Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten

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 Präsentation transkript:

Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten Vorlesung „Partizipation im Internet“ im Wintersemester 2003/2004 Marco Rademacher, Freie Universität Berlin

Was bedeutet Wissen? dtv-Lexikon: german. „gesehen“, „erkannt haben“] Inbegriff von Kenntnissen und Erkenntnissen spezifische Gewissheit (Unterschied zur Vermutung, Meinung, Glauben) Begründet auf Erfahrung, Vernunft, Gewöhnung, Instinkt Zweck: äußere Daseinsgestaltung (Leistung) Erhöhung der Persönlichkeit (Bildung) Begründung der religiösen Existenz (Heils-, Erlösungswissen) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Was bedeutet Wissenschaft? Populäres Verständnis: Wissen schaffen Aber: -schaft bedeutet „Beschaffenheit“ [german: schaben, schnitzen] dtv-Lexikon: Gesamtheit der Erkenntnisse auf einzelnen Gebieten oder in ihrer Gesamtheit planmäßige Vermehrung, Darstellung, Begründung (durch Forschung, [ahd: forsca = Frage]) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Was ist Wahrheit? Karl Popper (1902 – 1994): unser Wissen ist kritisches Raten. Die Wissenschaft geht von offenen Problemen aus und endet in offenen Problemen. Es gibt kein allgemeines Kriterium der Wahrheit. Es geht nicht um Verifikation eines Satzes (Wahrheitsbeweis), sondern um Fehlersuche und Fehlerkorrektur, Annäherung an die Wahrheit. Wir haben die Pflicht zu dauernder Selbstkritik, dauerndem Lernen und dauernden kleinen Verbesserungen unserer Urteile. Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Kriterien für wissenschaftliches Arbeiten Objektivität: Person und Sache trennen Reliabilität: Zuverlässigkeit in Forschung und Darstellung Validität: gleichartige Vorgänge authentisch belegen Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Ökonomie der Wissenschaft Neues Wissen gründet sich immer auf vorhandenes Wissen Das Zitat ist in der Wissenschaftswelt so elementar, wie der Vertrag in der Rechtswelt Durch das Zitat wird ein Fundament für die Arbeit geschaffen, sie gewinnt an Wert Die Aussagen sind nachvollziehbar Der Zitierte bekommt Anerkennung („citation index“) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Prozess sich Wundern über ungeklärte Phänomene Beobachten und system. Aufzeichnen Sammeln und Ordnen von Material Experimente als „Fragen an die Natur“ Erstellen von Hypothesen und Theorien Beweis oder Widerlegung der Theorien Veröffentlichung und Lehre der neuen Erkenntnisse Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Umberto Eco verlangt: Wissenschaftliche Arbeiten enthalten: Gegenstand Neue Erkenntnisse oder einen neuen Blickwinkel auf alte Erkenntnisse (z.B. interdisziplinär) Nutzen für andere Hinweise auf die Nachprüfbarkeit der Erkenntnisse Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit Deckblatt Vorspann („frontmatter“) Haupttext („mainmatter“) Nachspann („backmatter“) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Deckblatt (Organisatorischer) Kontext Titel Autor Datum Zusätzlich eventuell: Art der Arbeit Version Änderungsdaten. Einzelne Komponenten können auch in den Vorspann verlagert werden oder kurze Vorspannelemente auf der Titelseite erscheinen. Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Vorspann ("frontmatter") Inhaltsverzeichnis Zusätzlich eventuell: Tafelverzeichnis Abbildungsverzeichnis Vorwort Zusammenfassung ("abstract") Kurzübersicht ("executive summery") unterschriebene Eigenständigkeitserklärung (bei Abschlussarbeiten), Notation (Kennzeichnung besonderer Textpassagen, z.B. Zitate, Programmcode, Computereingaben, etc.) Historie des Dokuments Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Haupttext ("mainmatter") Einleitung erster Abschnitt die Überschrift sollte die Art und Weise widerspiegeln, wie zum eigentlichen Thema im Hauptteil geführt wird Hauptteil einer oder mehrere Abschnitte wieder kurze, aber inhaltsbeschreibende Überschriften Schluss Überschrift sollte die Art des Endes widerspiegeln, wie Zusammenfassung, Ausblick, Abschließende Beurteilung, o.ä. Auch größere Abschnitte in Hinführung, Hauptteil und Zusammenfassung gliedern Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Nachspann ("backmatter") Anhänge Programmcode größere Grafiken wichtige Skizzen Fragebögen Berechnungen usw. Literatur- bzw. Quellenverzeichnis Eventuell zusätzlich: Index, Glossar (Erklärung wichtiger fremder Begriffe) Abkürzungsverzeichnis Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Argumentation Deduktiv Induktiv Chronologisch Entwickelnd Didaktisch Vom Allgemeinen zum Besonderen Induktiv Vom Besonderen zum Allgemeinen Chronologisch Ordnung nach zeitlichem Auftreten Entwickelnd Analog zu einem Prozess, wie z.B. einem Systementwicklungsprozess Didaktisch Je nach Lerntheorie sind viele Vorgehensweisen denkbar. Eine populäre bestünde z.B. aus Motivation oder Beispiel, eigentlicher aufeinander aufbauender Wissensvermittlung, Anwendung Behauptung, Erläuterung, Beweis Häufiges Vorgehen gerade in Rechtsdokumenten Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Hinweise zur Gestaltung 1 Gliederung Eine klare Gliederung spricht für klare Gedanken und spiegelt sich sofort im Inhaltsverzeichnis wider. Überschriften Überschriften sollten sehr kurz sein und eine inhaltliche Aussage liefern. Es ist klar, dass der erste Abschnitt eine Einleitung enthält, der zweite den Hauptteil beginnt und der letzte den Text abschließt. Zitierungen Fremde Gedanken sollen kenntlich gemacht werden. Wird nur sinngemäß zitiert, wird der Abschnitt mit dem Hinweis "nach Mr.X" abgeschlossen. Wird wörtlich zitiert, bedarf es zusätzlicher Auszeichnung (z.B. Anführungszeichen). Sollten unübliche Auszeichnungen verwendet werden, so wird ein Abschnitt zur Notation nötig. Das Zitat sollte auch einen Hinweis auf das konkrete Dokument beinhalten, dem es entnommen wurde. Die vollständige Referenz findet man dann im Literaturverzeichnis. Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Hinweise zur Gestaltung 2 Einträge im Literaturverzeichnis Autor (bzw. Herausgeber), Titel, Untertitel, Erscheinungsort und -zeit. Eventuell auch das größere Werk, dem die zitierte Arbeit entnommen wurde Bei Internetquellen wegen der Veränderlichkeit Zeitpunkt der letzten Sichtung angegeben ("zuletzt gesichtet am..." statt "Stand") Standards variieren, sollten aber einheitlich sein Üblich ist zum einen eine Liste der Einträge durch Kommata getrennt Autor: Titel: Untertitel. Ort: Verlag, Zeit Verständlichkeit Gedachtes schreiben! Kurze, klare Sätze, ohne Auslassungen AKÜs Jede ungebräuchliche Abkürzung hemmt Lesefluss und Verständnis Im Zweifelsfall ausschreiben AKü mindestens beim ersten Auftreten ausgeschreiben Bei vielen Abkürzungen, empfielt sich ein Abkürzungsverzeichnis. Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Hinweise zur Gestaltung 3 Layout „form follows function“ Seitenzahlen bei längeren Texten Kopfzeilen mit Abschnitt Optisch deutliche Trennung aller Elemente durch Weißraum oder bei wenig Platz durch Striche Je kürzer die Zeilen, deste besserer Lesefluss Ränder lassen, bei Bedarf für Randnotizen ("margin-notes") Layout durchgehend beibehalten Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Hinweise zur Gestaltung 4 Typografie Wenige Schriftarten, Schriftgrößen, Farben Wie in einem Roman Zeichenabstand kleiner als der Wortabstand Wortabstand kleiner als der Zeilenabstand Flattersatz oder bei Blocksatz lange Wörter trennen Serifenschriften bei Fließtext, um das Auge an der Zeile zu leiten Leicht aufzufindende Textstellen mit Sans-Serif-Zeichensatz Für sprachliche Betonungen ist kursive Schrift üblich Verpönt: Unterstreichungen Trennlinien nach Möglichkeit durch Weißraum ersetzen zu große Schriftgröße und Durchschuss zum Seitenfüllen, bewährt haben sich wahrscheinlich 11 und 12 pt (pt=Punkt ist ein Druckereimaß, nicht Pixelanzahl!) Zur "richtigen" Meinung frage man besser seinen Dozenten oder lasse sich scheinheilig eine "gute" Arbeit zeigen. ;^) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Hinweise zur Gestaltung 5 Grafiken Das Verstehen unterstützen Zusammenhänge herstellen …liefert Rückschlüsse über die Übersicht des Autors! Grafiken sind eine Ergänzung und ersetzen nicht den Fließtext! Tabellen Lange Aufzählungen machen den Fließtext langatmig. Auch als einfaches und gewohnt gut lesbares Strukturierungsmittel eignen sich Tabellen. Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de

Einpacken und „Verkaufen“ verbundenen Seiten Bei Abschlussarbeiten (Diplom, Magister, Examen) Seiten untrennbar verbunden (der nachträgliche Austausch von Seiten soll unterbunden werden) Üblich und effizient ist der Ausdruck auf DIN A4 Uns reicht meist eine elektronische Version in einem gebräuchlichen, Internet-geeigneten Druckformat (z.B. PDF) Soll die Arbeit von anderen fortgesetzt werden, ist zudem die Quelldatei interessant. Sie sollte sich dann an einen Internet-Standard halten (HTML oder XML) oder einem anderen offenen Standard folgen (nach Absprache) Marco.Rademacher@inf.fu-berlin.de