Eine moralische Ordnung schaffen - mit Verantwortung

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 Präsentation transkript:

Eine moralische Ordnung schaffen - mit Verantwortung Die Verantwortungsethik

Voraussetzungen der Verantwortung (Willens-)Freiheit Vernunft/Entscheidungsfähigkeit Mündigkeit Möglichkeit, die Konsequenzen einer Handlung abzuschätzen

Verantwortung: Wer, wofür, weshalb? Verantwortung steht für ein dreistelliges Verhältnis: Die Verantwortung von einer Person bzw. mehreren Personen, wie zum Beispiel des Bundeskanzlers, einer Firma, eines Vereins, einer Nation Die Verantwortung dieser Person(en) für ihr Tun und Lassen im weitesten Sinne, wie zum Beispiel das eigene Handeln, die einem übertragene Aufgabe, das anvertraute Kind, die unterlassene Hilfeleistung usw. Die Verantwortung der Person(en) vor einer Instanz, die einen zur Rechenschaft ziehen kann, wie zum Beispiel das eigene Gewissen, die Eltern, der Chef in der Arbeit, Gerichte usw.

Prospektive und retrospektive Verantwortung Ich kann retrospektiv Verantwortung für etwas übernehmen, das bereits geschehen ist und das im weitesten Sinne von mir verschuldet wurde. Ich kann prospektiv für etwas Verantwortung übernehmen, das erst noch geschehen soll, also Sorge tragen für die Zukunft.

Juristische Verantwortung Juristische Verantwortung ist immer retrospektive Verantwortung. Voraussetzungen der juristischen Verantwortung Vorsatz => Der Täter hatte die Absicht eine bestimmte Handlung auszuführen. (Abzugrenzen und zu unterscheiden ist der Vorsatz von der Fahrlässigkeit.) Rechtswidrigkeit => Diese Handlung verstößt gegen geltendes Recht. Schuldhaftigkeit => Der Täter ist fähig, das Unrecht seiner Handlung zu erkennen. Steuerungsfähigkeit => Der Täter ist fähig, seine Handlungen zu kontrollieren. Strafmündigkeit => Der Täter ist nicht jünger als 14 Jahre (gilt in Deutschland). 

Zivilcourage Eine besondere Art der Verantwortungsübernahme ist die Zivilcourage. Zivilcourage zeigt sich in der Bereitschaft, sich einzumischen d.h. moralisch verwerfliches Verhalten nicht zu tolerieren. Für mangelnde Zivilcourage kann man jedoch in der Regel nicht juristisch verantwortlich gemacht werden. Zivilcourage veranschaulicht somit den Bereich der moralischen Verantwortung.

Das Prinzip Verantwortung nach Hans Jonas Angesichts der zunehmenden Umweltzerstörung und den damit verbundenen Risiken für die Menschheit entwickelte Hans Jonas eine Philosophie der Verantwortung. Diese Philosophie hat er im so genannten verantwortungs-ethischen Imperativ auf den Punkt gebracht, der in verschiedenen Formulierungen vorliegt.

Der verantwortungsethische Imperativ (verschiedene Formulierungen) „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung nicht zerstörerisch sind für die künftige Möglichkeit solchen Lebens.„ „Gefährde nicht die Bedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit auf Erden.„ „Schließe in deine gegenwärtige Wahl die zukünftige Integrität des Menschen als Mit-Gegenstand deines Wollens ein, [...].“

Der verantwortungsethische Imperativ Der verantwortungsethische Imperativ fordert von uns ein Handeln, das auf Nachhaltigkeit bedacht ist. Wir sollen uns so verhalten, dass die Lebensbedingungen nachfolgender Generationen dadurch nicht beeinträchtigt werden. Es geht Jonas dabei nicht nur um das physische Überleben der Gattung Mensch, sondern auch um den Fortbestand der Idee des Menschen als einer Verkörperung der Humanität, also eines von Moral, Mitgefühl und Respekt geprägten Verhaltens anderen gegenüber.

Die Grundprinzipien der Verantwortungsethik nach Jonas Prinzip der Vorsicht Vorsicht bedeutet für Jonas, bei Unsicherheit bezüglich möglicher Folgen unseres Handelns immer den denkbar schlechtesten Fall anzunehmen und unser Handeln entsprechend auszurichten. Bei Abwägung von Chancen und Risiken, etwa bei der Genforschung, rät Jonas also dringend dazu, im Zweifelsfalle nichts zu unternehmen.

Die Grundprinzipien der Verantwortungsethik nach Jonas Prinzip der Selbstbeschränkung In der von Jonas ausgesprochenen Warnung vor einer Fixierung auf Wirtschaftswachstum deutet sich das zweite zentrale Prinzip an, nämlich das der Selbstbeschränkung. Wir sollen unsere Ansprüche an das Leben nicht immer weiter steigern, sondern eher absenken, um auch ohne permanentes Wirtschafts-wachstum und die damit einhergehende immer stärkere Ausbeutung der Natur auszukommen. => Jonas gilt somit als Begründer der Umweltethik.

Die Umweltethik In der Umweltethik gibt es vier verschiedene Grundpositionen. Sie unterscheiden sich im Umfang der Naturobjekte, denen ein Eigenwert zugeschrieben wird. Eigenwert bedeutet, dass etwas nicht nur aufgrund seines instrumentellen Wertes, seines Nutzens, rücksichtsvoll behandelt werden soll, sondern um seiner selbst willen.

Positionen der Umweltethik Anthropozentrik Pathozentrik Biozentrik Holismus

Moralische und nicht-moralische Begründungen Moralische Begründungen haben den Anspruch unabhängig von äußeren Umständen (Ort und Zeit) und bestimmten Zwecken zu gelten. Nicht-moralische Begründungen gelten unter bestimmten Umständen und zur Erreichung bestimmter Zwecke. Beispiele: moralisch: Es ist falsch, Kinder zu misshandeln. nicht-moralisch: Es ist falsch, den Krankenkassenbeitrag zu senken.

Pathozentrische Umweltethik: Die Tierethik Peter Singers Peter Singer, einer der Begründer der Tierethik argumentiert folgendermaßen: Gleichheit ist keine Tatsachenbehauptung, sondern eine moralische Forderung. Gleichheit als moralische Forderung bedeutet, dass die Interessen eines jeden Wesen, das durch eine Handlung betroffen ist, berücksichtigt und gleichermaßen gewichtet werden müssen wie die entsprechenden Interessen eines jeden anderen Wesen. Diese Berücksichtigung der Interessen des jeweiligen Lebewesens muss gemäß dem Prinzip der Gleichheit auf alle Lebewesen ausgedehnt werden, also auch auf Tiere.

Pathozentrische Umweltethik: Die Tierethik Peter Singers Die Fähigkeit zu leiden ist die wesentliche Eigenschaft, die einem Lebewesen das Recht auf gleiche Berücksichtigung seiner Interessen verleiht. Wenn ein Wesen leidet, kann es keine moralische Rechtfertigung dafür geben, dieses Leiden nicht zu berücksichtigen. Wie auch immer dieses Wesen beschaffen sein mag, das Prinzip der Gleichheit verlangt, dass sein Leiden genauso zählt wie ein entsprechendes Leiden irgendeines anderen Wesens. Ziel sollte es immer sein, die Gesamtmenge an Glück zu vergrößern und die Gesamtmenge an Leid zu verringern (=> Utilitarismus).