Opioidkonsum und Substitutionsbehandlung in der EU

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 Präsentation transkript:

Opioidkonsum und Substitutionsbehandlung in der EU QZ der Substitutionsambulanzen in Bayern Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel Krystallia Karachaliou, MSc Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht München, 19.03.2009

Gliederung Opioide: Herkunft & Sicherstellungen Opioide: Prävalenzschätzungen Opioidkonsumenten: Behandlung Substitutionsbehandlung in Europa Substitutionsbehandlung in Deutschland

Opioide Herkunft & Sicherstellungen Afghanistan, Südostasien, teilw. Europa (Lettland, Litauen) 2007: Anstieg der Produktion um 34% Jahresproduktion: 733t Einfuhr über „Balkanroute“ und „nördliche Route“ Sicherstellungen EU 2006: 19,4t (v.a. UK): 48 200 Sicherstellungen Reinheit/Preis: Weißes Heroin: 45-70% (Preis: 27-110 €/g) Braunes Heroin: 10-43% (Preis: 14,5-110 €/g: meistens: 30-45 €/g) Quelle: EBDD, 2008.

„Balkanroute“ und „nördliche Route“

Ende des Abwärtstrends (?) Anstieg der drogeninduzierten Todesfälle Anstieg der Sicherstellungen Neue Behandlungsnachfragen Veränderung der Inzidenz? Erhöhte Opiumherstellung? Pharmazeutische Opioide (für nichttherapeu-tische Zwecke, z.B. in CZ, EE, FR, AU, FI)

Opioide: Prävalenzschätzungen Problematischer Opioidkonsum 12-Monats Prävalenzschätzungen (je 1.000 Einwohner, 15-64-jährige) Quelle: EBDD, 2008.

Opioide: Prävalenzschätzungen Injizierender Opioidkonsum Prävalenzschätzungen (je 1.000 Einwohner, 15-64-jährige) Quelle: EBDD, 2008.

Opioide: Prävalenzschätzungen Injizierender Opioidkonsum Prävalenzschätzungen (je 1.000 Einwohner, 15-64-jährige) Quelle: EBDD, 2008.

Opioide: Prävalenzschätzungen Insgesamt: Ungenaue Datenlage Durchschnittlich: 4-5 Fälle/1.000 Einwohner mit probl. Opioidkonsum  1,3 bis 1,7 Mio. probl. Opioidkonsumenten 1-5 Fälle/1.000 Einwohner injizierenden Opioidkonsums; teils große Länderunterschiede Anteil junger injizierender Konsumenten variiert stark 80% aller tödlichen Überdosierungen gehen auf Opioid-konsum zurück Jährlich 7.000 bis 8.000 drogeninduzierte Todesfälle in Europa Quelle: EBDD, 2008.

Opioidkonsumenten: Behandlung 2006: 387.000 Behandlungsnachfragen, davon 47% Primärdroge Heroin (11-13% Sekundärdroge Heroin) Behandlungsnachfrage Heroin 2002: 108.100 (Erstmalig behandelte Patienten: 33.000) 2006: 138.500 (Erstmalig behandelte Patienten: 41.000) Injizierender Drogenkonsum (IDU) Anteil unter: Opioidpatienten in Behandlung 2006: 43% (ESP, FR, NL: unter 25% - BG, CZ, RO, FN über 80%) Erstpatienten 2006: 40% Gesamt (9 Länder Studie): 63% Quelle: EBDD, 2008.

Anteil der jungen und neuen (<2y) injizierenden Konsu- menten in Stichproben injizierender Drogenkonsumenten

Opioidkonsumenten: Behandlung Anteil der injizierenden Drogenkonsumenten an Opioid-Erstpatienten (13 Länder) Quelle: EBDD, 2008.

Behandlung: „Typischer“ Patient Im Mittel: 32 Jahre alt (Frauen sind 1-2 Jahre jünger; auch jünger in neuen MS, IRE, AU, GR, FI ) Verhältnis Männer zu Frauen: 3:1 (in FR und Südeuropa höherer Männeranteil) Niedrige Erwerbsquote, niedriges Bildungsniveau, teilw. psychiatrische Komorbidität Einstiegsalter: über 80% unter 26 Jahren Erstkonsum bis Erstbehandlung: 7 Jahre Quelle: EBDD, 2008.

Angebot und Erreichung Opioidkonsumenten: Behandlung Angebot und Erreichung Schätzungen: Ca. ein Drittel der probl. Opioidkonsumenten in SB Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Opioidkonsumenten in SB: 5% Slowakei 20-30% in FI, GR, NO 35-40% in CZ, MT, IT >50% in UK, DE, HR Verwendete Substanzen: Methadon Buprenorphin Quelle: EBDD, 2008.

Angebot und Erreichung (cont.) Opioidkonsumenten: Behandlung Angebot und Erreichung (cont.) Schätzungen: Ca. ein Drittel der probl. Opioidkonsumenten in SB Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Opioidkonsumenten in SB: 5% Slowakei 20-30% in FI, GR, NO 35-40% in CZ, MT, IT >50% in UK, DE, HR Verwendete Substanzen: Methadon Buprenorphin Quelle: EBDD, 2008.

Problematische Opioidkonsumenten mit Substitutionsbehandlung Substitutionsbehandlung in Europa Problematische Opioidkonsumenten mit Substitutionsbehandlung Quelle: EBDD, 2008.

Substitutionsbehandlung in Europa Ausweitung der pharmazeutischen Option 2006: Kombination Buprenorphin und Naloxon als Alternative zu Buprenorphin Pharmazeutisches Heroin (Diamorphin) für chronisch behandlungsresistente Opioidkonsumenten (NL, UK, [DE], DK) RIOTT in UK (randomisierte Studie über injizierbare Opioide), in der Diamorphin (inj.), Methadon (inj.) und Methadon (oral) verglichen werden Quelle: EBDD, 2008.

Substitutionsbehandlung in Europa Wirksamkeit – Qualität – Standards Effekte der Substitutionsbehandlung: Verbleib in der Behandlung, Reduktion des illegalen Opioidkonsums und injizierenden Drogenkonsums, Rückgang von Mortalität und Straftaten, Stabilisierung und Verbesserung des sozialen und gesundheitl. Zustandes Randomisierte, kontrollierte Studien und Beobachtungsstudien: Sowohl MMT als auch BMT können wirksam eingesetzt werden Aber: Buprenorphin scheint weniger wirksam als in angemessenen Dosen verabreichtes Methadon (Mattick et al. 2008, Cochrance Collaboration) Quelle: EBDD, 2008.

Buprenorphinbehandlung in der EU Quelle: EBDD, 2005.

Buprenorphinbehandlung in der EU (cont.) Anteile von mit Buprenorphin behan-delten Patienten an allen Substitu-ierten nach Ländern Anteile verschiedener medikamenten-gestützter Behandlungen in der EU Quelle: EBDD, 2005.

Buprenorphinbehandlung in der EU (cont.) In einigen Ländern (DK, EE, GR, SP, IT, FI, SE, NO) wird Buprenorphin vor allem (fast ausschließlich) in spezialisierten Einrichtungen ausgegeben In anderen Ländern (CZ, DE, FR, LUX) vor allem über (spezialisierte) Hausärzte In einer dritten Gruppe von Ländern (BE, LI, AU) ist keine eindeuti-ge Präferenz erkennbar Die Rolle der Hausärzte variiert zwischen den Staaten erheblich: Z.B. in DK, GR und SE spielen sie gar keine Rolle während sie z.B. in FR und CZ die wichtigsten Partner sind

Häufigkeiten und OR von mit der Injektion von Buprenorphin verbundenen Risiken Frankreich, Bezugszeitraum: Letzter Monat

Substitutionsbehandlung in Europa Wirksamkeit – Qualität – Standards Eine Reihe von Studien: Diamorphingestützte MT kann bei Patienten, die auf MMT nicht ansprechen, wirksam sein Verbesserung und Überarbeitung der Behandlungsleitlinien (z.B. DK, SCO & HR) v.a. um Abzweigung von Substitutionsmitteln auf den Schwarzmarkt zu vermeiden und Behandlungsqualität zu verbessern Auch UK Leitlinien wurden aktualisiert und spezielle Orientierungs-hilfen von NICE für Methadon, Buprenorphin, Naltrexon, Entgiftung und psychosoziale Behandlung veröffentlicht Quelle: EBDD, 2008.

Substitutionsbehandlung in Europa In Haftanstalten Entgiftung vorherrschende (teils einzige) Behandlungsmethode Theoretische Verfügbarkeit der SB, praktisch nicht angewendet 2008: praktischer Leitfaden der WHO und UNODC für SB in Haftanstalten Quelle: EBDD, 2008.

Substitutionsbehandlung in Deutschland Substitution seit Jahren Standardbehandlung Register des BfArM: 2007 6 626 (2006: 6 329) Ärzte zur Durchführung von Substitutionsbehandlungen registriert Stichtagserhebung des Substitutionsregisters: 01.07.2002: 46.000 01.07.2007: 68.800 Quelle: DBDD, 2008.

Substitutionsmittel in Deutschland Art und Anteil der an das Substitutionsregister gemeldeten Mittel Substitutionsmittel 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Methadon 72,1% 70,9% 68,3% 66,2% 64,1% 61,4% Levomethadon 16,2% 14,8% 15,0% 15,8% 17,2% 19,0% Buprenorphin 9,7% 12,9% 15,6% 18,0% 18,6% Dihydrocodein 1,7% 1,2% 0,9% 0,7% 0,6% 0,5% Codein 0,3% 0,2% 0,1% Diamorphin   0,4% Quelle: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2008; DBDD, 2008.