Wachstum und Verteilung Nürnberg, 1. November 2014 Dr. Michael Dauderstädt
Struktur meiner Präsentation Relevanz Theorie Globale Evidenz Ursachen der Ungleichheit Kapitalakkumulation, Wachstum und Verteilung Ungleichheit in Deutschland Wachstumsbremse Ungleichheit
Verteilung ist wichtig Die Wirtschafts- und Finanzkrise : Verteilung der Vorkrisengewinne und Krisenkosten gelenkt. Die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft gehen auf riskante Wachstumsmodelle zurück, die auf niedrigen Löhnen und Exportüberschüssen beruhen. Ungleichheit belastet den Wohlstand und die Wohlfahrt der Gesellschaften. (Wilkinson Pickett) Ungleichheit schadet der Nachfrage und dem Wachstum. (Stiglitz) Ungleichheit kann die wirtschaftliche Stabilität durch Schuldenanstieg gefährden (z.B. USA vor der Krise). (Cynamon Fazzari) Verteilung ist politisch wichtig, da die Reichen die Politik beeinflussen.(Stiglitz)
Ungleichheit und Wachstum - Theorie Okun: Ineffizienz durch Fehlallokation Ergebnisse der experimentellen Ökonomie:Diktatorspiel; Leistung und Status Kuznets: Notwendiges Durchgangsstadium bei Industrialisierung Sparen vs. Konsum Perfekte Kapitalmärkte vs. Kein Kredit für arme ohne Sicherheiten Produktionsstruktur: Teure innovative Güter vs. economies of scale Sozialer Frieden
Entwicklung der Ungleichheit
Ungleichheit und Wachstum
Ursachen der Ungleichheit: Märkte Die technologische Entwicklung: Maschinen statt einfacher Arbeit. Globalisierung: Verlagerung arbeitsintensiver Industrien und Produktionsschritte an Billiglohnstandorte Finanzmarktkapitalismus mit überhöhten Renditeerwartungen Anstieg der Vermögen relativ zum BIP sinkende Marktmacht der Arbeitnehmer/innen Gewerkschaften geschwächt: geringe Lohnsteigerungen, zunehmende Flexibilität und Differenzierung der Löhne
Finanzmärkte und Ungleichheit
Kapital und Einkommen (1870-2100)
Ursachen der Ungleichheit: Politik Deregulierung des Arbeitsmarktes schuf für die Unternehmen kostengünstige Alternativen zur sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung : Mini-, Midi-, Ein-Euro-Jobs und Leiharbeit. Gleichzeitig sparte der Staat bei vielen sozialpolitischen Leistungen. Aber: Sozialstrukturelle Faktoren (Ehe unter Gleichen, Single, Alte)
Ungleichheit in Deutschland Der Gini-Koeffizient der verfügbaren Einkommen stieg von etwa 0,25 1990 auf 0,29 2006. Der Gini-Koeffizient der Markteinkommen stieg von etwa 0,42 1990 auf 0,50 2006. Die Armutsrisikoquote stieg von 10% im Jahr 1998 auf 15% im Jahr 2009. Der Anteil der Löhne am BIP ging weiter zurück und die Lohnspreizung nahm zu. Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist inzwischen fast so groß wie in den USA. Vermögensverteilung: die reichsten 10% besitzen mehr als 50%, die ärmsten 50% fast nichts
Folgen der Ungleichheit Zu wenig Bildung Zu wenig Gesundheit Schwache Produktivität Verschuldung/Vermögenspreisinflation Verzerrung der Produktionsstruktur (Positions- und Luxusgüter) Staatsdefizit (steigende Sozialaus-gaben und Leistungsangebote)
Bildung und Ungleichheit
Soziale Herkunft, Schulbesuch und Studium in Deutschland
Quelle: SOEP; Berechnungen ETH Zürich. In: BASS (2008).
Produktivitätsverlust durch Behandlungsverzögerung
Strategische Optionen Arbeiten, um zu konsumieren (Lohnquote!) Bessere Verteilung (Lohnspreizung) Produktivität der Armen erhöhen: monetär: Marktkonstellation (z.B. expansive Geld- und Fiskalpolitik, Mindestlöhne) real: Bildung, Gesundheit Steuerpolitik ändern: Steuerflucht, Vermögen, Erbschaften, Spitzensteuersatz Marketization im Sinne von Professionali-sierung und Qualitätssteigerung
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Theory 1 Microeconomic Theory Okun: Income differences enhance the optimal allocation of work and capital, And create incentives to work and invest Behavioral economics: 1. People are ready to forego income in order to achieve a fair distribution (dictator game) 2. It is not performance that causes status, but status causes performance Macroeconomic Theory Kuznets “Summit”: High inequality after first phase of industrialization Savings are necessary for growth; inequality increases savings Kuznets “starting point” and “terminus”: low inequality in agricultural and highly developed societies Savings reduce demand and can cause deflation/recession
Theory 2 Financial system Under perfect capital markets inequality does not harm growth. Inequality provides the funds for new investment Imperfect capital markets are harmful to growth Inequality produces more liquid funds searching for yield, possibly resulting in bubbles, which later cause financial crises. Pattern of structural development Inequality provides the high purchasing power for innovative (and costly) products, which are later available for all. Equality leads to mass demand providing economies of scale. Political economy Authoritarian regimes, which concentrate income and wealth within the ruling elites provide stability and can overcome impediments to growth more easily. Inequality leads to redistribution and/or social unrest, which are bad for growth. Rentier economies are bad for growth.