300 Jahre Nachhaltigkeit 1713: Carlowitz: Vermeidung von „Holznot“ Rationelle Forstwirtschaft (Faustmann) Fortstwirtschaft und Naturschutz (Naturschutztag.

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 Präsentation transkript:

300 Jahre Nachhaltigkeit 1713: Carlowitz: Vermeidung von „Holznot“ Rationelle Forstwirtschaft (Faustmann) Fortstwirtschaft und Naturschutz (Naturschutztag 1923) Übernutzung in der Nazi-Zeit und „Wiederaufbau“ nach 1945 Angst vor dem „Waldsterben“ (1980er Jahre) Konflikt des 21. Jahrhunderts: ökologische Waldbewirtschaftung oder produktive Forst- qua Holzwirtschaft

Philosophischer Ansatz Konrad Ott Philosophischer Hintergrund: Kritische Theorie der Gesellschaft Ethische Rahmentheorie: Diskursethik (Ott 1997) Kern der Umweltethik: Argumentationsraum der Umweltethik (Ott 2010) Plattform: Konzeption starker Nachhaltigkeit (Ott & Döring 2008) Anwendungsfelder: Klimawandel, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Naturschutz u. a. Politikberatung: SRU (2000-2008), diverse Umwelt- und Sondergutachten

Argumente zugunsten starker Nachhaltigkeit Spezifische Eigenarten der Naturkapitalien: kollektive Güter, Multifunktionalität, Retinität, Komplementarität. Argument der kulturellen Bedeutsamkeit der Naturkapitalien (Ästhetik, Erholung, Heimat, Faszination, Spiritualität) Ungewissheit hinsichtlich zukünftiger Präferenzen und Nutzenfunktionen. (Unterargument der Umweltbildung) Optionserhalt als Form der Zukunftsverantwortung Konklusion: Es sollte eine Constant Natural Capital Rule angenommen werden. Diese lässt sich zu einem Regelwerk „starker“ Nachhaltigkeit entwickeln (Ott & Döring 2008)

Wälder als Naturkapitalien Wälder als lebendige Fonds Vielfältiger Nutzen lebendiger Fonds („ecosystem services“, „Waldfunktionen“) Kultiviertes Naturkapital: Wirtschaftswälder und Holzernten Immaterielle Wohlfahrtswirkungen: kulturelle Werte der Wälder Renaturierung als Investition in Naturkapital

Forschungsprojekt „Waldzukünfte“ Drei Szenarienpfade bis 2100 Entwicklungspfad 1 – „Weiter so, wir sind nicht schlecht!“: Der ausgleichende und moderierende Staat und die Kontinuität der Forstwirtschaft Entwicklungspfad 2 – Im Zeichen „starker“ Nachhaltigkeit: Der proaktiv regulierende Staat und der ökologische Waldumbau. Entwicklungspfad 3 – Vertrauen auf Marktkräfte: Der deregulierende Staat und die internationalen Holzmärkte (forest business)

Konzept des stark nachhaltigen integrativen Waldbaus: waldbaulche Grundsätze und Ziele (Ott & Egan-Krieger 2012) Priorität für die Lebensraumfunktion der Wälder Klimaresilienz, Anpassung an Klimawandel Arten- und strukturreiche Mischwälder als Leitbild („Waldumbau“) Anteil nutzungsfreier Wälder erhöhen („Waldwildnis“) Erholungsfunktion der Wälder ernstnehmen („Waldschönheit“) Anteil der Waldfläche erhöhen („Waldzuwachs“)

Eingriffsfreie Naturwälder (Nationalparke) Konzept: Multifunktionale Waldbewirtschaftung und Ausweisung von Vorrangflächen Eingriffsfreie Naturwälder (Nationalparke) Kleinflächige Schutzgebiete (Bannwälder) Pflegegebiete (seltene Waldtypen) Freizeitwälder Holzproduktionswälder, Agroforstsysteme

Nutzungskonflikte Interessen der Waldeigentümer an rentabler Holzproduktion Waldumbaukosten und Einkommensverluste von könnten durch Ausgleichszahlungen kompensiert werden („Honorierung ökologischer Dienstleistungen in Wäldern“). Sukzessiver Abbau von Holzvorräten bei gleichzeitigem ökologischen Waldumbau. Die Sicherung der Rohstoffversorgung ist in einem zukünftigen Zeitfenster (ca. 2050) durch Engpässe gefährdet. Ausweg: „Recycling“, „Kaskadennutzung“, „zertifizierte Importe“

Spezialfragen Reduktion der Wildbestände Rückkehr von Prädatoren Neue Grenzen zwischen Agrar- und Waldflächen (Niederwälder, Agroforstsysteme) Nutztiere im Wald: neue Hutewälder?

Waldeigentum Gewährleistung des Eigentums und Sozialpflichtigkeit seines Gebrauchs Grundsätzlich bleibt eine vielfältige Waldbesitzstruktur erhalten. Großer Waldbesitz steht in Affinität zu Holzproduktionswäldern. Förderung neuer Eigentumsformen („Bürgerwälder“, „Waldgenossenschaften“) Zukunft des „kleinen“ Privatwaldes?

Nationale Waldpolitik im internationalen Rahmen Beendigung des Imports illegal geschlagener Hölzer Waldpolitische Vorreiterrolle Deutschlands innerhalb der EU Hilfe bei der globalen Wiederaufforstung (etwa im Rahmen von REED und carbon sequestration) Aufforstung als Investition in Naturkapital und Carbon Dioxide Removal

300 Jahre Nachhaltigkeit Vergangenheit und Tradition: „Einrücken und Fortbilden“ Gegenwart und Herausforderung: „Was sollen wir tun?“ Zukunft und Verpflichtung: „Waldzukünfte und Zukunftswälder“ Danke für die Aufmerksamkeit!