen. 2. Überlegung: Das Schulwesen u. die in ihm vermittelte Tradition griechischer Literatur, griechischer Philosophie und Naturwissenschaft gehört zur Realität weltlichen Lebens.

Weisheit und heidnische Bildung Die kirchliche Lehre opponierte der hellenistischen Bildungstradition. Sie war mit ihr zunächst unverträglich. (Nicht nur hinsichtlich der heidnischen Götter und Dämonen). Die Opposition galt v.a. für den Wahrheitsbegriff selbst.

Weisheit und heidnische Bildung Problem: Verpflichtung auf den (alttestamentlichen) Kanon geheiligter Schriften mit der hellenistischen Wissenschaft verträglich zu machen (schon im hellenisierten Judentum).

Weisheit und heidnische Bildung Klemens von Alexandrien: Weisheit ist lehrbar. Es heißt, „sei nicht viel bei der Fremden“ = Mahnung, von d. weltlichen Wissenschaft Gebrauch zu machen, sich aber nicht dabei aufzuhalten und darin stehen zu bleiben. Die enzyklischen Wissenschaften tragen zur Philosophie bei, diese wiederum wirkt am Besitz der Wahrheit mit.

Weisheit und heidnische Bildung Titus Flavius Clemens

Weisheit und heidnische Bildung Klemens: Einbezug der hellenistischen Bildungstradition in den Aufbau der christlichen Lehre: legitimiert durch Spekulationen, d. Philosophie müsse wohl den Griechen von Gott gegeben sein. Sie sei eine Erzieherin des Hellenenvolkes gewesen, so wie das Gesetz den Hebräern, auf Christus hin.

Weisheit und heidnische Bildung „Es gibt also nur einen Weg der Wahrheit, aber in ihm fließen wie in einen ewigen Strom die Bäche von verschiedenen Seiten zusammen.“ Klemens nimmt e. Pauluswort auf, das geschichtsphilos. d. Verbindung zwischen alttestamentlicher Tradition und Evangelium herstellt: Das Gesetz ist Zuchtmeister (paidagogós) auf Christus hin.

Weisheit und heidnische Bildung Christentum: = der zusammenfassende glückliche Abschluß aller Menschheitsgeschichte. Christliche Bildung und Kultur sind abschließende und zugleich summierende auch der griechischen.

Weisheit und heidnische Bildung Basilius: Das Nützliche soll gesammelt, das Schädliche abgelehnt werden. „Wir dürfen die Dichter nicht loben, wenn sie schmähen und spotten, Buhler und Betrunkene schildern, die Glückseligkeit nach einer reich besetzten Tafel und ausgelassenen Liedern bemessen, und wir dürfen schon gar nicht auf sie hören, wenn sie von Göttern reden. Aber wir können aus den heidnischen Schriftstellern gleichsam einen Schattenriß der Tugend entwerfen.“

Weisheit und heidnische Bildung Beispiele, die „fast mit unseren Lehren übereinstimmen“: ► Herkules, der den Weg der Tugend wählte, ► Sokrates (Sohn d. Sophroniskus), d. sich ins Gesicht schlagen ließ, ► Perikles u. Euklid, die geduldig gegen ihre Verfolger waren, ► Alexander, d. die gefangenen Töchter des Darius nicht sehen wollte, um nicht in Gefahr zu geraten, sich von Weibern überwinden zu lassen.

Weisheit und heidnische Bildung Als sich H. in die Einsamkeit zurückgezogen hat, um sich über seinen Lebensweg klar zu werden, erscheinen ihm zwei junge Frauen (Laster u. Tugend), d. ihm d. Wege u. Ziele zeigen. H. neigt sich dem Laster zu (Leben mit Theaterspiel, Musik u. Kartenspiel), die Tugend steht zur Rechten, züchtig bekleidet. Sie weist auf d. steilen Pfad, der Herkules ewigen Ruhm einbringen wird.

Weisheit und heidnische Bildung Hannibale Caracci, 1596

Weisheit und heidnische Bildung Abendland: Maßgeblich wird Augustinus. Das Heil d. Menschen hängt nicht davon ab, ob einer Zugang zur wissenschaftlichen Bildung findet oder nicht („de ordine“). Gleichzeitig: Hochschätzung der freien Künste: Ein vernünftiger und maßvoller Umgang mit ihnen „macht uns als Liebende geweckter, beharrlicher und schöner; unser Verlangen nach der Geliebten, nach der Wahrheit, wird heftiger, und die Umarmung schließlich wird zärtlicher sein.“

Weisheit und heidnische Bildung Augustinus: Wissenschaftliche Bildung = „das höchste Maß“ zu erreichen, über das hinaus d. Mensch weder kann noch soll noch will, und wohin er dann viele zu führen vermag. Den höchsten Gott jedoch „kennt (besser), wer Ihn nicht kennt“. Die hellenistische Bildung ist nichts anderes als Vorbereitungswissenschaft.

Weisheit und heidnische Bildung Damit d. Mensch nicht gerade durch sein Erkenntnisstreben infolge der Schwäche des menschlichen Geistes verderblichen Irrtümern verfällt, benötigt er göttliche Unterweisung, „der er in Sicherheit gehorcht“. Und da der Mensch, solange er im „sterblichen Leibe weilt, fern vom Herrn dahinpilgert, wandelt er im Glauben und nicht im Schauen“.

Weisheit und heidnische Bildung = Unterordnung weltlicher Bildung. Dennoch: Differenzierung im konkreten Detail. Kriterium: = Notwendigkeit u. Verwertbarkeit für d. Verständnis der heiligen Schrift, den Beruf des Geistlichen, das künftige Berufsleben. Rechtfertigung: allegorische Deutung. ► Origenes verwies auf den göttlichen Befehl, beim Auszug aus Ägypten d. goldenen u. silbernen Gerätschaften mitzunehmen. Das Christentum hatte genug Selbstbewußtsein erlangt, um über d. antike Bildungserbe frei und nach eigenem Bedürfnis verfügen zu können.

Weisheit und heidnische Bildung Aus der stoischen, auf Affektkontrolle abzielenden Diätetik wird Erziehung zur Bereitschaft, in demütigem Gehorsam das Kreuz des irdischen Lebens auf sich zu nehmen.

Weisheit und heidnische Bildung Die enkyklios paideia wird der Offenbarungswahrheit als deren Vorstufe untergeordnet. Konflikt ohne eindeutige Lösung ► Verbindung zwischen der pädagogischen Frage und der soteriologischen = Frage nach der Erlösung des Menschen. Führen gute Werke, führen Tugend und Wissen zum Heil?

Niedergang und neuer Aufbruch Gregor von Tours: „Wehe über unsere Tage, dass die Pflege der Wissenschaften bei uns untergegangen ist, und niemand im Volke sich findet, der das, was zu unseren Zeiten geschehen ist, zu Pergament bringen könnte."

Niedergang und neuer Aufbruch Bischof, fränkischer Geschichtsschreiber, 30.11. 538/39 in Averna (Clermont-Ferrand, - 17.11. 594, Tours.) Aus gallorömischen Senatorengeschlecht. Frühe Entscheidung für d. geistlichen Stand. Nach d. Diakonatsweihe Wallfahrt nach Tours (563). Heilung am Grab des hl. Martin. 573 Bischof von Tours. Gehört zu den kirchlich u. politisch einflußreichsten Männer des Merowingerreichs. Hauptwerk: Historia Francorum (bis 591)

Niedergang und neuer Aufbruch Historia francorum

Niedergang und neuer Aufbruch Überall (im merowing. Reich) blieben zunächst die Romanen (wie Gregor oder Venantius Fortunatus, Träger der römischen Kultur, die bald ganz zu versiegen schien: „Zwischen 660 und 770“ gab es „keinen einzigen einheimischen Autor von literarischem Rang“.

Niedergang und neuer Aufbruch Venantius (530-609) studierte die artes. Auf der Flucht vor d. Langobarden kam er schließlich nach Poitiers. Priesterweihe. Um 600 Bischof. Bedeutendester Dichter der Merowingerzeit, letzter Vertreter d. Dichtung in lateinischer Sprache. Werke: viele liturgische Dichtungen. Biografien von Martin von Tours, Königin  Radegund, der er in enger Freundschaft verbunden war, Hilarius von Poitiers, u.a.

Niedergang und neuer Aufbruch 1862

Niedergang und neuer Aufbruch Kulturbegriff heute: so weit gefaßt, daß ganz neue Erzeugnisse und Leistungen in den Blick geraten. Merowingerzeit: Briefe, Gedichte, viele Heiligenviten (rund 50 erhalten). Ebenso Urkunden, Formelsammlungen = Fortleben d. Schriftlichkeit in d. Verwaltung (v.a. in Nordfrankreich ► Anschluß an die spätantike Schriftkultur.

Niedergang und neuer Aufbruch Von großer Bedeutung: Britannien und Irland im frühen Mittelalter. Entwicklung e. bemerkenswerten Schriftkultur, die über die Mission auch auf den Kontinent einwirkte. Iren: Erstaunliche Leistungen in d. Buchkunst, auf dem Gebiet klösterlichen Schrifttums.

Niedergang und neuer Aufbruch Angelsachsen: Aldhelm von Malmesbury (gest. 709) begründet mit asketischen und poetischen Werken sowie Schulschriften e. lateinische Schriftkultur. Beda Venerabilis (673/74-735), Priestermönch im Kloster Jarrow (Wearmouth): Schriften, die nahezu alle Wissensgebiete umfaßten ► einer d. größten Gelehrten seiner Zeit. Bonifatius: Briefwechsel = reger Schriftverkehr und Bücheraustausch mit dem Kontinent.

Niedergang und neuer Aufbruch

Niedergang und neuer Aufbruch Gelehrte wie Boethius (- 524, Vermittler d. griechisch­philosophischen Gedankengutes an d. MA, Cassiodor (- nach 580, Ostgotenreich, Isidor von Sevilla (- 636, Westgotenreich = große intellektuelle Autoritäten des Mittelalters.

Niedergang und neuer Aufbruch Erst seit der karolingischen Zeit erlangte die abendländische Kultur e. gewisse Einheitlichkeit: während Karolingischen Renaissance. Diente der Einheit der Christenheit, brachte d. Frankenreich in engeren geistigen Kontakt mit Spanien, Italien und England.

Niedergang und neuer Aufbruch Freilich auch: Kulturverengung. Einschränkung d. Kultur/Bildung auf vorwiegend geistliche Belange u. kirchliche Institutionen. Weitgehende, nie ausschließliche Beschränkung der Schriftlichkeit auf Klerus und Mönche. Das Buch wurde zum Attribut der Geistlichen, der schreibende Mönch geradezu zu einem Standardbild der Buchmalerei.

Niedergang und neuer Aufbruch

Niedergang und neuer Aufbruch Karolingische Renaissance: Ergebnis war ein Aufschwung wie eine Erneuerung von Bildung, Wissenschaft und Schreibkultur. Abschreibetätigkeit; literarische Produktion, Förderung des Schulwesens, inhaltliche/textkritische Revision der Überlieferung Reinigung d. Umgangssprache am Maßstab des antiken Lateins = correctio.

Niedergang und neuer Aufbruch Neue, einheitliche Schrift (karolingische Minuskel = Ausbreitung über d. ganze Abendland; Aufbau einer Art Hofschule; Blüte der Kunst auf fast allen Gebieten. Spätes 8. Jht.: Anwachsen d. Anzahl d. Handschriften: sieben- bis achttausend Hss d. Karolingerzeit (740-900) sind erhalten. Forcierung d. Schriftlichkeit.

Niedergang und neuer Aufbruch KAROLINGISCHE MINUSKEL

Niedergang und neuer Aufbruch Lorscher Evangeliar

Niedergang und neuer Aufbruch

Niedergang und neuer Aufbruch Die Karolingische Renaissance war keine passive Aneignung, sondern eine aktive Anpassung des Überlieferten. Abschreibetätigkeit in d. Skriptorien Sammlung v. Büchern in d. Kloster- und Dombibliotheken. Bücheraustausch und –erwerb. Bibliothek Lupus’ von Ferrières: mindestens 94 Hss nachweisbar. Doch selbst die größten Abteien besaßen eine Bibliothek von mehr als 200 Codices

Niedergang und neuer Aufbruch Scriptorien

Niedergang und neuer Aufbruch Verbesserte Schulbildung ► Antike Autoren werden abgeschrieben. Reformen: Sie waren nicht Selbstzweck, sondern dienten gleichzeitig der christlichen Bildung wie der politischen Einheit im karolingischen Großreich.

Niedergang und neuer Aufbruch Karl der Große hat schließlich auch ein Studium der freien Künste gefordert. Klerikern wurde ein Mindestwissen abverlangt. Kinder sollten in Schulen lesen u. schreiben lernen. Die Renaissance spiegelt verbreitete Tendenzen wider, die in vielen Klöstern umgesetzt wurden, doch kam der Hofschule (der so genannten Akademie) Karls des Großen und Ludwigs des Frommen eine wichtige Rolle zu.

Niedergang und neuer Aufbruch Karl versammelte die größten Gelehrten seiner Zeit: d. Langobarden Petrus von Pisa (Karls Latein- und Grammatiklehrer), Paulinus (später Patriarch von Aquileja), d. Geschichtsschreiber u. Dichter Paulus Diaconus, d. Angelsachsen Alkuin (= Lehrmeister in den artes liberales u. wohl größten Gelehrten seiner Zeit), d. westgot. Dichter u. Dogmatiker Theodulf (später Bischof von Orleans). Fränkische Gelehrte: Karls Vetter Adalhard, Angilbert, seit 789/90 Laienabt des Klosters St. Riquier, Einhard, Biograph Karls des Großen, d. „Hofdichter“ Modoin von Autun. Der Briefwechsel Alkuins (nach 796) spiegelt die Vielfalt seiner Beziehungen u. Interessen. Er zeigt das Interesse d. Kaisers an d. wissenschaftl. Fragen d. Zeit.

Niedergang und neuer Aufbruch Der Königshof wurde kultureller Mittelpunkt (lateinische Dichtung). Die Hofbibliothek wurde für eine Generation die größte Büchersammlung d. Abendlandes. Die Mitglieder des Hofes trugen biblische u. antike Pseudonyme = Ausdruck der Hinwendung zur Antike und ihrer Geschichte. Im 9. Jahrhundert (unter Karl dem Kahlen) wurde die Hofschule noch fortgesetzt, dann wurde sie bedeutungslos.

Niedergang und neuer Aufbruch Einhard

Niedergang und neuer Aufbruch In d. Epistola de litteris colendis faßt Karl der Große Sinn u. Inhalt mittelalterlicher Bildung zusammen: „Quamvis enim melius sit bene facere quam nosse, prius tamen est nosse quam facere“ („Obwohl es besser ist, gut zu handeln als zu wissen, muss man doch erst wissen, bevor man handelt“).

Niedergang und neuer Aufbruch Bildung war nicht nur Wissensvermittlung, sondern christliche und sittliche Erziehung: Litterae, (Schrift-) Bildung, u. mores (sittliche Bildung), hingen eng zusammen: Bildung erzog durch d. Einüben christlicher Verhaltensweisen u. Tugenden zum guten Lebenswandel. Dem Hof kam eine wichtige Aufgabe auch in d. Erziehung zu, die sich im frühen Mittelalter allerdings vorwiegend im Rahmen der Familie u. d. religiösen Gemeinschaften vollzog. Ein allgemeines Schulwesen schufen Karls Bestimmungen nicht, aber einige Schulen erlangten große Berühmtheit.

Niedergang und neuer Aufbruch Bildung war d. Grundlage christlicher Betätigung (v.a. d. Bibelexegese) u. somit zweckgebunden. Der Unterricht allerdings beruhte weithin auf traditionellen Lehrbüchern und -methoden u. rezipierte damit auch die heidnisch-antike Bildung. Im Elementarunterricht lernte man Lesen, Schreiben, Singen, Rechnen und Latein, das in nicht-romanischen Gebieten ohnehin und bald überall wie eine Fremdsprache erlernt werden mußte.

Niedergang und neuer Aufbruch Die höhere Bildung fußte seit der Spätantike auf dem System der artes liberales mit dem Trivium: = Grammatik, Rhetorik und Dialektik, u. Quadrivium: = vier Zahlenwissenschaften Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie, = zusammen Kreis der klassischen, antiken Bildung (Enkyklios paideia).

Niedergang und neuer Aufbruch Der frühmittelalterlichen Wissenschaft mangelte es durchaus nicht an Neuem. Sie blieb aber weithin Theologie u. stand im Dienste Gottes u. d. Verchristlichung des Bildungsguts. Die weltliche (Schul-)Wissenschaft schuf dafür die schulmäßig erlernte Grundlage.   Theologie war vor allem Exegese, Auslegung der Bibel nach den verschiedenen Schriftsinnen (Historie, Allegorie, Tropologie, bisweilen Anagogie).

Niedergang und neuer Aufbruch Sieben freie Künste Die sieben freien Künste wurden erstmals von Martianus Capella zu Beginn des 5. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Gruppe zusammengefasst. Sie bildeten die Grundlage des Unterrichts in den mittelalterlichen Klosterschulen und gewannen seit dem 12. Jahrhundert in zunehmendem Maße auch Einfluss auf die Zusammensetzung der Lehrveranstaltungen an den Artistenfakultäten der neu gegründeten Universitäten.

Niedergang und neuer Aufbruch Allegorie der Grammatik

Niedergang und neuer Aufbruch In ottonischer Zeit begannen die Domschulen den berühmten Klosterschulen (Fulda, Corvey, Echternach, Lorsch, St. Gallen, Reichenau, St. Maximin vor Trier, St. Emmeram vor Regensburg oder Tegernsee, im Westen Saint-Amand, Saint-Denis, Corbie, Saint-Martin-de- Tours, Saint-Germain-des-Pres, Saint-Germain d' Auxerre, in Italien, Bobbio, Novalese oder Montecassino), allmählich den Rang abzulaufen.