Wirtschaftsanthropologie Vorlesung

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Wirtschaftsanthropologie Vorlesung Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie Vorlesung Prof. Dr. Johannes Moser Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie Wintersemester 2014/15

Wirtschaftsanthropologie 2 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 2 Organisatorisches Teilmodulprüfung am 29.1.2015 Definitionen Grundbegriffe: Produktion, Tausch, Konsum Geschichte und Theorie der Wirtschaftsanthropologie Grundsätzliche Bemerkungen Historische Entwicklung Neoklassik

Wirtschaftsanthropologie 3 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 3 Die verschiedenen Wirtschaftstypen Wildbeutertum Niederer Bodenbau Hirtentum Höherer Bodenbau Industrielle Gesellschaft Nachfragetheorie: mikroökonomische Theorie; zentrale Begriffe wie Nutzen, Grenznutzen etc. Formalismus: Ausrichtung der Wirtschafts-anthropologie, die die neoklassische Theorie anzuwenden versucht.

Wirtschaftsanthropologie 4 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 4 Substantivismus: Steht im Gegensatz zum Forma-lismus; „primitive“ Gesellschaften entsprechen nicht dem neoklassischen Modell. Weitere Entwicklung Marshall Sahlins Neomarxistische Ansätze Ungleichheit und Klassen Dahrendorf: Ursprung der Ungleichheit Der Wert: Verschiedene Konzeptionen von Wert

Wirtschaftsanthropologie 5 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 5 Der wirtschaftliche Zyklus Produktion und Produktivität Wirtschaft des Haushaltes Die Symbolik des Konsums Geld: Funktionen des Geldes Kredit/Schulden Das Konzept der moralischen Ökonomie Der flexible Kapitalismus aus der Perspektive von Richard Sennett Wirtschaftsanthropol. Überlegungen zu Eisenerz Dienstleistungsbranchen in Frankfurt

Wirtschaftsanthropologie 6 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 6 Definitionen von Wirtschaft: “Die Wirtschaft ist die Gesamtheit aller Einrich-tungen und Maßnahmen menschlicher Daseinsge-staltung, die sich auf Produktion und Konsum sog. knapper Güter beziehen”. (Meyers Taschenlexikon) Wirtschaft ist die Gesamtheit der Einrichtungen und Prozesse, aus denen sich laufend eine Bedürfnisbefriedigung durch Produktion und Verteilung von Gütern und durch das Angebot von Dienstleistungen für eine Bevölkerung ergibt. (Soziolog. Wörterbuch)

Wirtschaftsanthropologie 7 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 7 Als Wirtschaft oder Ökonomie wird die Gesamtheit aller Einrichtungen, wie Unternehmen, private und öffentliche Haushalte, und Handlungen verstanden, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen. Hierzu zählen insbesondere die Herstellung, der Verbrauch, der Umlauf und die Verteilung von Gütern. (Wikipedia) Die technischen Methoden und sozialen Organisa-tionsformen der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur (…) sowie die Aneignung, Verteilung und Konsumtion der dadurch gewonnenen Produkte. (Ethnologisches Wörterbuch)

Wirtschaftsanthropologie 8 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 8 „Die Wirtschaftsethnologie ist jener Bereich der Ethnologie, der sich mit den sozialen Prozessen der Versorgung von Menschen mit Gütern und Leistungen - dies ist eben Wirtschaft - befaßt.” (Ethnologie-Einführung) Wirtschaft im engeren Sinne bedeutet die Auftei-lung knapper Mittel auf konkurrierende Ziele. (M. Harris) “Wirtschaft umfaßt diejenigen kulturell deter-minierten Aktivitäten, durch welche Menschen mit ihrer physischen und sozialen Umgebung inter-agieren und die sich auf die Allokation knapper Ressourcen auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse beziehen.” (Martin Rössler)

Wirtschaftsanthropologie 9 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 9 Produktion “Die Produktion ist derjenige Aspekt menschlicher Aktivitäten, in dem die wirtschaftlichen Werte durch Arbeit hervorgebracht werden.“ (Jürgen Jensen) Produktionsfaktoren natürliche Ressourcen Arbeitskraft und Kenntnisse von Menschen Produktionsmittel (technische Hilfsmittel)

Wirtschaftsanthropologie 10 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 10 Distribution Versorgung der Menschen durch Güter und Dienstleistungen Tausch Reziprozität Generalisierte Reziprozität Ausgeglichene Reziprozität Negative Reziprozität Redistribution Marktaustausch

Wirtschaftsanthropologie 11 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 11 Ausgeglichene Reziprozität Gelegenheit ein Bier Student A bei anderer Student B zahlt Student B ein Bier Student A zahlt

Wirtschaftsanthropologie 12 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 12 Generalisierte Reziprozität Student B informiert Student A insgesamt freundschaftlich - oder zahlt einen Kaffe - oder verhält sich über Termin Student B ein Bier Student A zahlt

Wirtschaftsanthropologie 13 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 13 Negative Reziprozität Student A klaut ein Student A stellt das Buch Buch aus der Bibliothek in die eigene Bibliothek

Wirtschaftsanthropologie 14 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 14 Redistribution Bauern oder Untertanen liefern Getreide und Dienstleitungen an die Redistributionszentrale Die Redistributionszentrale vergibt Landrechte und stellt Verwaltungsleistungen Die Mitarbeiter der Verwaltung werden aus redistribuierten Gütern bezahlt

Wirtschaftsanthropologie 15 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 15 Marktaustausch Rechtlich gleichberechtigte Partner tauschen als äquivalent angesehene Güter und/oder Dienst-leistungen. Tauschliteratur Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Frankfurt am Main 1984 (11950). Helmuth Berking: Schenken. Zur Anthropologie des Gebens. Frankfurt/Main 1995

Wirtschaftsanthropologie 16 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 16 Marcel Mauss: Die Gabe (Essai sur le don) Gabentausch „fait social total“ – totale gesellschaftliche Tatsache Mauss interessieren zwei Fragen: „Welches ist der Grundsatz des Rechts und Interes-ses, der bewirkt, dass in den rückständigen oder ar-chaischen Gesellschaften das empfangene Ge-schenk zwangsläufig erwidert wird? Was liegt in der gegebenen Sache für eine Kraft, die bewirkt, dass der Empfänger sie erwidert?“

Wirtschaftsanthropologie 17 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 17 4 Kapitel I. Die Gaben und die Verpflichtung, sie zu erwidern II. Verbreitung dieses Systems. Freigiebigkeit, Ehre, Geld III. Weiterleben dieser Prinzipien in den alten Rechts- und Wirtschafts- ordnungen IV. Schlußfolgerungen

Wirtschaftsanthropologie 18 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 18 Erstes Kapitel Potlatsch (Nordamerika und Polynesien) Form demonstrativen Konsums Zwei Elemente des Potlatch: Das Element der Ehre Das Element der absoluten Verpflichtung, Gaben zu erwidern hau = Geist einer Sache (bei den Maori) Drei Momente des Tausches: die Verpflichtung, Geschenke zu machen die Verpflichtung, Geschenke anzunehmen und die Verpflichtung, Geschenke zu erwidern

Wirtschaftsanthropologie 19 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 19 Zweites Kapitel: Gabentausch als totale soziale Tatsache Vergabe von Geschenken, um Freundschaft zu stiften Kredit Frist und Ehre Erwiderungspflicht - Schuldknechtschaft

Wirtschaftsanthropologie 20 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 20 Drittes Kapitel Betrachtung weiterer Gesellschaften Römisches Recht nexum res furtum re Germanisches Recht Gabe und Pfand Chinesisches Recht Unlösbares Band zwischen Sache und ursprüngl.Besitzer

Wirtschaftsanthropologie 21 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 21 Viertes Kapitel Bezug zu modernen Gesellschaften (erste Hälfte 20. Jahrhundert) Sozialgesetze Spendensystem in angelsächsischen Ländern Moral des Geschenkaustauschs Fait social total Juristische, politische, religiöse, wirtschaftliche und ästhetische Phänomene

Wirtschaftsanthropologie 22 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 22 Konsum Verzehr oder Verbrauch von Gütern Bedürfnisse Unterschiede im Konsumverhalten nach Regionen, Gesellschaften etc. nach Geschlecht nach sozialem Status Wert von Konsumgütern Brauchbarkeit Prestige Güter als Produktionsmittel und Kapital

Wirtschaftsanthropologie 23 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 23 Geschichte & Theorie der Wirtschaftsanthropologie Henri Lewis Morgan: „Ancient Society“ Bronislaw Malinowski: „Argonauten des westlichen Pazifik“ Marcel Mauss: „Die Gabe“ Wirtschaftswissenschaften – Wirtschaft Wirtschaftsanthropologie – Wirtschaftswissenschaft Merkantilismus und Physiokratismus Francois Quesnay (1694-1774) Anne Robert Jacques Turgot (1727-1781)

Wirtschaftsanthropologie 24 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 24 Merkantilismus und Physiokratismus Francois Quesnay (1694-1774) Anne Robert Jacques Turgot (1727-1781) Adam Smith (1723-1790): „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre Landwirtschaft und Industrie Arbeit Wert „laissez faire“ Homo oeconomicus

Wirtschaftsanthropologie 25 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 25 Alfred Hirschmann: „Leidenschaften und Interessen“ Augustinus (354-430) Blaise Pascal (1623-1664) Giambattista Vico (1668-1744) Leidenschaften – Vernunft – Interessen David Ricardo (1772-1823) Karl Marx (1818-1883)

Wirtschaftsanthropologie 26 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 26 Neoklassische Ökonomie W. Stanley Jevons (1835-1882) Leon Walras (1834-1910) Carl Menger (1840-1921) – Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Allokation knapper Ressourcen auf unbegrenzte menschliche Bedürfnisse Ware und Gut (Sachgüter und Dienstleistungen)

Wirtschaftsanthropologie 27 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 27 Mikroökonomie Formalistische Wirtschaftsanthropologie Grundsätzliche Annahme von knappen Ressourcen und unbegrenzten Bedürfnissen Substantivistische Wirtschaftsanthropologie lehnen die universelle Gültigkeit obiger Annahme ab Problem: Verhältnis Theorie und Empirie für welchen Bereich gelten etwa neoklassische und marxistische Ansätze? Frage nach spezifischen Konstellationen

Wirtschaftsanthropologie 28 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 28 fehlende Regeln, um Verhältnis zur Realität zu klären Wassily Leontief Mikroökonomische Theorie als Grammatik des Wirtschaftens Rationalität Maximaler Nutzen Formale Rationalität Substantielle Rationalität Egoismus und Altruismus

Wirtschaftsanthropologie 29 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 29 Zwei Aspekte mikroökonomischer Theorie Haushalts- und Nachfragetheorie Produktionstheorie Drei Probleme Menge der Güter Ressourcen und Produktionsmethoden Verteilung der Güter an Wirtschaftseinheiten

Wirtschaftsanthropologie 30 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 30 Gesellschaften nach Wirtschaftstypen Wildbeuter sowie spezialisierte Sammler, Jäger oder Fischer Marshall Sahlins: Stone Age Economics (1974) Feldbauern oder niederer Bodenbau Hirten Höherer Bodenbau Industrielle Produktion

Wirtschaftsanthropologie 31 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 31 Nachfragetheorie Nutzen als „Maß individueller, subjektiv empfun-dener Bedürfnisbefriedigung“ (J. Schumann) Nutzenmaximierung Gütermengen = x Preise = p Konsumsumme = c Beispiel: p1x1 + p2x2 < c

Wirtschaftsanthropologie 32 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 32 Bilanzgerade

Wirtschaftsanthropologie 33 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 33 Nutzenfunktion: U=f(x1,x2) Kardinaler Nutzen Ordinaler Nutzen Grenznutzen (zwei Grafiken) Abnehmender Grenznutzen (1. Gossensches Gesetz) Indifferenz (Grafik) Konsumentenequlibrium Güterbündel Information Sicherheit – Risiko – Unsicherheit Informationskosten

Grenznutzenkurve (http://www.bernhard-kuelp.de/gerechtigkeit.htm)

Grenznutzenkurve (http://www.bernhard-kuelp.de/gerechtigkeit.htm)

Indifferenzkurven und Konsumentenequlibrium

Wirtschaftsanthropologie 37 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 37 Satisficing (Herbert Simon) – Theorie der Anspruchserfüllung Formalismus Beziehen sich auf neoklassische Ökonomie Knappheit – Entscheidungsverhalten – Nutzenma-ximierung Bronislaw Malinowski (1884-1942) Melville Herskovits (1895-1963) Raymond Firth (1901-2002): Ökonomische Rationalität richtet sich nach sozialen Werten

Wirtschaftsanthropologie 38 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 38 Robbins Burling (*1926): Ökonomie ist Zuteilung knapper Mittel auf alternative Ziele Erweiterung der neoklassischen Theorie um nicht-ökonomische Faktoren Kula-Tausch (Grafik und Fotos) Weitläufiges hochkompliziertes Handelssystem Wurzelt im Mythos Durch tradit. Gesetze und magische Riten gesichert Transaktionen sind öffentlich und folgen festen Regeln Bestimmte Zeitpunkte und festgelegte Handelswege Dauerhafter Status und Partnerschaft Währt lebenslang

Kula-Ring

Vorratshäuser der Trobriander

Muschelarmreif

Muschelarmreifen

Trobriander mit Muschelarmreifen

Halsketten

Wirtschaftsanthropologie 45 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 45 6. Währt lebenslang 7. Verpflichtungen und Anrechte 8. Kredit und Vertrauen 9. Vollzieht sich nicht unter Zwang irgendeiner Not Zwei Grundregeln bzw. Prinzipen: Das Kula ist eine Gabe, die eine äquivalente Gegengabe erfordert Die Bestimmung des Äquivalents liegt in den Händen des Gebenden Malinowski als common sense descriptive economist

Wirtschaftsanthropologie 46 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 46 Firth: „Primitive Polynesian Economy“ Herskovits „The Economic Life of Primitive People“ (= „Economic Anthropology. A Study in Compara-tive Economics“) Übertragung der neoklassischen Theorie auf die Analyse außereuropäischer Wirtschaftssysteme Firth argumentiert gegen Rein materiell-technologisch orientierte Studien Gegen evolutionistische Studien Substantial propositions – formal propositions institut. Gegebenheiten - gener. Gesetzmäßigkeiten

Wirtschaftsanthropologie 47 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 47 Herskovits – economizing (Umgang mit knappen Ressourcen) Bewusste Entscheidung Zwei oder mehr Alternativen Effizienz Sparsamkeitsprinzip Substantivismus Reziprozität & Redistribution vs. Marktaustausch Karl Polanyi (1886-1964) Ökonomische Aktivitäten als soziale Phänomene

Wirtschaftsanthropologie 48 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 48 Tradition der Institutional Economics Zwei Bedeutungen des Ökonomischen Substantive Bedeutung = universell gültig Formale Bedeutung ≠ universell gültig Individiduelle Entscheidungen versus gesellschaftliche Organisation three forms of integration Reziprozität Redistribution (Markt-)Tausch

Wirtschaftsanthropologie 49 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 49 tribal societies – vornehmlich Reziprozität archaic societies – vornehmlich Rediastribution industrial societies – Marktaustausch 3 Formen von Handel Gabenhandel (gift trade) Verwalteten Handel (administrated trade) Markthandel (market trade) George Dalton (1926-1991) Economic Theory and Primitive Society Bezug zur empirischen Anwendung auf zwei Weisen:

Wirtschaftsanthropologie 50 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 50 Integrationsformen der Reziprozität & Redistribution 6 Kategorien bei Untersuchung nichtmarktwirtschaftlicher Ökonomien Integrationsformen nach Dalton Systeme nach marktwirtschaftlichen Kriterien Systeme mit Reziprozität und/oder Redistribution bei Horden, Stämmen und bäuerlichen Gesellschaften Klassifikation von Wirtschafts- und Gesellschafts-typen nach Dalton/Bohannan: Marktlose Gesellschaften Gesellschaften mit peripheren Märkten Westlich beeinflusste Gesellschaften

Wirtschaftsanthropologie 51 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 51 6 Kategorien zur Untersuchung von nichtmarkt-wirtschaftlichen Ökonomien: die technologischen Prozesse und die Grundlagen der Subsistenz die Ebene und Stabilität des Outputs an materiellen Gutem die ökologischen Rahmenbedingungen die ökonomische Organisation unter dem Schwerpunkt der Transaktionen das Verhältnis der Ökonomie zur Gesamtgesellschaft das Verhältnis von Subsistenz- zu Prestigeökonomie

Wirtschaftsanthropologie 52 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 52 Weitere Entwicklung Marshall D. Sahlins (*1930) Original Affluent Society Menschliche Bedürfnisse begrenzt, Mittel zu ihrer Befriedigung ausreichend Frei von Zwangsvorstellung der Knappheit Natürlicher Überfluss trotz eingeschränkter Konsumtion Synthese von Substantivismus und Formalismus

Wirtschaftsanthropologie 53 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 53 Neomarxistische Ansätze Maurice Godelier (*1934) Emmanuel Terray (*1935) Claude Meillassoux (1925-2005) Kritisierten rein funktionalistisch und mikrosozio-logisch ausgerichtete Perspektiven Neomarxistische Arbeiten konzentieren sich Auf den Aspekt der Produktion Auf die Einbeziehung einer analytischen Ebene Entstehungsmomente sozialer, politischer und ökonomischer Ungleichheit

Wirtschaftsanthropologie 54 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 54

Wirtschaftsanthropologie 55 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 55

Wirtschaftsanthropologie 56 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 56

Wirtschaftsanthropologie 57 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 57

Wirtschaftsanthropologie 58 Stadtanthropologische Perspektiven Wirtschaftsanthropologie 58 „Mikroökonomen irren sich bei den kleinen Dingen - Makroökonomen ganz grundsätzlich“ der Unterschied zwischen der italienischen Mafia und der Finanzmafia? „Ist doch ganz klar“, sagt der Amerikaner, „die italienische Mafia macht Angebote, die man nicht ablehnen kann, die Finanzmafia Angebote, die niemand versteht.“