Tristan-Dichtungen nach Gottfried von Straßburg

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 Präsentation transkript:

Tristan-Dichtungen nach Gottfried von Straßburg Die Fortsetzungen: Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg. Weitere Texte

Die Tristan-Fortsetzung Ulrichs von Türheim (s. VL; Bumke, Mäzene) Angehöriger eines schwäb. Ministerialengeschlechts, 1236 und 1244 urkundlich belegt. Gehört in einen lit. Zirkel in der Umgebung der staufischen Könige Heinrich (VII.) und Konrad der IV., zu dem auch adlige Autoren wie Konrad von Winterstetten (VL), vielleicht auch Rudolf von Ems und Gottfried von Neifen gehörten. Werke: Tristan-Fortsetzung, 1235/40 im Auftrag Konrads von Winterstetten; Fortsetzung des Willehalm, Wolframs von Eschenbach: ‚Rennewart‘, um 1243/44 (?); ‚Cligès‘ (Liebesroman, nur fragmentarisch erhalten, nach der frz. Vorlage Chrétiens von Troyes.

Die Tristan-Fortsetzung Ulrichs von Türheim: Überlieferung (s. VL; K Die Tristan-Fortsetzung Ulrichs von Türheim: Überlieferung (s. VL; K. Klein, ZfdA 135, 2006, S. 213-216) Vier elsässische bzw. mittelfränkische Handschriften ab etwa 1240-Mitte 14. Jh., stets auf Gottfrieds Roman folgend. In drei dieser Handschriften (Siglen: MBN) liegt ein deutlich kürzende Redaktion vor. In zwei weitere Handschriften ist die Episodendichtung ‚Tristan als Mönch‘ integriert (s. VL). Ulrichs Prolog ist in einer weiteren Handschrift erhalten, die Gottfrieds Roman-Fragment mit dem 2. Teil von Eilharts Roman zuende führt.

Übersicht über den Text Prolog: Klage über den Tod Gottfrieds. Eheschließung mit Ysôt von Arundele -> ‚Kühnes Wasser‘, Rückkehrepisoden: Tristan als Aussätziger, Knappe, Narr. Liebesepisode (Ehebrucksdreieck) des Herzogsohnes von Arundele, Kaedin. -> Verletzung Tristans durch einen vergifteten Speer. Weißes/schwarzes Segel Bestattung der Liebenden in zwei Marmorsärgen in einem Kloster, das Marke bauen lässt; Pflanzenwunder: Rose und Weinrebe. Schluss erscheint mehrfach gedoppelt; unklare Handlungsführung.

Die Tristan-Fortsetzung Heinrichs von Freiberg, um 1285/90 (s. VL) Autor wohl aus der sächs. Bergbaustadt Freiberg stammend. Bekannt durch Werke aus dem letzten Drittel des 13. Jh.s: Tristan-Fortsetzung; Legende vom hl. Kreuz; Lobgedicht auf den böhm. Ministerialen Johann von Michelsberg. Gehört in den weiteren Umkreis der Adelskultur um König Wenzel II. (den „Faulen“) von Böhmen. Gönner und Auftraggeber der Tristan-Fortsetzung: Reinmunt von Lichtenburg, böhm. Adliger ( s. Bumke, Mäzene, LV Abschnitt IX.). Böhmen als kulturelles/literarisches Zentrum ab Mitte/2. H. 13. Jh. hervortretend (Autoren wie: Reinmar von Zweter, Friedrich von Sonnenburg, der Tannhäuser, Bruder Wernher.

Prolog (1-84): ‚Wohin ist die Kunst entschwunden, die Meister Gottfried so meisterlich beherrscht hat? Stilistische Überbietung Gottfrieds im Prolog. Selbstaussage: hinsichtlich der Kunst erbelôs; ich tummer, künstelôser man, v. 46. Erzähleinsatz mit direkter Anknüpfung an Gottfrieds Fragmentschluss: Tristan in Arundele bei Kg. Lovelin, dessen Sohn Kaherdîn und dessen Tochter Isolde Weißhand (Blanschemanis, v. 97 u.ö.). Nû sule wir zu der rede kummen/ dâ si der meister hât verlân / der dises buoches êrste began (v. 108-10)

Gottfrieds Stil bei Heinrich von Freiberg Der trûrige Tristan dem trûren was geboren an und vil trûrens het gepflogen und trûrens was erzogen, gar trûric in gedanken saz: sîn leben er in herzen maz und bedâhte sîne nôt umb ietweder Isôt von Irland umb die bêle und umb die von Arundêle (v. 111-119)

Episodenreihe der Fortsetzung Nach der Eheschließung: Einladung an den Artushof – Initialkampf mit Gawân – Jagdausflug mit Einkehr bei Marke – Messerblock – Keies List. Tr. wieder am Hofe Markes: Entdeckung der Liebenden im Bett: Verurteilung, Kapellensprung, Rettung Isoldes vom Scheiterhaufen. Waldleben (Tr. kann die Grotte nicht mehr finden). Rückkehr nach Arundele, Kühnes Wasser. Jagdausflug Markes und Isoldes (s. Geißblattlai) – Schlafkissen der Kameline für Kaherdin. Liebschaft Kaherdins mit der Gattin des Nampotenis. Tödliche Verletzung Tristans durch einen Speer. Bestattung in Tintajoel; Moniage Markes; Pflanzenwunder: Rose und Weinrebe.

Umdeutung der Tristan-Isolden-Geschichte Neue Deutung der Liebe im Epilog: Menschliche Liebe, das zeigt die Tr.-Is.-Geschichte, ist vergänglich, bringt unermessliches Leid. Die Liebe Gottes zum Menschen ist unermesslich und führt zum ewigen Leben (gegenüber dem ewigen tôt der Tristan-Liebe). Radikale Neusicht aus der Perspektive des zu Ende erzählten Romans (anders: Müller, Strohschneider, LV 109; 111). Der Tristan-Roman wird so zum Teil eines Exempels von menschlicher und göttlicher Liebe.

Intertext des Epilogs: Konrads von Würzburg ‚Der Welt Lohn‘ Nû dar, ir werlde minner, sehet alle in disen spiegel her ... (v. 6847f.) Zitiert den Prolog von Konrads von Würzburg, ‚Der Welt Lohn‘ (um 1250/60), v. 1ff. Ir werlte minnaere, vernement disiu maere, wie einem riter gelanc, der nâch der werlte lône ranc beidiu spâte unde fruo. [...]. Erzählung vom Ritter Wirnt von Grafenberg und seiner Begegnung mit der Frau Welt, deren Vorderseite von schönster Pracht, deren Hinterseite von Verwesung und Gestank gezeichnet ist. (Text: reclam).

Die Doppelgesichtigkeit der Welt Neben Konrads von Würzburg Text ist die Welt-Thematik auch in der Kathedralplastik des ausgehenden 13./beginnenden 14. Jh.s präsent, vor allem im deutschen Südwesten: so etwa in Straßburg, Freiburg/Br., Basel: Der „Fürst der Welt“. Warnung vor der Verführungskraft der Welt, deren Rückseite von Verderben geprägt ist. Der „Welt“ vergleichbar hinsichtlich der Doppelgesichtigkeit ist die Liebe mit ihrer Doppelgesichtigkeit von Glück und Leid. Es folgen Bildzeugnisse.

„Fürst der Welt“ um 1300 Basel, Münster, Westfassade

„Fürst der Welt“, um 1280 Freiburg/Br., Münster, Vorhalle (Anordnung gestört).

Fürst der Welt und törichte Jungfrau Straßburg, Münster, Westportal, um 1270

Fürst der Welt (Detail) Straßburg, Münster, Westportal, um 1270

Heinrich von Freiberg: Quellen und Gestaltungsmuster Gestaltungsmuster: starke Prägung durch den Stil Gottfrieds und seiner Nachfolger im 13. Jahrhundert, bes. Konrad von Würzburg; Ansätze zum sog. Geblümten Stil (s. RLW -> Ornatus). Mehrfach deutliche, zitierende, z.T. ironische Bezüge zu Gottfrieds Roman. Quellen: vor allem Eilhart; z.T. Ulrich von Türheim; einzelne Szenen auch von Wolframs.‘Parzival‘ geprägt. Szenische „Dubletten“ zu Gottfrieds Roman: 2. Prozess; 2. Waldlebenepisode etc.

Ein niederfränkischer Tristan-Roman. (s. VL 6, 884f. : Niederfrk Ein niederfränkischer Tristan-Roman? (s. VL 6, 884f.: Niederfrk. Tristan) Überl.: 1 Einzelblatt, 3. H. 13. Jh. (Wien, ÖNB, Cod. ser. nov. 3968): 158vv. Der deutsche Text basiert direkt auf dem Tristan des Thomas, der z.T. wörtlich übersetzt wird (s. VL). Episode aus dem Schluss: Kampf zwischen Tristan und dem Zwerg Tristan, der Tristan nicht erkennt. Tödliche Wunde. Tr.s Bitte an Kaherdin, Isolde zu holen (Abbruch des Fragments). Frage: handelt es sich um das Fragment eines ganzen Romans? Oder um eine der Episodendichtungen (so Tomasek, in: Dr Tristan Gottfrieds von Straßburg. Symposion Santiago di Compostela, Tübingen 2002).

Eine dt. Übersetzung des frz. Prosa-Tristan (s. VL 9, 1995, Sp. 1060f 1 Doppelblatt, Papier, mit einer Federzeichnung. Derzeit Fürstlich Hohenzollernsch Hofbibliothek, Hs. 358. Text: K. Bartsch, in: Germania 17, 1872, S. 416-419. Einziges Zeugnis für die deutsche Rezeption des frz. Prosa-Tristans.