Didaktik der Algebra und Funktionenlehre 1 Prof. Dr. Kristina Reiss Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik Universität Augsburg Wintersemester 2004/05.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Wurzelziehen ist das Gegenteil von quadrieren.. Beim Quadrieren berechnet man den Flächeninhalt eines Quadrats mit einer gegebenen Seitenlänge.
Advertisements

Abschlussprüfung an Realschulen
II. Arithmetik. II. Arithmetik 4. Die natürlichen Zahlen.
Elementare Grundlagen der Vektorrechnung
Haus 1: Fortbildungsmaterial – Entdecken, beschreiben, begründen
Fachreferat in Mathematik
Binnendifferenzierung im Mathematik-Unterricht der SEK II
Dr. Fritz Haselbeck / Fachdidaktik Mathematik / Universität Passau
Klicke Dich mit der linken Maustaste durch das Übungsprogramm! Ein Übungsprogramm der IGS - Hamm/Sieg © IGS-Hamm/Sieg 2007 Dietmar Schumacher Die Binomischen.
Algorithmus. Ein Kochrezept, zum Beispiel: Kartoffelbrei.
Kapitel 5 Stetigkeit.
Kapitel 1 Das Schubfachprinzip
Kapitel 1 Die natürlichen und die ganze Zahlen. Kapitel 1: Die natürlichen und die ganzen Zahlen © Beutelspacher/Zschiegner April 2005 Seite 2 Inhalt.
Kapitel 2 Die rationalen und die irrationalen Zahlen.
Wieviel Programmieren-Können braucht man in der Mathematiklehre? Arbeitsgruppe MU&I Ak der GDM Dillingen2005, Ltg: Haftendorn Teilnehmer: Epkenhans, Martin.
handlungsorientierte Zugänge zur Algebra
(Ron Rivest, Adi Shamit, Leonard Adleman , 1977)
Zahlen geschickt addieren
Summenformeln (2. Teil) UNIVERSITÄT KASSEL -FACHBEREICH 17 MATHEMATIK-
Didaktik der Geometrie (1)
Didaktik der Geometrie (8)
Didaktik der Algebra (3)
Didaktik der Algebra und Funktionenlehre 2
Didaktik der Algebra und Funktionenlehre 3
Folie 1 Kapitel II. Vom Raumbegriff zu algebraischen Strukturen Neubeginn: Herleitung des Begriffs Vektorraum aus intuitiven Vorstellungen über den Raumbegriff.
§9 Der affine Raum – Teil 2: Geraden
Gymnasium Horn – Bad Meinberg
Tutorium
Term {abstrakt} alsText(){abstrakt} berechnen(Belegung){abstrakt} Zahl alsText() berechnen(Belegung) double wert Variable alsText() berechnen(Belegung)
Die Kunden sollen schneller zahlen!
Die 1. Binomische Formel BETRACHTE DAS QUADRAT MIT SEINEN VIER TEILFLÄCHEN!!!! a b ab.
Vektoren Grundbegriffe für das Information Retrieval
Mathe: Die 3 binomischen Formeln
Lineare Algebra Komplizierte technologische Abläufe können übersichtlich mit Matrizen dargestellt werden. Prof. Dr. E. Larek
Binomische Formeln Los geht´s Klick auf mich! Melanie Gräbner.
Thermische Ausdehnung
Quantum Computing Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 05/
Effiziente Algorithmen
Quantum Computing Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 04/
Effiziente Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Beweissysteme Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 06/
Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 06/
§3 Allgemeine lineare Gleichungssysteme
Wie viel Neues braucht die Schule? Wie viel verträgt sie?
Gleichungen und Gleichungssysteme
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, aus dem
Black Box Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
POCKET TEACHER Mathematik Algebra
Informatik III Christian Schindelhauer Wintersemester 2006/07
Christian Schindelhauer Wintersemester 2006/07 3. Vorlesung
Arne Vater Wintersemester 2006/ Vorlesung
1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Rechnernetze und Telematik Prof. Dr. Christian Schindelhauer Informatik III Christian Schindelhauer Wintersemester.
1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Rechnernetze und Telematik Prof. Dr. Christian Schindelhauer Informatik III Christian Schindelhauer Wintersemester.
I Grundlagen.
eine Präsentation von Christian Preyer
Studienfach Mathematik
Didaktik der Geometrie (2) Vorlesung im Sommersemester 2004 Prof. Dr. Kristina Reiss Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik Universität Augsburg.
Didaktik der Geometrie (6)
Didaktik der Geometrie (5)
Didaktik der Geometrie (9)
Didaktik der Algebra (2) Zur Begründung des Algebraunterrichts Warum unterrichten wir Algebra?
Didaktik der Geometrie (7)
Didaktik der Geometrie (10)
Didaktik der Geometrie (11) Vorlesung im Sommersemester 2004 Prof. Dr. Kristina Reiss Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik Universität Augsburg.
Lineare Gleichungen Allgemeine Einführung Äquivalenzumformungen
Kap. 7: Die quadratische Funktion – numerisch, graphisch, theoretisch
Zweitstudium Mathematik Mathematikdidaktik mit sonder- pädagogischem Bezug Mathematikdidaktik Mathematik 1 Prof. Dr. Thomas Gawlick Institut für Didaktik.
Klasse 7 Planung einer Unterrichtsstunde – mit DGS Carina Rosenhauer Seminar zum fachdidaktischen Blockpraktikum SS 2011.
Mathematik Thema: Wiederholung Heute: Zuordnungen.
 Präsentation transkript:

Didaktik der Algebra und Funktionenlehre 1 Prof. Dr. Kristina Reiss Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik Universität Augsburg Wintersemester 2004/05

Formeln im Unterricht von Realschule und Gymnasium

Piano Paul, ein Kabarettist mit mathematischer Promotion, meint, man solle (a+b) 2 = a 2 + b 2 festlegen, denn die eigentliche Formel (a+b) 2 = a 2 + 2ab + b 2 sei viel zu kompliziert. Können Sie zeigen, dass die Formel ganz einfach zu verstehen ist?

Lösung 1: Das Additionstheorem (a+b) 2 = a 2 + 2ab + b 2 lässt sich über das Distributiv- und das Kommutativgesetz gewinnen: (a+b) 2 = (a+b) (a+b) = aa + ab + ba + bb = a 2 + ab + ba + b 2 = a 2 + 2ab +b 2

a b b a2a2 a ab b2b2 Lösung 2: Das Additionstheorem (a+b) 2 = a 2 + 2ab + b 2 lässt sich graphisch veranschaulichen:

Zeigen Sie in ähnlicher Weise, dass (a-b) 2 = a 2 - 2ab + b 2 gilt.

E. Habler et al. (2003). Mathematik für Realschulen 8. Frankfurt: Diesterweg.

Betrachten Sie (a+b) 3, (a+b) 4, (a+b) 5,..., (a+b) n ! Welche Formel bekommt man? Warum?

K. Reiss & G. Schmieder (2005). Basiswissen Zahlentheorie. Heidelberg: Springer. Es ist..

K. Reiss & G. Schmieder (2005). Basiswissen Zahlentheorie. Heidelberg: Springer.

Der binomische Lehrsatz

Lehrplan Realschule Klasse 8

Wozu braucht man Formeln, also zum Beispiel die binomischen Formeln? Mit Formeln kann man innermathematische Prozesse und Gesetzmäßigkeiten allgemein beschreiben. Formeln können Modelle für Situationen außerhalb der Mathematik sein. Formeln können die Exploration von Situationen unterstützen. Formeln ermöglichen allgemeine Problemlösungen. Mit Formeln kann man allgemeingültig argumentieren. Durch Formeln kann man auf einer abstrakten Ebene kommunizieren. G. Malle (1993). Didaktische Probleme der elementaren Algebra. Wiesbaden: Vieweg.

Formeln ermöglichen die Beschreibung innermathematischer Prozesse und Gesetzmäßigkeiten. Beispiel: Berechne möglichst geschickt: 372 – 91 – 9 = ! Beschreibe den Rechenweg mit Variablen.

Formeln geben Modelle für Situationen außerhalb der Mathematik. Beispiel: Für eine Taxifahrt gilt ein Grundgebühr von 2,80€ und ein Kilometerpreis von 1,20€. Eine Formel kann den Preis in Abhängigkeit von der Entfernung beschreiben.

KMK (2003). Bildungsstandards für den mittleren Schulabschluss. Berlin: KMK ( )

und...

Formeln können die Exploration von Situationen unterstützen. Beispiel: Ein Handwerker erhöht den Preis von netto 42,50€ auf netto 45,50€ für eine Arbeitsstunde. Welche Konsequenz hat die Erhöhung für den Kunden?

Formeln ermöglichen allgemeine Lösungen von Problemen. Beispiel 1: Man kann zum Preis a einer Ware zuerst p% Umsatzsteuer addieren und dann q% Skonto abziehen. Man kann aber auch von a zunächst q% Skonto abziehen und dann p% Umsatzsteuer hinzu rechnen. Was ist für den Händler, was für den Kunden und was für den Staat die günstigste Lösung?

Beispiel 2: Es gibt Paare von zweistelligen Zahlen, deren Produkt unverändert bleibt, wenn man bei beiden Zahlen die Ziffern vertauscht. So ist = Geben Sie weitere Zahlenpaare dieser Art an. Überlegen Sie sich, welche Zahlenpaare man als trivial bezeichnen könnte. Explorieren Sie Eigenschaften einzelner Paare.

Mit Formeln kann man allgemeingültig argumentieren. Beispiel: Zeigen Sie, dass das Quadrat jeder natürlichen Zahl n > 1 sich um 1 vom Produkt ihrer Nachbarzahlen unterscheidet. Kann man das auch ohne eine Formel einsehen?

Mit Formeln kann man auf einer abstrakten Ebene kommunizieren. Beispiel:

Die Formelsprache der Algebra „Die Buchstaben-Rechenkunst wird diejenige genennet, welche anstatt der Zifern allgemeine Zeichen der Größen brauchet, und damit die gewöhnlichen Rechnungsarten verrichtet.... Man benenne die gegebenen Größen jederzeit mit den ersten Buchstaben des Alphabets a, b, c, d usw. die unbekannten aber, welche man suchet, mit den letzten x, y, z.“ Christian von Wolff, 1797 (zitiert nach Vollrath, 2003)

Literatur Malle, G. (1993). Didaktische Probleme der elementaren Algebra. Braunschweig: Vieweg. Vollrath, H.J. ( ). Algebra in der Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum.