Biopiraterie Die Jagd nach dem grünen Gold

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 Präsentation transkript:

Biopiraterie Die Jagd nach dem grünen Gold Dr. Christian Wagner BUKO Pharma-Kampagne BUKO Kampagne gegen Biopiraterie

BUKO Pharma-Kampagne BUKO = Bundeskoordination Internationalismus Pharma-Kampagne beobachtet seit 20 Jahren Geschäftspraktiken deutscher Pharma-Konzerne Ziel: Zugang zu notwendigen Arzneimitteln kein Verkauf unsinniger Arzneimittel

BUKO Kampagne gegen Biopiraterie seit 2002 Zusammenschluss von Organisationen und Einzelpersonen: BUKO Agrar-Koordination Aktion 3.Welt Saar, Umweltwerkstatt Verden Informationsstelle Lateinamerika Bonn u.v.a. Koordinierung in Hamburg

Biologische Vielfalt Was ist Biopiraterie? Beispiel Heilpflanzen Beispiel Nahrungsmittel Was tun?

Biologische Vielfalt „Biodiversität“ Größte Vielfalt an Pflanzen und Tieren in Lateinamerika, Afrika, Asien Bemühung um Erhalt motiviert durch Naturschutz „genetische Ressourcen“ Bedeutung für Züchtung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen (v.a. Getreide) Bedeutung für Pharma-Forschung: 3/4 aller Medikamente beruhen auf pflanzlichen Wirkstoffen

Was ist Biopiraterie? Aneignung genetischer Ressourcen in Form von - Pflanzen, Tieren etc. - Kenntnisse der Bevölkerung speziell Dritte Welt durch Firmen und Universitäten aus Industrieländern mit Hilfe von Patenten, Sortenschutz, Markenschutz (= geistige Eigentumsrechte) Sammlung von biologischem Material ohne „vorherige informierte Zustimmung“ und ohne „Vorteilsausgleichsregelung“  soziale, wirtschaftliche, politische und ethische Dimension

Biodiversität und Biopatente

Niembaum (1) „göttlicher Baum“ (Azadirachta indica) indischer Baum, bis zu 18 m hoch traditionelle Verwendung von Rinde, Blättern, Früchten und Blüten medizinische Eigenschaften bekannt seit 2000 Jahren : gegen Entzündungen, Fieber, Durchfall, Wunddesinfektion, Hauterkrankungen, Wurmbefall, zur Zahnpflege wichtiges Insektizid für Landwirtschaft

Niembaum (2) Weltweit seit 1985 etwa 90 Patente auf hauptsächlich USA, aber auch BRD 51 Patentanträge beim europäischen Patentamt (Stand Mai 2000) Klage erreicht Annullierung eines wichtigen Patents: alte Sanskritaufzeichnungen zeigen: keine neue Erfindung! FAZIT: - Patentierbar sind Erfindungen, nicht traditionelles Wissen! - Schutz des Wissens durch Dokumentation

Hoodia-Kaktus (1) Unterdrückt Hunger- und Durstgefühl (Hoodia gordonii) Unterdrückt Hunger- und Durstgefühl Von den südafrikanischen San traditionell bei tagelanger Jagd in Kalahari-Wüste verwendet 1996 Patentierung des Wirkstoffs durch CSIR (Südafrika) 1997 Lizenz an Phytopharma (Großbritannien) Verkauf für 21 Mio. US$ an Pfizer (USA)  Medikament gegen Fettleibigkeit „Die San gibt es nicht mehr“

Hoodia-Kaktus (2) 2001 Klage des South African San Council 2003 Einigung: Pfizer darf weiter forschen Lizenzzahlung an San Bei Vermarktung: Gewinnbeteiligung FAZIT: notwendig ist - Einverständniserklärung - Gewinnbeteiligung o.ä. Ausgleich

Cupuaçu (1) brasilianische Frucht, eng verwandt mit Kakao (Theobroma grandiflorum) brasilianische Frucht, eng verwandt mit Kakao traditionelles Nahrungsmittel im Amazonasgebiet Fruchtfleisch: Säfte, Cremes, Gelees, Backwerk Samen ölhaltig: „Cupulate“ ähnlich Schokolade Plan: Export von Cupuaçu-Gelee als alternatives Handelsprojekt

Cupuaçu (2) Seit 1999 Cupuaçu als Markenzeichen geschützt! (Ashai Co., Japan) Drohung mit Bußgeldern bei Verwendung des Namens Cupuaçu Behauptung: „kein Mensch in Brasilien nutzt Cupuaçu-Samen“ „Cupulate ist eine japanische Erfindung“ internationales Patent beantragt auf Herstellung von Fetten und Ölen aus Cupuaçu (auch gültig für Verwendung der Rohstoffe) Fazit: Biopiraterie schafft wirtschaftliche Ungerechtigkeit

Mais (1) In Mexiko seit 7000 Jahren kultiviert Enorme Sortenvielfalt (Zea mays) In Mexiko seit 7000 Jahren kultiviert Enorme Sortenvielfalt Anpassung an Standorte Unterschiedliche Eigenschaften Kollektive Züchtungsleistung Allgemeingut

Mais (2) 2000: Patentierung aller Maissorten mit höherem Ölgehalt Einspruch von Greenpeace, Misereor und mexikanischer Regierung 2003: Widerruf des Patents in Europa Fazit: - Missachtung kollektiver Züchtungsleistung - Missachtung bäuerlicher Rechte (z.B. Wiederaussaat) - Einschränkung der Ernährungssouveränität - verheerende Verlust an Sortenvielfalt

Traditionelles Wissen In Ländern des Südens, gekoppelt mit biologischer Vielfalt Oft kein Eigentumsbegriff, sondern freier Tausch Kollektives Eigentum Kostenfreie Nutzung von Heilpflanzen Kollektive Zuchtleistung für Nahrungspflanzen Patentschutz Industrieländer, kommerzielles Interesse Für neue Erfindungen Privateigentum Laufzeit min. 20 Jahre Kontrolle über alle kommerziellen Anwendungen Nutzern kann die Anwendung des Patentes verboten werden Festsetzung der Preise in beliebiger Höhe

Forderungen Bundesregierung: Kein Patent auf Leben (Gene, Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) Konzerne und Universitäten: Regeln für Forschung (PIC, ABS) Patentregelungen: - Respektierung und Schutz traditionellen Wissens - Respektierung bäuerlicher Rechte - Akzeptanz anderer Eigentumsformen, z.B. Gemeinschaftseigentum Alternativen: Nutzpflanzen-Pool als „Erbe der Menschheit“ -

Weitere Informationen www.biopiraterie.de www.keinpatent.de Vandana Shiva: Biopiraterie. Kolonialismus des 21. Jahrhunderts Unrast –Verlag, Münster 2002 Brot für die Welt (Hrsg.): Von Gen-Piraten und Patenten, Brandes und Apsel, Frankfurt a. M. 2000