Sprache als Weltsicht Inhaltsbezogene Grammatik Humboldts Sprachphilosophie
Zur Person Wilhelm von Humboldts * 22. 6. 1767 in Potsdam, † 8. 4. 1835 in Tegel Staats- und Kulturtheoretiker, Sprach- und Kunstwissenschaftler H. hatte Verbindungen zu fast allen Intellektuellen, Politikern und Wissenschaftlern seiner Zeit (umfangreiche Briefwechsel) längere Aufenthalte in Paris (1797-1801) und Rom (1802-1808) und Reisen ins Baskenland (1799 und 1801) waren wichtig für Reflexion über Sprache Beschäftigung mit über 100 Sprachen; beherrschte selbst über 10 gut
Verhältnis von Sprache und Denken vor Humboldt schon in Antike, mittelalterlichem Universalienstreit und negativer Theologie von Nikolaus von Kues Vorstellung erkennbar, dass sich Sprachformen und Denkformen wechselseitig beeinflussen Johann Gottfried Herder (1744-1803): Wendung von Kants Vernunft zur Sprache; Erkenntniskritik und Sprachkritik gehören zusammen Johann Georg Hamann (1730-1788): Kritik an Vernunftgläubigkeit der Aufklärung; Frage nach dem Einfluss der Sprache auf die Vernunft
Das Verhältnis von Sprache und Denken bei Humboldt Verlagerung der Sprache vom Rand in den Mittelpunkt der Philosophie Sprache als „bildendes Organ des Gedanken“, Gedanken entstehen erst durch Sprache (ebenso Herder) „(Sprache ist) das Mittel, durch welches der Mensch zugleich sich selbst und die Welt bildet oder vielmehr seiner dadurch bewusst wird, dass er eine Welt von sich abscheidet” (Brief an Schiller)
Das Verhältnis von Sprache und Denken bei Humboldt analogische Struktur der Sprache (Grammatik und Wortschatz bilden Welt ab) Weltansicht: jeweilige Interpretation der Welt schlägt sich in den einzelnen Sprachen nieder Beispiel 1: Semantik Deutsch: Geld verdienen, Englisch: earn money (ernten), französisch: gagner (gewinnen) Beispiel 2: Syntax „Die Sonne geht auf“ -> geozentrisches Weltbild Beispiel 3: Lexikalisch Schlitzauge -> verstärkt rassistische Stereotype Weitere Beispiele?