Veränderungen im kindlichen Interessenhorizont

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 Präsentation transkript:

Veränderungen im kindlichen Interessenhorizont Outdoor im Trend? Naturerlebnis, Wandern, Spazieren, Gärtnern, … Natur im Gegentrend Veränderungen im kindlichen Interessenhorizont natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Verlagerung der Wirklichkeit Die Erweiterung unseres Lebensraumes um elektronische Bild- und Tonwelten durch neue mediale Inszenierungen hat vor den Kindern nicht halt gemacht. Das belegen die eigens in Begleitung dieses Prozesses durchgeführten KIM-Studien. In den letzten Jahren haben sich nicht nur die digitalisierten Kanäle zum Verlassen des eigenen räumlichen Umfelds vervielfacht, sondern jeder von ihnen gewinnt auch immer mehr an Bedeutung im kindlichen Alltag. Das gilt für das Internet ebenso wie für Computer-, Konsolen- und Onlinespiele sowie die Handy-Smartphone-Expansion und spiegelt sich insbesondere in den Daten intensiver Interessen und Nutzung wider. KIM-Studien: Stationen einer rasanten Entwicklung Im Rahmen von bundesweit repräsentativen Studien dokumentiert der „Medienpädagogische Forschungs-verbund Südwest“ seit 1999 das Medienverhalten der Kindergeneration in Deutschland. Persönlich und zu Hause werden im Abstand von zwei Jahren jeweils rund 1.200 deutschsprechende Schulkinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren befragt. Ergänzende Fragen gehen auch an die jeweiligen Haupterzieher. Der Fragenkatalog bleibt über die Jahre so weit wie möglich unverändert - bis auf notwendige Anpassungen an die Medienentwicklung. Der ständige Wechsel sich selbst übertrumpfender Gerätschaften erschwert die Darstellung homogener Zeitreihen. Das gilt indes nicht für die wenigen, eher beiläufigen Naturfragen. Sie können zwangsläufig nur sehr pauschal ausfallen, sind aber schon deshalb wertvoll, weil sie nicht so umweltmoralisch vorbelastet sind wie in reinen Naturstudien. natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Das Interesse an Natur nimmt ab Dass mit der Expansion der digitalen die alte analoge Wirklichkeit an Boden verliert, liegt nahe. Davon ist auch das unmittelbare Verhältnis zur Natur betroffen. Bei Kindern setzt diese Verschiebung immerhin relativ spät ein, sie blieben der Natur im Gegensatz zu den Erwachsenen in den 00er Jahren noch erstaunlich treu. Zur Situation in der Erwachsenenwelt siehe „Outdoor im Trend?“ in der Rubrik „Trend Natur“ natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

„Draußen“ verliert an Attraktivität Auch wenn „Draußen spielen“ nicht automatisch heißt, dass dabei auch die Natur im Spiel ist: Der Gegentrend von der äußeren zur artifiziellen Welt setzt auch in diesem Punkt um das Jahr 2010 ein. Aus der KIM-Studie geht hervor, dass Medieninteresse und -nutzung um diese Zeit besonders auffällig zunehmen. Ein Zufall? natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Jungen kommen mit weniger Natur aus Das Verhältnis zur Natur war und ist abhängig vom Geschlecht . Dasselbe gilt aber auch für alle Arten elektronischer Gadgets bis auf Handys. Bei Jungen nimmt das ohnehin geringere Interesse an Natur relativ früh ab, dafür liegen sie bei Computer-, Konsolen- und Internetspielen mit Abstand vorn. Aber auch draußen reizt sie nach wie vor das Abenteuer. Mädchen haben sich nur vorübergehend so nachdrücklich von der Natur ablenken lassen. natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Tiere wichtig für die kindliche Psyche Schon in Kinderbüchern dominieren Tiere. In Natur- und Disney-Filmen spielen sie Haupt-rollen. Verplüscht füllen sie Kinderzimmer. Zwei Drittel der Kinder besitzen Haustiere. Tiere kann man einfach begreifen. Man kann mit ihnen reden, sich um sie kümmern und Gefühle zu ihnen entwickeln. Vier Fünftel der jungen Haustierbesitzer lassen sich von ihnen trösten. Ebenfalls um 2010 herum verliert diese entwicklungspsychologisch so wichtige Beziehung plötzlich an Gewicht: Mehr zum Thema im Kinderbarometer auf www.natursoziologie.de/NS/alltagsreport-natur/kinderreport-natur.html natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Sinnliche Naturkontakte ersetzbar? Man kauft sie um der Kinder willen: Hunde, Katzen, Kaninchen. Besucher-bauernhöfe profitieren maßgeblich von ihren Streicheltieren. Seit 2010 scheint Streicheln nicht mehr so angesagt. Etwa weil man jetzt sein Smartphone streicheln kann? natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Enge Bindungen leiden am meisten Wenn es um Gefühle geht, liegen Mädchen meistens vorn. Wenn es um Tiere geht, auch. Aber gerade bei denen, die ein besonders enges Verhältnis zu Tieren für sich in Anspruch nehmen, macht sich der Trend zur schleichenden Naturentfremdung 2010 besonders bemerkbar, mit statistischen Verlusten um 10% bei Jungen und 20% bei Mädchen. Was geschah 2010? natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

Verdrängen soziale Netzwerke Natur aus dem Blickfeld? Gegenläufige Entwicklungen müssen nicht ursächlich zusammenhängen Bleibt noch nachzutragen, dass Natur nicht nur mit den Jahren, sondern auch mit den Jahrgängen zunehmend aus dem Blickfeld gerät. So wie die Faszination für die digitale Welt mit dem Alter stark zunimmt, nimmt die Bindung an die Natur gleichermaßen ab. Auch wenn diese auffällig antiparallele Entwicklung auf einen ursächlichen Zusammenhang hindeutet, steht dem entgegen, dass sich junge Menschen auch schon in der vorelektro-nischen Zeit auf ihrem Weg über die Pubertät zum Erwachsenendasein von der Natur abgewendet und anderen Dingen, allem voran ihrem sozialen Umfeld zugewendet haben. Verdrängen soziale Netzwerke Natur aus dem Blickfeld? Neu ist dagegen, dass sich dieser Prozess nunmehr auch mit den Kalender-jahren zu verstärken scheint und gerade in dem Zeitraum einen Negativschub erfährt, wo die elektronischen Versuchungen bei den Kindern Wirkung zeigen. Schaut man genauer hin, so haben dabei weniger die Cyber-Spiele als die allge-meine Internet- und Handy-Nutzung zugelegt. Das legt die Vermutung nahe, dass die elektronisch-sozialen Netzwerke hierbei eine besondere Rolle spielen. natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015

natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015 Digitale Irreführung? Unabhängig von derlei Ursachen-Spekulationen drängt sich die Frage auf, ob es uns egal sein kann, dass die junge Generation mehr und mehr aus dem, was wir früher für die einzige Wirklichkeit gehalten haben, in digital geschaffene Welten abdriftet. Denn da ohnehin artifiziell, kann man darin beliebige, im Zweifelsfall auch irreführende Kunstszenarien entwerfen. Reale Natur abgehängt? Davon bleibt auch die Natur nicht verschont. Manchmal hat man den Eindruck, dass ihre aufgeschönten Medienvarianten heute schon das kindliche Naturbild prägen - mit dem Ergebnis, dass man die Natur vor Ort zu meiden beginnt, weil sie dem nicht gerecht wird, sondern anstrengend und langweilig ist. natursoziologie.de Rainer Brämer 3/2015