Spezielle Mundpflege kopf Björn Dartmann

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 Präsentation transkript:

Spezielle Mundpflege kopf Björn Dartmann Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv Mundpflege Mundhygiene: Alle Maßnahmen, die Zähne, Zahnfleisch, Zunge und Mundschleimhaut gesund erhalten Mundpflege ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Pflege, da der Mundraum den Eingangsbereich unseres Verdauungssystems darstellt. Wenn der Mund und die Schleimhäute nicht gepflegt sind, fühlt man sich nicht wohl. Mundpflege beugt Krankheiten vor und kann üblen Mundgeruch verhindern. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Je nach Pflegebedarf werden unterschieden: Allgemeine Mundpflege: Unterstützung bei den täglichen Maßnahmen der Mundhygiene, die der Patient sonst selbst ausführen würde, z.B. Zähne putzen, Zahnprothese reinigen und Mund ausspülen (evtl. mit Munddusche) Spezielle Mundpflege: Aufwendigere Mundpflege für Patienten, bei denen die allgemeine Mundpflege nicht ausreicht, um Erkrankungen vorzubeugen oder zu behandeln. Dies umfasst in der Regel die Soor- und Parotitisprophylaxe sowie je nach vorliegenden Erkrankungen der Mundhöhle weitere Pflegemaßnahmen. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Betroffener Personenkreis Die Indikationen für die spezielle Mundpflege sollte enger gestellt werden, da sie für den Patienten unangenehm ist. Eine spezielle Mundpflege ist z.B. notwendig bei: Unwirksamer Mundhygiene Verminderter oder fehlender Speichelproduktion durch reduzierte Kautätigkeit Trockener Mundschleimhaut bei Mundatmung, Sauerstoffverabreichung, ungenügende Flüssigkeitszufuhr oder Nahrungskarenz Zerstörung der physiologischen Mundflora durch Medikamente wie Antibiotika und Zytostatika Erkrankungen der Mundhöhle Schlechtem Allgemeinzustand. Bei diesen Patienten sollte die Mundhöhle mehrmals täglich auf wunde Stellen, Läsionen, Blutungen und Wirksamkeit der Pflegemaßnahmen inspiziert werden. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Grundsätze der Mundpflege Grundsätzlich gilt: Der Zustand der Mundhöhle muss vor und nach der Maßnahme überprüft werden. Die Mundpflege ist behutsam durchzuführen. Natürliche Getränke sind medizinischen Lösungen vorzuziehen Vorlieben und Abneigungen des Patienten sollten in Erfahrung gebracht werden Je verwirrter der Patient, desto eher sollten Materialien verwendet werden, die er kennt Aspirationsprophylaxe beachten Die Ziele sind: Erhaltung einer intakten Mundflora vorbeugende Maßnahmen gegen Veränderungen und Erkrankungen Wohlbefinden des Kranken steigern Beschwerdefreie Nahrungsaufnahme Freie Atmung Bessere Kommunikation Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv Maßnahmen Anregung der Kautätigkeit Regen den Speichelfluss an und fördern die Kautätigkeit. Jegliches Kauen führt zur Massage des Ausführungsganges der Ohrspeicheldrüse und sorgt so für eine feuchte Mundschleimhaut. Gerade bei Patienten mit medikamentenbedingter Mundtrockenheit oder Flüssigkeitseinschränkungen bzw. Flüssigkeitsdefiziten ist das Kauen von z.B. Kaugummi, Kaubonbons, Dörrobst, Brotrinde eine Alternative zur althergebrachten Mundpflege mit Kamillentee und Peanklemme. Bei Patienten mit Schluckstörungen kann ein Kausäckchen verwendet werden. Anregung des Speichelflusses Nach Möglichkeit sollte die Flüssigkeitszufuhr mindestens 1,5 Liter am Tag betragen. Das Trinken säuerlicher Flüssigkeiten (Orangensaft, Zitronenwasser oder Zitronentee), das Kauen und Riechen von Zitrusfrüchten und anderen säuerlichen Obstsorten wirkt speichelflussfördernd. Bewusstseinsbeeinträchtigte Patienten Watteträger mit Lieblingsspeisen und -getränken lutschen lassen, nicht nur im Sommer können dazu geeiste Watteträger verwendet werden. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv Befeuchtung der Mundschleimhaut Regelmäßiges Anbieten von verschiedenen Getränken, bei anhaltendem Durstgefühl oder Mundtrockenheit können Eiswürfel helfen. Bei Bedarf kann eine größere Menge in einer Thermoskanne bereitgestellt werden, evtl. mundgerechte Eiswürfel aus dem bevorzugten Getränk herstellen. Getränke immer in Griffnähe stellen, nach Möglichkeit vor jeder anderen Pflegemaßnahme anbieten. Bei bewusstseinsbeeinträchtigten oder immobilen Patienten können kleinste Flüssigkeitsmengen mittels Sprühfläschchen verabreicht werden, auch die Eingabe geringer Flüssigkeitsmengen per Pipette (2-5 ml) verursacht in der Regel kein Verschlucken. Die Verwendung von "künstlichen Speichel" oder "Lemonsticks" wird nicht von allen Patienten toleriert, inzwischen gibt es aber auch weitere geleeartige Zubereitungen aus der Apotheke, die den Mund über mehrere Stunden hinweg feucht halten sollen. Geschmeidige Lippen Für die Lippen werden anstelle von Pflegestiften bevorzugt fetthaltige Cremes verwendet, aber auch Margarine, Pflanzenöl oder Butter. Bei vorhandenen Rhagaden kann einfach etwas Honig untergemischt werden. Salben mit dem Wirkstoff Panthenol wirken wundheilungsfördernd. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv Material Ein Mundpflegeset besteht aus: Péan-Klemme oder Plastikklemme Kleine Kompressen oder Kugeltupfer in einem Behälter Becher mit Mundpflegelösung Nierenschale Lippenfett Zusätzlich evtl.: Holzspatel Taschenlampe Salben Zahnbürste Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Durchführung Patienten über Vorgehensweise informieren und zur Mithilfe auffordern Kleidung durch ein Handtuch schützen Mundhöhle mit Taschenlampe und Spatel inspizieren Beim bewusstseinsklaren Patienten vor der Mundpflege Zähne putzen Um Verletzungen der Mundschleimhaut und Zähne zu vermeiden, den Tupfer so in die Péan-Klemme einspannen, dass er die Greifbacken und die Spitze der Klemme umfasst Tupfer in die Mundpflegelösung tauchen und am Becherrand ausdrücken Patienten auffordern, den Mund zu öffnen Mundhöhle sorgfältig auswischen (Zähne, Wangeninnenfläche, Wangentaschen, harter Gaumen und Zunge, auch unter der Zunge) Immer von hinten nach vorne wischen, um einer Keimverschleppung vorzubeugen Weichen Gaumen (wenn überhaupt) zuletzt auswischen, da Brechreizgefahr besteht Bei jedem Wischvorgang frischen Tupfer verwenden Falls keine Aspirationsgefahr besteht, Mund ausspülen (lassen) Lippen mit Salbe/Fettstift eincremen Maßnahme und Beobachtungen dokumentieren Mundpflegeset täglich erneuern. Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Spezielle Pflegeprobleme Parotitis:Entzündung der Ohrspeicheldrüse Schwellung der Drüse Druckempfindlichkeit (vor und/ oder hinter dem Ohr) evtl. Eiterabfluss in die Mundhöhle Ohrläppchen steht ab Schmerzen beim Kauen Kieferklemme hervorgerufen durch Nahrungskarenz und erheblichen Flüssigkeitsmangel Pflegemaßnahmen: Förderung des Speichelfluses anregen der Kautätigkeit Mundhöhle feuchthalten betupfen des Drüsengangs in der Wangentasche evtl. Antibiotikagabe Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Soorinfektion: Infektion durch den Pilz Candida albicans befällt Mundschleimhaut und Zunge festhaftender, weißfleckiger Belag der mit dem Spatel abgekratzt werden kann Gefahr einer absteigenden Soorinfektion in der Speiseröhre oder in die Atemwege (Soorpneumonie) Ausgelöst durch: Störung des Gleichgewichts in der Mundflora begünstigt durch Mundtrockenheit bei geschwächtem Immunsystem (z.B. bei Chemotherapie) Pflegemaßnahmen: Einbringen eines lokalen Antimykotikum in die Mundhöhle nach dem Essen/Trinken 2-stündliche Mundpflege Entfernen des Belages bei jeder Mundpflege Mundhöhle feuchthalten prophylaktisch: Abwehrfunktion der Mundhöhle fördern und stärken, Zahnbürsten häufig austauschen Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Stomatitis: Mundschleimhautentzündung gerötete Schleimhaut geschwollene Zunge evtl. trockener Belag Zahnfleisch und Mundhöhle schmerzen Mundgeruch Patienten klagen über unangenehmen Geschmack im Mund Trockenheitsgefühl Bildung von Aften (Schwämmchen) Pflegemaßnahmen: Mundspülungen mit desinfizierenden Lösungen Mundhöhle feuchthalten Zahnhygiene vitaminreiche Kost evtl. Lokalanästhetikum Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Pflege- problem Pflegeziel Pflegemaßnahmen Trockener Mund Feuchte Mundschleimhaut Ausreichende Flüssigkeitszufuhr Mundspülung mit Wasser oder Tee nach Wunsch Auswischen der Mundhöhle mit geeigneten Lösungen (z.B. Kamille- oder Salbeitee) oder Zitrone-Glycerin-Sticks Einsatz von künstlichem Speichel (z.B. Glandosane®) Stimulation der Speichelproduktion Cave: chemische Mittel beeinflussen die Mundflora Erhöhung der Luftfeuchtigkeit mit Ultraschallvernebler Trockene Lippen, Rhagaden Geschmeidige Lippen Einfetten der Lippen mit Dexpanthenol-Salbe oder Fettstift Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv kopf Schleimhautbeläge Belagfreier Mund Bei Soor Abstrich auf Pilze und ggf. lokale Antimykotika Auswischen der Mundhöhle mit Kamille-Lsg., Salbeitee oder Wasserstoffperoxyd Borkige Zungenbeläge Borkenfreie Zunge Behandlung mit Fett, Dexpanthenol-Salbe oder Butter Aufweichen von hartnäckigen Borken mit Glycerin Zäher Speichel, Verminderte Speichelproduktion Anregung der Speichelproduktion Ausreichende Flüssigkeitszufuhr Salzhaltige Zahnpasta Massage der Ohr- und Kieferspeicheldrüse Mundspülung mit Zitronen- oder Traubensaft Stimulation über den Geruchssinn mit ätherischen Ölen (Pampelmusen-, Zitronen-, Orangenöl) Lutschen zerstoßener Eiswürfel mit wenigen Tropfen Zitrone Kauen von Kaugummi oder Brotrinde Schmerzen, Brennen im Mund Beschwerdefreiheit, Linderung der Schmerzen Meiden scharf gewürzter Nahrungsmittel Verabreichung von weicher oder pürierter Kost Kein Alkohol und Rauchen Gabe von anästhesierenden Lutschtabletten Läsionen von Schleimhaut, Zahnfleisch und Zunge Intakte Mundschleimhaut Bepinselung mit Myrrhetinktur Spülungen mit Kamille Björn Dartmann Herzzentrum Duisburg / Kardiologische Intensiv 07.04.2017

kopf Ende BJOERN.DARTMANN@EJK.DE