Literatur der BRD Vorlesung 18.

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Literatur der BRD Vorlesung 18

Epochenabgrenzung, Begriffe Stunde Null: eigentlich militärischer Ausdruck, er suggeriert, dass die Literatur neu beginnt (eine neue Zeitrechnung). Der Begriff ist jedoch nicht ganz so klar, da rechte Schriftsteller weiterhin publizierten und Preise erhielten. (zb. Max Mell)

1. Phase (1945-1950) ¨ Sogenannte Trümmerliteratur ¨ Verarbeitung des Krieges ¨ Hauptgattung: Kurzgeschichte ¨ Autoren: · Wolfgang Borchert (1921-1947) · Heinrich Böll (1917-1985) · Wolfdietrich Schnurre (1920-1987) · Paul Celan (1920-1970) · Gruppe 47: lose Vereinigung engagierter Schriftsteller · Hans Werner Richter (1908-1993) · Alfred Andersch (1914-1980) · Walter Jens (1923) · Martin Walser (1923) · Ingeborg Bachmann (1926-1973) · Günter Eich 1907-1972)

2. Phase (50er Jahre) ¨ Kritik an der Wohlstandsgesellschaft · Verdrängung der NS - Vergangenheit · manipulierten Kulturindustrie · Verquickung der Kirche mit der Macht ¨ Formale Experimente · Rückblende · Innerer Monolog · Montagetechnik Literatur – Literaturgeschichte Autoren: · Heinrich Böll (1917-1985) · Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) · Max Frisch (1911-1991) · Martin Walser (1927)

3. Phase (60er Jahre) ¨ Aufbrechen der unbewältigten Vergangenheit ¨ Verlust der Selbstsicherheit der Aufbaujahre ¨ Politisierung und Engagement vieler Schriftsteller ¨ Autoren: · Alfred Andersch (1914-198O · Siegfried Lenz (1926) · Peter Weiss (1916-1982) · Günter Grass (1927) · Hans Magnus Enzensberger (1929) · Rolf Hochhuth (1931) · Uwe Johnson (1934-1984)

4. Phase (70 und 80er Jahre) Besinnung auf das eigene Ich ¨ Neue Subjektivität und Neue Innerlichkeit ¨ Autobiographisches Erzählen ¨ Distanz zum politischen Engagement ¨ Suche nach persönlicher und geschichtlicher Identität ¨ Autoren: Thomas Bernhard (1931-1989) Walter Kempowski (1929) Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) Heinar Kipphardt (1922-1982) Friedrich Christian Delius (1943) Sarah Kirsch (1935) Tankred Dorst (1925) Karin Kiwus (1942) Ingeborg Drewitz (1923-1986) Ursula Krechel (1947) Ulla Hahn (1946) Franz Xaver Kroetz (1946) Peter Härtling (1933) Günter Kunert (1929) Peter Handke (1942) Adolf Muschg (1934) Ludwig Harig (1927) Arno Schmidt (1914-1979) Helmut Heißenbüttel (1921) Wolfdietrich Schnurre (1920-1989) Rolf Hochhuth (1931) Botho Strauß (1944)

1945-49 Österreich und Deutschland bestand aus 4 Besatzungszonen (Russen, Engländer, Franzosen, Amerikaner). Der Marshall-Plan unterstützte die westlich besetzten Gebiete – also finanzielle Unterstützung von 17. Milliarden Dollar. Österreich: 1955 erreicht Ö. Souveränität durch den Staatsvertrag. Kahlschlag: setzte auf Minimalisierung Trümmerliteratur Emigrantenstreit: Die Rückkehr der Emigranten ging sehr langsam vor sich, sie kehrten nicht sofort nach Kriegsende wieder zurück. Unter „Literatur aus der Schublade“ verstand man, die Romane der inneren Emigranten: die Vergangenheitsbewältigung wurde mit mythologischen Mitteln geschrieben. Oft Odysseus als äußerer Emigrant also als Kriegsheimkehrer – vor allem in der Lyrik.

1949-1968 Ausschlaggebend für diese zeitliche Eingrenzung ist die Adenauer-Ära (also keine Experimente...). Dies führte zum Konsumaufschwung/Wirtschaftwunder in Deutschland. In Österreich waren ÖVP und SPÖ. In der 68er Studentenrevolution endet diese Periodisierung. Kalter Krieg: Koexistinz: eine Instanz die von den Hardlinern beider ... bekämpft wurde (wichtig für Biedermann). 50er Jahre: Ankunftsliteratur – meint die realistische Darstellung in der Literatur. Kurzgeschichte, Hörspiel: vor allem Heinrich Böll steht für die Kurzgeschichte 60er Jahre Die Literatur wird politisiert – es geht deutlich gegen die Schuldverdrängung der Nazizeit. Das dokumentarische Theater (zb. Aussagen, Protokolle werden auf die Bühne gebracht. Durch die Authentizität der Texte – über Verbrechen ect. wird ein Schock bei den Zusehern erzeugt

1945-1949: Schreiben nach der Katastrophe Die Politische Entwicklung > Teilung Deutschlands nach dem Potsdamer Abkommen in vier Besatzungszonen; > drei westliche Besatzungszonen und die ‚Ostzone‘ > Aufbau kommunaler Selbstverwaltung; > Zulassung politischer Parteien > Gründung der Bundesländer im Westen (1. Schritt zur politischen Teilung); Grundlegung des föderalistischen Systems, das bis heute besteht > Beginn des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation > Währungsreform im Westen zur Beendigung der Inflation > Grundgesetz und 1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland; > erste freie Parlamentswahlen, Sieg der CDU/CSU; > Konrad Adenauer 1. Bundeskanzler; > FDP-Politiker Theodor Heuß 1. Bundespräsident

Der Umgang mit der NS-Vergangenheit > Befürchtungen der Alliierten, dass es zu einem militärischen Widerstand des NS nach der Niederlage kommen könnte; sie erweisen sich rasch als unbegründet > Frage nach Kollektivschuld und Schuld des Einzelnen (Karl Jaspers und andere) > Re-education-Programme der Alliierten > Entnazifizierungsverfahren (die ‚Persilscheine‘) > Abwehr und Ausgrenzung des Widerstands; ‚displaced persons‘; Verweigerung der Wiedergutmachung (z.B. an Sinti und Roma); Verschwinden des jüdischen Lebens wird hingenommen > Erneute Etablierung der alten Führungseliten in Staat und Gesellschaft (Wirtschaft, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft, Presse, Erziehungswesen, dann Politik und später Militär) > Verschweigen,Verdrängen > Demokratie ohne Demokraten ?

Gründung der BRD: Positive Momente > Das Grundgesetz – ein Rahmen, der gefüllt werden muss > Interessenverbände schaffen politisches Gleichgewicht; Kirchen , Gewerkschaften, Vereine werden zu einem wichtigen Bereich im Nachkriegsdeutschland > Eine kritische Öffentlichkeit entsteht (Freie Presse) > Eine kritische Kultur entsteht > Wirtschaftliche Intervention der Weltmächte: der ‚Marshall Plan‘ zum Wiederaufbau eröffnet materielle Lebensperspektiven

Der Dritte Weg Alfred Andersch (1914-1980) Zeitschrift: ‚Der Ruf‘ „Das junge Europa formt sein Gesicht“ Programm eines sozialistischen Humanismus = wirtschaftliche Gerechtigkeit + individuelle Freiheit + Demokratie; durchaus religiös geprägt Diese Verbindung prägt die Programme der politischen Parteien (auch der CDU), nicht aber die ökonomische Wirklichkeit in den Westzonen Intellektuelle Vordenker finden sich auch: Sartre, Camus

Die Innere Emigration > Spielte eine entscheidende Rolle in der Nachkriegsliteratur > Eigener Anspruch, in der Zeit des NS die ‚Dichtung‘ bewahrt und ‚reingehalten‘ zu haben > Diese Schriftsteller setzen sich in der Nachkriegszeit unmittelbar durch; sie sind der Antimoderne zuzurechnen, pflegen eine gehobene Gesinnungsprosa und setzen ‚ihren‘ ‚Geist‘ gegen den ‚herrschenden Materialismus‘ > Zu nennen sind: Hans Carossa (1878-1956), Georg Britting (1891-1964), Josef Weinheber (1892-1945), Gertrud von le Fort (1876-1971), Werner Bergengruen (1892-1964) und Ernst Wiechert (1887-1950) > Gründe ihres Erfolgs: - das bildungsbürgerliche Publikum teilt ihre ästhetischen Normen und Werte - sie bieten ein größeres Identifikationspotential als die Exilautoren - sie halten Verarbeitungsmuster bereit, die den Einzelnen exkulpierten; NS wird der ‚Moderne‘ subsumiert - sie leisten eine semantische Umcodierung (statt als „Verbrechen“ wird der NS als „Krise des Abendlandes“ gedeutet usw.)

Innere Emigration und Thomas Mann > Debatte um die Rückkehr Thomas Manns: Verlief nach einem bis heute wiederkehrenden Muster der Aufrechnung von politischen Taten des NS gegen persönlich erlittenes Unbill (das Mann nicht erlitten habe ...) > Frank Thiess (1880-1977): Vertreter der Inneren Emigration; Gegner Thomas Manns; Thiess schrieb: „Es war schwerer, sich hier seine Persönlichkeit zu bewahren, als von drüben Botschaften an das deutsche Volk zu senden (...)“ > Thomas Mann antwortete, dass Bücher, die in Deutschland zwischen 1933 und 1945 veröffentlicht werden konnten, „weniger als wertlos und nicht gut in die Hand zu nehmen“ seien > Hermann Hesse stellte sich auf die Seite Th. Manns

Die Exilliteratur bleibt draußen > Den Autoren, die das ‘andere Deutschland‘ repräsentiert hatten, wurde in den Westzonen die Anerkennung verweigert > Die meisten Exilautoren gingen nach dem Krieg nicht in die Westzonen, sondern in die SBZ (B. Brecht, A. Seghers, H. Mann stirbt kurz vor der Abreise dorthin) > Thomas Mann geht in die Schweiz, Alfred Döblin nach Frankreich > 1946: Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse; sie zeigen die Uneinsichtigkeit der Täter (sie berufen sich auf Gehorsamspflicht und Befehlsnotstand); die Prozesse sind entmutigend für die Opfer wie auch für die Exilschriftsteller

Weitere Strömungen in der Nachkriegsliteratur > Traditionalistische Konzepte > Magischer Realismus > Die junge Generation (Gruppe 47) > Wiederkehr der Moderne: a) amerikanische Literatur; b) französischer Existentialismus; c) die Paradigmatisierung Franz Kafkas

Traditionalistische Konzepte Vertreter dieser Richtung: Gottfried Benn Ernst Jünger Georg Friedrich Jünger Erhard Kästner

Magischer Realismus Autoren dieser Richtung: Ernst Kreuder (1903-1972) Hermann Kasack (1896-1966) Elisabeth Langgässer (1899-1950)

Die junge Generation (Gruppe 47) Autoren: Alfred Andersch (1914-1980) Heinrich Böll (1917-1985) Wolfgang Borchert (1921-1947) Walter Kolbenhoff (1908-1993) Luise Rinser (1911-2002) Wolfdietrich Schnurre (1920-1989) Günther Weisenborn (1902-1969) Wolfgang Weyrauch (1907-1980)

Sechs Strömungen der westdeutschen Nachkriegsliteratur (SchriftstellerInnen - Überblick) > Innere Emigration: Werner Bergengruen, Georg Britting, Hans Carossa, Gertrud von le Fort, Frank Thiess, Josef Weinheber, Ernst Wiechert > Exilliteratur: Alfred Döblin, Heinrich Mann, Thomas Mann >Traditionalistische Konzepte: Emil Barth, Gottfried Benn, Ernst Jünger, Friedrich Georg Jünger > Magischer Realismus: Ernst Kreuder, Hermann Kasack , Elisabeth Langgässer > Die junge Generation (Gruppe 47): Alfred Andersch, Heinrich Böll, Wolfgang Borchert, Walter Kolbenhoff, Luise Rinser, Wolfdietrich Schnurre, Günther Weisenborn, Wolfgang Weyrauch > Wiederkehr der Moderne: Amerikanische Autoren: T.S. Eliot, William Faulkner, Ernest Hemingway, Eugen O‘Neill, Ezra Pound, John Steinbeck, Thornton Wilder, Tennessee Williams, Thomas Wolfe - Französischer Existentialismus: Albert Camus, Jean Cocteau, Jean-Paul Sartre - Paradigmatisierung Kafkas in Themen und Stil dt. Autoren aus mehreren Strömungen

Personen auf einen Blick Konrad Adenauer (1876-1967), Bundeskanzler von 1949-1963 Theodor Heuss (1884-1963), Bundespräsident von 1949-1959 Gottfried Benn (1886-1956) Karl Jaspers (1883-1969), Philosoph Alfred Andersch (1914-1980) Ernst Jünger (1895-1998) Werner Bergengruen (1892-1964) Alfred Döblin (1878-1957) Thomas Mann (1875-1955) Georg Britting (1891-1964) Hermann Hesse (1875-1962) Albert Camus (1913-1960) Ernst Wiechert (1887-1950) Jean-Paul Sartre (1905-1980) Josef Weinheber (1892-1945) Hans Carossa (1878-1956)

Theodor W. Adorno „ . . . Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch. [. . .] Alle Kultur nach Auschwitz, samt der dringlichen Kritik sind Müll.“

1945 1945 – Kein Nullpunkt !? - Die „Gruppe 47“ - Mitglieder und Bedeutung - Lesestoff und die Rolle der Literaten - Erschienene Werke

1945 – Kein Nullpunkt !? großer Wunsch nach Neuanfang in Gesellschaft, Politik und Literatur keine „Stunde Null“ im kulturellen Bereich → starke Verbundenheit mit Vergangenheit Literaten fordern Aufarbeitung der Vergangenheit → Kritik an Bevölkerung, die sich der Vergangenheit nicht stellt und verdrängt → Kahlschlagliteratur Viele Autoren durch Kriegserfahrungen traumatisiert, z.B. Paul Celan

Die „Gruppe 47“ Forum für literarische Diskussion und Kommunikation sowie gesell-schaftliche Reflexion in 20 Jahren Nachkriegsdeutschland Jährliche Treffen bei denen Lesungen z.T. unveröffentlichter Manuskripte und anschließende Kritik durch die Gruppenmitglieder erfolgten Ziele: - Förderung von Autoren der noch jungen Nachkriegsliteratur - Neuanfang der Gesellschaft, Politik und damit auch der Literatur 1977 Auflösung durch Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe

Gruppe aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrender Schriftsteller um Hans Werner Richter und Alfred Andersch bildet Zirkel um die Zeitschrift „Der Ruf“ mit noch sehr politisch-kritischer Ausrichtung und einigen sozialistischen (aber das Sowjetsystem ablehnenden) Tendenzen (Andersch und einige andere waren ehemalige Kommunisten). Anliegen war vor allem: § Sich von der Propaganda- und Sklavensprache zu befreien § Nullpunktsituation von 1945 überwinden § Kritik und Toleranz wieder neu zu erlernen § Neue Themen und neue Werte finden und beschreiben Wegen der Kritik am Besatzungsregime und wegen angeblich nihilistischer Tendenzen Verbot des „Ruf“ durch die Amerikaner nach bereits 7 Monaten im April 1947. Trotzdem weiter gehende schriftstellerische Tätigkeit von Andersch, Schnurre, Eich, Kolbenhoff u.a.. Überlegung, eine neue Zeitschrift zu gründen. September 1947 erste Tagung der „Gruppe“ unter dem patriarchalisch gehandhabten Mentorat Hans Werner Richters (stets persönliche Einladung per Postkarte!) am Bannwaldsee: Lesungen der 17 versammelten Autoren und unmittelbar anschließende Kritik der anderen Autoren am Gelesenen, die der Autor schweigend über sich ergehen lassen musste. Prozess der Sprachreinigung („Kahlschlag-Literatur“). Geburtsstunde der literarischen Werkstatt „Gruppe 47“.

Vielfalt der Stile: Naturmagische Gedichte / hermetische Gedichte / Trümmerliteratur / neue Formen des Realismus / Surrealismus / Existenzialismus / Nouveau Roman Zunehmende Öffentlichkeit der Gruppe, zu der bis auf Koeppen, Kaschnitz und Arno Schmidt alle bedeutenden Autoren in Westdeutschland Kontakt hatten und in der alle neuen Talente (Bachmann, Grass u.v.a.) zu bekannten Schriftstellern wurden. Die Folge waren eine zunehmende literarische Macht der Gruppe sowie eine Professionalisierung der Kritik. Der Teilnehmerkreis schwoll an; er umfasste bald Schriftsteller, Literaturkritiker (Reich-Ranicki, J. Kaiser), Wissenschaftler (W. Jens, H. Mayer), Verleger (E. Rowohlt, S. Unseld), Lektoren usw. Zunehmend dienten die Treffen der Gruppe 47 der Vermarktung der Bücher, der Werbung und der Vetragsbindung an Verleger. Unselds Suhrkamp-Verlag konnte 30 der Schriftsteller unter Vertrag nehmen und drohte die Gruppe in zwei Fraktionen zu spalten. Zunehmendes politisches Engagement der Gruppe: Protesterklärungen zur Ungarn-Intervention 1956, zur Atombewaffnung der Bundeswehr 1958, zum Mauerbau 1961, zum Vietnam-Krieg 1966.

Literarische Phasen 1. Kahlschlag, Sachlichkeit (beschreibende Prosa) um 1950 2. Surrealismus, magischer Realismus, Chiffren (Verweigerungspoesie) ab ca. 1952 3. Gesellschaftskritik, Groteske, Vergangenheitsbewältigung (Ende der 50-er Jahre) 4. Sprachkritik, „Konkrete Poesie“ (E. Gomringer!) und „Nouveau Roman (Anfang der 60-er Jahre) 5. Neuer Realismus, dokumentarische Literatur (Mitte der 60-er Jahre) Die letzten Jahre der Gruppe 47 waren geprägt von einer Welle der Politisierung und z. T. der Radikalisierung (Algerien-Krieg, Vietnam-Krieg, Persien. SPIEGEL-Affäre, Studentenproteste). Hierfür steht vor allem das Werk von Peter Weiss. Die Tagung in Princeton 1966 beschleunigt diese Entwicklung. Neben der Notwendigkeit einer umstrittenen Stellungnahme zum Vietnam-Krieg wurde die Gruppe auch von innen kritisiert: Peter Handke beschimpfte die Gruppe wegen ihrer „Beschreibungsimpotenz“ und wies den Weg zur „Neuen Innerlichkeit“, der reflexiv-subjektiven Literatur. Letzte Tagung der Gruppe in der Pulvermühle 1968 von Studentenprotesten gestört. Die für 1969 in Prag in Aussicht genommene Tagung unterblieb aus Rücksicht auf die dortige politische Entwicklung. Literatur: Grass, Günter: Das Treffen in Telgte Richter, Hans Werner: Im Etablissement der Schmetterlinge. 21 Portraits aus der Gruppe 47

Mitglieder und Bedeutung der „Gruppe 47“ Alfred Andersch • Heinrich Böll • Wolfgang Koeppen • Peter Weiss • Ingeborg Bachmann • Johannes Bobrowski • Paul Celan • Hans Magnus Enzensberger • Erich Kästner • Martin Walser • Wolfgang Weyrauch • Günther Eich • Günther Grass • Marcel Reich-Ranitzki • Hans Werner Richter (Initiator, Leiter) Bedeutung - für viele junge Autoren häufig Anfang der Berufsliteratenschaft - Werbeträger und -forum, Marktplatz für ihre Publikationen - Vergangenheitsbewältigung - In einzelnen Werken Kritik an moderner westdeutscher Konsumgesellschaft

Lesestoff und die Rolle der Literaten Autoren sind gegen weltweite Aufrüstung + behandeln diese Themen in ihrer Literatur Autoren sehen sich als „öffentliche Mahner“ + engagieren sich, nehmen an Demonstrationen teil → veröffentlichen ihren Widerstand Autoren als Außenseiter angesehen Bestseller: Übersetzungen aus Ausland, Sachbücher, Triviales oft zu zeitgenössischen Themen Viel gelesen neben Weimarer Klassikern prominente Romanciers wie Franz Kafka, Hermann Hesse, Thomas Mann, ferner Autoren der „Inneren Emigration“ wie Ernst Jünger und Werner Bergengruen politische Romane selten → Ausnahme: „Das Treibhaus“ von Wolfgang Koeppen ab 1950 Herausgabe von Taschenbüchern nach Vorbild der englischen Pocket-Books

Erschienene Werke Wolfgang Koeppen - 1951 „Tauben im Gras“ - 1953 „Das Treibhaus“ - 1954 „Der Tod in Rom“ Paul Celan: 1952 „Mohn und Gedächtnis“ Friedrich Dürrenmatt: 1952 „Der Richter und sein Henker“ Ingeborg Bachmann: 1953 „Die gestundete Zeit“ Max Frisch: 1957 „Homo Faber“ Günther Grass: 1959 „Die Blechtrommel“ Heinrich Böll: 1959 „Billard um halb zehn“

Thomas Mann

Der Erwählte und der Hochstapler Vom Faustus zum Erwählten (1951)

Professor Thomas Mann, Pacific Palisades, 1945

Pacific Palisades: Thomas Mann und Joseph

Rückblick: Doktor Faustus (1943-1947) Dazu Thomas Manns Werkstattbericht: Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eines Romans. (1949)

Deutschland und die Deutschen (1945): „Eines mag diese Geschichte uns zu Gemüte führen: daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes, sondern nur eins, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug. Das böse Deutschland, das ist das fehlgegangene gute, das Gute im Unglück, in Schuld und in Untergang.“

(„Dreizeilenplan“, 7. Nb., Anfang 1904) Zum Roman Der syphilitische Künstler nähert sich von Sehnsucht getrieben einem reinen, süßen Mädchen, betreibt die Ver- lobung mit der Ahnungslosen und erschießt sich dicht vor der Hochzeit.

Novelle oder zu „Maja“ Figur des syphilitischen Künstlers: als Dr Novelle oder zu „Maja“ Figur des syphilitischen Künstlers: als Dr. Faust und dem Teufel Verschriebener. Das Gift wirkt als Rausch, Stimulans, Inspi- ration; er darf in entzückter Begei- sterung geniale, wunderbare Wer- ke schaffen, der Teufel führt ihm die Hand. Schließlich aber holt ihn der Teufel: Paralyse. Die Sache mit dem reinen, jungen Mädchen, mit der er es bis zur Hochzeit treibt, geht vorher. (7. Nb., Ende 1904)

Doktor Faustus als Geschichte vom… Teufelspakt der deutschen Kultur (als einer dominant musikali-schen) mit dem Nationalsozialismus Teufelspakt des einen Künstlers, des „Tonsetzer“ Adrian Leverkühn Züge Friedrich Nietzsches – und Thomas Manns selbst. Spiegelung, Umkehrung des „Faust“-Stoffs (eher des frühneuzeitlichen „Volksbuchs“ als Goethes)

deutsche ‚summa historica‘ von Luther bis zum 2. Weltkrieg Künstlerroman (von der Gregorianik bis zur Zwölftonmusik, autobiographischer Künstlerroman, Nietzsche-Roman) Zeitroman über die Zeit von 1943-45 Serenus Zeitblom – erzählt von Adrian Leverkühn

Polyvalenz des Teufelspaktes physisch-medizinisch (Syphilis) politisch (Faschismus als Sympathie mit „den unteren Mächten“) theologisch und sozial (Gottferne und Lieblosigkeit, Anti-Joseph) psychologisch (Projektion seelischer Störungen, Wahnsinn) künstlerisch (gesteigerte Produktivität, Exaltation, Verlöschen) kulturtheoretisch (Moderne und Modernitätskritik), in alldem „radikales Bekenntnis“ (Thomas Mann); „radikale Autobiographie“, Heftrich 1977).

Adorno Joyce Schönberg Doktor Faustus als modernes Roman-Experiment: „Montagetechnik“ (Thomas Mann) Literarische als ‚musikalische‘ Verfahren Allegorie – auch als ausgestellte Artifizialität; Kunst als radikale Negation Adorno Joyce Schönberg

HCA TM Faustus als Anti-Märchen Märchen als Anti-Faustus?

„So sprach er mir von der kleinen Seejungfer in Andersens Märchen, das er außerordentlich liebte und bewunderte“ (Serenus Zeitblom) „meine Schwester in der Trübsal“ „meine Schwester und süße Braut“ (Adrian Leverkühn)

Leverkühns Gregorius-Puppenoper (Kap. 31) als hoffnungsvolle Gegen-Erzählung zur Erzählung vom Teufelsbündner: „Der Teufel dachte uns zur Hölle zu führen, doch Gottes Übermacht hat es verhindert.“ (VI, 425)

Erlösungs-Perspektiven im Faustus Erzählerkommentare: Fürbittengebet des Erzählers um „Gnade“ am Ende – für „meinen Freund, mein Vaterland“ (vgl. Thomas Manns Fürbittengebet für Deutschland im „Bonner Brief“ 1938). Kontrastierung von Roman und Märchen: Adaption von Andersens Märchen Tante Zahnweh (selbst-ironisches Künstler-Märchen mit der Figur der Satania Infernalis) und der Kleinen Seejungfrau Kontrastierung von Roman und Legende: Adaption der mittelalterlichen Heiligenlegende vom „guten Sünder“ Gegorius (in Leverkühns Puppen-Oper)

Zwei Grundprobleme der Romankonzeption des „Faustus“ politisch-moralisches Grundproblem: Verschränkung von Künstler-Problematik und Deutschland-Problematik, Faschismus als irregeleitete ‚musikalische‘ Romantik: reduktionistische Faschismus-Deutung? Vaget: Nein! Die Musik ist schon politisch! kompositorisches Grundproblem: Konkurrenz (oder Durch- dringung?) allegorischer und ‚realistisch‘- mimetischer Darstellung

Schreiben nach der Apokalypse: „nur noch Nachspiel und Zeitvertreib“ ?

Der Erwählte (1951)

Der Erwählte „Thomas Manns Mittelalter-Parodie“ (Karl Stackmann) „Psychologisierung des Mythos“. Ödipus und Gregorius religiöses Gleichnis von „Erbsünde“, „Buße“ und „Gnade“ märchenhaft-mythischer Legenden-Roman

Gregorius bei Thomas Mann Erste Notizen im Münchner Collegheft (1894/95) Wilhelm Herz’ Vorlesungen und Lehrbuch Inzest in Wälsungenblut Auseinandersetzung mit Stigma und Erwähltheit auch einzelne Motive (in den Betrachtungen über das Glockenläuten in Rom in Hans Pfitzners Palestrina-Oper usf.) schließlich Adrians Puppen-Oper im Faustus

Fragen und Einfälle aus Thomas Manns ersten Notizen

Hartmanns Gregorius, Anfang von Marga Bauers Übersetzung

Briefliche Antwort von Samuel Singer auf Thomas Manns Erkundigungen (mit Gruß von Marga Bauer)

Zur Lage des Herzogtums „Flandern-Artois“ (Skizze von TM, in den Materialien)

Text-Quellen u.a.: Wolframs Parzival Gottfrieds Tristan Mariendichtungen Mysterienspiel von Adam und Eva Nibelungenlied Ferdinand Gregorovius’ Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter Sophokles‘ Ödipus Rückgriffe auf die Mythen-Deutungen Karl Kerényis auf die Psychoanalyse Sigmund Freuds die Archetypenlehre C. G. Jungs

Sibylla und Wiligis Grigross

Grigross als Papst Gregorius Grigorss als junger Mönch

Segler bei Pitcairn – aus TMs Materialien

Sibylla als Büßerin Grigorss als Beter

Zum Umgang mit den Quellen „Die ‚Fabel’ ist ja unendlich gleichgültig, aber man muß doch eine haben, nicht wahr?“ Aber: „Ich bemerke dabei, daß die Détails die Hauptsache sind. Sie sind so anregend! […] Das Alles könnte ich mir natürlich sehr gut selbst ausdenken, und es ist wahrscheinlich, daß ich es mir, wenn ich die Wirklichkeit in Händen habe, trotz ihrer anders ausdenken werde. Ich rechne nur auf die stimulierende Wirkung der Thatsachen […].“ (An Hilde Distel, 1902!)

Deutungsperspektiven: (1) Stigma und Erwählung (2) Psychologie und Mythos (3) Erzählung und Religion (a: narrativ, b: sprachlich)

Karl Kerényi: Über den Mythos von Mutter Erde und ihrer Milch (Anstreichungen von Thomas Mann)

Audienz Thomas Manns bei Papst Pius XII: „Ich küsste den Ring des Fischers.“ („Die Kniebeuge fiel ganz leicht.“)

„Mythisches Analogon“ (Lugowski) und providentielles Analogon

Thomas Mann über die Sprachen im „Erwählten“ „Da [nach den lutherischen und barocken / modernen Sprachmischungen im Faustus] sprang eine Sprach-Idee auf; […] und, gestützt von einiger Studien-Lektüre (bei weitem nicht so vieler wie im Falle des Joseph), spielte ich ziemlich aus dem Handgelenk mein christlich-übernationales oder vornationales Mittelalter in die Luft, – Sprachkurzweil in erster Linie, aber nicht ohne Herzensbeziehung zum Thema erwählter Sündhaftigkeit.“

Sprachen im „Erwählten“: Latein Mittelhochdeutsch Mittelniederdeutsch Mittelenglisch zeitgenössisches Plattdeutsch Altfranzösisch – auch in der Brechung durch das Mittelhochdeutsche dies alles gebrochen durch Modernismen, teils auch frei erfundene Wendungen

Sprach-Spiele in Babylon „Reden ist Übersetzen aus der Engelssprache“ (Hamann) babylonische Sprachverwirrung als Strafe für die menschliche Sünde der Hybris potenzierte Sprachmischung als Suche nach der „Sprache über den Sprachen“, die „der Geist“ ist (Thomas Mann) -> Legenden-Parodie und parodistisches Sprachspiel als Wiederannäherung an die „Engelssprache“

Kunst – Religion- „Kunstreligion“ von Bilse und ich bis zum Erwählten

Meine Zeit, Vortrag in Chicago im Mai 1950, kurz vor dem Abschluss der Arbeit am Erwählten: „Ich las neulich, daß in Deutschland […] ein geistliches Gremium meinem Lebenswerk jede Christlichkeit abgesprochen habe. Das ist schon Größeren geschehen, es weckt allerlei Erinnerungen. Aber für den eigenen Fall habe ich besondere Zweifel, – die sich weniger auf den Inhalt meiner Schriften als auf den Impuls beziehen, dem sie ihr Dasein verdanken. Wenn es christlich ist, das Leben, sein eigenes Leben, als eine Schuld, Verschuldung, Schuldigkeit zu empfinden, als den Gegenstand religiösen Unbehagens, als etwas, das dringend der Gutmachung, Rettung und Rechtfertigung bedarf, – dann haben jene Theologen mit ihrer Aufstellung, ich sei der Typus des a-christlichen Schriftstellers, nicht so ganz recht.

Denn selten wohl ist die Hervorbringung eines Lebens – auch wenn sie spielerisch, skeptisch, artistisch und humoristisch schien – so ganz und gar, vom Anfang bis zum sich nähernden Ende, eben diesem bangen Bedürfnis nach Gutmachung, Reinigung und Rechtfertigung entsprungen, wie mein persönlicher und so wenig vorbildlicher Versuch, die Kunst zu üben. Vermutlich erachtet die Theologie die künstlerische Bemühung garnicht als ein Rechtfertigungs- oder Erlösungsmittel, und vermutlich hat sie sogar recht damit. Man würde sonst wohl mit mehr Genugtuung, mehr Beruhigung und Wohlgefallen auf das getane Werk zurückblicken. In Wirklichkeit aber setzt der Prozeß der Schuldbegleichung, der – wie mir scheinen will, religiöse – Drang nach Gutmachung des Lebens durch das Werk sich im Werke selbst fort, denn da gibt es kein Rasten und kein Genüge, sondern jedes neue Unternehmen ist der Versuch, für das vorige und alle vorigen aufzukommen, sie herauszuhauen und ihre Unzulänglichkeit gutzumachen. …

Da wird … nur ein Trostgedanke bleiben: der an die Gnade, diese souveränste Macht, deren Nähe man im Leben schon manchmal staunend empfand, und bei der allein es steht, das Schuldig-gebliebene als beglichen anzurechnen. –“

1960er Jahre 1. 1968 – Vor. und Nachgeschichte Begriffe: Vietnam Bürgerrechtsbewegung Hippiebewegung Studentenrevolte: gegen die Atomwaffenausrüstung Deutschlands. Beginn 68 in Paris. RAF (Rote Armee Fraktion): „Deutscher Herbst“ 1977 – Panisches Fahndungsklima in Deutschland In Österreich verspätet und weniger drastisch. Der Wiener Aktioniostmus protestierte mit drastischen Mitteln gegen das Regime (Kotze...) 1971 wurde die Interessensgemeinsschaft der Autoren (IGAutoren) etc gegründet. 2. Literarische Vorgeschichte von 1968 das kritische Volksstück – richtete sich ans Volk Literatur der Arbeitswelt/Gruppe 61 (waren gegen die Gruppe 47) die Sozialreportage – mit Enthüllungsjournalist: Günter Wallraff

1960er Jahre 3. Das literarische 1968: „Tod der Literatur“? im Laufe der 60er Jahre engagierte sich Literatur immer stärker sozial – die Frage war, welche Rolle spielt die Literatur – hat sie als bürgerliche Kunst abgedankt, oder lässt sie sich nicht funktionalisieren? Enzensberger sagte: die Autoren müssen mit dem Bewusstseinswandel des Lesers arbeiten (ist nicht für den Tod der Literatur) 4. Neue Subjektivität: Das Jahrzehnt nach den 60ern brachte eine Desillusionierung – also eine „neue Innerlichkeit“ (= das literarische Geschehen auf Selbsterfahrung, autobiographische Tendenz der Literatur) 5. Individuum und Geschichte: Väterliteratur = wird oft vorgeworfen, der Gesellschaft den Rücken zu kehren – es waren autobiographisch gefärbte Bücher der jüngeren Generation – nicht die Idylle von Verwandtschaftsverhältnissen 6. Sprach und Ideologiekritik Die Poesie setzte sich sehr wohl mit der Politik auseinander (Erich Fried mit seinen Vietnamgedichten)

1960er Jahre Zweite Frauenbewegung – Frauenliteratur die Frauenbewegung, die durch die Nazis zum Erliegen gekommen war, erstand also wieder auf (1969 kam es zur politischen Formation) machten sich stark für Gleichberechtigung, Abtreibung und Gehälter. Der umstrittene Begriff „Frauenliteratur“ tritt auf (die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Situation der Frau) a) Frauenforschung etablierte sich, verschaffte den Frauen, die durch den Literaturkanon gefallen waren, Geltung.

Ingeborg Bachmann a) Lyrik der 60er Jahre Bachmanns Schaffen lässt sich in 2 Perioden einteilen. Erhielt in den 70ern den Preis der Gruppe 47 den Preis für ihr Werk: die gestundete Zeit. In den 60ern versiegte B. lyrische Produktion – denn B. war gegen die atomare Aufrüstung und Frauen durften zwar schreiben, jedoch keine politische Meinung haben. b) Todesarten Projekt: B. wollte in ihrem Projekt Todesarten die verschiedenen Morde im Alltag aufzeigen – geschildert wurde weibliches Leiden (die Zeitgenossen waren gegen diese) Todesartenprojekt ist Textprozess, ein Verweben von Texten und außerdem ein Prozess, der der Gesellschaft gemacht wird, gegenüber tagtäglich ausgeübter Gewalt. c)Rezeption 1. zeitgenössische negative Rezeption und die 2. sehr positive: Frauen, die von ihren Männern verraten werden. In den 70er und 80er Jahren fand diese 2. Rezeption statt.

Der Fall Franza a)„Opfer“ Frau: F. ist Opfer, weil sie todkrank ist Klassische Symptome der Hysterie waren Sprachstörungen und unvollständige Sätze (dies zeigt sich im Schreiben B. wider) Der Fall Franza könnte als freudsche Deutung gelesen werden. Aber Franzas Krankheit rührt nicht nur vom Unbewussten her – sondern vor allem von ihrem Mann her, der sie verschwinden lassen will b) Zeichen und Bedeutung Der Roman arbeitet stets mit Zeichen (zb. Telegramm)

Undine geht (1961) ist eine Ich-Erzählunhg und erhebt den Anspruch eine autonome Stimme zu sein, sie ist ein Wasserwesen, das den Männern die Liebe bringt aber sie ist auch der Untergang des Wassers, dass sie den Männern bringt (die Welle). Die Kritik an diesem Mythos: Aneignung dieses Mythos - Aspekte: 1. die Kunstfigur der Undine erhält eine eigene Stimme 2. sie kann als Replik auf die kulturgeschichtliche Tradition gesehen werden ‐ sie enthüllt sich als Liebesverrat. Bachmanns Undine wurde v.a. durch die Undine von Friedrich de la Motte Fouqué vertreten. Undine wird verstoßen und übt Rache, sie erscheint als ungezogenes Geisterfräulein, dass sich entwickelt, sie ist ein Sehnsuchtsbild einer unzivilisierten Natur. Auch Hans Christian Andersen hat dieses Element der Undine in seiner kleinen Meerjungfrau aufgegriffen. Der Name Hans, den Undine den Männern allgemein gibt, leitet sich her von dem Ritter Hans von Wittenstein, der so bei Giraudoux heißt. Er vertritt den Typus des Menschenmannes (Zitat G.) Inntertextuell antwortet "Undine geht" von Bachmann als ein Einspruch und gleichzeitig Widerspruch. Zitat Fouqué: einen schön geschmückten Ritter, der Undine eine menschliche Seele geben soll„ eine Seele aber kann unseres gleichen aber nur bei Bachmann sind die Menschen Ungeheuer und Montsren 3. Bachmanns Text affirmiert die vorausgegangenen romantischen Konzepte, da Undine selbstständig ist (=antibürgerliches Plädoyer, sie ist die vorzivilisatorische Lockung) diese Undine entspricht aber einem Gegensatz: männlich ist zivilisiert. weiblich:emotional... Undines Protest geht gegen den Männergeist (der sehr traurig ist und zu keinem Brauch bestimmt ist) sie sagt: denk, du siehst zwar das andere aber.. dieser Anspruch ist jedoch utopisch, denn Sie beansprucht eine Fusion von männlichen und weiblichen Merkmalen.

1970er Jahre

1980er Jahre

Krankheit oder Moderne Frauen 80er Jahre das ökologische Jahrzehnt: = es entstand ein Bewusstsein für die globale Umweltverschmutzung ‐ Eklat Tschernobyl. grüne Parteien Neoliberalismus die Ära der Ministerpäs. Thatcher (UK) u Reagon (USA). Im Westen entstanden rechtsradikale Strömungen. Haider und Waldheimaffäre. no future = geschichtliche Stagnation und Aussichtslosigkeit, keine Jobs etc. posthistoire ist eine These und bedeutet wörtlich übersetzt: Nachgeschichte und besagt, dass nur noch Informationen gesammelt werden, nichts neues passiert Postmodernismus: jeder kann glauben was er will, keine gemeinsamen Übereinkünfte in den Gesellschaften über Fortschritt... was in der Moderne noch Klage ist, wird in der Postmoderne klar dargelegt, dass es sich immer schon um vorher erfundene und produzierte Kunst handelt, also es wird kein Anspruch an Originalität gestellt, es wird kopiert und montiert.

1. Lyrik - Ökologie und Geschichte: zu Kirschs Erdreich: Titel: es geht um mehr als den Humus, sondern der menschliche Kontrast zur utopischen Atmosphäre. die Raupe ist sowohl Tier, als auch Planierfahrzeug. Der Kuckuck gibt die Lebenszeit an, die gebackenen Beete schildern die beeinträchtigte Natur. Der Garten des Vaters ist biblisch gemeint und zeigt das Paradies Eden, der Engel erscheint hier als Schädlingsbekämpfer. 27 Rosenstöcke deuten auf Attribute der Madonna hin und müssen gerettet werden ‐ wenn das Ungeziefer vergast wird, ist dies eine Anspielung auf den Holochaust. Celans Mandel‐Metapher im letzten Absatz weist auf diese Situation der Juden hin. Walter Benjamin sagt über den Engel: der Engel sieht eine einzige Katastrophe... =die Menschheitsgeschichte. Das was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm. Die Natur wird bei Kirsch immer im Verhältnis zur Geschichte gezeigt. Zu Dürs Grünbein: Was alles klar wird:

2. Dramatik - Heimat- und Vergangenheitskritik Der Theatermacher und Heldenplatz zeichnen sich aus durch in sich kreisende Sätze, zeigen die Dummheit der Menschen.

3. Epik - postmoderne Erzählungen Krankheit oder moderne Frauen a) Gattung: Sprache wird inszeniert und diese vor allem über die Frau, sowohl Text als auch Nebentext sind Diskursfragmente und Kunstzitate. Das Drama ist also nicht in die klassische Dramenanalyse einzuordnen. Grand Guidnol: Großes Kasperltheater, soll heißen, dieses Theater hat Schauerstücke in Paris aufgeführt. die Heidelandschaft ist eine Satire auf die Schauernatur. gothic sitcom: 1. Szene, 2. Teil , denn durch die Anweisung wird eine Art Sitcom inszeniert. Emely und Carmilla sind wie Goldengirls in Transilvanien. Außerdem unterhält sich Jelinek ironisch mit den Regisseuren Weibliches Doppelwesen wird inszeniert.

b) Figuren: Vampirismus Die Carmilla geht zurück auf Carmilla (erster Vampir in der Literatur) Emely kommt von dem Roman: Sturmhöhe und der Name Heidekliff ist übersetzt von Heathkliff sind also literarische Zitate. Die Frau zeigt sich durch Reproduktionstätigkeit (also putzen...) Die Metapher der Mutterschaft zeigt Jelinek durch den Gynstuhl. (Fesselmotiv) Die Mutter frisst außerdem die Kinder auf, sie saugt sie aus. Das Monster/Emely spottet der männlichen Natur Die Revolte der Frauen wird jedoch von den Männern niedergestürzt, der Pfahl zeigt den Tod.

c) Sprache: Intertextualität: Die Texte kommunizieren nur durch sich selbst miteinander und sind zeitlos. Die Zitate von Jelinek sind aus: Schillers: Das Lied von der Glocke (Der Samen will hinaus aus seinem Häuschen (Jelninek)/Der Mann muss hinaus ins Leben und drinnen waltete die züchtige Hausfrau(Schiller) Rene Descartes: Cogito ergo sum = Ich bin krank daher bin ich (Carmilla), da sie eine Krankheit braucht um sich existierend zu fühlen. Bachmanns: Das Buch Franza (feministische Literaturwissenschaft) Franza endet mit der Vergewaltigungsszene, Jelinek karikiert hier die Rolle des Psychiaters und dass sich Emely des Diskurses durch plötzliches Verschwinden entzieht. Jelinks Texte könnten also nur vorgegebene Diskurse zerhacken und entstellen. Aber Jelinek macht nicht beliebig alles wertlos, aber sie richten sich als Satire, auch gegen diese Entwertung ‐ dies ist also kein postmoderner Effekt. Der postmoderne Effekt besteht im ironischen und dem gleichzeitigen Lachen des Rezipienten, das durch das komische Moment im Stück hervorgerufen wird.

Deutschsprachige Literatur in der Schweiz nach 1945 Vom Experiment zur Identitätssuche

DADA Entstanden unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges; In Zürich (1916-18) gründeten H.Ball, R.Huelsenbeck, T.Tzara, H.Arp u.a. das Cabaret Voltaire - aus Protest gegen ästhetische Wertmaßstäbe des (Bildungs)bürgertums provokative Antiprogramme mit Geräuschkonzerten, Lautgedichten, literarischen Montagen; Zersetzung und Neuzusammensetzung der Sprache

Konkrete Poesie ordnet die Textelemente nach visuellen und/oder semantischen Gesichtspunkten an, die die kreative Mitarbeit des Rezipienten fordern. Inspiration: Dada Eine Nebenform; akustische Dichtung Eugen Gomringer als Theoretiker: Konstellationen, Kurt Marti; Wiener Gruppe, E.Jandl, H.Heissenbüttel, Friederike Mayröcker, F.Mon.

Spezifika der deutschsprachigen Literatur aus der Schweiz Sprachliche Problematik: Deutsch als eine der vier Amtssprachen und zugleich Fremdsprache Thematische Problematik: fragliche Neutralität der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, Motiv der Identitätssuche, Schuldfrage (Andorra, Biedermann und die Brandstifter, Der Besuch der alten Dame)

Friedrich Dürrenmatt: Poetik Konolfingen (bei Bern) 1921-Neuenburg 1990; Studium der Philosophie und Theologie Thema: Frage der Schuld Bevorzugte die Komödie als »die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen« Dramen, Kriminalromane und Hörspiele; seine Helden haben keine Illusionen über die Veränderbarkeit der Welt

Friedrich Dürrenmatt: Werk Dramen: Der Besuch der alten Dame, 1956-Claire Zachanassian als Rachegöttin; Die Physiker, 1962-Aufopferung für eine verlorene Welt; Achterloo, 1983-historische Allegorie: Walensa als Hus, Jaruzelski als Napoleon Kriminalromane: Infragestellung der Täter/Opfer-Rollen: Der Richter und sein Henker, 1952-Kampf gegen das Böse mit ungerechten Mitteln; Der Verdacht, 1953

Max Frisch: Poetik Zürich 1911-1991; ursprünglich Architekt. Seine Dramen sind vielfältig in der Form (Farce, Moritat, Komödie) und behandeln oft gleichnishaft die jüngste Vergangenheit. In seinen Romanen geht er der Frage der Schuld und der Identität nach

Max Frisch: Werk Dramen: Herr Biedermann und die Brandstifter,1958-Typus des Mitläufers; Andorra,1961-Manipulierbarkeit einer Gesellschaft am Beispiel des Antisemitismus Romane: Identitätsfrage: Stiller, 1954-Neuanfang?; Homo faber, 1957-Mythos X Logik; Mein Name sei Gantenbein, 1964-poetologisch; Die Spätwerke - Erzählung Montauk, 1975; Der Mensch erscheint im Holozän,1979: Alters- u. Todesbewusstsein.

Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter (1958) Genre und Aufbau: Burleske, Lehrstück Burleske meint, eine derbe Komödie mit kritischen und karikativen Zügen. Das Anspruchsvolle mit dem Menschlichen führt zum Komischen. Der Typus des Protagonisten ist eine Art Karikatur Der Chor erinnert an den Chor der Antigone.

Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter (1958) Die Handlung – die überdeterminierte Vorausdeutung schwebt ab der ersten Szene mit (beim Anzünden der Zigarette Biedermanns), dazu kommt es zur immerwährenden Vorausdeutung. Darüberhinaus, gibt es im Stück keine Wendung und einen geradlinigen Verlauf – der Klimax besitzt 0 Finalspannung. Biedermann „dissimuliert“, da er vortäuscht, er erkennt die Brandstifter nicht. Er leugnet die Tatbestände stets. Er wirkt sogar noch mit, sein Haus in eine Zündkapsel zu verwandeln.

Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter (1958) Deutungen 1. Antifaschismus: Max Frischs Auseinandersetzung mit dem NS – dies zeigt sich aus dem Tagebuch aus 1948, das als frühe Burleske gesehen werden kann. Biedermann verschließt also die Augen vor dem Offensichtlichen und hilft somit, den Massenmord zu gewährleisten. 2. Antikommunismus: Warnung der kommunistischen Unterwanderung (heute weitverbreitete Rezeptionsart) Dies stellt eine Gegenthese zu 1. dar und bezieht sich auf den kalten Krieg. Max Frischs Stück könnte sich auf den gegenwärtigen stalinistischen Staat beziehen. Der Unterschied zwischen 1 und 2 ist: dass der NS von einer angeblich naturgegebenen Ungleichheit ausgeht, der Kommunismus hingegen von einer ungerechten Verteilung zwischen arm und reich ausgeht. Der Dr. Phil. Distanziert sich erst im letzten Moment von der komm. Unterwanderung – und mit dem Dr. Phil ist der Zuseher gemeint. Lehrstück ohne Lehre – hat zum Brechtschen Lehrstück Bezug. Die heutige Lesart: Frisch warnt uns vor kommunistischer Unterwanderung (so in 29 der BRD) in der DDR jedoch wurde es als Antifaschismus-Kritik gesehen. Wieso kommt es zu diesen 2 Lesarten? Frisch sagt, die beiden Figuren sind eigentlich Verkörperungen von Angst und destruktiven Tendenzen. 3. Tiefenpsychologie Die Antwort auf diese Frage und somit 3. Lesart bietet die Tiefenpsychologie: Hier wird Biedermann als Schuldiger gesehen und die beiden Figuren verkörpern seine Angst, sein Verdrängen, seine Aggression. Eine weitere Möglichkeit sieht der freudianische Ödipuskomplex vor: Schwächen der Argumentation von Vonmatz: die Lesart bezieht sich nur auf Männer. Diese Interpretation nimmt jedoch dem Stück die Schärfe. Die Unprägnanz macht das Stück zur idealen Nachkriegsliteratur, denn statt politischer Analyse wird zeitgenössische Verdrängung gezeigt.

Peter Bichsel * Luzern 1935; Prosaautor und Journalist; schlichte Erzählungen: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen (1964): karikierende Geschichten aus dem kleinbürgerlichen Alltag; Kindergeschichten (1969), Irgendwo anderswo (1986); Kolumnen: Im Gegenteil (1990), Gegen unseren Briefträger kann man nichts machen (1995)

Peter Bichsel * Luzern 1935; Prosaautor und Journalist; schlichte Erzählungen: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen (1964): karikierende Geschichten aus dem kleinbürgerlichen Alltag; Kindergeschichten (1969), Irgendwo anderswo (1986); Kolumnen: Im Gegenteil (1990), Gegen unseren Briefträger kann man nichts machen (1995)

Paul Nizon *Bern 1929, lebt seit 1977 als freier Schriftsteller in Paris; variiert die Themen der inneren Freiheit und der Selbstfindung: Romane Canto (1963), Untertauchen. Protokoll einer Riese (1972), Das Jahr der Liebe, (1981); Erzählungen: Im Hause enden die Geschichten (1971-expressionistischer Umgang mit dem Raum), Im Bauch des Wals. Caprichos (1989), Hund. Beichte am Mittag (1998).

Adolf Muschg *Zollikon 1934; Prosaautor, Dramatiker, Essayist u. Literaturhistoriker; Themen: Entfremdung, Sprachlosigkeit, Schuld. Romane: Im Sommer des Hasen: Japanroman (1965); Albissers Grund: psychoanal. Krimi (1974); Der rote Ritter. Eine Geschichte von Parzivâl (1993); auch Ironie u. schwarzer Humor: O mein Heimatland! 150 Versuche mit dem berühmten Schweizer Echo, 1998.

Markus Werner *Eschlikon 1944; seine Werke zeichnen sich durch bittere Ironie aus; variiert den Typus des Antihelden, der den Ausbruch aus der Wohlstandsgesellschaft nicht schafft; Romane: Zündels Abgang (1984): verschollener Lehrer; Die kalte Schulter: tragische Liebesgeschichte (1989); Bis bald (1992); Festland: Bekenntnisse eines Stiefvaters (1996)