Medikamentengaben im Kindergarten und „Gesundheitsstempel“

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 Präsentation transkript:

Medikamentengaben im Kindergarten und „Gesundheitsstempel“ Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Medikamentengaben im Kindergarten Sicht der Kindergärten: Eltern erwarten, dass Erzieherinnen den Kindern Medikamente geben. Eltern geben Kinder aber auch Medikamente, welche nicht vom Arzt verordnet sind, sondern auf Eigeninitiative gegeben werden (over-the-counter-Medikamente, Homöopathika, Heilpraktikerverordnungen). Erzieherinnen tragen bei der Medikamentenvergabe die Verantwortung für die Dosierung, Verlust durch Bruch oder Verschütten, evtl. auch Reaktion des Kindes (Erbrechen auf Medikament). Medikamentengabe ist Zeit und Planung (welches Kind braucht wann wieviel von welchem Medikament). Medikamentengabe ist „fachfremd“ für Erzieherinnen und damit eigentlich nicht Teil des Berufsbildes. Aber: Medikamentengabe kann man auch als „Service“ sehen, also eine Rundherumbetreuung des Kindes zu gewährleisten (siehe Sonderkindergärten) Medikamente müssen trocken, teils gekühlt gelagert werden. Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Medikamentengaben im Kindergarten Sicht der Ärzte Medikamente sollten regelmäßig über einen definierten Zeitraum gegeben werden Eine „Selbsteinnahme“ durch das Kind ist nicht möglich Durch die zunehmende Ganztagsbetreuung ist eine medizinisch indizierte Medikamentengabe oft auch im Kindergarten nicht vermeidbar Für eine Medikamentengabe auf Wunsch der Eltern kann medizinisch keine Verantwortung übernommen werden – evtl. verfälscht die Gabe von Over-the-counter-Präparaten ohne ärztliche Rücksprache sogar die Heilungschancen Ziel in der Summe: Weniger Medikamentengabe während der Kindergartenzeit Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Medikamentengaben im Kindergarten Empfehlung (Vereinbarung?) Medikamente werden von Erzieherinnen nur gegeben, wenn eine Verordnung nach KiGa-Gesetz durch einen Kinder- und Jugendarzt vorliegt, in dringenden Fällen auch durch Vorlage einer Kopie des Rezeptes. Die morgendliche Medikamentengabe sollte durch die Eltern zu Hause erfolgen, ebenso eine eventuelle am Nachmittag Eine gesonderte Rezept-Verordnung für ein „Zweit“medikament im Kindergarten ist aus vertragsärztlichen Gründen nicht möglich – die entsprechende Dosis sollte von den Eltern an die Erzieherinnen mitgegeben werden Ausnahme sind Notfallmedikamente (z.B. Krampflösende Medikamente), diese dürfen durch Verordnung im Kindergarten gelagert werden. Mittel, die alleine von den Eltern „verordnet“ werden, dürfen im Kindergarten nicht verabreicht werden. Medikamente auf Initiative der Erzieherinnen (Globuli) sollten auch unterbleiben, Ausnahme: Medizinisch anerkannte Erste-Hilfe-Maßnahmen Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Gesundheitsstempel / Gesundschreibungen? Sicht der Kindergärten: Zuviele kranke Kinder werden in den Kindergarten geschickt und stecken andere Kinder an Dies erfolgt meist aus mangelndem Wissen der Eltern oder weil diese die Kinder nicht zu Hause betreuen können (Arbeit) Erzieherinnen können und sollen nicht beurteilen, wann ein Kind in den Kindergarten darf, wie lange es noch ansteckend ist usw. Entsprechende Empfehlungen der betreuenden Kinder- und Jugendärzte werden von den Eltern nicht oder falsch vermittelt Verständigungsprobleme bei Migrantenfamilien Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Gesundheitsstempel / Gesundschreibungen? Sicht der Ärzte Virale Erkrankungen, auch „Miniepidemien“ wie gehäufte Streptokokken (auch Scharlach-) Infekte gehören zum Kindergartenalltag und werden sich nie verhindern lassen Es können nicht alle kranken Kinder in der Arztpraxis untersucht werden: Eltern sollen die Erkrankung ihres Kindes auch bewusst selbst einschätzen lernen, Kapazitäten der betreuenden Praxen sind sowieso in Infektzeiten am Limit Eine Vorstellung eines Kindes beim Kinderarzt liegt immer im Ermessen der Eltern Eine Nachkontrolle jedes kranken Kindes, um es „gesund zu schreiben“, ist aus o.g. Gründen ebenfalls nicht umsetzbar. Eine Bescheinigung ist nicht Leistung der Krankenkassen und müsste privat bezahlt werden (ca. 5 Euro) Es gibt bereits klare Vorgaben durch das Infektionsschutzgesetz, welche Krankheiten wie lange infektiös sind, und welche durch eine Bescheinigung „gesundgeschrieben“ werden müssen. Wird Eltern genug geglaubt, dass ein Kind ausreichend gesund ist, um den Kindergarten zu besuchen? Es sollte mehr auf Prävention von Erkrankungen geachtet werden (hier vor allem Impfungen) – Abfragen bei Kindergartenaufnahme? Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Gesundheitsstempel / Gesundschreibungen? Empfehlung (Vereinbarung?) Offensichtlich kranke Kinder sollten zu Hause bleiben: Fiebernde Kinder, Eitrige (!) Bindehautentzündungen. Eltern erhalten beim Arztbesuch vom Arzt eine Einschätzung, ab wann das Kind wieder in den Kindergarten gehen kann, von allen Seiten muss das Vertrauen vorherrschen, das Eltern dies auch so umsetzen. Bei Verständigungsproblemen kann dies kurz handschriftlich festgehalten werden (Empfehlung auf Blanko-Rezept) Bei Unklarheiten kann eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, dies ist aber nur unter Ausschluß der Schweigepflicht möglich. Erzieherinnen sollten informiert sein über die Statuten des Infektionsschutzgesetzes, Notwendigkeiten von Attesten bei bestimmten Krankheitsbildern und Maßnahmen bei häufigen Problemen (Läuse) Medizinische Fortbildung der Erzieherinnen anstreben (zB über lokale Kinderärzte) Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Zusammenfassend: Weniger Medikamentengaben im Kindergarten = keine Medikamente aufdrängen lassen, die nicht vom Arzt verordnet wurden Gesundschreibungen sind grundsätzlich nicht möglich = mehr auf Eigenverantwortung der Eltern setzen + = Ärzte geben klare (schriftliche) Informationen = Fortbildung der Erzieherinnen Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012

Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Weitere Quellen: www.kinderaerzte-ludwigsburg.de/harney.htm (diese PowerPoint zum Download) Handreichung zum Infektionsschutzgesetz (Rhein-Neckar): http://www.rhein-neckar-kreis.de/servlet/PB/show/1876546/Handreichung%20zum%20Infektionsschutzgesetz.pdf Vorgehen bei Kopflausbefall in Gemeinschaftseinrichtungen: http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/show/1237362/ Wiederzulassung nach Infektionskrankheiten: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Wiederzulassung/Mbl__Wiederzulassung__schule.html Dr. Oliver Harney Kinder- und Jugendarzt Bietigheim-Bissingen Netzwerk Primärerziehung 4. Treffen 31.1.2012