Die Verschriftung der Sprache

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Die Verschriftung der Sprache Grundbegriffe, Typologien

Was ist Schrift? Charakteristika besteht aus Artefakten in Form von graphischen Markierungen auf einer dauerhaften Oberfläche sie dient der Kommunikation die kommunikative Leistung wird ermöglicht kraft des konventionellen Charakters der Beziehung zwischen Zeichen und Sprache

Etymologisches Die Bezeichnungen für die Tätigkeit des Schreibens beziehen sich häufig auf das erste genannte Charakteristikum gr. grafein 'schreiben', urspr. 'kerben', vgl. Kerbholz schreiben < lat. scribere 'schreiben', urspr. 'kratzen, ritzen' write < ae. wrítan, urspr. 'ritzen' (in Holz), z.B. Runenzeichen

Funktionen der Schrift (nach Coulmas) Mnemonische Funktion Erinnerungshilfen (z.B. Tagebücher) Speicherung und Überlieferung und damit Akkumulation von Wissensbeständen Distanzierungsfunktion Überwindung der räumlichen Distanz Überwindung der zeitlichen Distanz Verdinglichung Entkontextualisierung Verselbständigung Soziale Kontrollfunktion "nach dem Buchstaben des Gesetzes" Höherwertung des Geschriebenen vs. dem Gesprochenen Ästhetische Funktion Kalligraphie

Semiotische Grundlagen Denotation atmet hat vier Beine hat einen Schwanz ist ein Lebewesen 'DOG' Begriff Inhalt Bedeutung /dOg/ Zeichen Ausdruck Referent Denotat Referenz

Graphische Zeichenrepräsentation 1 ist ein Lebewesen hat Kiemen hat Flossen kann schwimmen Inhalt /fIS/ Ausdruck Phonetisch Referent Ausdruck Graphisch

Graphische Zeichenrepräsentation 2 ist ein Lebewesen hat Kiemen hat Flossen kann schwimmen Inhalt Ausdruck Phonetisch Referent Ausdruck Graphisch /fIS/ Fisch

Graphische Zeichenrepräsentation ist ein Lebewesen hat Kiemen hat Flossen kann schwimmen Inhalt Ausdruck Phonetisch Referent Ausdruck Graphisch f I S F i sch F i sch

Relationen im Zeichenmodell Begriffe Begriffsstrukturen B semasiophonisch semasiographisch "phonosemantisch" "graphosemantisch" phonographisch Phonische Repräsentation P Graphische Repräsentation G "graphophonisch"

Typologie der Schriftsysteme Semasiographie Glottographie Ein semasiographisches System repräsentiert begriff-liche Strukturen direkt durch mehr oder weniger konventio-nalisierte Bilder oder Symbole. Diese symbolisieren jedoch keine sprachlichen Einheiten wie Wörter oder Silben und sind somit relativ unabhängig von einer Einzelsprache. Ein Schriftsystem ist glotto-graphisch, wenn es Einheiten des jeweiligen Sprach-systems repräsentiert: Wörter, Morpheme, Silben, Phoneme. Ein solches System zeichnet sich dadurch aus, daß es "laut gelesen", d.h. relativ uniform in Lautsprache umgesetzt werden kann.

Typologien 1 Nach Ernst Pulgram

Typologien 2 Nach Ernst Pulgram

Typologie der Schriftsysteme: Semasiographie Namens-Totem "Schildkörte seinem Weibchen folgend" Namens-Totem "Kleiner Mann" Hier handelt es sich um einen Brief, den ein Cheyenne Indianer namens "Schildkröte seinem Weibchen folgend" an seinen Sohn "Kleiner Mann" schickte mit der Bitte, nach Hause zu kommen. Zur Abdeckung der Reisekosten über-sandte er $53. $53 Komm!

Typologie der Schriftsysteme: Semasiographie (1) Schreiber (Adler-Totem) (2-5) seine vier Krieger (Adler-Totem) (6) weitere Krieger vom Katzenfisch-Totem (9) ein mächtigerer Häuptling (9) (7) Häuser (8) der Weiße Mann und das Weiße Haus

Typologie der Schriftsysteme: Semasiographie Gefahrenstelle Ufer Felspfad geeignet für Bergziegen aber nicht für Reiter

Piktographie Bedienungsanleitung

Typologie der Schriftsysteme: Glottographie Plerematisch: die Repräsentation sprachlicher Einheiten, die Zeichencharakter haben. Phraseographie, die graphische Repräsentation von Wortgruppen durch Phraseogramme Logographie, die graphische Repräsentation durch Logogramme. Morphographie,die graphiesche Repräsentation durch Morphogramme. Kenematisch: Phonographie Syllabographie, ein System, dessen Einheiten (Syllabogramme) Silben darstellen. Alphabetographie, Alphabetschrift. Merkmale, Repräsentation phonologischer Merkmale

Typologie von Schriftsystemen: Phraseographie Die graphische Repräsentation von Wortgruppen durch Phraseogramme, hauptsächlich in Kurzschriftsystemen.

Typologie von Schriftsystemen: Logographie Die graphische Repräsentation durch Logogramme, d.h. Symbole oder Zeichen, die ganze Wörter oder Morpheme wiedergeben, jedoch ohne gleichzeitige Darstellung der einzelenen Phoneme oder Silben, aus welchen die Wörter oder Morpheme bestehen. Es gibt keine reinen logographischen System. Die reinste Form finden wir in der Chinesischen Schrift. Logogramme, die auch in anderen Schriftsystemen vorkommen, sind z.B. § (Paragraph), $ (Dollar), & (und), + (plus), – (minus), etc.

Typologie von Schriftsystemen: Morphographie Die graphische Repräsentation durch Morpho-gramme, d.h. Symbole oder Zeichen, die ganze Morpheme darstellen.

Typologie von Schriftsystemen: Syllabographie Ein phonographisches Schriftsystem, dessen Einheiten (Syllabogramme) Silben darstellen. Die Gesamtheit der Einheiten in einem Silben-schriftsystem wird Syllabarium genannt. Das Japanische verwendet Syllabarien. Das normale japanische Schriftsystem ist jedoch weitgehend logographisch, eine Mischung aus chinesischen Schriftzeichen und Kana, einem Syllabarium. 

Typologie von Schriftsystemen: Alphabetographie Alphabetschrift, die Buchstaben zur Darstellung von phonologischen Einheiten verwendet. Dabei wird im einzelnen zu klären sein, wie genau das Verhältnis von Schrift zu Laut ist.

Typologie von Schriftsystemen: Merkmalsysteme Das Koreanische Hangul

Typologie von Schriftsystemen: Merkmalsysteme Pitmans Kurzschrift-System