Berufung auf Alte Kirche Dr. Adrian Suter Departement für Christkatholische Theologie Theologische Fakultät Universität Bern.

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Berufung auf Alte Kirche Dr. Adrian Suter Departement für Christkatholische Theologie Theologische Fakultät Universität Bern

Berufung auf Alte Kirche als Kriterium für Theologie heute? 1.Einleitung 2.Alte Kirche und altkatholische Identität 3.Tradition 4.Entwicklung 5.Altkatholische Debatten 6.Alte Spannungen und bleibende Anliegen 7.Fazit: Wunsch und Wirklichkeit

Aus der Münchener Pfingsterklärung (1871), I «Treu der unverbrüchlichen und auch von Papst und Bischöfen nicht bestrittenen Pflicht eines jeden katholischen Christen, am alten Glauben festzuhalten und jede Neuerung, würde sie auch von einem Engel des Herrn verkündet, abzuweisen, beharren wir in der Verwerfung der Vaticanischen Dogmen.» «Durch diese Lehren, wie sie der Papst in den Vaticanischen Dekreten verkündet hat, wird … der oberste Grundsatz des katholischen Glaubens zerstört, dass der Christ nur das anzunehmen verpflichtet sei, was jeder Zeit, überall und von Allen gelehrt und geglaubt worden ist.»

Aus der Münchener Pfingsterklärung, II «Wohl hat man versucht, diese neuen Lehren, welche in ihrer nackten Derbheit und kaum zu berechnenden Tragweite jedes christliche Gefühl verletzen, abzuschwächen und dem Volke den Wahn beizubringen, als ob sie alt und stets geglaubt und ganz unverfänglich wären.»

Aus dem Münchener Programm (1871), I «Im Bewusstsein unserer religiösen Pflichten halten wir fest an dem alten katholischen Glauben, wie er in Schrift und Tradition bezeugt ist, sowie am alten katholischen Cultus.» «Wir halten fest an der alten Verfassung der Kirche.» «Wir betonen, dass die Lehrentscheidungen eines Concils im unmittelbaren Glaubensbewusstsein des kathoilschen Volks und ind er theologischen Wissenschaft sich als übereinstimmend mit dem ursprünglichen und überlieferten Glauben der Kirche erweisen müssen.»

Aus dem Münchener Programm (1871), II «Wir erstreben unter Mitwirkung der theologischen und canonistischen Wissenschaft eine Reform in der Kirche, welche im Geiste der alten Kirche die heutigen Gebrechen und Missbräuche heben und insbesondere die berechtigten Wünsche des katholischen Volks auf verfassungsmässig geregelte Theilnahme an den kirchlichen Angelegenheiten erfüllt werde, - wobei, unbeschadte der kirchlichen Einheit der Lehre, die nationalen Anschauungen und Bedürfnisse Berücksichtigung finden können.»

Aus dem Bericht über die Zweite Bonner Unionskonferenz (1875): Thesen Ossinin, I Voraussetzung für einen möglichen Erfolg sei, dass «man von beiden Seiten auf der Basis der alten ungetrennten Kirche zurückzugehen bereit ist» und «beiderseits nur die Auctorität und Tradition der alten ökumenischen Kirche als Grundlage und als Kriterium des für die ganze christliche Welt verplichtenden Lehrsystems anerkannt wird.» Für die Orthodoxen selbst hält er fest, dass diese «ihr ganzes Lehrsystem als durch die Bestimmungen der sieben ökumenischen Concilien und durch die mit diesen Concilien übereinstimmenden Lehre der alten Kirchenväter abgeschlossen und unantastbar ansieht.»

Aus dem Bericht über die Zweite Bonner Unionskonferenz (1875): Thesen Ossinin, II «Auf der Basis der ungetrennten Kirche stehend, müssen die Vertreter eines im wahren christlichen Sinne unternommen Unionsversuches nur die Überlieferungen als allgemein bindend oder obligatorisch anerkennen, welche in der alten Kirche eine dogmatische Bedeutung und Auctorität besassen…»

Aus dem Bericht über die Zweite Bonner Unionskonferenz (1875): Thesen Ossinin, III «als Dogmen … sind nur diejenigen Lehrsätze anzusehen, welche ihrem Ursprunge und Inhalte nach in der göttlichen Offenbarung wurzeln und deshalb entweder a.in der heil. Schrift … ausgedrückt sind, oder b.durch ein ökumenisches Concil bestätigt und definirt sind, oder c.durch das einstimmige Zeugnis der alten Kirchenväter als eine von der göttlichen Offenbarung herrührende und deshalb im allgemeinen kirchlichen Bewusstsein traditionell feststehende Wahrheit eine obligatorische Bedeutung erhalten haben. Quod semper, quod ubique etc.»

Aus dem Bericht über die Zweite Bonner Unionskonferenz (1875): Döllinger «1. Wir sind uns einig in der Annahme der dogmatischen Beschlüsse der ökumenischen Concilien und des nicenisch- constantinopolitanischen Symbolums. 2. Was Johannes von Damaskus … über den heiligen Geist lehrt, davon können wir jeden Satz unterschreiben.» «Wir dürfen bei unseren Verhandlungen nicht die Basis der alten Kirche verlassen und uns in die Zeit begeben, in welcher die Theologen von beiden Seiten die äusserste Zuspitzung des Lehrtropus ihrer Kirche anstreben.»