Lexikalisch-Funktionale-Grammatik

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 Präsentation transkript:

Lexikalisch-Funktionale-Grammatik Generative Transformations-Grammatik Kompetenz vs. Performanz Was heißt generativ? Tiefenstruktur vs. Oberflächenstruktur Architektur der GTG Weiterentwicklungen der GTG

Generative Transformations-Grammatik: Gegenstand idealer Sprecher/Hörer “Der Gegenstand einer linguistischen Theorie ist in erster Linie ein idealer Sprecher/Hörer, der in einer völlig homogenen Sprachgemeinschaft lebt, seine Sprache ausgezeichnet beherrscht und bei der Anwendung seiner Sprachkenntnisse in der aktuellen Rede von grammatisch irrelevanten Bedingungen wie begrenztem Gedächtnis, Zerstreutheit und Verwirrung, Verschiebung in der Aufmerksamkeit und im Interesse, (zufälligen oder typischen) Fehlern nicht beeinträchtigt wird.” (Chomsky 1965:13)

Generative Transformations-Grammatik: Gegenstand sprachliche Kompetenz Die Kompetenz ist das im Spracherwerbsprozess erworbene (unbewusste) Wissen, über das ein idealer Sprecher/Hörer einer homogenen Sprachgemeinschaft verfügt. Es besteht aus einem System von Regeln und Prinzipien, die mental repräsentiert sind, und die es ihm ermöglichen, auf der Grundlage eines endlichen Inventars von Elementen (Lauten, Wörtern) eine prinzipiell unendliche Zahl von Äußerungen in einer konkreten Kommunikationssituation hervorzubringen und zu verstehen und Urteile über die Grammatikalität, Mehrdeutigkeit und Synonymie von Sätzen abzugeben.

Generative Transformations-Grammatik: Gegenstand sprachliche Performanz Performanz nennt man den Gebrauch den ein Sprecher/ Hörer in einer konkreten Kommunikationssituation von seiner Kompetenz macht, möglicherweise beeinträchtigt durch Faktoren wie Begrenztheit des Gedächtnisses, Konzentrationsmängel, Müdigkeit, Alkohol etc.

Generative Transformations-Grammatik: Generativ Eine generative Grammatik einer Sprache ist dadurch charakterisiert, dass sie genau bestimmt, welche Ausdrücke aus einem Inventar von Grundelementen zulässig sind und welche nicht und für die zulässigen Ausdrücke eine Strukturbeschreibung liefert. Eine derartige Grammatik unterscheidet sich von anderen Ansätzen dadurch, dass sie explizit ist, d.h. dass sie sich an keiner Stelle auf die Intuition eines menschlichen Sprachbenutzers verlässt.

Generative Transformations-Grammatik: Generativ Generativ ≠ Erzeugend Auch wenn in Diskussionen über generative Grammatik häufig von "Erzeugung" gesprochen wird, darf dies auf keinen Fall im Sinne der Erzeugung von Sätzen durch einen menschlichen Sprecher bei der Sprachverwendung verstanden werden, schon gar nicht in dem Sinne, dass dadurch der tatsächliche Prozess der Sprachproduktion modelliert wird. In vielen Kontexten kann daher "generativ" mit "formal" gleichgesetzt werden.

Tiefenstrukturen vs. Oberflächenstrukturen Ein wesentliches Charakteristikum des Modells der GTG war die Repräsentation von Sätzen auf zwei Ebenen: die Ebene der sog. Tiefenstruktur, in der alle Information enthalten ist, die für die semantische Interpretation notwendig ist; die Ebene der Oberflächenstrukturen, die alle Information für die phonetische Realisierung enthält

Motivation für Tiefenstrukturen: Beobachtungsdaten Wash yourself Reflexivierung Wash yourself, will you Tag-Question

Motivation für das theoretisches Konstrukt Tiefenstruktur The man cut himself the man cut the man John admired himself in the mirror john admired john in the mirror You overestimate yourself you overestimate you

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Einsetzen von Reflexivpronomen: Zugrunde liegende Struktur: NP1+V+NP2+Y Oberflächenstruktur: NP1+V+Reflexivpronomen+Y Bedingung: NP1 ist mit NP2 referenzidentisch

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Für Imperativsätze mit Reflexivpronomen wird eine Tiefenstruktur mit referenzidentischen Subjekts– und Objekts–NPs rekonstruiert. Dabei besteht allerdings eine fundamentale Beschränkung: diese müssen in der zweiten Person stehen. Wash yourself you [..] wash you Shave yourself you [..] shave you

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Weitere Evidenz für eine zugrunde liegende Subjekts–NP in der zweiten Person: You do your homework right now You go home now (or I’ll tell your mother)

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Die Tag–Questions zeigen weiterhin, dass in der zugrunde liegenden Struktur das Hilfsverb will (und kein anderes) vorkommt: Wash yourself you will wash you Shave yourself you will shave you

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Weitere Evidenz für das Vorkommen von will in der zugrunde liegenden Struktur: You will start right away You will clean the car

Motivation für ein theoretisches Konstrukt Somit können über das theoretische Konstrukt Tiefenstruktur Regeln für die Bildung von Imperativsätzen geschrieben werden, die die ungrammatischen Formen von vornherein ausschließen. Simp  NP[Pers:2] Auximp VP Auximp  will Über weitere Regeln kann dann in der Oberflächenstruktur sowohl die Subjekts–NP als auch das Auxiliar getilgt werden.

Transformationen Eine Konsequenz der Unterscheidung zweier Repräsentationsebenen ist, dass zwei Regeltypen erforderlich sind: Regeln zur Erzeugung von Tiefenstrukturen. Diese haben die Form von kontextfreien Phrasen-Struktur-Regeln Regeln zur Überführung von Tiefenstrukturen in Oberflächenstrukturen in Form von Transformationsregeln. Transformationsregeln lassen sich auf die Elementaroperationen (Elementartransformationen) Tilgung und Einfügung zurückführen.

Architektur der GTG Basiskomponente PS–Regeln Lexikon Lexikonregel Strikte Subkategorisierung Tiefenstruktur semantische Komponente semantische Repräsentation Transformations- komponente Transformations- regeln Oberflächen- struktur phonologische Komponente phonologische Repräsentation

Basiskomponente: PSG-Regeln (1.) S'  (Q) S (2.) S  NP Aux VP (3.) VP  V ( ) (4.) Aux  Tense (Modal) (Perfect) (Progressive) (5.) Tense  (6.) Perfect  have +en (7.) Progr.  be + ing (8.) NP  (D) N (9.)

Basiskomponente: Redundanzregeln (1) [+Human]  [+Animate] (2) [+Animate]  [–Abstract, +Count] (3) [–Animate]  [–Human]

Basiskomponente: Lexikon John [+N, +Human, + ____] stars [+N, –Abstrakt, +Count, –Human, + D ____] try [+V, + ____ S] count [+V, + ____NP, + ____ [+Count]NP] will [+Modal] the [+D, +Def]

Basiskomponente: Strikte Subkategorisierung Z  X A Y Z X A Y  Eine Merkmalsmatrix wie heißt komplexe Symbol KS

Basiskomponente: Lexikonregel Ist KS ein komplexes Symbol und (P, S) ein Lexikoneintrag, wobei P die phonologische Form darstellt und S eine Merkmalsmatrix ist (z.B. John, [+N, +menschl, +___]) und S nicht verschieden von KS ist, dann kann KS durch die Vereinigung von S und KS ersetzt werden.

Das Lexikon in der Standardtheorie Ein Lexikoneintrag in der Standardtheorie enthält phonologische, syntaktische und syntaktisch/ semantische Information. Beispiel: der Eintrag für woman (exemplarisch): Syntaktisch/ semantische Merkmale Lexikalische Kategorie /wUm@n/: [+N, +Human, +Female, +D___, ...] Kontextmerkmal

Das Lexikon in der Standardtheorie Wozu dient diese Information? Um ein Lexem in einen PS–Baum einzusetzen, müssen die diesem zugeordneten Merkmale in Einklang gebracht werden können mit dem Komplexen Symbol — also der im PS–Baum durch strikte Subkategorisierung entwickelten Merkmalsmatrix.

Strikte (lokale) Subkategorisierung der Hauptkategorien NP D N   NP D N kategoriale Merkmale Kontext- Merkmale

Strikte (lokale) Subkategorisierung der Hauptkategorien NP Ein komplexes Symbol wie für das nebenstehende Substantiv kann nur durch die Merkmalsmatrix des ersten Lexikoneintrag ersetzt werden: D N woman [+N, +Human, +Female, +D__, …] John [+N, +Human, + ___,…] Dadurch werden Konstruktionen wie z.B. *the John von vorneherein verhindert.

Strikte (lokale) Subkategorisierung der Hauptkategorien VP Ein komplexes Symbol wie für das nebenstehende Verb kann nur durch die Merkmalsmatrix des ersten Lexikoneintrags ersetzt werden: V NP frighten [+V, +___NP, ___+[Human]NP , …] sleep [+V, + ___,…] Dadurch werden Konstruktionen wie z.B. *(John) sleeps the dog von vorneherein verhindert.

Tiefenstrukturen Die Ausgabe der Basiskomponente sind Tiefenstrukturen. Diese enthalten alle Informationen, die für die semantische Interpretation notwendig sind. Diese Tiefenstrukturen sind einerseits die Eingabe für die Semantische Komponente, die daraus eine semantische Repräsentation ableitet. Tiefenstrukturen sind andererseits die Eingabe für die Transformationskomponente, die sie in eine oder mehrere Oberflächenstrukturen überführt.

S NP VP S' N V John will try count Aux Tense Modal + N +__ Pres + V +__ S + V +__ NP the D + N + D___ stars + D + Def

Transformationen

X NP 1 2 1 2 Aux 3 3 V 4 4 [S NP 5 0 Aux 6 6 VP 7 7 Y 8 8

S' S NP Aux VP N Tense Modal V S + N +__ NP John + N +__ N + V +__ S Pres [+Modal] Aux VP John will try Tense V NP + V +__ NP Pres the D + N + D___ N stars + D + Def count

S' S NP Aux VP N Tense Modal V NP John + N +__ N S + N +__ + V +__ S Pres [+Modal] Aux VP to Tense Pres John will try V NP + V +__ NP the D + N + D___ N stars + D + Def count

Standard Theorie Prädikaten- Logik Präsuppositions-Logik Sprechakt-Theorie Funktionale Satz-Perspektive Standard Theorie Interpretative Semantik Generative Semantik Lexikalisch-Funktionale Grammatik Kasus Grammatik Relationale Grammatik Erweiterte Standard-Theorie