Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung: Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten („Vier B“) Gerhard Ziener, Pädagogisch- Theologisches.

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 Präsentation transkript:

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung: Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten („Vier B“) Gerhard Ziener, Pädagogisch- Theologisches Zentrum Stuttgart „Allen Kindern gerecht werden: alle Kinder je auf ihre Weise kompetent machen, und das in großen Klassen: Wie soll das gehen?!“

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Vorbemerkung:... viermal B

B wie Beobachten Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

B wie Beschreiben Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

B wie Bewerten Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

B wie Begleiten

B eobachten B eschreiben B ewerten B egleiten

Vier B? – Vier W! Wie... W ahrnehmen W ürdigen W ertschätzen W eiterhelfen

A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität B. Kompetenzorientiert unterrichten... C. Zwischenschritt: Vom Lernen zur Leistung D. Umgang mit Heterogenität und Vielfalt: Lehr-Lern-Arrangements Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Adler steigen keine Treppen… Vom methodischen Treppensteigen "Der Pädagoge hatte seine Methoden aufs Genaueste ausgearbeitet; er hatte - so sagte er - ganz wissenschaftlich die Treppe gebaut, die zu den verschiedenen Etagen des Wissens führt; mit vielen Versuchen hatte er die Höhe der Stufen ermittelt, um sie der normalen Leistungsfähigkeit kindlicher Beine anzupassen; da und dort hatte er einen Treppenabsatz zum Atemholen eingebaut und an einem bequemen Geländer konnten die Anfänger sich festhalten. Und wie er fluchte, dieser Pädagoge! Nicht etwa auf die Treppe, die ja offensichtlich mit Klugheit ersonnen und erbaut worden war, sondern auf die Kinder, die kein Gefühl für seine Fürsorge zu haben schienen. Er fluchte aus folgendem Grund: solange er dabei stand, um die methodische Nutzung dieser Treppe zu beobachten, wie Stufe um Stufe empor geschritten wurde, an den Absätzen ausgeruht und sich an dem Geländer festgehalten wurde, da lief alles ganz normal ab. Aber kaum war er für einen Augenblick nicht da: sofort herrschten Chaos und Katastrophe! Nur diejenigen, die von der Schule schon genügend autoritär geprägt waren, stiegen methodisch Stufe für Stufe, sich am Geländer festhaltend, auf dem Absatz verschnaufend, weiter die Treppe hoch - wie Schäferhunde, die ihr Leben lang darauf dressiert wurden, passiv ihrem Herrn zu gehorchen, und die es aufgegeben haben, ihrem Hunderhythmus zu folgen, der durch Dickichte bricht und Pfade überschreitet. Die Kinderhorde besann sich auf ihre Instinkte und fand ihre Bedürfnisse wieder: eines bezwang die Treppe genial auf allen Vieren; ein anderes nahm mit Schwung zwei Stufen auf einmal und ließ die Absätze aus; es gab sogar welche, die versuchten, rückwärts die Treppe hinaufzusteigen und die es darin wirklich zu einer gewissen Meisterschaft brachten. Die meisten aber fanden - und das ist ein nicht zu fassendes Paradoxon - dass die Treppe ihnen zu wenig Abenteuer und Reize bot. Sie rasten um das Haus, kletterten die Regenrinne hoch, stiegen über die Balustraden und erreichten das Dach in einer Rekordzeit, besser und schneller als über die so genannte methodische Treppe; einmal oben angelangt, rutschten sie das Treppengeländer runter... um den abenteuerlichen Aufstieg noch einmal zu wagen. Der Pädagoge macht Jagd auf die Personen, die sich weigern, die von ihm für normal gehaltenen Wege zu benutzen. Hat er sich wohl einmal gefragt; ob nicht zufällig seine Wissenschaft von der Treppe eine falsche Wissenschaft sein könnte, und ob es nicht schnellere und zuträglichere Wege gäbe, auf denen auch gehüpft und gesprungen werden könnte; ob es nicht, nach dem Bild Victor Hugos, eine Pädagogik für Adler geben könnte, die keine Treppen steigen, um nach oben zu kommen?" (aus: Célestine Freinet, Pädagogische Texte, Reinbek 1980, in: W. Wallrabenstein: Offene Schule - offener Unterricht. Hamburg 1991, S. 79/80)

Adler steigen keine Treppen… Celestine Freinet

A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität 1.Jeder Mensch ist ein Original oder ein In-Dividuum im Blick auf - seine Lernvoraussetzungen (kognitiv, psycho- sozial, Anstrengungsbereitschaft) - die unterschiedlichen Lerntypen (visuell, kognitiv, haptisch …) - seine Motivation Lernen (verstanden als den Erwerb von Fähigkeiten und Wissen, als Konstruktion von Sinn und Deutung von Wirklichkeit) kann immer nur das Subjekt Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

2. Individualität  Vielfalt / Pluralität  Heterogenität? Ausgangspunkt: Individualität der Lernenden Jede Lerngruppe konfrontieret uns mit Vielfalt (Diversität, Pluralität): von Lernausgangslagen – Vorwissen – Motivation soziokulturelle Voraussetzung – familiäre Hintergründe – Genderproblematik – Arbeitshaltung - … Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

2. Vielfalt oder Heterogenität? Wahrnehmungen und Bewertungen Ausgangspunkt: Individualität der Lernenden Vielfalt, Diversität, Pluralität 1. Frage: welche dieser Formen von Vielfalt ist Erwünscht – und welche ist erduldet, welche ist störend? 2. Frage: welches Lehr-Lern-Arrangement entspricht welcher Form von Vielfalt? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

3.a Vielfalt und Heterogenität: Wodurch entsteht bzw. wie äußern sich Vielfalt / Heterogenität Strukturelle Gesichtspunkte: Klassenteiler, Zusammensetzung von Lerngruppen Bildungsschichten Bildungsbiografien, Lernvoraussetzungen Prozess-Gesichtspunkte: Lern- und Arbeitshaltungen Lernphasen, Lerntempi Leistungsbereitschaft Sozialverhalten Disziplin Ergebnisorientierung: Uneinheitliche kognitive Erträge Unterschiedlicher Kompetenzerwerb Angemessene didaktische Konzepte! Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

3.b Vielfalt und Heterogenität: Zwischenschritt: Wahrnehmungsübung Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Filmbeispiel

3.c Vielfalt und Heterogenität:... und wie fühlen sich Vielfalt und Heterogenität für Sie an? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Stichwort ‚Vielfalt und Hetero- genität‘: Grünes Licht! Formen von Vielfalt, die mich inspirieren, die ich nutzen kann, die meinen Unterricht bereichern: ________________________ Stichwort ‚Vielfalt und Hetero- genität‘: Gelbes Warnlicht! Formen von Vielfalt, die mich irritieren, verunsichern, die ich vermindern will: ________________________ Stichwort ‚Vielfalt und Hetero- genität‘: Da sehe ich rot! Formen von Heterogenität, die mich an meine Grenze bringen, die ich nicht ertrage: ________________________ „ Ampelspiel“

4. Vielfalt oder Heterogenität? Wahrnehmungen und Bewertungen „Als die Unterrichtsarbeit besonders erschwerend werden von Lehrerinnen und Lehrern vor allem empfunden: Unterschiede in Hinsicht auf: die Anstrengungs- und Einordnungsbereitschaft („Motivation“, „Arbeitshaltungen“, „Disziplin“); das intellektuelle Leistungsvermögen („Begabung“, „kognitive Kompetenz“); den Stil und die Fähigkeiten beim Umgang mit anderen (sowohl MitschülerInnen als auch Erwachsenen – „Sozialverhalten“); den sozio-kulturellen Hintergund (sozial, ethnisch usw.)“ Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

4. Vielfalt oder Heterogenität? Wahrnehmungen und Bewertungen Spezifische Formen von Vielfalt / Heterogenität im Religionsunterricht - ergänzend zu den bereits genannten Faktoren: aus verschiedenen Klassen zusammengesetzte Lerngruppen; jahrgangsübergreifende Lerngruppen, auch über Standard- Zeiträume hinweg (z.B. HS Kl. 5-7); unterschiedlichste Formen und Grade der religiösen/konfessionellen Sozialisation; Zunahme von ‚vd-Kindern‘ im RU; Konfessionelle Kooperation“ Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

B. Kompetenzorientierter Unterricht nach Bildungsstandards: was hat das damit zu tun? 1. Perspektivenwechsel vom Input zum Output (von der Inhalts- zur Ergebnisorientierung); Kompetenzerwerb als Ziel gelingender Bildung 2. Der veränderte Lernbegriff und seine Auswirkungen auf das Lehren (Lernen heißt: Kompetenzerwerb Lehren heißt: kompetenzorientiert Unterrichten)

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung 1. Schritt: „Besinnen Sie sich bitte für die nächsten Minuten auf einen beliebigen Lehrinhalt und stellen Sie sich vor, Sie hätten diesen Inhalt zu unterrichten. Notieren Sie sich für Sie unverzichtbare inhaltliche Aspekte!“ 2. Schritt „Versetzen Sie sich bitte ans Ende der betreffenden Lernsequenz, nehmen Sie die Lernenden in den Blick und formulieren Sie Ihre Erwartungen an den Ertrag Ihres Bildungsangebotes!“ Vorschläge – zum Beispiel: Die Frühblüher* „Nach ______ Stunden zum Thema ____________ erwarte ich eigentlich, dass die Schülerinnen und Schüler … _______________________ _______________________ _______________________ _______________________“ Das Geheimnis der Primzahlen* Die Bergpredigt Jesu* * oder: Die Weimarer Republik, Marc Chagall, Das Dehnungs-h; Die Anomalie des Wassers …

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Sie haben soeben Ihre Erwartungen an der Ertrag von gelingenden Bildungsprozessen formuliert – und dabei drei Dinge in einem getan: Sie haben mit diesen beiden Schritten drei Dinge in einem getan: 1. Eine didaktische Reflexion in Kurzform: Sie haben aus Inhalten Ziele abgeleitet 2. Sie haben Ihr eigenes Bildungsverständnis expliziert 3. Sie haben Bildungsstandards in Form von Kompetenzen generiert. Ertrag: 1. Bildung setzt sich zusammen aus Kenntnissen – Fertigkeiten/Fähigkeiten – Einstellungen/Haltungen (= Kompetenzen) 2. Bildungsstandards formulieren Kompetenzen der Lernenden als Ertrag gelingender Bildungsangebote 3. Bildungsstandards sind schüler-, ergebnis- und prozessorientiert

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Rückfrage: 1. Haben wir das nicht schon immer so gemacht: Dass wir vom Kind ausgehend Lernziele formulieren und sie anstreben?

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Zum Beispiel: Die Schülerinnen und Schüler können... eigene Rechenwege vorstellen und mit anderen besprechen; = 1 = ?

Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung Zusammenfassung: 1. Bildungsstandards beschreiben, welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen die Lehrenden auf Seiten der Lernenden verbindlich anzustreben haben. 2. Bildungsstandards formulieren die anzustrebenden Lernzuwächse und –ergebnisse der Lernenden ; Ihnen als den Lehrenden stellt sich deshalb die Frage : „Wenn das die Ziele sind - welche Wege wollen Sie dafür beschreiten, gestalten, anbieten, inszenieren, begleiten? „(Unterrichtsplanung als Lernwege-Planung) 3. Daraus folgt für die Unterrichtsvorbereitung die Doppelfrage :

Vom Inhalt her gefragt: Wenn Sie einen bestimmten Sach- verhalt (Inhalt, Thema) unterrichten wollen: Was kann man an dieser Sache lernen und können (in welcher Weise wird man daran [religiös] kompetent)? Von den Bildungsstandards aus gefragt: Welcher Sachverhalt (Inhalt, Thema) könnte am besten geeignet sein, daran [religiös] kompetent zu werden? Verschränkung von Kompetenzen und Inhalten als 1. Schritt der Unterrichtsvorbereitung: Kompetenzorientierte Sachanalyse Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

2. Schritt der Unterrichtsvorbereitung: Die Prüffrage: „Was kann ein Kind, wenn es das kann?“ und: „Wie unterschiedlich oder wie gut kann man das können – wie entwickelt und stuft sich solches Können?“ Übung „Kompetenzexegese“ (Schülerorientierte Kompetenzanalyse) Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Beispielstandards: Die Schülerinnen und Schüler können mit Formeln rechnen und Formeln nach einer Variablen auflösen (Mathe, Kl. 9); können funktionale Zusammenhänge entdecken, beschreiben, darstellen und rechnen (Mathematik, Kl. 9); drücken eigene Vorstellungen von Gott aus (evRel., Kl. 2); können Werkstoffe unter Zufuhr von thermischer Energie verändern (MNT); kennen Grundlagen einer gesunden Lebensführung (WAG); können verständlich sprechen (Deutsch, KL. 6); 1. Schritt: Wählen Sie einen Bildungsstandard und beantworten Sie sich gegenseitig die Frage: „Was kann ein(e) Schüler(in), wenn er/sie über diese Kompetenz verfügt?“ („Was kann ein Kind, wenn es das kann?“) „Mindeststandard“:2. Schritt: Beantworten Sie die Frage: „Was (davon) können alle Kinder mindestens?“ Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Arbeitsphase: „Kompetenzexegese“ (Kompetenzanalyse)

Zwischenschritt: 1. Ergebnisse der Beschäftigung mit den Kompetenzbeschreibungen (=Bildungsstandards) 2. Ein Lösungsvorschlag: Kompetenzraster Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Grundformen des Kompetenzerwerbs I  geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich II: berichten, erzählen, erfragen, formulieren, so wird von den SchülerInnen erwartet (sich gegenstandsbezogen äußern; Reproduktion) Sachbezogen und situationsgerecht Sachverhalte (Beobachtungen, Gefühle, Einsichten …) formulieren; eine Redeweise (Sprachspiel) wiederholen bzw. nachahmen (dialogisch, adressatenbezogen reden; Rekonstruktion/Vernetzung) Eigene sprachliche Äußerungen in einen Dialog mit anderen bringen; reagieren, Redeweisen reflektieren und gestalten (empathisch kommunizieren; Transfer) Auch andere (fremde) sprachliche Redeweisen (Sprechweisen, Sprachspiele) wahrnehmen, reflektieren, probeweise übernehmen  geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich I: wissen, verstehen informiert sein über, so wird von den SchülerInnen erwartet (Reproduktion) Die im Unterricht erhaltenen bzw. bereits erarbeiteten Informationen in wesentlichen Grundzügen wiedergeben (wiederholen, reproduzieren) (Rekonstruktion/Vernetzung) Die im Unterricht u.U. auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhaltenen Informationen verknüpfen und Bezüge herstellen (Transfer/Perspektivübernahme) Informationen selbstständig reorganisieren / strukturieren und in einen veränderten Zusammenhang einordnen Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Grundformen des Kompetenzerwerbs II  geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich IV: reflektieren, beurteilen, positionieren, so wird von den SchülerInnen erwartet (Reproduktion) Bekannte Gesichtspunkte, die ein Urteil begründen, nennen und von widersprechenden unterscheiden; eigene Wahrnehmungen und Deutungen zu formulieren (Rekonstruktion/Vernetzung) Wahrnehmungen und Deutungen zu unterscheiden (eigene Positionen begründen, mit anderen vergleichen, abwägen, hinterfragen) (Transfer/Perspektivübernahme) Wahrnehmungen und Deutungen anderer probeweise einnehmen (auch wenn sie nicht den eigenen Wahrnehmungen/Deutungen entsprechen) Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

1. Unterscheidung von Leistungsniveaus und Leistungsspektren: „Mindeststandards Regelstandards Experten- standards Aufsteigendes Leistungsniveau Auf unterschiedliche Weise dasselbe können: Leistungsspektrum Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

2. Umgang mit Leistungsniveaus und Leistungsspektren: „Mindeststandards Regelstandards Experten- standards Aufsteigendes Leistungsniveau Auf unterschiedliche Weise dasselbe können: Leistungsspektrum (a) harmonisierend? (c) kooperierend? (b) differenzierend? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Zwei Zwischenbemerkungen: 1. „Menschen mit verschiedener Herkunft, Rasse, Kultur, Religion, Weltanschauung oder Fachkompetenz, mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht, Sinn für Humor, mit unterschiedlicher Arbeitshaltung, Lernmotivation und Auffassungsgabe leben und arbeiten zusammen am selben Arbeitsplatz, in Schulen, Betrieben, Unternehmen, Institutionen und Projektteams (Monica Gather Thurler, Diversity-Management). – Heterogenität ist nicht ein Problem, sondern eine Chance, eine Ressource, die es zu nutzen gilt.“ 2. „Die Idee, dass zwei Dutzend Leute gleichen Alters im gleichen Raum zur gleichen Zeit im gleichen Buch auf der gleichen Seite das Gleiche ‚lernen‘ und später zum gleichen Zeitpunkt zu den gleichen Fragen die gleichen Antworten geben sollen – das kann schon vom Ansatz her keine besonders gute Idee sein. Heute nicht. Und morgen noch weniger.“ Andreas Müller, Institut Beatenberg (CH) Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

D. Umgang mit Heterogenität und Vielfalt Vielfältige, offene Aufgaben, Lösungsvarianz Authentische Anforderungs- situationen Wechselseitiges Lehren und Lernen (WELL) Unterschiedliche Unterschiedliche Lerndesigns* Transparenz von Leistungserwartungen („Kompetenzexegese“)Kompetenzexegese Fördernder Unterricht statt Förder-Unterricht Think-pair-share Lernverträge Selbst-/Fremd- beobachtung Portfolio-Arbeit, Lernjournale usw.

D. Perspektiven auf den Alltagsunterricht: Wie viel Individualisierung ist möglich? 2 Vorbemerkungen: 1. Noch nie war es so einfach, mit einem Satz zu beschreiben, was ‚guten Unterricht‘ ausmacht und noch nie war es so offen, in welchen Formen, Arrangements, Impulsen... sich solcher ‚guter Unterricht‘ zeigt und entfaltet: Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Vom Bildungsplan zum Unterricht - Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung III. Kriterien für guten (=kompetenzorientierten) Unterricht „Gut ist jeder Unterricht, der den Lernenden Freiraum und Begleitung anbietet, eigene Kenntnisse (Einsichten), Fertigkeiten (Handlungsfähigkeit) und Einstellungen (Haltungen) - m.a.W.: Kompetenzen zu erwerben. Guter Unterricht macht Lernende kompetent.“

Vom Bildungsplan zum Unterricht - Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung III. Kriterien für guten (=kompetenzorientierten) Unterricht Woran erkennt man dann aber ‚kompetenzorientierten Unterricht? Vier Antwortversuche: an den angestrebten Bildungsstandards an den Unterrichtsformen an den überfachlichen Qualifikationen an den Inhalten.

Gerhard Ziener, ptz, Stuttgart 2011 Wer kompetenzorientiert unterrichtet, fragt nach die über den konkreten Lernanlass auf fächer- übergreifende Fähigkeiten verweisen die Lernenden helfen, die verbindlichen Stan-dards zu erreichen, lernförderlichen, schüler- und lebensweltorientierten Arrangements und Anforderungen, und so die Lernenden wissensbasiert sachkundig, handlungs- und reflexionsfähig machen. I. II. III. IV. Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Vom Bildungsplan zum Unterricht - Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung III. Kriterien für guten (=kompetenzorientierten) Unterricht: Vier Verdachtsmomente 3. Lebensbedeutsamkeit: Lernen in authentischen Lebenswelten

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Differenzierend und individualisierend unterrichten im Alltag 1. Sprache und Sprachpflege – Beobachtungsfragen: Die Lernenden können diskutieren und Streitgespräche führen; unterschiedliche Lösungsstrategien beschreiben und abwägen; die Wirkungsprinzipien von Verbrennungs- motoren erläutern; mit Menschen anderer Religionen... sprechen und ihre Einstellungen erfragen. Quantitativ: wie verteilen sich Gesprächsanteile auf die effektive Lernzeit? Erhalten SchülerInnen ausreichend Zeit, sich sprachlich auf ein Thema einzustellen? Gibt es freie / verein- barte Redezeiten für alle SchülerInnen? Kommen alle zu Gehör? Qualitativ: Wird ein Unterrichtsthema angesagt oder plausibel gemacht? Erhalten SchülerInnen Ermutigung, eigene Sprachfähigkeit zu entwickeln? Ist die Sprach ein Medium oder Unterrichtsprinzip und – gegenstand? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Bildungsstandards in der Praxis – Kompetenzorientiert unterrichten Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Meine sms: Liebe(r) ____________________ ! _________________ _________________ ________________ ___________________ ____________________ _____________________ _______________ _____________ _______________ _______________ ! Meine sms: Liebe(r) ____________________ ! _________________ _________________ ________________ ___________________ ____________________ _____________________ _______________ _____________ _______________ _______________ !

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Differenzierend und individualisierend unterrichten im Alltag 2. Arbeiten und entdecken – Beobachtungsfragen: Die Lernenden können das eigene Lebensumfeld verantwortlich mitgestalten; ein Experiment planen, durchführen und auswerten; Entwürfe erstellen, Pläne lesen und Produkte herstellen; Lösungsstrategien entwickeln und nutzen. Quantitativ: Wird ein Produkt ‚fertig gemacht‘ oder wird der Prozesscharakter reflektiert? Gibt es Zeit, Arbeitsformen und Methoden zu erlernen? Ist klar, was man können muss, um so zu arbeiten? Gibt es Zeit für ein Methodencurriculum? Qualitativ: Gibt es Aufgaben- stellungen mit echter Lösungsvarianz? Dürfen die SchülerInnen zeigen, dass sie das, was es zu können gilt, auf ihre Weise können? Werden Rezepte erteilt oder Lösungs- wege erarbeitet? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Gedicht-Partitur Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Differenzierend und individualisierend unterrichten im Alltag 3. Lebensbedeutsamkeit – Beobachtungsfragen: Die Lernenden können an der Standardsprache orientiert verständlich sprechen; sich einer fremden Person vorstellen; über eigenes soziales Engagement reflektieren und es dokumentieren;; Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht und zielorientiert nutzen. Quantitativ: In welcher Frequenz und mit welcher Absicht werden Medien einge- geben – wie viel Begeg- nung mit authentischen Lebenswelten finden statt? Wird genug Sorgfalt auf das Finden echter Anforderungssituatio- nen verwandt? Qualitativ: Wird ein Medium ‚benutzt‘ – oder ent- deckt, erschlossen, bewertet? Arbeiten außerschu- lische Lernorte dem schulischen Kompe- tenzerwerb zu? Findet Probehandeln statt, darf sich Gelern- tes auch in Real- situationen bewähren? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Zum Beispiel: Die Lernenden können... in Problemsituationen mögliche mathematische Fragestellungen und Zusammenhänge erfassen und diese in eigenen Worten formulieren; „Fermi-Aufgabe“: Auf einem 1 km langen Autobahnabschnitt hat sich ein Stau gebildet. Wie viele Menschen befinden sich in diesem Stau? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Differenzierend und individualisierend unterrichten im Alltag 4. Umgang mit Lernleistungen – Beobachtungsfragen: Die Lernenden können erzielte Ergebnisse evaluieren, ihren Arbeitsprozess reflektieren und Schlussfolgerungen für die weitere Arbeit ziehen; reflektieren und beschreiben, was sie dazu gelernt haben, und beurteilen, welche Techniken dafür hilfreich waren.. Quantitativ: In welcher Häufigkeit findet ein Austausch über Ziele, Erwartungen und Leistungen statt? Ist diagnostische Wahrnehmung didaktisch integriert? Finden Gespräche über Leistungen im Unterricht Platz? Qualitativ: Sind Rückmeldungen produkt- oder prozessorientiert? Werden Leistungen ‚abgerechnet‘ oder wertgeschätzt? Finden Eingangsdiag- nosen und Schlussevaluationen statt? Gibt es wechselseitige Feed-back-Kultur? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Ich kann mit eigenen Worten formulieren, wie die Menschen im Mittelalter gelebt, gelitten, gekämpft haben;... mit einem Satz erklären: Ich bin evangelisch / katholisch /..., weil die Einstellung eines Menschen im Kloster erfragen und seine Antworten dokumentieren;... über Lebensentscheidungen anderer Menschen reflektieren. Kann ich Bin ich mir unsicher Kann ich nicht ? Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Ich kann mit eigenen Worten formulieren, was im pädagogischen Sinn unter ‚Kompetenzen‘, ‚Standards‘, ‚Perspektivwechsel‘ zu verstehen ist;... eigene Lehrpraxis auf Kompetenzorientierung hin überprüfen;... Schülerinnen und Schüler motivieren und sie befähigen, Zusammenhänge herzustellen und Gelerntes zu nutzen;... Stufen des Kompetenzerwerbs beschreiben und didaktische Folgerungen ableiten. Kann ich Bin ich mir unsicherKann ich nicht ? Was ich eigentlich / stattdessen... gerne genauer wissen / besser können würde:.... Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Der Lernbegriff der Kompetenzorientierung Zusammenfassung: 1. Das Kind und seine vorhanden und zu entwickelnden Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Dispositionen im Mittelpunkt:

Bildungsstandards in der Praxis – Kompetenzorientiert unterrichten Gerhard Ziener, ptz Stuttgart Bildungsstandards ‚erfinden‘ nicht guten Unterricht, sondern müssen ihn stützen und seine Erträge feststellbar machen (Instrumentcharakter). Wir arbeiten mit einem Lernbegriff mit doppeltem Focus: Subjektbezug – in meinem Lernen und meinem Können bin ich nicht vertretbar. Es bin immer nur, der etwas können kann; ich kann das, was ich kann, immer nur auf meine Weise können. Und: Prozessbezug:

Der Lernbegriff der Kompetenzorientierung 3. Niemand kann alles, niemand kann nichts. Aber in meinem Können bin ich unvertretbar ( Subjekt- bezug). In meinen Lernwegen stehe ich niemals bei Null und niemals am Ziel ( Prozess charakter des Kompetenzerwerbs). Kurz: Du Lernender hast - wie jeder Mensch - ein Recht, kompetent(er) zu werden – aber immer in dem Wissen, dass Du als Person unendlich viel mehr bist als die Summe Deiner Kompetenzen.

Gerhard Ziener, ptz Stuttgart 2011 Vielen Dank! Lehren und Lernen im Focus der Kompetenzorientierung

Bildquellen Creative Commons by-nd Frank Jacobi Creative Commons by-sa Velo Steve