Hunger auf der Erde – Tendenzen der Welternährung Dr Hunger auf der Erde – Tendenzen der Welternährung Dr. Stefan Schmitz Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Referat 314 Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Ernährungssicherung
1. Hunger, Mangel- und Fehlernährung weltweit
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Unterernährung global 870 Millionen Menschen hungern weltweit = Bevölkerung USA, EU +Kanada = jeder achte Mensch Quelle: FAO 2012
Regionale Trends der Hungernden Quelle: FAO 2012
Quelle: Welthungerindex 2012
Quelle: Welthungerindex 2012
Bevölkerungswachstum 2010-2050 Quelle: FAO 2012
Zunahme von Fehlernährung- auch in Entwicklungs- und Schwellenländer Quelle: FAO 2012
„Double Burden“: parallele Fehl- und Mangelernährung Quelle: FAO 2012
Parallele Kleinwüchsigkeit und Fettleibigkeit bei Kindern <5 Quelle: UNICEF 2012
Verteilung der Hungernden Quelle: Weltbank 2011
Nahrungsmittelpreise
Preisanstieg bisher…. Ungewöhnliche Preisspitzen Ende 2000er Jahre Ursachen? -> Spekulation beteiligt, aber nicht notwendigerweise ursächlich Quelle: FAO 2013
…und in Zukunft. Ungewöhnliche Preisspitzen Ende 2000er Jahre Ursachen? -> Spekulation beteiligt, aber nicht notwendigerweise ursächlich Quelle: Bread for the World Institute 2012
Preisänderungen lokal, Beispiel Sierra Leone 2011-12 Weltmarktpreise nicht einziger Grund für Kostensteigerungen Quelle: Welthungerindex 2012
Spekulation als Preistreiber? Begrenzte Spekulation prinzipiell sinnvoll und bewährt: Mittel zur Absicherung von Erzeugern und Abnehmern gegen Preisänderungen via Terminkontrakten (sog. Warenterminbörsen) In den letzten Jahren jedoch massive Steigerung der Spekulation, v.a. durch große Anlagefonds Meinungen in der Forschung zum Einfluss der massiven Spekulation gehen auseinander, jedoch scheint klar zu sein: Spekulation verstärkt kurzfristige Preisspitzen (d.h. Anstiege oder Verluste), scheint jedoch nicht Ursache für verstärkte Volatilität (d.h. Abweichung des Preises vom jährlichen Mittelwert) zu sein Gegenmaßnahhmen: begrenzte Regulierung (USA und EU): Zentrale Clearingstellen höhere Transparenz im nichtbörslichen Handel (OTC – over the counter) teilweise Integration in börslichen Handel Weitere Vorschläge: Positionslimits für nicht-kommerzielle Händler Dynamische Transaktions- oder Börsenumsatzsteuer (greift nur in Zeiten starker Preisanstiege) Schaffung globaler Abstimmungsmechanismen zur Beaufsichtigung von Finanzmärkten Verstärkte Wettbewerbsaufsicht zur Verhinderung marktbeherrschender Stellungen Quelle: Bass/Welthungerhilfe 2012 Quelle: v. Braun/Kalkuhl 2013
Auswirkungen auf arme Bevölkerung Egal, welche Ursachen: Preisanstiege treffen Arme am stärksten! Quelle: FAO 2012/WFP 2012
Angebot und Nachfragestruktur von Agrargütern
Weltweite Verwendung von Agrarprodukten 2008 The total area occupied by grazing is equivalent to 26% of the world land; the total agricultural area dedicated to feedcrop production is 33%. In all, livestock production accounts for 70% of agricultural land and 30% of land globally Quelle: Shellstudie, 2012
Verändertes Konsumverhalten weltweit Quelle: FAO 2012
Nachfrage nach Lebensmitteln - Anteile Quelle: FAO 2012
1/3 aller Nahrungsmittel gehen weltweit verloren oder werden verschwendet Quelle: ??? Quelle: FAO 2011
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Nahrungsmittelverluste Sub-Sahara Afrika Europa Quelle: FAO 2011
Verluste in verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette Quelle: FAO 2011
Landnutzung und Investitionen in Land
Flächennutzung weltweit Regional Distribution of Land Use and Land Cover Quelle: Alexandratos, N. & Bruinsna, J. (FAO) 2012
Flächennutzung und Bodenbedeckung in verschiedenen Regionen Regional Distribution of Land Use and Land Cover Quelle: FAO 2012
Globale Risiken der Ressourcennutzung Global distribution of risks associated with main agricultural systems Quelle: FAO 2012
Rückgang der Landwirtschaftsfläche pro Kopf Quelle: Alexandratos, N. & Bruinsna, J. (FAO) 2012
Großflächige Landinvestitionen – Anzahl der aktuellen „Land Deals“ Indonesien 7, 527,760 ha Malaysia 4,819,483 ha Indien 4,616,760 ha Brazil 3,871,824 ha Philippines 3,191,021 ha Sudan 3,123,430 ha Ethiopia 2,412,562 ha Madagascar 2,176,241 ha Mozambique 2,017,912 ha Argentinien 1,505,020 ha Quelle: Land Matrix 2013
Die 20 größten Investoren Art der Investoren Quelle: Land Matrix 2012
Ressourcenbedarf; Umwelt- und Klimawirkungen der Landwirtschaft
Wasser in der Landwirtschaft 70% des weltweiten Wasserverbrauchs Zunahme bewässerter Flächen um mehr als 100% seit 1961 - Wasser ist neben Boden die grundlegende Ressource in der Landwirtschaft - Landwirtschaft ist global der größte “Verbraucher” von Wasser, v.a. in EL (bis zu 90%, dagegen in Europa nur ca. 25%) Der überwiegende Anteil der globalen LW ist Regenfeldbau Jedoch ist Bewässerungslandwirtschaft in letzten Jahrzehnten stark gewachsen und wird dies weiter tun aufgrund der notwendigen Intensivierung der Landwirtschaft Quelle: UN WATER 2012
Wasserverschmutzung durch Nahrungsmittelerzeugung LW ist nicht nur größter Verbraucher, sondern auch wichtiger “Verschmutzer” von Wasserressourcen Beispiel: Schweinemist in Thailand, Vietnam and Guangdong (China) Quelle: FAO 2012
Dünger in der Landwirtschaft Quelle: Wageningen Univ / SEI 2010 Global: höherer Bedarf über die letzten Jahrzehnte, weitere Zunahme prognostiziert, v.a. in China, Indien und weiteres Asien In IL Rückgang des Düngereinsatzes Forscher sagen “Peak Phosphorus” voraus (e.g. 2035), nachdem die Produktion abnimmt aufgrund von zu hohen Kosten, um die verbleibenden, schwer zugänglichen Ressourcen zu extrahieren (ähnlich Peak-Oil); Hauptabbauländer sind Marokko und Westsahara, China, Südafrika, Jordanien und USA Quelle: FAO 2006
Bodendegradierung Boden neben Wasser wichtigste Ressource Desertifikation wird zum großen Teil vom Menschen verursacht durch: zu intensive Nutzung der Böden, falsche Bewässerung, gesteigerte Erosion durch Abholzung Auch Klimawandel trägt dazu bei Besonders gefährdet sind Trockengebiete Bereits ein Drittel der weltweiten Ackerflächen wurde in den letzten 40 Jahren aufgegeben Jedes Jahr gehen durch Erosion und falsche Nutzung, aber auch durch Straßen- und Häuserbau weitere 20 Millionen Hektar für die Landwirtschaft verloren. Das entspricht mehr als der halben Fläche Deutschlands Quelle: BMZ Basisbroschüre 2013
Für Film-Website bitte im Präsentationsmodus auf Bild klicken Berlin, 27. – 31. Oktober 2012
GHG-Emissionen durch Landwirtschaft Water and Wastewater LW und Forstwirtschaft zusammen für fast 1/3 der GHG-Emissionen verantwortlich, mehr als der komplette Energiesektor und doppelt soviel wie alle Autos und Flugzeuge zusammen Schwerpunkt der Emissionen ist in EL, v.a. Ostasien inkl. China und Südamerika inkl. Brasilien Beispiel Palmölanbau in Indonesien: Indonesien ist nach Brasilien der weltweit größte Emittent von Klimagasen durch Landnutzungsänderung. In manchen Teilen Indonesiens können über 50% der Abholzung und der damit verbundenen Klimagasemissionen auf den Anbau von Palmöl zurückgeführt werden. Durch die Umwandlung von besonders CO²-haltigen Torfmooren wurden 2005 allein in Indonesien 770 Megatonnen an Klimagasen freigesetzt wurden. Dies entsprach 37% der Gesamtemissionen Indonesiens oder ca. 3/4 der gesamten GHG-Emissionen Deutschlands in diesem Jahr. Quelle: IPCC 2007 Quelle: IPCC 2007
Methan-Emissionen durch Landwirtschaft V.a. durch Viehhaltung Quelle: FAO 2012
Bio-Landwirtschaft Global: geringe Verbreitung ökologischer Landwirtschaft (außerhalb der EU oft unter 1%) Quelle: FAO 2012
Auswirkungen des Klimawandels auf Ernteerträge V.a. durch Viehhaltung Quelle: FAO 2012
Landwirtschaftliche Produktionssysteme
Durchschnittliche Hofgrößen Quelle: FAO 2012 Quelle: BMZ, Basisbroschüre 2013
Beitrag von Kleinbauern zu Armutsreduktion - Beispiele Tansania Vietnam Quelle: FAO: The State of Food Insecurity 2012
Agrarhandel; Import und Export; Versorgungsrate
Importabhängigkeit Darstellung der Netto-Lebensmittel-Importe Hohe Importabhängigkeit kann sowohl ein Zeichen von hoher Entwicklung sein, da Wirtschaft nicht mehr agrarbasiert (EU) Als auch Zeichen von struktureller Unterentwicklung (e.g. Nord- und Sub-Sahara Afrika) Quelle: FAO 2012
Im- und Exporte (netto) in Entwicklungsländern 112 von 136 untersuchten EL sind Netto-Lebensmittel-Importeure (82%) Quelle: Valdes/Foster 2012
Exporte aus Entwicklungsländern Hauptanteile: Fisch, Getränke (incl. Kakao, Tee, Kaffee), Obst und Gemüse, pflanzliche Öle Fisch: fast 50% der weltweiten Versorgung aus Aquakulturen; diese wachsen besonders in EL stark Quelle: FAO 2012
Fleischproduktion, gesamt (in 1000 Tonnen) Quelle: FAO 2012
Fleischkonsum, pro Kopf (kg) Quelle: Le Monde Diplomatique: Fleischatlas 2013
Kalorische Versorgung pro Kopf Quelle: FAO 2012
Gebiete des Mangels “Food security exists when all people, at all times, have physical and economic access to sufficient, safe and nutritious food that meets their dietary needs and food preferences for an active and healthy life”. (World Food Summit, 1996) Quelle: FAO 2006
Weitere Folien - optional
China Ausgaben/Woche: $155.06 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
USA Ausgaben/Woche: $341.98 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Indien Ausgaben/Woche: $39.27 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Mali Ausgaben/Woche: $26.39 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Chad Flüchtlingslager Ausgaben/Woche: $1.23 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Deutschland Ausgaben/Woche: $500.07 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Japan Ausgaben/Woche: $317.25 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Ecuador Ausgaben/Woche: $31.55 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Kuwait Ausgaben/Woche: $221.45 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Grönland Ausgaben/Woche: $277.12 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Mongolei Ausgaben/Woche: $40.02 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007
Ägypten Ausgaben/Woche: $68.53 Quelle: Menzel/D´Aluisio 2007