Die Bildungstheorie G. W. F. Hegels

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 Präsentation transkript:

Die Bildungstheorie G. W. F. Hegels Prof. Dr.Michael Winkler WS MMX/MMXI

Hegels Bildungstheorie Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat der Theorie der Bildung zentrale Impulse gegeben, die bis heute ein zuweilen überraschendes Erkenntnis- und Anregungspotenzial enthalten. Die Lektüre der einschlägigen Texte zeigt, wie trivial die aktuelle Debatte um Bildung angesichts der systematischen Herausforderungen ist, die Hegel schon skizziert hat – nicht zuletzt in seinen Nürnberger Gymnasialreden. Deren Lektüre und Interpretation steht im Zentrum des Seminars, zudem sollen einschlägige Abschnitte der Phänomenologie des Geistes erarbeitet und ein Blick in Hegels Philosophie des Rechts gewagt werden.

Hegels Bildungstheorie Georg Wilhelm Friedrich, Philosoph, *ÿStuttgart 27.ÿ8. 1770, ÿBerlin 14.ÿ11. 1831; studierte am Tübinger Stift zusammen mit F. Hölderlin und F.ÿW. Schelling, 1805 außerordentlicher Professor in Jena, 1808 Rektor des Gymnasiums in Nürnberg, 1816 Professor in Heidelberg und 1818 J.ÿG. Fichtes Nachfolger in Berlin. (c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie Seminarzeitplan/Themenplan: 19.10.2010: Einführung und Organisation, Arbeitsaufträge 26.10.2010: Was ist Bildung? 2. 11.2010: Was ist Bildung? Grundlagen: E. Lichtenstein: Artikel „Bildung“ (Historisches Wörterbuch d. Philosophie). Vierhaus: Artikel Bildung (Geschichtliche Grundbegriffe); gemeinsame Textlektüre und Diskussion

Hegels Bildungstheorie Seminarzeitplan/Themenplan: Hegels Nürnberger „Pädagogik“ 9.11.2010: Gymnasialrede v. 29. Sep. 1809 16.11.2010: Gymnasialrede vom 14. Sep. 1810 23.11.2010: Gymnasialrede v. 2. Sept. 1811 30. 11.2010: Gymnasialrede v. 2. Sep. 1813 7.12.2010: Gymnasialrede vom 30, August 1815 und: pädagogische Aktivitäten Hegels in Nürnberg

Hegels Bildungstheorie Seminarzeitplan/Themenplan: Hegels Rechtsphilosophie und das Problem der Bildung 14. 12. 2010: Rechtsphilosophie (§§ 4-11, 33; §§ 54-58, 104-128) 4. 1.2011: Rechtsphilosophie (§§ 142-181; 182-199)

Hegels Bildungstheorie Seminarzeitplan/Themenplan: Die Phänomenologie des Geistes – die eigentliche Theorie der Bildung 11.1. 2010: Phänomenologie: Einleitung, 137-177 18. 1.2011: entfällt wegen Staatsexamina 25.1.2011: Phänomenologie 324-354 1. 2.2011: Phänomenologie 355-440 8.2.2011: Phänomenologie 441-494 (mit Ausblick auf Folgekapitel)

Hegels Bildungstheorie Literatur: Hegel, G. W. F.: Werke in zwanzig Bänden. Theorie Werkausgabe Frankfurt am Main (Suhrkamp) Bd. 3, 4, 7 (versch. Auflagen). Lichtenstein, E.: [Artikel] Bildung. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie (Hrsg. J. Ritter, Bd. 1, Darmstadt 1971, Sp 921-937 Vierhaus, R.: [Artikel] Bildung. In: O. Brunner, W. Conze, R. Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politischen-sozialen Sprache in Deutschland. Bd. 1. Stuttgart 1972/2004, S. 508-551

Hegels Bildungstheorie Literatur: Pleines, J.-E.: Hegels Theorie der Bildung I. Materialien zu ihrer Interpretation. Hildesheim u.a.: Olms 1983 Pleines, J.-E.: Hegels Theorie der Bildung II. Kommentare. Hildesheim u.a.: Olms 1986 Hansmann, O./Marotzki W. (Hrsg.): Diskurs Bildungstheorie I. Systematische Markierungen. Weinheim: Deutscher Studienverlag 1988 Hansmann, O./Marotzki W. (Hrsg.): Diskurs Bildungstheorie II. Problemgeschichte Markierungen. Weinheim: Deutscher Studienverlag 1989

Hegels Bildungstheorie Literatur: Handbuchbeiträge Benner, D., Brüggen, F.: Bildsamkeit/Bildung. In: D. Benner, J. Oelkers (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Pädagogik. Weinheim und Basel 2004, S. 174-215 Lichtenstein, E.: Bildung. In: J Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 1. Darmstadt / Sünker, H.: Bildung. In: H.-U. Otto, H. Thiersch (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialädagogik. Zweite völlig überarbeitete Auflage. Neuwied/Kriftel 2001, S. 162-168   Vierhaus, R.: Bildung. In: O. Brunner, W. Conze, R. Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Lexikon der politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Bd. 1. Stuttgart 1974, S. 508-551 (Neuauflage 2004)  Winkler, M: Bildung und Erziehung. In. H.-U. Otto, H. Thiersch (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Zweite völlig überarbeitete Auflage. Neuwied/Kriftel 2001, S. 169-182

Aus: Uli Stein: Pisa-Alarm

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage: „Bildung“ – gilt als Schlüsselthema der Gegenwart in (post)modernen Gesellschaften Klare Vorstellungen von Begriff und Sachverhalt fehlen Gleichzeitig: unübersehbar der Versuch, Bildung auf bestimmte Konzepte einzugrenzen; Bildung soll offensichtlich instrumentalisiert werden.

Hegels Bildungstheorie Anfang mit einem anderem Denker – zur Einübung in die Problemlage und in die Ausgangslage der Debatte:

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Eine sprechende Bildung wird also vom Menschen gefordert, sobald man sich seiner sittlichen Bestimmung bewusst wird, aber es muß zugleich eine Bildung sein, die zu seinem Vorteile spricht, d.i. die eine seiner Bestimmung gemäße Empfindungsart, eine moralische Fähigkeit ausdrückt. Diese Anforderung macht die Vernunft an die Menschenbildung.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „So holt er, auf eine künstliche Weise, in seiner Volljährigkeit seine Kindheit nach,bildet sich einen Naturstand in der Idee, der ihm zwar durch keine Erfahrung gegeben, aber durch seine Vernunftbestimmung notwendig gesetzt ist, leiht sich in diesem idealischen Stand einen Endzweck, den er in seinem wirklichen Naturstand nicht kannte, und eine Wahl, deren er damals nicht fähig war, und verfährt nun nicht anders, als ob er von vorn anfinge und den Stand der Unabhängigkeit aus heller Einsicht und freiem Entschluß mit dem Stand der Verträge vertauschte. [...] denn das Werk blinder Kräfte besitzt keine Autorität, vor welcher die Freiheit sich zu beugen brauchte, und alles muß sich dem höchsten Endzwecke fügen, den die Vernunft in seiner Persönlichkeit aufstellt. Auf diese Art entsteht und rechtfertigt sich der Versuch eines mündig gewordenen Volks, seinen Naturstaat in einen sittlichen umzuformen.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Die Natur fängt mit dem Menschen nicht besser an als mit ihren übrigen Werken: sie handelt für ihn, wo er als freie Intelligenz noch nicht selbst handeln kann. Aber eben das macht ihn zum Menschen, daß er bei dem nicht stillesteht, was die bloße Natur aus ihm machte, sondern die Fähigkeit besitzt, die Schritte, welche jene mit ihm antizipierte, durch Vernunft wie- der rückwärts zu tun, das Werk der Not in ein Werk seiner freien Wahl umzuschaffen und die physische Notwendigkeit zu einer moralischen zu erheben.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Er kommt zu sich aus seinem sinnlichen Schlummer, erkennt sich als Mensch, blickt um sich her und findet sich - in dem Staate. Der Zwang der Bedürfnisse warf ihn hinein, ehe er in seiner Freiheit diesen Stand wählen konnte; die Not richtete denselben nach bloßen Naturgesetzen ein, ehe er es nach Vernunftgesetzen konnte. Aber mit diesem Notstaat, der nur aus seiner Naturbestimmung hervorgegangen und auch nur auf diese berechnet war, konnte und kann er als moralische Person nicht zufrieden sein - und schlimm für ihn, wenn er es könnte! Er verläßt also, mit demselben Rechte, womit er Mensch ist, die Herrschaft einer blinden Notwendigkeit, wie er in so vielen andern Stücken durch seine Freiheit von ihr scheidet [...]“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Der Mensch kann sich aber auf eine doppelte Weise entgegengesetzt sein: entweder als Wilder, wenn seine Gefühle über seine Grundsätze herrschen; oder als Barbar, wenn seine Grundsätze seine Gefühle zerstören. Der Wilde verachtet die Kunst und erkennt die Natur als seinen unumschränkten Gebieter; der Barbar verspottet und entehrt die Natur, aber verächtlicher als der Wilde fährt er häufig genug fort, der Sklave seines Sklaven zu sein. Der gebildete Mensch macht die Natur zu seinem Freund und ehrt ihre Freiheit, indem er bloß ihre Willkür zügelt.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Wenn also die Vernunft in die physische Gesellschaft ihre moralische Einheit bringt, so darf sie die Mannigfaltigkeit der Natur nicht verletzen. Wenn die Natur in dem moralischen Bau der Gesellschaft ihre Mannigfaltigkeit zu behaupten strebt, so darf der moralischen Einheit dadurch kein Abbruch geschehen; gleich weit von Einförmigkeit und Verwirrung ruht die siegende Form. Totalität des Charakters muß also bei dem Volke gefunden werden, welches fähig und würdig sein soll, den Staat der Not mit dem Staat der Freiheit zu vertauschen.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Kann aber wohl der Mensch dazu bestimmt sein, über irgendeinem Zwecke sich selbst zu versäumen? Sollte uns die Natur durch ihre Zwecke eine Vollkommenheit rauben können, welche uns die Vernunft durch die ihrigen vorschreibt? Es muß also falsch sein, daß die Ausbildung der einzelnen Kräfte das Opfer ihrer Totalität notwendig macht; oder wenn auch das Gesetz der Natur noch so sehr dahin strebte, so muß es bei uns stehen, diese Totalität in unsrer Natur, welche die Kunst zerstört hat, durch eine höhere Kunst wiederherzustellen.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Denn woher diese noch so allgemeine Herrschaft der Vorurteile und diese Verfinsterung der Köpfe bei allem Licht, das Philosophie und Erfahrung aufsteckten? Das Zeitalter ist aufgeklärt, das heißt, die Kenntnisse sind gebunden und öffentlich preisgegeben, welche hinreichen würden, wenigstens unsre praktischen Grundsätze zu berichtigen. Der Geist der freien Untersuchung hat die Wahnbegriffe zerstreut, welche lange Zeit den Zugang zu der Wahrheit verwehrten, und den Grund unterwühlt, auf welchem Fanatismus und Betrug ihren Thron erbauten. Die Vernunft hat sich von den Täuschungen der Sinne und von einer betrüglichen Sophistik gereinigt, und die Philosophie selbst, welche uns zuerst von ihr abtrünnig machte, ruft uns laut und dringend in den Schoß der Natur zurück - woran liegt es, daß wir noch immer Barbaren sind?“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Es muß also, weil es nicht in den Dingen liegt, in den Gemütern der Menschen etwas vorhanden sein, was der Aufnahme der Wahrheit, auch wenn sie noch so hell leuchtete, und der Annahme derselben, auch wenn sie noch so lebendig überzeugte, im Wege steht. Ein alter Weiser hat es empfunden, und es liegt in dem vielbedeutenden Ausdrucke versteckt: sapere aude.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Der zahlreichere Teil der Menschen wird durch den Kampf mit der Not viel zu sehr ermüdet und abgespannt, als daß er sich zu einem neuen und härtern Kampf mit dem Irrtum aufraffen sollte. Zufrieden, wenn er selbst der sauren Mühe des Denkens entgeht, läßt er andere gern über seine Begriffe die Vormundschaft führen, und geschieht es, daß sich höhere Bedürfnisse in ihm regen, so ergreift er mit durstigem Glauben die Formeln, welche der Staat und das Priestertum für diesen Fall in Bereitschaft halten.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Aber ist hier nicht vielleicht ein Zirkel? Die theoretische Kultur soll die praktische herbeiführen und die praktische doch die Bedingung der theoretischen sein? Alle Verbesserung im Politischen soll von Veredlung des Charakters ausgehen - aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, zu welchem alle meine bisherigen Betrachtungen hingestrebt haben. Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen öffnen sich in ihren unsterblichen Mustern.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Wenn die Abstraktion so hoch, als sie immer kann, hinaufsteigt, so gelangt sie zu zwei letzten Begriffen, bei denen sie stille stehen und ihre Grenzen bekennen muß. Sie unterscheidet in dem Menschen etwas, das bleibt, und etwas, das sich unaufhörlich verändert. Das Bleibende nennt sie seine Person, das Wech- selnde seinen Zustand.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Person und Zustand - das Selbst und seine Bestimmungen - die wir uns in dem notwendigen Wesen als eins und dasselbe denken, sind ewig zwei in dem endlichen. Bei aller Beharrung der Person wechselt der Zustand, bei allem Wechsel des Zustands beharret die Person. Wir gehen von der Ruhe zur Tätigkeit, vom Affekt zur Gleichgültigkeit, von der Übereinstimmung zum Widerspruch, aber wir sind doch immer, und was unmittelbar aus uns folgt,bleibt.“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Die Person also muß ihr eigener Grund sein, denn das Bleibende kann nicht aus der Veränderung flie- ßen; und so hätten wir denn fürs erste die Idee des ab- soluten, in sich selbst gegründeten Seins, d.i. die Freiheit. Der Zustand muß einen Grund haben; er muß, da er nicht durch die Person, also nicht absolut ist, erfolgen; und so hätten wir fürs zweite die Bedin- gung alles abhängigen Seins oder Werdens, die Zeit. [...]“

Hegels Bildungstheorie Ausgangslage der Debatte: „Zur Erfüllung dieser doppelten Aufgabe, das Not- wendige in uns zur Wirklichkeit zu bringen und das Wirkliche außer uns dem Gesetz der Notwendigkeit zu unterwerfen, werden wir durch zwei entgegenge- setzte Kräfte gedrungen, die man, weil sie uns antrei- ben, ihr Objekt zu verwirklichen, ganz schicklich Triebe nennt.“

Hegels Bildungstheorie Preisfrage zur Bildung: Wer war es? Welcher Text wurde hier in Ausschnitten präsentiert?

Hegels Bildungstheorie

Hegels Bildungstheorie Schiller, Friedrich von (seit 1802), Dichter, *ÿMarbach am Neckar 10.ÿ11. 1759, ÿWeimar 9.ÿ5. 1805. (c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999

„Be r üh r ung“ F r emd h e i t Individuelles Subjekt In seiner inneren Verfassung im Prozess seiner Entwicklung „Be r üh r ung“ Selbstvergewisserung F r emd h e i t Individualisierung Lebensform Aneignung Distanzierung Kontrolle Entäusserung Wissen Objektive Welt In äußerer Gegebenheit im historischen Wandel und in Universalität

Natur Freiheit/Zufall Gesellschaft/ Kultur Was dem Subjekt an sich selbst widerfährt Unbewusstes Triebe und Affekte Selbstbewusstsein Ich und Gehirn Natur Was dem Subjekt durch den Anderen widerfährt Was das Subjekt hervorbringt Freiheit/Zufall Bildungs-system Gesellschaft/ Kultur Weltoffenheit Bewusstsein/ Praxis und Geschichte Vorbewusstes „Wissen“ und Verhalten Wie sich das Subjekt überschreitet Transzendenz