Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit STUBE-BW, Weil der Stadt, 15.03.08 Thomas Hirsch, Brot für die Welt t.hirsch@brot-fuer-die-welt.org 0711/ 2159-729
Inhalte (1) Globale Ernährungssituation (2) Landwirtschaft verursacht Klimawandel (3) Landwirtschaft leidet unter Klimawandel (4) Was ist zu tun (4) Forderungen
(1) Globale Ernährungssituation Drei Ebenen der Ernährungssicherheit Globale Ernährungssicherheit Nationale Ernährungssicherheit Ernährungssicherheit auf Haushaltsebene Hungertypologie UN-Millennium Projekt (2004) FAO – State of Food Insecurity (jährlich)
Globale Ernährungssituation „Hunger und Unterernährung“ hauptsächlich in ländlichen Gebieten Betroffen sind KleinbäuerInnen und andere marginalisierte Gruppen in: abgelegenen Regionen der Entwicklungsländer für Landwirtschaft ungünstigen Gebieten Politisch marginalisiert Fehlende Zugangsrechte Kein Zugang zu Märkten (physisch, ökonomisch) Keine Agrarberatung, keine Kredite etc. Hunger ist vorwiegend weiblich
Ursachen für Hunger auf dem Land Unzureichende Agrarpolitik (national, international) fehlende Land –und Agrarreformen Schlechter Zugang zu Märkten, Krediten und Agrarberatung Diskriminierung von Frauen Konflikte, Bürgerkriege Ldw. in ökologisch fragilen Gebieten Krankheit, Alter, HIV/AIDS Vernachlässigung ländlicher Entwicklung in der Entwicklungspolitik des Nordens
Landwirtschaft verursacht Klimawandel 17-32% Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen, v.a. in Form von Methan und Lachgas (N20) Ursachen u.a. : Steigender Einsatz synthetischer N-Dünger Zunehmende Nutztierhaltung Abbau organischer Masse im Boden Nassreisanbau Veränderte Landnutzung, bes. Entwaldung
Landwirtschaft und Klimawandel Potentiale der THG-Reduzierung u.a. : Vermeidung von Nacktbrachen durch Zwischenfruchtanbau etc. Angemessener Einsatz von N-Düngern Humusaufbau Verbessertes Wassermanagement im Reisanbau Andere Landnutzung, z.B. Agroforstsysteme Effizienzsteigerung bei der Herstellung von Düngemitteln Reduzierung des Fleischkonsums
Wichtige Klimaveränderungen Starke regionale Unterschiede Veränderte Niederschlagsmuster Wasser wird knapper, Trockenheit Zunehmende Wetterextreme Steigender Meeresspiegel (Versalzung, Überflutung) Weitere Veränderungen abhängig von weiterer Emissionsbelastung
Klimawandel und Hunger - Szenarien Szenario 1: Temperaturanstieg bis 1 Grad Celcius (derzeit 0,7) Noch keine gravierenden Hungerauswirkungen Szenario 2: Temperaturanstieg bis 2,5 Grad Zahl der Hungernden steigt um 45 bis 75 Millionen Szenario 3: Temperaturanstieg zwischen 2,5 und 3 Grad 65-75 Millionen Menschen extra von Hunger betroffen 2,4 bis 3,1 Mrd. von Wasserknappheit betroffen
Klimawandel & Hunger – Szenarien (2) Szenario 4: Temperaturanstieg von mehr als 3 Grad Ca. 3,3 bis 5.5 Mrd. Menschen leben in Regionen mit starken Verlusten an Pflanzenwuchspotential Ca. 85-125 Mio Menschen direkt betroffen Ganze Regionen werden aus der Produktion möglicherweise ausschieden (Australien ab ca. 4 Grad)
Globale Auswirkungen Wachsende Dürreregionen mit zunehmenden Starkregen Rückgang der Gletscher und Schmelzwasser 20 bis 30 % Artenverlust bereits bei + 2° C Sinkende Fischbestände durch steigende Wassertemperaturen Kleine Inselstaaten besonders betroffen (Landwirtschaft und Versalzung)
Auswirkungen von Temperaturerhöhungen in Afrika Mehr Dürrekatastrophen, mehr als 1 Mrd. betroffen Starke Niederschlagsänderungen Erratische Niederschlagsverteilung, besonders im Regenfeldbau kritisch Trink- und Bewässerungswasser wird knapp Anbaugebiete werden wechseln: Kaffee und Reisanbau
Worauf besonders zu achten ist Neben der globalen und nationalen Situation muss auch die Situation auf Haushaltsebene beachtet werden Wie sieht es bei besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen aus: - marginalisierte Kleinbauernfamilien - Nomaden und Viehzüchter - HIV-Haushalte - von Frauen geführte Haushalte; etc. Systematische Erfassung für jedes Land, welche Regionen und Familien wie betroffen sind, um Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln
Globale Konsequenzen Weltbevölkerung wächst und wird schwerer zu ernähren sein Wichtigste Ursachen: Konkurrenz Nahrung, Treibstoff, Futtermittel Rückgang von Agrarnutzflächen (Städte und Industrie wachsen, fruchtbare Küstengebiete sind bedroht) Rückgang von verfügbarem Wasser Agrarexporte der OECD-Staaten nehmen ab
Konsequenzen für Afrika Klimawandel bedroht nachhaltige Erfolge der Armutsbekämpfung 33 Prozent unterernährt, global 17 Prozent Ackerbauern, Fischer und Nomaden betroffen Regenfeldbau gefährdet Trockengebiete werden noch trockener
Konsequenzen für Afrika(2) Höhere Temperaturen führen zu mehr Krankheiten bei Tieren und die Zahl de Schädlinge nimmt zu; z.B. Rift-Valley-Fever Bauernfamilien haben kaum Wissen zum Klimawandel Mittel für den ländlichen Raum sind jetzt schon unzureichend
Konsequenzen für Afrika Politische Tendenz: Probleme, mit Anpassung zu beginnen Finanzielle Ressourcen Verursachungsproblem Mangelnde technische, wissenschaftliche Voraussetzungen Mangelnder politischer Wille Mittel für den ländlichen Raum sind jetzt schon unzureichend
Die Herausforderung zu handeln Nicholas Stern, ex-Weltbank- Ökonom: Klima-Änderung ist das größte und weitreichendste jemals gesehene Marktversagen Nichthandeln kommt der Welt weitaus teurer zu stehen als eine sofortige und entschlossene Bekämpfung des Klimawandels
Elemente der Klimaschutzpolitik Senkung von Treibhausgasemissionen Energieeffizienztechnologien und Erneuerbare Energien ausbauen Eine klimafreundliche Energiepolitik in Nord und Süd installieren Umstellung der Förderpolitik bei nationalen und multinationalen Institutionen
Herausforderungen für Entwicklungspolitik Sich einstellen auf Klimaveränderungen; Einbeziehung klimapolitischer Ziele in die Armutsbekämpfung; Integration von Anpassung und Katastrophenvorsorge in nationale und internationale Maßnahmen der Entwicklungspolitik Unterstützung für besonders Betroffene ausbauen Anpassungspolitik fördern: Beratung bezüglich neuer Anbauprodukte Neue Bewässerungstechniken
Prinzipien einer guten Klimapolitik Klimaeffektivität Unter 2° C bleiben D.h. 2015 Höchststand an Emissionen IL bis 2020 30-40- % Reduktion Weltweit bis 2050 50-85 % Reduktion Schwellenländer „fair share“ Jährlich 4 % Effizienz-Steigerung Equity (Klimagerechtigkeit) Neue Größenordnung der Finanzierung nötig Investitionsrelevanz (long, loud, and legal), damit Finanzmärkte reagieren Vermeidung gefährlichen Klimawandels
Aktionen von BfdW und DKH Advocacy + Lobbyarbeit Querschnittsaufgabe für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit Öffentliche Klimaaktionen Mitgliedschaft in der Klimaallianz Beratung von Partnern Spezielle Projektförderungen