Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó

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 Präsentation transkript:

Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó Katholische Kirche und Katholiken: Österreich im europäischen Kontext (19. und 20. Jahrhundert)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Fazit „Kulturkampf“ in Österreich: Antikatholische Gesetzgebung nur kurzzeitig, kein langer Kampf des Staates (kurze „liberale Ära“) Liberale Gesetze blieben bestehen, nur leichte Modifikationen unter konserv.-slaw. Koalition (1879- 93) Kulturkampf mehr Sache von Eliten als in Dtld. Langfristig: Christlich-Soziale antiliberal, antisozialistisch, antisemitisch

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Rückblick auf 18. April 2007: Erstes Vatikanisches Konzil 1869/70 Kulturkämpfe in Europa und Österreich enges Verhältnis Vatikan – Kaisertum Festhalten an “Pietas Austriaca” Papstwahl 1903: Pius X. statt Rampolla – Einfluß Franz Josephs

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Kaiser Franz Joseph I. besucht Mariazell, 1910. Quelle: www.de.wikipedia.org/wiki/Mariazellerbahn

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext XXIII. Eucharistischer Weltkongreß in Wien 1912 Eucharistische Bewegung: Initiatorin: Marie „Emilienne“ Tamisier (1834-1910) Erster Nationaler Kongreß Lille 1875 (Erzbf. v. Cambray), 1881 erster Weltkongreß ebd. großer Zuspruch von Klerus und Laien, Papst Leo XIII. unterstützt Bewegung Hintergrund: Frömmigkeitsbewegung, Kampf gegen Laizismus Protestanten: „katholischer Triumphalismus“

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. Kapitel: Katholiken zwischen Ultramontanismus, Nationalismus und Erneuerung (1799-1914) Teil 2: Fundamentalpolitisierung und katholische Erneuerung (1860-1914) 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914) Begriff “katholische Erneuerung” innerhalb der modernen Gesellschaft / mit modernen Mitteln Katholische Intellektuelle (Lamennais, Görres) Katholische Laienbewegungen /Kath. Aktion (Leo XIII.) Katholische Parteien und Gewerkschaften Presse- und Verlagswesen Römischer Zentralismus / Ultramontanismus Katholischer Nationalismus

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914) Entwicklung Papsttum 1881 Tod Pius IX. - Sarg angegriffen 1889 Giordano Bruno- ,1895 Garibaldi-Denkmal in Rom 1891 Rerum Novarum (Leo XIII.) 1894 Friedensschreiben Leo XIII.' - Dreibund protestiert 1899 Haager Friedenskonferenz 1900 Heiliges Jahr

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914) Österreich: Entwicklung bis 1870 D. Bowman, William, Priest and Parish in Vienna, 1780 to 1880, Humanities Press: Boston 1999. Thesen Bowmans: Wiener Pfarrer konnten josephinisches Ideal (Verbersserung der Seelsorge) nicht erfüllen: zu wenig Pfarreien soziale und kulturelle Distanz zu Arbeiterschaft (bäuerliche Herkunft)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914) Österreich: Entwicklung bis 1870 Gegenbeispiel: Schlesisches Kohlerevier Bjork, James, ‚Industrial Piety: The Puzzling Resilience of Religious Practice in Upper Silesia, in: Die Gegenwart Gottes in der modernen Gesellschaft. Transzendenz und religiöse Vergemeinschaftung in Deutschland. / The Presence of God in Modern Society. Transcendence and Religious Community in Germany. Hrsg. v. Michael Geyer u. Lucian Hölscher, Göttingen: Wallstein Verlag. 2006.

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 3. 2. 4. Katholische Erneuerung (1870-1914) Österreich: Entwicklung bis 1870 Gegenbeispiel: Schlesisches Kohlerevier James Bjork: besondere Frömmigkeit im schlesichen Revier Entscheidend: Eigeninitiative der Gläubigen preußischer Staat finanziell zurückhaltend Andrang bei Gottesdiensten wie in Tirol: Katholizismus identitätsstiftend; ambivalente Haltung gegenüber “fremden” Katholiken

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Österreich: Entwicklung 1870-1914: Antikatholizismus „Altkatholische Religionsgem.“ (Döllinger) staatl. Anerk. (1877), schon 1871 S. Salvator vom Wiener Gemeinderat überlassen „Los-von-Rom“ Bewegung (seit 1897) Georg (Ritter von) Schönerer (1842-1921), 1879 Führer der Alldeutschen in Ö., Konvertit, Gefängnis 1888 Höhepunkt 1898-1901: ca. 15.000 Konversionen zum Protestantismus/zur Alt-Katholischen Kirche Bis 1914: v. a. Böhmen, Mähren, Steiermark, NÖ ca. 80.000

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Quelle: „Der Floh“, 1. August 1905, „Das Kreuz von Österreich“, von Th. Zajacakowski. www.payer.de/religi onskritik/floh

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Politischer Katholizismus in Österreich: Bezugspunkt: Zentrumspartei in Preußen (1858, ab 1852 kath. Fraktion im Preuß. Landtag), s. 1879 regierungsnah, 1890 Regierung Christlichsoziale Bewegung: erste Ansätze um Clemens M. Hofbauer Demokratischer Katholikenverein 1848 (S. Brunner, J. E. Veith) Christlich-Sozialer Verein 1887 (F. Piffl, K. Lueger, Prinz Aloys Liechenstein Katholikentag Wien 1889, R. Nov. (1891), Christlich-Sozialer Arbeiterverein (1892) → Christlichsoziale Partei (1893) (Lueger, Liechtenstein, K. v. Vogelsang)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext „Der Floh“, 16. April 1893, Bildunterschrift: „Fürst Aloys Liechentenstein: 'Was? Der Heilige Vater segnet auch Judenknaben! Da lasse ich mir gleich den Peterspfennig zurückgeben.'“

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Politischer Katholizismus in Österreich: Christlichsoziale Partei: Wählerschaft: kleines u. mittleres Bürgertum in Wien (1895 Zweidrittelmehrheit im Wiener Gemeinderat) Später auch: bäuerliche Bevölkerung, Altkonservative, Altklerikale 1911 Wahlniederlage nach Tod Luegers (1910) Tendenz: gegen Liberalismus, Sozialismus, Kapitalismus, “jüdischen Einfluß” (auch: Civiltà Cattolica)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Christliche Gewerkschaften Reichskommission (1906), Zentralkommission (1909) 1913: 37.000 Mitglieder (Sozialdem. Gewerkschaften: über 415.000) Katholische Presse: „Reichspost“, nach 3. Öst. Katholikentag in Linz (1892) Katholischer Volksbund Zentralkomitee als nichtpol. Zentralorganisation auf 5. Katholikentag in Wien (1905) errichtet, ab 1908 K. V.

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Frömmigkeit in Europa Vgl. Blackbourn, David, Marpingen, 1994. Herz-Jesu-Kult Anno Santo 1900: Leo XIII. weiht Menschheit dem Herzen Jesu – Höhepunkt: Fronleichnamsprozession Paris: 1891 Sacre Coeur geweiht – auch gegen Erinnerung an Comune Marienkult Lourdes (seit 1858, Marienerscheinungen der Bernadette Soubirous → Dogma Unbefl. Empfängnis 1854) 1876 bereits 100.000 Gläubige bei Einweihung der Kirche, jährlich 2 Mio. (trotz Zola-Roman v. 1894)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Frömmigkeit in Österreich: Seit 1893 Männerwallfahrt nach Maria Zell, 1908 Kirche zur Basilica minor erhoben 1895 Klosterkirche in Mariastern (Vbg.) erbaut, dortige Zisterzienserinnen (1856 aus der Schweiz gekommen) förderten Herz-Jesu und Herz-Mariä-Verehrung

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Aufschwung Klosterbewegung, besonders weibliche Orden Salzburg: 1853 200 Eintritte in Frauenorden, 1909 schon 1.044 Wien: von 340 (1853) auf 4.576 (1909) gestiegen Zahlen nach: Rücker, Franziska, Diplomarbeit TU Wien, Theologie 2001. Nonnen v. a. karitativ tätig: Schulen, Heime, Krankenpflege seltener: Eintritt in kontemplative Orden

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Aufschwung Klosterbewegung, besonders weibliche Orden ähnliche Entwicklung in Deutschland, Ungarn Zahlreiche neue Orden gegründet Joachim Schmiedl: wichtiger Beitrag zur Herausbildung von Frauenberufen (besonders im Pflegebereich) und zur Professionalisierung weiblicher Berufstätigkeit Ab Mitte des 20. Jh.: Wohlfahrtsstaat verdrängt weibliche Orden und Frauenkongregationen

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Erster Weltkrieg: Schwierige Situation für Papstkirche und Katholiken Rückblick auf 19. Jahrhundert: Spannungsverhältnis Katholizismus – Nationalismus Papst Benedikt XV.: Friedensappelle, Unparteilichkeit Zwei Drittel aller Katholiken im Krieg: 124 Mio. Entente (Frankreich, Belgien, Italien) – 64 Mio. Mittelmächte viele Katholiken sahen – ähnlich wie Arbeiter – Krieg als Chance ihre 'nationale Treue' zu beweisen, in „nationale Gemeinschaft“ integriert zu werden (bes. Frankreich, Deutschland, Italien)